Ijob 20

Die zweite Rede Zofars: 20,1-29

Ijobs unbegründeter Vorwurf: 20,1-3

1 Da antwortete Zofar von Naama und sprach:

2 Darum drängt mich meine Erregung zur Antwort /
 
und deswegen stürmt es in mir.

3 Schmähende Rüge muss ich hören, /
 
doch der Geist meiner Einsicht lässt mich entgegnen.

Das Schicksal des Frevlers: 20,4-29

4 Weißt du das nicht von Urzeit her, /
 
seit Gott Menschen auf die Erde gesetzt hat:

5 dass kurz nur währt der Frevler Jubel, /
 
einen Augenblick nur des Ruchlosen Freude?

6 Steigt auch sein Übermut zum Himmel /
 
und rührt sein Kopf bis ans Gewölk, 1

7 wie sein Kot vergeht er doch für immer; /
 
die ihn gesehen haben, werden fragen: Wo ist er?

8 Wie ein Traum verfliegt er /
 
und ist nicht mehr zu finden, /
 
wird weggescheucht wie ein Gesicht der Nacht. 2

9 Das Auge, das ihn sah, erblickt ihn nicht wieder, /
 
seine Stätte schaut ihn nie mehr.

10 Seine Söhne müssen bei Armen betteln, /
 
ihre Hände geben seine Habe zurück.

11 Strotzen von Jugendkraft auch seine Glieder, /
 
sie betten sich doch mit ihm in den Staub.

12 Schmeckt süß das Böse in seinem Mund, /
 
birgt er es unter seiner Zunge, 3

13 spart er es auf und will nicht von ihm lassen, /
 
hält er es auch tief in seinem Gaumen fest,

14 in seinem Innern verwandelt sich die Speise, /
 
sie wird in seinem Leib ihm zu Natterngift.

15 Das Gut, das er verschlungen hat, speit er aus; /
 
aus seinem Leib treibt Gott es heraus.

16 Das Gift von Nattern saugt er ein, /
 
es tötet ihn der Viper Zunge. 4

17 Nicht darf er Bäche von Öl schauen, /
 
nicht Flüsse, die von Milch und Honig fließen. 5

18 Zurückgeben muss er seinen Gewinn, /
 
genießen darf er ihn nicht, /
 
darf sich nicht freuen am ertauschten Gut. 6

19 Denn Arme schlug er nieder, ließ sie liegen, /
 
raubte das Haus, das er nicht gebaut. 7

20 Denn kein Genug kennt er in seinem Bauch, /
 
drum entkommt er nicht mit seinen Schätzen.

21 Nichts entgeht seinem Fraß, /
 
darum hält sein Glück auch nicht stand.

22 Trotz vollen Überflusses kommt er in Not, /
 
die ganze Wucht des Elends fällt ihn an. 8

23 Und so geschieht es: Um des Frevlers Bauch zu füllen, /
 
lässt Gott auf ihn die Gluten seines Zornes los, /
 
lässt auf ihn regnen seine Schläge.

24 Flieht er vor dem Eisenpanzer, /
 
durchbohrt ihn der Bogen aus Bronze.

25 In den Rücken fährt ihm Gottes Geschoss, /
 
ein Blitz in seine Galle. /
 
Schrecken gehen über ihn hin.

26 Nur finsteres Unheil ist für ihn aufbewahrt, /
 
Feuer, von niemand entfacht, verzehrt ihn, /
 
frisst noch den letzten Mann in seinem Zelt. 9

27 Der Himmel enthüllt seine Schuld, /
 
die Erde bäumt sich gegen ihn auf.

28 Die Flut wälzt sein Haus hinweg, /
 
Wasserströme am Tag seines Zorns. 10

29 Das ist des Frevlers Anteil von Gott, /
 
das Erbe, das Gott ihm zuspricht. 11

1 ℘ Ps 37,35
2 ℘ Ps 73,20
3 ℘ Spr 20,17; Sir 40,30
4 ℘ Dtn 32,33
5 von Öl: Text korr.
6 ℘ Ps 109,11
7 ℘ Ps 109,16
8 ℘ 21,17
9 ℘ 15,23.34
10 seines Zorns: des Zorns Gottes.
11 ℘ 27,13