Sir 4

Mildtätigkeit: 4,1-10

1 Mein Sohn, entzieh dem Armen nicht den Lebensunterhalt /
 
und lass die Augen des Betrübten nicht vergebens warten!

2 Enttäusche den Hungrigen nicht /
 
und das Herz des Unglücklichen errege nicht! 1

3 Verweigere die Gabe dem Bedürftigen nicht
4 und missachte nicht die Bitten des Geringen!

5 Verbirg dich nicht vor dem Verzweifelten /
 
und gib ihm keinen Anlass, dich zu verfluchen.

6 Schreit der Betrübte im Schmerz seiner Seele, /
 
so wird Gott, sein Fels, auf sein Wehgeschrei hören. 2

7 Mach dich beliebt in der Gemeinde, /
 
beuge das Haupt vor dem, der sie führt.

8 Neige dem Armen dein Ohr zu /
 
und erwidere ihm freundlich den Gruß!

9 Rette den Bedrängten vor seinen Bedrängern; /
 
ein gerechtes Gericht sei dir nicht widerwärtig. 34

10 Sei den Waisen wie ein Vater /
 
und den Witwen wie ein Gatte! Dann wird Gott dich seinen Sohn nennen, /
 
er wird Erbarmen mit dir haben /
 
und dich vor dem Grab bewahren. 56

Der Weg zum Leben: 4,11-19

11 Die Weisheit belehrt ihre Söhne, /
 
sie mahnt eindringlich alle, die auf sie achten.

12 Wer sie liebt, liebt das Leben, /
 
wer sie sucht, wird Gott gefallen. 7

13 Wer sie ergreift, findet Ehre beim Herrn /
 
und wird unter Gottes Segen leben.

14 Der Dienst an ihr ist Dienst am Heiligtum; /
 
wer sie liebt, den liebt der Herr.

15 Wer auf mich hört, wird gerecht richten, /
 
wer mir zuhört, wohnt in meinen innersten Kammern.

16 Hat er Vertrauen zu mir, wird er mich erlangen, /
 
auch seine Nachkommen werden mich besitzen.

17 Denn unerkannt gehe ich mit ihm /
 
und prüfe ihn durch Versuchungen. Furcht und Bangen lasse ich über ihn kommen, /
 
bis sein Herz von mir erfüllt ist. 8

18 Dann wende ich mich ihm zu, /
 
zeige ihm den geraden Weg und enthülle ihm meine Geheimnisse.

19 Weicht er ab, so verwerfe ich ihn /
 
und überlasse ihn denen, die ihn vernichten.

Die Gottesfurcht im Leben der Gemeinschaft: 4,20 - 18,14

Die echte und die falsche Scham: 4,20-30

20 Mein Sohn, achte auf die rechte Zeit /
 
und scheue das Unrecht! Deiner selbst sollst du dich nicht schämen müssen. 9

21 Es gibt eine Scham, die Sünde bringt, /
 
und eine Scham, die Ehre und Ruhm einträgt. 10

22 Sei nicht parteiisch, dir selbst zum Schaden, /
 
strauchle nicht, dir selbst zum Fall.

23 Halte zur rechten Zeit dein Wort nicht zurück, /
 
verbirg deine Weisheit nicht!

24 Denn die Weisheit zeigt sich in der Rede /
 
und die Einsicht in der Antwort der Zunge.

25 Widerstreite der Wahrheit nicht; /
 
deiner Torheit sollst du dich schämen.

26 Schäme dich nicht, von der Sünde umzukehren, /
 
leiste nicht trotzig Widerstand! 11

27 Unterwirf dich nicht dem Toren, /
 
nimm keine Rücksicht auf den Herrscher!

28 Bis zum Tod setz dich ein für das Recht, /
 
dann wird der Herr für dich kämpfen.

29 Sei nicht prahlerisch mit deinen Worten /
 
und schlaff und matt in deinem Tun!

30 Spiel nicht in deinem Haus den Löwen, /
 
vor dem sich deine Knechte fürchten müssen.

Das rechte Verhalten gegen den Besitz: 4,31 - 5,8

31 Deine Hand sei nicht ausgestreckt zum Nehmen /
 
und verschlossen beim Zurückgeben.

1 2-5: Text korr.; in H und G Doppelungen.
2 ℘ Dtn 32,3f
3 ℘ Spr 17,15; 31,8f
4 9b: Nach G: Sei nicht feig im Gericht!
5 ℘ Ijob 29,12f
6 10cd: G: Dann wirst du wie ein Sohn des Höchsten sein; er wird dich mehr lieben als deine Mutter.
7 ℘ Spr 8,35; 12,2; 18,22
8 ℘ 2,1
9 ℘ Koh 3,1
10 ℘ 41,16 - 42,8
11 ℘ 5,7