bibel/Einheitsübersetztung_html/ot/Weish_1.html

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<title>Weish 1 &ndash; Das Buch der Weisheit &ndash; Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift (1980) [Quadro-Bibel 5.0]</title>
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<div id="navbar"><a href="../index.html">Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift (1980) [Quadro-Bibel 5.0]</a> &ndash; <b>Das Buch der Weisheit</b> &ndash; <b>1</b> <a href="Weish_2.html">2</a> <a href="Weish_3.html">3</a> ... <a href="Weish_19.html">19</a> </div><hr>
<h1>Weish 1</h1>
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<div class="biblehtmlcontent prolog">
Den Titel »Buch der Weisheit« trägt dieses Buch in der lateinischen Bibel; in der griechischen Bibel heißt es »Weisheit Salomos«. Das Buch stammt aus der jüdischen Diaspora in Ägypten, wahrscheinlich aus Alexandria, dem berühmten Zentrum hellenistischer Wissenschaft. Es ist das späteste Buch des Alten Testaments. Die Verfolgung gesetzestreuer Juden durch abgefallene Juden (Kap. 2) weist in die Zeit zwischen 80 und 30 v. Chr.; damals hatte auch die Weltmacht Rom den Juden ihre Gunst entzogen.<span class="br-p"><br><br></span>Der Verfasser ist stolz auf seine jüdische Religion und auf sein Volk; er ist aber auch hellenistisch gebildet und offen für die Schönheit der Natur (Kap. 13). Er versteht es, sich in seiner griechischen Muttersprache klar und genau auszudrücken. Die Bibel las er in der griechischen Übersetzung der Septuaginta. Philosophische Gedankengänge, wie sie die Griechen zu seiner Zeit kannten, waren ihm für seine Darstellung der Offenbarung des Alten Testaments hilfreich. Indem er in der Person des Königs Salomo spricht (vgl. 9,7), stellt er sich, wie der Verfasser von Spr 1 - 9 und wie Kohelet, in die Reihe der Weisheitslehrer Israels. Er nennt Salomo jedoch nicht mit Namen, wie er auch sonst keine Namen nennt, um die allgemein menschliche Geltung dieser Weisheit herauszuheben.<span class="br-p"><br><br></span>Der Verfasser wendet sich tröstend und mahnend an seine verfolgten Glaubensgenossen, aber auch drohend und warnend an ihre Verfolger, die abgefallenen Juden, und einladend und werbend an seine heidnische Umwelt, indem er die Offenbarungsreligion als Gabe der Weisheit darstellt.<span class="br-p"><br><br></span>Die herkömmliche Dreiteilung des Buches (Kap. 1 - 5; 6 - 9; 10 19) ist zwar inhaltlich berechtigt; der kunstvolle Aufbau ermöglicht aber eine genauere Abgrenzung der Teile:<span class="br-p"><br><br></span>Der erste Teil gliedert sich in sieben Abschnitte. Er beginnt und schließt mit einer Mahnrede (1,1-15 und 6,1-21); beide Mahnreden richten sich an die Herrscher der Erde, die aufgefordert werden, die Gerechtigkeit zu lieben (1,1-15) und die Weisheit zu suchen (6,1-21). Wie der erste und siebte, so entsprechen sich auch der zweite und sechste Abschnitt (1,16 - 2,24 und 4,20 - 5,23): Dem Triumph der Sünder über die Gerechten wird der Triumph der Gerechten über die Sünder gegenübergestellt. Die drei mittleren Abschnitte (3,1-12; 3,13 - 4,6; 4,7-19) versuchen mit dem Ausblick auf die Unsterblichkeit eine Lösung der Lebensrätsel, um die sich auch Ijob, Kohelet und Jesus Sirach bemühen.<span class="br-p"><br><br></span>Im zweiten Teil lassen sich ebenfalls sieben Abschnitte feststellen. Nach einer Einleitung (6,22-25) wird ausgeführt, dass auch der Weise ein sterblicher Mensch ist wie alle anderen (7,1-6). Er hat um Weisheit gebetet und sie als kostbarste Gabe erhalten (7,7-14). Er bittet Gott darum, gemäß der Weisheit denken und lehren zu können (7,15-21). Dann beschreibt er das Wesen der Weisheit in leuchtenden Farben (7,22 - 8,1). Er stellt die Weisheit als Lehrerin der Tugend vor (8,2-8). Die Weisheit wird ihm zur Lebensgefährtin (8,9-18).<span class="br-p"><br><br></span>Der dritte Teil (8,19 - 19,22) ist ein einziges großes Gebet Salomos. Er bittet Gott um die Weisheit (9,1-19). Dann betrachtet er das rettende Wirken der Weisheit an sieben Beispielen (10,1 - 11,4) und das strafende und rettende Eingreifen Gottes in sieben Gegenüberstellungen (11,5 - 19,22). Eingeschaltet sind zwei Abschnitte über die Art Gottes zu strafen (11,15 - 12,27) und über die Torheit des Götzendienstes (13,1 - 15,19). Die Auszugserzählungen des Buches Exodus schmückt der Verfasser nach Art der jüdischen Schrifterklärung und der griechischen Redekunst frei aus und übersteigert sie, um das Handeln Gottes eindrucksvoll darzustellen. Da er keinen Namen nennt, bekommen die biblischen Ereignisse, auf die er sich bezieht, eine weit reichende, umfassende Bedeutung.<span class="br-p"><br><br></span>Die Griechisch sprechenden Juden der Diaspora haben das Buch der Weisheit wie auch andere deuterokanonische Bücher gern gelesen. Von ihnen hat es die Kirche in ihren Kanon übernommen. Durch seine klare Lehre von der Unsterblichkeit, die erhabene Schau des göttlichen Wirkens im Zusammenklang von Allmacht, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit und durch die Aussagen über die aus Gottes Wesen hervorgehende und mit ihm aufs Innigste verbundene Weisheit (7,22 - 8,1) ist das Buch der krönende Abschluss der alttestamentlichen Weisheitsliteratur und führt bis an die Schwelle des Neuen Testaments heran. Paulus spielt öfter auf Texte dieses Buches an, vgl. besonders Röm 1,23-32; 11,33.<span class="br-p"><br><br></span>
</div>
<div class="biblehtmlcontent verses" id="verses">
<div class="v" id="v1"><h2>Aufforderung zu einem Leben nach der Weisheit: 1,1 - 6,21</h2><h4>Die Mahnung zu gerechtem Leben: 1,1-15</h4><span class="vn">1</span> Liebt Gerechtigkeit, ihr Herrscher der Erde, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>denkt in Frömmigkeit an den Herrn, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>sucht ihn mit reinem Herzen! <sup class="fnm"><a name="fnm1" href="#fn1">1</a></sup><sup class="fnm"><a name="fnm2" href="#fn2">2</a></sup><span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v2"><span class="vn">2</span> Denn er lässt sich finden von denen, die ihn nicht versuchen, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>und zeigt sich denen, die ihm nicht misstrauen. <sup class="fnm"><a name="fnm3" href="#fn3">3</a></sup><span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v3"><span class="vn">3</span> Verkehrte Gedanken trennen von Gott; /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>wird seine Macht herausgefordert, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>dann weist sie die Toren zurück.<span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v4"><span class="vn">4</span> In eine Seele, die auf Böses sinnt, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>kehrt die Weisheit nicht ein, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>noch wohnt sie in einem Leib, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>der sich der Sünde hingibt.<span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v5"><span class="vn">5</span> Denn der heilige Geist, der Lehrmeister, flieht vor der Falschheit, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>er entfernt sich von unverständigen Gedanken /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>und wird verscheucht, wenn Unrecht naht. <sup class="fnm"><a name="fnm4" href="#fn4">4</a></sup><span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v6"><span class="vn">6</span> Die Weisheit ist ein menschenfreundlicher Geist, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>doch lässt sie die Reden des Lästerers nicht straflos; /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>denn Gott ist Zeuge seiner heimlichen Gedanken, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>untrüglich durchschaut er sein Herz /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>und hört seine Worte. <sup class="fnm"><a name="fnm5" href="#fn5">5</a></sup><sup class="fnm"><a name="fnm6" href="#fn6">6</a></sup><span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v7"><span class="vn">7</span> Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>und er, der alles zusammenhält, kennt jeden Laut. <sup class="fnm"><a name="fnm7" href="#fn7">7</a></sup><span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v8"><span class="vn">8</span> Darum bleibt keiner verborgen, der Böses redet, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>das Strafurteil geht nicht an ihm vorüber.<span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v9"><span class="vn">9</span> Die Pläne des Frevlers werden untersucht; /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>der Herr erfährt von seinen Reden /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>und bestraft seine Vergehen.<span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v10"><span class="vn">10</span> Denn das eifersüchtige Ohr hört alles, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>kein leises Murren bleibt ihm verborgen. <sup class="fnm"><a name="fnm8" href="#fn8">8</a></sup><span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v11"><span class="vn">11</span> Hütet euch also vor unnützem Murren /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>und verwehrt eurer Zunge das Verleumden! /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>Denn euer heimliches Reden verhallt nicht ungehört /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>und ein Mund, der lügt, tötet die Seele. <sup class="fnm"><a name="fnm9" href="#fn9">9</a></sup><span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v12"><span class="vn">12</span> Jagt nicht dem Tod nach in den Irrungen eures Lebens /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>und zieht nicht durch euer Handeln das Verderben herbei!<span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v13"><span class="vn">13</span> Denn Gott hat den Tod nicht gemacht /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>und hat keine Freude am Untergang der Lebenden. <sup class="fnm"><a name="fnm10" href="#fn10">10</a></sup><span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v14"><span class="vn">14</span> Zum Dasein hat er alles geschaffen /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>und heilbringend sind die Geschöpfe der Welt. /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>Kein Gift des Verderbens ist in ihnen, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>das Reich des Todes hat keine Macht auf der Erde; /<span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v15"><span class="vn">15</span> denn die Gerechtigkeit ist unsterblich. <sup class="fnm"><a name="fnm11" href="#fn11">11</a></sup><span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v16"><h4>Vom Treiben der Frevler: 1,16 - 2,24</h4><span class="vn">16</span> Die Frevler aber holen winkend und rufend den Tod herbei /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>und sehnen sich nach ihm wie nach einem Freund; /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>sie schließen einen Bund mit ihm, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>weil sie es verdienen, ihm zu gehören. <sup class="fnm"><a name="fnm12" href="#fn12">12</a></sup><span class="br-p"><br><br></span></div>
</div>
<div class="biblehtmlcontent footnotes">
<div class="fn"><sup class="fnt"><a name="fn1" href="#fnm1">1</a></sup> ℘ 1 Chr 29,17</div>
<div class="fn"><sup class="fnt"><a name="fn2" href="#fnm2">2</a></sup> Die Anrede ist an die Herrscher (wörtlich: Richter) der Erde gerichtet, weil der Verfasser als König Salomo spricht. Angeredet sind aber auch die unter Verfolgung leidenden Juden.</div>
<div class="fn"><sup class="fnt"><a name="fn3" href="#fnm3">3</a></sup> ℘ Jer 29,13f</div>
<div class="fn"><sup class="fnt"><a name="fn4" href="#fnm4">4</a></sup> Der heilige Geist ist im AT die von Gott ausgehende Kraft, die den Menschen zu außerordentlichen Taten und zu prophetischem Reden befähigt.</div>
<div class="fn"><sup class="fnt"><a name="fn5" href="#fnm5">5</a></sup> ℘ 7,23; 1 Sam 16,7; Jer 17,9f; Sir 42,18</div>
<div class="fn"><sup class="fnt"><a name="fn6" href="#fnm6">6</a></sup> seiner heimlichen Gedanken, wörtlich: seiner Nieren. Die Nieren sind im semitischen Denken Sitz der innersten Empfindungen. Das Herz gilt als geistige Mitte, als Sitz der Gedanken und Willensentschlüsse.</div>
<div class="fn"><sup class="fnt"><a name="fn7" href="#fnm7">7</a></sup> ℘ Jer 23,23-25; Weish 8,1</div>
<div class="fn"><sup class="fnt"><a name="fn8" href="#fnm8">8</a></sup> Gott ist eifersüchtig auf seine Ehre bedacht (vgl. Ex 20,5; Jos 24,19; Jes 42,8; Ez 36,22f; 39,25).</div>
<div class="fn"><sup class="fnt"><a name="fn9" href="#fnm9">9</a></sup> ℘ Spr 19,5.9</div>
<div class="fn"><sup class="fnt"><a name="fn10" href="#fnm10">10</a></sup> ℘ 2,23f; Ez 18,23.32</div>
<div class="fn"><sup class="fnt"><a name="fn11" href="#fnm11">11</a></sup> ℘ 3,4; 6,18</div>
<div class="fn"><sup class="fnt"><a name="fn12" href="#fnm12">12</a></sup> ℘ Jes 28,15.18; Weish 2,24</div>
</div>
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