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@ -12691,3 +12691,593 @@ Nehemia Neh 16 13 28 Einer der Söhne des Hohenpriesters Jojada, des Sohnes Elja
Nehemia Neh 16 13 29 Vergiss es ihnen nicht, mein Gott, dass sie das Priestertum und den Bund der Priester und Leviten befleckt haben.
Nehemia Neh 16 13 30 So habe ich das Volk von allem gereinigt, was fremd war. Für die Priester und Leviten habe ich Ordnungen aufgestellt, die jedem seinen Dienst zuteilen.
Nehemia Neh 16 13 31 Auch habe ich angeordnet, wie man an den festgesetzten Zeiten das Brennholz liefern und die ersten Erträge bringen soll. Denk daran, mein Gott, und halt es mir zugute!
Tobit Tob 17 1 1 Buch der Geschichte Tobits. Tobit war der Sohn Tobiëls, des Sohnes Hananels, des Sohnes Aduëls, des Sohnes Gabaëls. Er gehörte zum Geschlecht Asiëls und zum Stamm Naftali.
Tobit Tob 17 1 2 Zur Zeit des assyrischen Königs Salmanassar wurde er als Gefangener aus Tisbe verschleppt, einem Ort südlich von Kedesch-Naftali in Galiläa, oberhalb Hazor.
Tobit Tob 17 1 3 Ich, Tobit, habe mich mein ganzes Leben lang an den Weg der Wahrheit und Gerechtigkeit gehalten und ich habe den Brüdern aus meinem Stamm und meinem Volk, die mit mir zusammen in das Land der Assyrer nach Ninive gekommen waren, aus Barmherzigkeit viel geholfen.
Tobit Tob 17 1 4 Als ich noch in meiner Heimat im Land Israel lebte - ich war damals ein junger Mann -, sagte sich das ganze Geschlecht meines Stammvaters Naftali vom Tempel in Jerusalem los. Jerusalem war die Stadt, die aus dem ganzen Stammesgebiet Israels auserwählt worden war, damit alle Stämme dort ihre Opfer darbrachten; dort war der Tempel, die Wohnung des Allerhöchsten, für alle Geschlechter und für alle Zeiten geweiht und gebaut worden.
Tobit Tob 17 1 5 Alle Stämme, die sich losgesagt hatten, opferten dem Stierbild des Baal, auch das Geschlecht meines Stammvaters Naftali.
Tobit Tob 17 1 6 Nur ich zog immer wieder zu den Festen nach Jerusalem, wie es ganz Israel durch ewige Satzung vorgeschrieben ist. Ich brachte die Erstlinge, die Zehnten der Feldfrüchte und die Wolle von der ersten Schafschur mit
Tobit Tob 17 1 7 und gab sie den Priestern, den Söhnen Aarons, für den Altar. Den ersten Zehnten aller Feldfrüchte gab ich den Leviten, die in Jerusalem Dienst taten. Den zweiten Zehnten verkaufte ich und verwendete den Erlös alljährlich für meine Wallfahrt nach Jerusalem.
Tobit Tob 17 1 8 Den dritten Zehnten gab ich denen, für die er bestimmt war, wie es Debora, die Mutter meines Vaters, geboten hatte; denn ich war nach dem Tod meines Vaters völlig verwaist.
Tobit Tob 17 1 9 Als ich ein Mann geworden war, heiratete ich Hanna, die aus dem Geschlecht unseres Vaters stammte, und wir bekamen einen Sohn, den wir Tobias nannten.
Tobit Tob 17 1 10 In der Gefangenschaft in Ninive aßen die Brüder meines Stammes und alle Leute meines Volkes von den Speisen, die auch die Heiden aßen.
Tobit Tob 17 1 11 Ich aber hütete mich, davon zu essen,
Tobit Tob 17 1 12 denn ich dachte mit ganzem Herzen an Gott.
Tobit Tob 17 1 13 Der Höchste schenkte mir Gunst und Ansehen bei Salmanassar und ich wurde Einkäufer am Hof.
Tobit Tob 17 1 14 Dabei kam ich auf einer Reise auch nach Medien und vertraute Gabaël, dem Bruder des Gabrija, in der Stadt Rages in Medien zehn Talente Silber zur Aufbewahrung an.
Tobit Tob 17 1 15 Als Salmanassar starb, wurde sein Sohn Sanherib an seiner Stelle König. Seine Regierungszeit war von Unruhen erfüllt und ich konnte nicht mehr nach Medien reisen.
Tobit Tob 17 1 16 Schon zur Zeit Salmanassars hatte ich den Brüdern meines Stammes aus Barmherzigkeit viel geholfen:
Tobit Tob 17 1 17 Ich gab den Hungernden mein Brot und den Nackten meine Kleider; wenn ich sah, dass einer aus meinem Volk gestorben war und dass man seinen Leichnam hinter die Stadtmauer von Ninive geworfen hatte, begrub ich ihn.
Tobit Tob 17 1 18 Ich begrub heimlich auch alle, die der König Sanherib hinrichten ließ, nachdem er wie ein Flüchtling aus Judäa heimgekehrt war. Denn viele ließ er in seiner Wut hinrichten. Wenn aber der König die Leichen suchen ließ, waren sie nicht mehr zu finden.
Tobit Tob 17 1 19 Ein Einwohner von Ninive ging jedoch zum König und erstattete Anzeige; er sagte, ich sei es, der sie begrabe. Deshalb musste ich mich verstecken. Als ich erfuhr, dass man mich suchte, um mich zu töten, bekam ich Angst und floh.
Tobit Tob 17 1 20 Damals wurde mir meine ganze Habe geraubt und es blieb mir nichts mehr als nur meine Frau Hanna und mein Sohn Tobias.
Tobit Tob 17 1 21 Doch es dauerte nicht einmal fünfzig Tage, da wurde Sanherib von seinen beiden Söhnen ermordet. Sie mussten in das Gebirge Ararat fliehen, aber dann wurde sein Sohn Asarhaddon an seiner Stelle König. Er machte Achikar, den Sohn meines Bruders Hanaël, zum Herrn über das ganze Rechnungswesen und die ganze Verwaltung seines Reiches.
Tobit Tob 17 1 22 Weil Achikar ein gutes Wort für mich einlegte, durfte ich nach Ninive zurückkehren. Achikar war Mundschenk und Siegelbewahrer sowie Bevollmächtigter für die Verwaltung des Reiches und das Rechnungswesen. Asarhaddon hatte ihm, meinem Neffen, die zweithöchste Stelle in seinem Reich verliehen.
Tobit Tob 17 2 1 Als ich heimkehrte und meine Frau Hanna und mein Sohn Tobias mir wiedergeschenkt waren, veranstaltete man mir zu Ehren am Pfingsttag dem Fest der Sieben Wochen - ein Festmahl.
Tobit Tob 17 2 2 Ich setzte mich zu Tisch; als ich aber die vielen Speisen sah, sagte ich zu meinem Sohn: Geh zu unseren Brüdern, und wenn du einen Armen findest, der dem Herrn treu geblieben ist, bring ihn her; ich warte auf dich.
Tobit Tob 17 2 3 Er kam zurück und sagte: Auf dem Marktplatz liegt einer von unserem Volk, den man erdrosselt hat.
Tobit Tob 17 2 4 Ich sprang auf, noch ehe ich etwas gegessen hatte, und verbarg den Toten bis zum Sonnenuntergang in einer Hütte.
Tobit Tob 17 2 5 Nach meiner Rückkehr wusch ich mich und aß voll Trauer mein Mahl.
Tobit Tob 17 2 6 Ich erinnerte mich an das Wort des Propheten Amos: Eure Feste sollen sich in Trauer verwandeln und alle eure Freudenlieder in Totenklage. Und ich begann zu weinen.
Tobit Tob 17 2 7 Nach Sonnenuntergang ging ich hinaus, um ein Grab zu schaufeln, und begrub den Toten.
Tobit Tob 17 2 8 Meine Nachbarn aber sagten hämisch: Er hat schon gar keine Angst mehr, wegen dieser Tat hingerichtet zu werden. Eben erst hat er fliehen müssen und schon begräbt er wieder die Toten.
Tobit Tob 17 2 9 Als ich ihn begraben hatte und in der Nacht nach Hause kam, legte ich mich an der Hofmauer zum Schlafen nieder, weil ich unrein geworden war. Mein Gesicht ließ ich unbedeckt,
Tobit Tob 17 2 10 ohne auf die Sperlinge zu achten, die in der Mauer nisteten. Da ließen die Sperlinge ihren warmen Kot in meine offenen Augen fallen, und es bildeten sich weiße Flecke in meinen Augen. Ich ging zu den Ärzten, doch sie konnten mir nicht helfen. Achikar sorgte für meinen Unterhalt, bis er in die Provinz Elymaïs zog.
Tobit Tob 17 2 11 Meine Frau Hanna fertigte zu Hause Webarbeiten an, wie sie Frauen zu machen pflegen,
Tobit Tob 17 2 12 und lieferte sie dann bei den Bestellern ab. Einmal geschah es, dass sie ihr nicht nur den Lohn zahlten, sondern auch noch ein Ziegenböckchen dazuschenkten.
Tobit Tob 17 2 13 Als sie heimkam, fing das Tier an zu meckern. Ich fragte sie: Wo hast du das Böckchen her? Es ist doch nicht etwa gestohlen? Dann gib es seinen Eigentümern zurück! Denn was gestohlen ist, darf man nicht essen.
Tobit Tob 17 2 14 Sie erwiderte: Es wurde mir zusätzlich zu meinem Lohn geschenkt. Aber ich glaubte ihr nicht und verlangte, dass sie es seinen Eigentümern zurückbrachte, und ich schämte mich ihretwegen. Doch sie antwortete: Wo ist denn der Lohn für deine Barmherzigkeit und Gerechtigkeit? Jeder weiß, was sie dir eingebracht haben.
Tobit Tob 17 3 1 Da wurde ich traurig und begann zu weinen. In meinem Schmerz betete ich:
Tobit Tob 17 3 2 Herr, du bist gerecht, alle deine Wege und Taten zeugen von deiner Barmherzigkeit und Wahrheit; wahr und gerecht ist dein Gericht in Ewigkeit.
Tobit Tob 17 3 3 Denk an mich und blick auf mich herab! Straf mich nicht für die Sünden und Fehler, die ich und meine Väter dir gegenüber begangen haben.
Tobit Tob 17 3 4 Sie haben nicht auf deine Gebote gehört. Darum hast du uns der Plünderung, der Gefangenschaft und dem Tod preisgegeben; bei allen Völkern, unter die wir zerstreut worden sind, hast du uns zum Gespött gemacht.
Tobit Tob 17 3 5 Auch jetzt treffen mich zu Recht deine harten Strafen, die du über mich kommen lässt wegen meiner und meiner Väter Sünden. Denn wir haben deine Gebote nicht gehalten und haben den Weg deiner Wahrheit verlassen.
Tobit Tob 17 3 6 Tu also mit mir, was dir gefällt. Lass meinen Geist von mir scheiden; lass mich sterben und zu Staub werden! Es ist besser für mich, tot zu sein als zu leben. Denn ungerechte Vorwürfe musste ich anhören und ich bin sehr betrübt. Lass mich jetzt aus meiner Not zur ewigen Ruhestatt gelangen! Wende deine Augen nicht von mir ab!
Tobit Tob 17 3 7 Am gleichen Tag geschah es, dass in Ekbatana in Medien Sara, die Tochter Raguëls, von den Mägden ihres Vaters ebenfalls beschimpft wurde.
Tobit Tob 17 3 8 Sie war mit sieben Männern verheiratet gewesen; doch der böse Dämon Aschmodai hatte sie alle getötet, bevor sie mit ihr geschlafen hatten. Die Mägde sagten zu ihr: Begreifst du denn nicht, dass du deine eigenen Männer erwürgst? Sieben hast du gehabt, doch kein einziger ist dir geblieben.
Tobit Tob 17 3 9 Mit welchem Recht also behandelst du uns so hart? Wenn sie schon sterben mussten, dann verschwinde du doch mit ihnen! Hoffentlich bekommen wir nie einen Sohn oder eine Tochter von dir zu sehen.
Tobit Tob 17 3 10 Als Sara das hörte, wurde sie so traurig, dass sie sich erhängen wollte. Aber sie dachte: Ich bin die einzige Tochter meines Vaters. Wenn ich das täte, wäre es eine große Schande für ihn und ich wäre schuld daran, dass der alte Mann vor Kummer ins Grab sinkt.
Tobit Tob 17 3 11 Darum trat sie ans Fenster und betete: Gepriesen seist du, Herr, mein Gott. Gepriesen sei dein heiliger und ehrwürdiger Name in Ewigkeit. Alle deine Werke sollen dich ewig preisen.
Tobit Tob 17 3 12 Nun aber, Herr, habe ich meine Augen und mein Gesicht dir zugewandt.
Tobit Tob 17 3 13 Lass mich von dieser Erde scheiden, damit ich nicht länger solche Beschimpfungen hören muss.
Tobit Tob 17 3 14 Du weißt, Herr, dass ich frei bin von jeder Sünde mit einem Mann.
Tobit Tob 17 3 15 Weder meinen eigenen Namen noch den meines Vaters habe ich befleckt in dem Land, wo ich gefangen bin. Ich bin die einzige Tochter meines Vaters; er hat kein anderes Kind, das ihn beerben könnte. Auch ist kein naher Verwandter da und kein Sohn eines Verwandten, dessen Frau ich werden müsste. Schon sieben Männer habe ich verloren. Was nützt mir da noch das Leben? Doch wenn es dir nicht gefällt, mich sterben zu lassen, dann blick auf mich herab und hab Erbarmen mit mir, damit ich nicht länger solche Beschimpfungen hören muss.
Tobit Tob 17 3 16 Das Gebet beider, Tobits und Saras, fand Gehör bei der Majestät des großen Rafael.
Tobit Tob 17 3 17 Er wurde gesandt, um beide zu heilen: um Tobit von den weißen Flecken auf seinen Augen zu befreien und um Sara, die Tochter Raguëls, mit Tobits Sohn Tobias zu vermählen und den bösen Dämon Aschmodai zu fesseln. Denn Tobias sollte Sara zur Frau haben. Und Tobit kehrte zur gleichen Zeit in sein Haus zurück, als Sara, die Tochter Raguëls, aus ihrem Zimmer herabkam.
Tobit Tob 17 4 1 An diesem Tag erinnerte sich Tobit an das Geld, das er in der Stadt Rages in Medien bei Gabaël hinterlegt hatte.
Tobit Tob 17 4 2 Er dachte: Ich habe mir den Tod gewünscht. Warum soll ich nicht meinen Sohn Tobias rufen und ihm von dem Geld erzählen, bevor ich sterbe?
Tobit Tob 17 4 3 Er rief ihn also und sagte: Mein Sohn, wenn ich gestorben bin, begrab mich! Lass deine Mutter nicht im Stich, sondern halte sie in Ehren, solange sie lebt. Tu, was sie erfreut, und mach ihr keinen Kummer!
Tobit Tob 17 4 4 Denk daran, mein Sohn, dass sie deinetwegen viel Beschwerden hatte, als sie dich in ihrem Schoß trug. Wenn sie gestorben ist, begrab sie an meiner Seite im selben Grab!
Tobit Tob 17 4 5 Denk alle Tage an den Herrn, unseren Gott, mein Sohn, und hüte dich davor, zu sündigen und seine Gebote zu übertreten. Handle gerecht, solange du lebst; geh nicht auf den Wegen des Unrechts!
Tobit Tob 17 4 6 Denn wenn du dich an die Wahrheit hältst, wirst du bei allem, was du tust, erfolgreich sein.
Tobit Tob 17 4 7 Allen, die gerecht handeln, hilf aus Barmherzigkeit mit dem, was du hast. Sei nicht kleinlich, wenn du Gutes tust. Wende deinen Blick niemals ab, wenn du einen Armen siehst, dann wird auch Gott seinen Blick nicht von dir abwenden.
Tobit Tob 17 4 8 Hast du viel, so gib reichlich von dem, was du besitzt; hast du wenig, dann zögere nicht, auch mit dem Wenigen Gutes zu tun.
Tobit Tob 17 4 9 Auf diese Weise wirst du dir einen kostbaren Schatz für die Zeit der Not ansammeln.
Tobit Tob 17 4 10 Denn Gutes zu tun rettet vor dem Tod und bewahrt vor dem Weg in die Finsternis.
Tobit Tob 17 4 11 Wer aus Barmherzigkeit hilft, der bringt dem Höchsten eine Gabe dar, die ihm gefällt.
Tobit Tob 17 4 12 Mein Sohn, hüte dich vor jeder Art von Unzucht! Vor allem: nimm eine Frau aus dem Stamm deiner Väter! Nimm keine fremde Frau, die nicht zum Volk deines Vaters gehört; denn wir stammen von Propheten ab. Mein Sohn, denk an Noach, Abraham, Isaak und Jakob, unsere ersten Vorfahren! Sie alle haben Frauen aus ihrem Stamm geheiratet und sind mit Kindern gesegnet worden; ihre Nachkommen werden das Land besitzen.
Tobit Tob 17 4 13 Darum liebe die Brüder aus deinem Stamm, mein Sohn, fühle dich nicht erhaben über deine Verwandten und die Söhne und Töchter deines Volkes und sei nicht zu stolz, dir aus ihrer Mitte eine Frau zu nehmen. Denn Stolz führt ins Verderben und bringt Zerrüttung mit sich. Auch Charakterlosigkeit führt zu Erniedrigung und großer Not; die Charakterlosigkeit ist nämlich die Mutter des Hungers.
Tobit Tob 17 4 14 Wenn einer für dich gearbeitet hat, dann enthalt ihm seinen Lohn nicht vor bis zum nächsten Tag, sondern zahl ihn sofort aus! Wenn du Gott auf diese Weise dienst, wird man auch dir deinen Lohn auszahlen. Gib Acht auf dich bei allem, was du tust, mein Sohn, und zeig durch dein Benehmen, dass du gut erzogen bist.
Tobit Tob 17 4 15 Was dir selbst verhasst ist, das mute auch einem anderen nicht zu! Betrink dich nicht; der Rausch soll nicht dein Begleiter sein.
Tobit Tob 17 4 16 Gib dem Hungrigen von deinem Brot und dem Nackten von deinen Kleidern! Wenn du Überfluss hast, dann tu damit Gutes und sei nicht kleinlich, wenn du Gutes tust.
Tobit Tob 17 4 17 Spende dein Brot beim Begräbnis der Gerechten, gib es nicht den Sündern!
Tobit Tob 17 4 18 Such nur bei Verständigen Rat; einen brauchbaren Ratschlag verachte nicht!
Tobit Tob 17 4 19 Preise Gott, den Herrn, zu jeder Zeit; bitte ihn, dass dein Weg geradeaus führt und dass alles, was du tust und planst, ein gutes Ende nimmt. Denn kein Volk ist Herr seiner Pläne, sondern der Herr selbst gibt alles Gute und er erniedrigt, wen er will, wie es ihm gefällt. Denk also an meine Lehren, mein Sohn! Lass sie dir nie aus dem Herzen reißen!
Tobit Tob 17 4 20 Und jetzt will ich dir noch etwas sagen: Ich habe Gabaël, dem Bruder des Gabrija, in der Stadt Rages in Medien zehn Talente Silber zur Aufbewahrung anvertraut.
Tobit Tob 17 4 21 Hab also keine Angst, mein Sohn, weil wir verarmt sind. Du hast ein großes Vermögen, wenn du nur Gott fürchtest, alle Sünde meidest und das tust, was ihm gefällt.
Tobit Tob 17 5 1 Tobias antwortete ihm: Ich will alles tun, Vater, was du mir aufgetragen hast.
Tobit Tob 17 5 2 Aber wie soll ich das Geld holen? Ich kenne Gabaël doch nicht.
Tobit Tob 17 5 3 Da gab ihm der Vater den Schuldschein und sagte: Such jemand, der mit dir auf die Reise geht. Ich will ihn entlohnen, solange ich noch am Leben bin. Mach dich also auf den Weg und hol das Geld ab!
Tobit Tob 17 5 4 Tobias ging auf die Suche nach einem Begleiter und traf dabei Rafael; Rafael war ein Engel, aber Tobias wusste es nicht.
Tobit Tob 17 5 5 Er fragte ihn: Könnte ich mit dir nach Rages in Medien reisen? Bist du mit der Gegend dort vertraut?
Tobit Tob 17 5 6 Der Engel antwortete: Ich will mit dir reisen; ich kenne den Weg und war schon bei unserem Bruder Gabaël zu Gast.
Tobit Tob 17 5 7 Tobias bat ihn: Wart auf mich, ich will es meinem Vater sagen.
Tobit Tob 17 5 8 Der Engel antwortete ihm: Geh, aber halte dich nicht auf!
Tobit Tob 17 5 9 Tobias ging nach Hause und sagte zu seinem Vater: Ich habe einen Mann gefunden, der mit mir reisen will. Da sagte der Vater: Ruf ihn her zu mir! Ich möchte wissen, aus welchem Stamm er kommt und ob er auch zuverlässig genug ist, um dich zu begleiten.
Tobit Tob 17 5 10 Tobias holte den Engel; Rafael kam und sie begrüßten einander.
Tobit Tob 17 5 11 Tobit fragte ihn: Bruder, aus welchem Stamm und aus welcher Familie kommst du? Sag es mir!
Tobit Tob 17 5 12 Da erwiderte Rafael: Geht es dir um den Stamm und die Familie oder um einen Mann, der gegen eine Entlohnung mit deinem Sohn auf die Reise geht? Tobit sagte: Bruder, ich möchte nur deine Herkunft und deinen Namen wissen.
Tobit Tob 17 5 13 Da antwortete Rafael: Ich bin Asarja, der Sohn des großen Hananja, einer von den Brüdern deines Stammes.
Tobit Tob 17 5 14 Darauf sagte Tobit: Sei willkommen, mein Bruder! Sei mir nicht böse, dass ich nach deinem Stamm und deiner Familie gefragt habe. Ich sehe, mein Bruder, dass du aus einem guten und edlen Geschlecht stammst. Denn ich habe Hananja und Natan, die Söhne des großen Schimi, kennen gelernt, als wir zusammen nach Jerusalem pilgerten, um dort den Herrn anzubeten und das Erstlingsopfer und den Zehnten unserer Ernte darzubringen. Auch diese beiden hatten sich nicht beirren lassen, als unsere Brüder von Gott abfielen. Bruder, du stammst von guten Vorfahren.
Tobit Tob 17 5 15 Aber sag mir: Welchen Lohn soll ich dir geben? Eine Drachme täglich und dazu den Lebensunterhalt, wie ihn auch mein Sohn erhält?
Tobit Tob 17 5 16 Ich will dir aber noch etwas zu deinem Lohn hinzugeben, wenn ihr gesund zurückkehrt.
Tobit Tob 17 5 17 So einigten sie sich. Darauf sagte Tobit zu Tobias: Mach dich fertig zur Reise! Ich wünsche euch alles Gute auf den Weg. Als der Sohn alles für die Reise vorbereitet hatte, sagte sein Vater zu ihm: Mach dich mit dem Mann auf den Weg! Gott, der im Himmel wohnt, wird euch auf eurer Reise behüten; sein Engel möge euch begleiten. Da brachen die beiden auf und der Hund des jungen Tobias lief mit.
Tobit Tob 17 5 18 Hanna aber, die Mutter des Tobias, weinte und sagte zu Tobit: Warum hast du unseren Sohn weggeschickt? War er nicht die Stütze unseres Alters, als er noch bei uns ein- und ausging?
Tobit Tob 17 5 19 Wir hätten dieses Geld gar nicht gebraucht; denn es ist nichts, verglichen mit dem Leben unseres Sohnes.
Tobit Tob 17 5 20 Was uns der Herr zum Leben gegeben hat, reicht für uns.
Tobit Tob 17 5 21 Tobit antwortete: Mach dir keine Sorgen, Schwester, er wird gesund zurückkommen und du wirst ihn wieder sehen.
Tobit Tob 17 5 22 Denn ein guter Engel begleitet ihn und seine Reise wird ein gutes Ende nehmen; er wird sicherlich gesund heimkehren.
Tobit Tob 17 5 23 Da hörte sie auf zu weinen.
Tobit Tob 17 6 1 Die beiden kamen auf ihrer Reise abends an den Tigris, wo sie übernachteten.
Tobit Tob 17 6 2 Als der junge Tobias im Fluss baden wollte, schoss ein Fisch aus dem Wasser hoch und wollte ihn verschlingen.
Tobit Tob 17 6 3 Der Engel rief Tobias zu: Pack ihn! Da packte der junge Mann zu und warf den Fisch ans Ufer.
Tobit Tob 17 6 4 Und der Engel sagte zu Tobias: Schneide den Fisch auf, nimm Herz, Leber und Galle heraus und bewahre sie gut auf!
Tobit Tob 17 6 5 Der junge Tobias tat, was ihm der Engel sagte. Dann brieten sie den Fisch und aßen ihn.
Tobit Tob 17 6 6 Als sie weiterreisten und in die Gegend von Ekbatana kamen,
Tobit Tob 17 6 7 fragte der junge Tobias den Engel: Asarja, lieber Bruder, wozu sollen die Leber, das Herz und die Galle des Fisches gut sein?
Tobit Tob 17 6 8 Rafael antwortete: Wenn ein Mann oder eine Frau von einem Dämon oder einem bösen Geist gequält wird, soll man das Herz und die Leber des Fisches in Gegenwart dieses Menschen verbrennen; dann wird er von der Plage befreit.
Tobit Tob 17 6 9 Und wenn jemand weiße Flecken in den Augen hat, soll man die Augen mit der Galle bestreichen; so wird er geheilt.
Tobit Tob 17 6 10 Als sie in der Nähe der Stadt Ekbatana waren,
Tobit Tob 17 6 11 sagte der Engel zu dem jungen Tobias: Bruder, heute werden wir bei Raguël übernachten. Es ist ein Verwandter von dir. Er hat nur ein einziges Kind, eine Tochter namens Sara.
Tobit Tob 17 6 12 Ich will mit ihm reden, dass er sie dir zur Frau geben soll. Denn dir steht ihr Erbe zu, weil du ihr einziger Verwandter bist. Das Mädchen ist schön und klug.
Tobit Tob 17 6 13 Darum hör mir zu! Ich will mit ihrem Vater sprechen, und wenn wir aus Rages zurückkommen, feiern wir die Hochzeit. Denn ich weiß, dass Raguël sie nach dem Gesetz des Mose keinem anderen Mann geben darf, sonst wird er mit dem Tod bestraft; denn du hast vor allen anderen Anspruch auf ihr Erbe.
Tobit Tob 17 6 14 Der junge Tobias antwortete: Asarja, Bruder, ich habe gehört, dass das Mädchen schon mit sieben Männern verheiratet war, dass aber alle im Brautgemach gestorben sind.
Tobit Tob 17 6 15 Ich bin der einzige Sohn meines Vaters und habe Angst, dass ich ebenso sterben muss wie die anderen Männer, wenn ich das Brautgemach betrete. Ein Dämon liebt sie und bringt alle um, die ihr nahekommen. Darum habe ich Angst, dass ich sterben muss und dass ich dann meinen Vater und meine Mutter aus Kummer um mich ins Grab bringe. Sie haben keinen zweiten Sohn, der sie dann begraben könnte.
Tobit Tob 17 6 16 Da sagte der Engel zu ihm: Erinnerst du dich nicht mehr, wie dein Vater dir aufgetragen hat, nur eine Frau aus deinem Volk zu heiraten? Darum hör jetzt auf mich, Bruder! Sie wird deine Frau werden. Und mach dir keine Sorgen wegen des Dämons! Noch in dieser Nacht wird sie deine Frau.
Tobit Tob 17 6 17 Wenn du in das Brautgemach gehst, nimm etwas Glut aus dem Räucherbecken, leg ein Stück vom Herz und von der Leber des Fisches darauf und lass es verbrennen! Sobald der Dämon den Geruch spürt, wird er fliehen und in alle Ewigkeit nicht mehr zurückkommen.
Tobit Tob 17 6 18 Wenn du dann zu ihr gehst, steht beide auf und ruft den barmherzigen Gott an; er wird euch helfen und Erbarmen mit euch haben. Hab also keine Angst; das Mädchen ist schon immer für dich bestimmt gewesen. Du wirst sie aus ihrer Not befreien; sie wird mit dir ziehen und wird dir gewiss Kinder schenken.
Tobit Tob 17 6 19 Als Tobias das hörte, fasste er Zuneigung zu dem Mädchen und sein Herz gehörte ihr.
Tobit Tob 17 7 1 Als sie in Ekbatana beim Haus Raguëls angelangt waren, kam ihnen Sara entgegen und hieß sie willkommen. Sie erwiderten ihren Gruß und Sara führte sie ins Haus.
Tobit Tob 17 7 2 Da sagte Raguël zu seiner Frau Edna: Wie sieht doch dieser junge Mann meinem Vetter Tobit ähnlich!
Tobit Tob 17 7 3 Raguël fragte die beiden: Woher seid ihr, liebe Brüder? Sie antworteten: Wir gehören zu den Leuten vom Stamm Naftali, die in Ninive in der Gefangenschaft leben.
Tobit Tob 17 7 4 Da fragte er sie: Kennt ihr unseren Bruder Tobit? Sie sagten: Wir kennen ihn.
Tobit Tob 17 7 5 Er fragte weiter: Geht es ihm gut? Sie antworteten: Er lebt und ist gesund. Tobias fügte hinzu: Er ist mein Vater.
Tobit Tob 17 7 6 Da sprang Raguël auf und umarmte ihn unter Tränen; er segnete ihn und sagte: Du bist der Sohn eines guten und edlen Mannes. Als er dann hörte, dass Tobit das Augenlicht verloren hatte, wurde er traurig und weinte;
Tobit Tob 17 7 7 auch seine Frau Edna und seine Tochter Sara brachen in Tränen aus. Man nahm die beiden Gäste herzlich auf.
Tobit Tob 17 7 8 Man schlachtete einen Widder und setzte ihnen ein reiches Mahl vor.
Tobit Tob 17 7 9 Da bat Tobias den Rafael: Asarja, mein Bruder, bring doch zur Sprache, worüber du unterwegs mit mir geredet hast, damit die Sache zu einem glücklichen Ende kommt.
Tobit Tob 17 7 10 Rafael teilte Raguël alles mit. Darauf sagte Raguël zu Tobias: Iss und trink und lass es dir gut gehen! Du hast einen Anspruch darauf, mein Kind zu heiraten. Ich muss dir aber die Wahrheit sagen:
Tobit Tob 17 7 11 Ich habe meine Tochter schon sieben Männern zur Frau gegeben; doch jeder, der zu ihr ins Brautgemach ging, ist noch in derselben Nacht gestorben. Aber lass es dir jetzt trotzdem gut gehen!
Tobit Tob 17 7 12 Tobias erwiderte: Ich will nichts essen, ehe ihr sie mir nicht feierlich zur Frau gegeben habt. Da sagte Raguël: Du sollst sie bekommen, sie ist von jetzt an nach Recht und Gesetz deine Frau. Du bist mit ihr verwandt; sie gehört dir. Der barmherzige Gott schenke euch viel Glück.
Tobit Tob 17 7 13 Und er ließ seine Tochter Sara rufen, nahm sie bei der Hand und gab sie Tobias zur Frau; er sagte: Hier, sie ist dein nach dem Gesetz des Mose. Führ sie zu deinem Vater! Und er segnete sie.
Tobit Tob 17 7 14 Dann rief er seine Frau Edna herbei, nahm ein Blatt Papier, schrieb den Ehevertrag und man setzte das Siegel darunter. Darauf begannen sie mit dem Mahl.
Tobit Tob 17 7 15 Raguël rief seine Frau Edna und sagte zu ihr: Schwester, richte das andere Zimmer her und führ Sara hinein.
Tobit Tob 17 7 16 Sie tat, was er sagte, und führte sie hinein. Sara aber begann zu weinen. Ihre Mutter trocknete ihr die Tränen und tröstete sie:
Tobit Tob 17 7 17 Hab Vertrauen, mein Kind! Nach so viel Leid schenke dir der Herr des Himmels und der Erde endlich Freude. Hab nur Vertrauen, meine Tochter!
Tobit Tob 17 8 1 Nach der Mahlzeit führten sie Tobias zu Sara.
Tobit Tob 17 8 2 Als er hineinging, erinnerte er sich an die Worte Rafaels; er nahm etwas Glut aus dem Räucherbecken, legte das Herz und die Leber des Fisches darauf und ließ sie verbrennen.
Tobit Tob 17 8 3 Sobald der Dämon den Geruch spürte, floh er in den hintersten Winkel Ägyptens; dort wurde er von dem Engel gefesselt.
Tobit Tob 17 8 4 Als Tobias und Sara in der Kammer allein waren, erhob sich Tobias vom Lager und sagte: Steh auf, Schwester, wir wollen beten, damit der Herr Erbarmen mit uns hat.
Tobit Tob 17 8 5 Und er begann zu beten: Sei gepriesen, Gott unserer Väter; gepriesen sei dein heiliger und ruhmreicher Name in alle Ewigkeit. Die Himmel und alle deine Geschöpfe müssen dich preisen.
Tobit Tob 17 8 6 Du hast Adam erschaffen und hast ihm Eva zur Frau gegeben, damit sie ihm hilft und ihn ergänzt. Von ihnen stammen alle Menschen ab. Du sagtest: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist; wir wollen für ihn einen Menschen machen, der ihm hilft und zu ihm passt.
Tobit Tob 17 8 7 Darum, Herr, nehme ich diese meine Schwester auch nicht aus reiner Lust zur Frau, sondern aus wahrer Liebe. Hab Erbarmen mit mir und lass mich gemeinsam mit ihr ein hohes Alter erreichen!
Tobit Tob 17 8 8 Und Sara sagte zusammen mit ihm: Amen.
Tobit Tob 17 8 9 Und beide schliefen die Nacht über miteinander.
Tobit Tob 17 8 10 Morgens stand Raguël auf, ging hinaus und hob ein Grab aus. Er dachte: Sicher ist auch dieser Mann gestorben.
Tobit Tob 17 8 11 Als er wieder ins Haus kam,
Tobit Tob 17 8 12 sagte er zu seiner Frau Edna: Schick eine Magd hinauf; sie soll nachsehen, ob er noch lebt. Wenn er nicht mehr lebt, wollen wir ihn begraben, ohne dass es jemand merkt.
Tobit Tob 17 8 13 Die Magd öffnete die Tür, ging hinein und sah, dass die beiden schliefen.
Tobit Tob 17 8 14 Sie ging wieder hinaus und berichtete ihnen, Tobias sei noch am Leben.
Tobit Tob 17 8 15 Da pries Raguël Gott und betete: Sei gepriesen, Gott, mit reinem und heiligem Lobpreis. Deine Heiligen und alle deine Geschöpfe sollen dich preisen. Alle deine Engel und alle deine Auserwählten sollen dich preisen in alle Ewigkeit.
Tobit Tob 17 8 16 Sei gepriesen, weil du mir diese Freude bereitet hast und weil nicht eingetroffen ist, was ich befürchtet habe. Du hast uns in deiner großen Barmherzigkeit geholfen.
Tobit Tob 17 8 17 Sei gepriesen, weil du mit diesen beiden Menschen Erbarmen hattest, die die einzigen Kinder ihrer Eltern sind. Herr, hab Erbarmen mit ihnen und lass sie ihr Leben in Gesundheit und Freude verbringen, geschützt von deinem Erbarmen!
Tobit Tob 17 8 18 Dann befahl er seinen Knechten, das Grab wieder zuzuschütten.
Tobit Tob 17 8 19 Er veranstaltete für das Paar ein Hochzeitsfest, das vierzehn Tage dauerte,
Tobit Tob 17 8 20 und noch vor Beendigung der Hochzeitsfeier beschwor er Tobias, nicht abzureisen, ehe die vierzehn Tage des Festes zu Ende seien.
Tobit Tob 17 8 21 Dann solle er die Hälfte seines Vermögens in Empfang nehmen und wohlbehalten zu seinem Vater zurückkehren. Das übrige, sagte er, wirst du erhalten, wenn ich und meine Frau tot sind.
Tobit Tob 17 9 1 Tobias rief Rafael und sagte zu ihm:
Tobit Tob 17 9 2 Asarja, mein Bruder, nimm einen Knecht und zwei Kamele und reise nach Rages in Medien zu Gabaël. Hol mir das Geld und bring Gabaël zur Hochzeit mit!
Tobit Tob 17 9 3 Denn Raguël hat mich beschworen, noch nicht wegzugehen.
Tobit Tob 17 9 4 Mein Vater zählt die Tage, und wenn ich zu lange fortbleibe, wird er sich große Sorgen machen.
Tobit Tob 17 9 5 Rafael reiste ab, blieb die Nacht über bei Gabaël und legte ihm den Schuldschein vor. Gabaël holte die versiegelten Beutel und gab sie ihm.
Tobit Tob 17 9 6 Am frühen Morgen brachen sie gemeinsam auf und kamen zur Hochzeit. Und Tobias pries seine Frau.
Tobit Tob 17 10 1 Inzwischen zählte sein Vater Tobit die Tage. Als die Zeit um war, die für die Reise vorgesehen war, und die beiden nicht zurückkamen,
Tobit Tob 17 10 2 dachte er: Vielleicht hat man sie abgewiesen oder Gabaël ist gestorben und niemand ist da, der Tobias das Geld gibt.
Tobit Tob 17 10 3 Und er machte sich große Sorgen.
Tobit Tob 17 10 4 Seine Frau sagte zu ihm: Unserem Sohn ist etwas zugestoßen; deshalb kommt er nicht. Sie begann schon, ihn zu beweinen, und klagte:
Tobit Tob 17 10 5 Alles ist mir gleichgültig geworden, mein Kind, seit ich dich, das Licht meiner Augen, weggehen ließ.
Tobit Tob 17 10 6 Tobit sagte zu ihr: Sei ruhig, mach dir keine Sorgen; es geht ihm gut.
Tobit Tob 17 10 7 Sie aber antwortete: Schweig, du kannst mich nicht täuschen. Meinem Sohn ist etwas zugestoßen. Und sie lief jeden Tag hinaus auf den Weg, auf dem er fortgezogen war. Tagsüber aß sie nichts und in der Nacht hörte sie nicht auf, um ihren Sohn Tobias zu klagen, bis schließlich die vierzehn Tage der Hochzeitsfeierlichkeiten um waren, die Tobias auf die beschwörenden Bitten Raguëls hin in Ekbatana verbrachte.
Tobit Tob 17 10 8 Nun aber bat Tobias den Raguël: Lass mich heimreisen, sonst geben mein Vater und meine Mutter die Hoffnung auf, mich je wieder zu sehen.
Tobit Tob 17 10 9 Sein Schwiegervater bat ihn: Bleib bei mir; ich will jemand zu deinem Vater schicken und ihm sagen lassen, wie es dir geht. Doch Tobias erwiderte: Nein, lass mich zu meinem Vater zurückkehren!
Tobit Tob 17 10 10 Da stand Raguël auf, vertraute ihm Sara als seine Frau an und gab ihm die Hälfte seines Vermögens: Sklaven, Vieh und Geld.
Tobit Tob 17 10 11 Zum Abschied segnete er sie und sagte: Meine Kinder, der Gott des Himmels möge euch mit Kindern segnen, ehe ich sterbe.
Tobit Tob 17 10 12 Und zu seiner Tochter sagte er: Halte deine Schwiegereltern in Ehren; von jetzt an sind sie deine Eltern. Ich möchte immer nur Gutes von dir hören. Und er küsste sie.
Tobit Tob 17 10 13 Edna sagte zu Tobias: Lieber Bruder, der Herr des Himmels geleite dich nach Hause. Er schenke mir das Glück, dass ich von dir und meiner Tochter Sara noch Kinder sehe; dann will ich mich freuen und dem Herrn danken. Ich vertraue dir meine Tochter an. Mach ihr keinen Kummer!
Tobit Tob 17 10 14 Dann reiste Tobias ab. Er dankte Gott, dass er seiner Reise so viel Erfolg beschieden hatte, und segnete Raguël und seine Frau Edna.
Tobit Tob 17 11 1 Als sie auf ihrer Heimreise in die Nähe von Ninive kamen, sagte Rafael zu Tobias:
Tobit Tob 17 11 2 Weißt du noch, Bruder, wie es deinem Vater ging, als du ihn verlassen hast?
Tobit Tob 17 11 3 Wir wollen deshalb deiner Frau vorausgehen und das Haus für ihren Empfang vorbereiten.
Tobit Tob 17 11 4 Nimm auch die Galle des Fisches mit! Sie machten sich auf den Weg und der Hund lief hinter ihnen her.
Tobit Tob 17 11 5 Hanna saß am Weg und hielt nach ihrem Sohn Ausschau.
Tobit Tob 17 11 6 Als sie ihn kommen sah, rief sie seinem Vater zu: Dein Sohn kommt zurück und mit ihm der Mann, der ihn begleitet hat.
Tobit Tob 17 11 7 Rafael aber sagte zu Tobias: Ich weiß, dein Vater wird wieder sehen können.
Tobit Tob 17 11 8 Streich ihm die Galle auf die Augen! Sie wird zwar brennen; aber wenn er sich die Augen reibt, wird er die weißen Flecken wegwischen und wird dich wieder sehen können.
Tobit Tob 17 11 9 Hanna war inzwischen herbeigeeilt, fiel ihrem Sohn um den Hals und rief: Ich habe dich wieder gesehen, mein Sohn, jetzt kann ich ruhig sterben. Und beide brachen in Tränen aus.
Tobit Tob 17 11 10 Auch Tobit versuchte, ihm entgegenzugehen, stolperte aber an der Tür. Da lief ihm sein Sohn entgegen
Tobit Tob 17 11 11 und fing ihn auf. Und er strich seinem Vater die Galle auf die Augen und sagte: Hab keine Angst, mein Vater!
Tobit Tob 17 11 12 Tobit rieb sich die Augen, weil sie brannten; da begannen die weißen Flecken, sich von den Augenwinkeln aus abzulösen.
Tobit Tob 17 11 13 Und er konnte seinen Sohn sehen, fiel ihm um den Hals und sagte unter Tränen:
Tobit Tob 17 11 14 Sei gepriesen, Gott, gepriesen sei dein heiliger Name in Ewigkeit. Gepriesen seien alle deine heiligen Engel. Du hast mich gezüchtigt und hast wieder Erbarmen mit mir gehabt. Denn ich darf meinen Sohn Tobias wieder sehen.
Tobit Tob 17 11 15 Voll Freude ging der Sohn mit seinem Vater ins Haus und erzählte ihm, was für wunderbare Dinge er in Medien erlebt hatte.
Tobit Tob 17 11 16 Dann ging Tobit seiner Schwiegertochter bis an das Tor von Ninive entgegen. Er war voll Freude und pries Gott und alle, die ihn sahen, staunten, dass er wieder sehen konnte. Tobit aber bezeugte ihnen, dass Gott Erbarmen mit ihm gehabt hatte.
Tobit Tob 17 11 17 Als Tobit seiner Schwiegertochter begegnete, segnete er sie und sagte: Sei willkommen, meine Tochter! Gepriesen sei Gott, der dich zu uns geführt hat, und gesegnet seien dein Vater und deine Mutter.
Tobit Tob 17 11 18 Bei allen Brüdern aus seinem Stamm in Ninive herrschte große Freude.
Tobit Tob 17 11 19 Auch Achikar und sein Neffe Nadab kamen und sieben Tage lang wurde die Hochzeit des Tobias mit einem fröhlichen Fest gefeiert.
Tobit Tob 17 12 1 Danach rief Tobit seinen Sohn Tobias zu sich und sagte: Mein Sohn, vergiss nicht den Lohn für den Mann, der dich begleitet hat. Du musst ihm aber mehr geben, als wir ihm versprochen haben.
Tobit Tob 17 12 2 Tobias antwortete: Vater, ich werde keinen Schaden erleiden, wenn ich ihm die Hälfte von all dem gebe, was ich mitgebracht habe.
Tobit Tob 17 12 3 Denn er hat mich gesund zu dir zurückgebracht, er hat meine Frau geheilt, er hat mein Geld abgeholt und auch dich hat er geheilt.
Tobit Tob 17 12 4 Da sagte der alte Tobit: Ja, er hat es verdient.
Tobit Tob 17 12 5 Dann rief er den Engel zu sich und sagte: Nimm die Hälfte von allem, was ihr mitgebracht habt.
Tobit Tob 17 12 6 Der Engel aber nahm die beiden beiseite und sagte zu ihnen: Preist Gott und lobt ihn! Gebt ihm die Ehre und bezeugt vor allen Menschen, was er für euch getan hat. Es ist gut, Gott zu preisen und seinen Namen zu verherrlichen und voll Ehrfurcht seine Taten zu verkünden. Hört nie auf, ihn zu preisen.
Tobit Tob 17 12 7 Es ist gut, das Geheimnis eines Königs zu wahren; die Taten Gottes aber soll man offen rühmen. Tut Gutes, dann wird euch kein Unglück treffen.
Tobit Tob 17 12 8 Es ist gut, zu beten und zu fasten, barmherzig und gerecht zu sein. Lieber wenig, aber gerecht, als viel und ungerecht. Besser barmherzig sein als Gold aufhäufen.
Tobit Tob 17 12 9 Denn Barmherzigkeit rettet vor dem Tod und reinigt von jeder Sünde. Wer barmherzig und gerecht ist, wird lange leben.
Tobit Tob 17 12 10 Wer aber sündigt, ist der Feind seines eigenen Lebens.
Tobit Tob 17 12 11 Ich will euch nichts verheimlichen; ich habe gesagt: Es ist gut, das Geheimnis eines Königs zu wahren; die Taten Gottes aber soll man offen rühmen.
Tobit Tob 17 12 12 Darum sollt ihr wissen: Als ihr zu Gott flehtet, du und deine Schwiegertochter Sara, da habe ich euer Gebet vor den heiligen Gott gebracht. Und ebenso bin ich in deiner Nähe gewesen, als du die Toten begraben hast.
Tobit Tob 17 12 13 Auch als du ohne zu zögern vom Tisch aufgestanden bist und dein Essen stehen gelassen hast, um einem Toten den letzten Dienst zu erweisen, blieb mir deine gute Tat nicht verborgen, sondern ich war bei dir.
Tobit Tob 17 12 14 Nun hat mich Gott auch gesandt, um dich und deine Schwiegertochter Sara zu heilen.
Tobit Tob 17 12 15 Ich bin Rafael, einer von den sieben heiligen Engeln, die das Gebet der Heiligen emportragen und mit ihm vor die Majestät des heiligen Gottes treten.
Tobit Tob 17 12 16 Da erschraken die beiden und fielen voller Furcht vor ihm nieder.
Tobit Tob 17 12 17 Er aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Friede sei mit euch. Preist Gott in Ewigkeit!
Tobit Tob 17 12 18 Nicht weil ich euch eine Gunst erweisen wollte, sondern weil unser Gott es wollte, bin ich zu euch gekommen. Darum preist ihn in Ewigkeit!
Tobit Tob 17 12 19 Während der ganzen Zeit, in der ihr mich gesehen habt, habe ich nichts gegessen und getrunken; ihr habt nur eine Erscheinung gesehen.
Tobit Tob 17 12 20 Jetzt aber dankt Gott! Ich steige wieder auf zu dem, der mich gesandt hat. Doch ihr sollt alles, was geschehen ist, in einem Buch aufschreiben.
Tobit Tob 17 12 21 Als sie wieder aufstanden, sahen sie ihn nicht mehr.
Tobit Tob 17 12 22 Und sie verkündeten überall, welch große und wunderbare Dinge Gott getan hatte und dass ihnen der Engel des Herrn erschienen war.
Tobit Tob 17 13 1 Und Tobit schrieb zum Lobpreis Gottes ein Gebet nieder:
Tobit Tob 17 13 2 Gepriesen sei Gott, der in Ewigkeit lebt, /sein Königtum sei gepriesen. /Er züchtigt und hat auch wieder Erbarmen; /er führt hinab in die Unterwelt /und führt auch wieder zum Leben. /Niemand kann seiner Macht entfliehen.
Tobit Tob 17 13 3 Bekennt euch zu ihm vor allen Völkern, /ihr Kinder Israels; /denn er selbst hat uns unter die Völker zerstreut.
Tobit Tob 17 13 4 Verkündet dort seine erhabene Größe, /preist ihn laut vor allem, was lebt. /Denn er ist unser Herr und Gott, /er ist unser Vater in alle Ewigkeit.
Tobit Tob 17 13 5 Er züchtigt uns wegen unserer Sünden, /doch hat er auch wieder Erbarmen. /Er führt uns aus allen Völkern zusammen, /von überall her, wohin ihr verschleppt worden seid.
Tobit Tob 17 13 6 Wenn ihr zu ihm umkehrt, /von ganzem Herzen und aus ganzer Seele, /und euch an seine Wahrheit haltet, /dann kehrt er sich euch zu /und verbirgt sein Angesicht nicht mehr vor euch.
Tobit Tob 17 13 7 Wenn ihr dann seht, was er für euch tut, /bekennt euch laut und offen zu ihm! /Preist den Herrn der Gerechtigkeit, /rühmt den ewigen König!
Tobit Tob 17 13 8 Ich bekenne mich zum Herrn /im Land der Verbannung, /ich bezeuge den Sündern seine Macht /und erhabene Größe. /Kehrt um, ihr Sünder, /tut, was recht ist in seinen Augen. /Vielleicht ist er gnädig und hat mit euch Erbarmen.
Tobit Tob 17 13 9 Ich will meinen Gott rühmen, /den König des Himmels, /meine Seele freut sich /über die erhabene Größe meines Gottes.
Tobit Tob 17 13 10 Alle, die in Jerusalem wohnen, /sollen sich zu ihm bekennen und sagen: /Jerusalem, du heilige Stadt! /Der Herr bestraft die Taten deiner Kinder, /doch er hat wieder Erbarmen /mit den Söhnen der Gerechten.
Tobit Tob 17 13 11 Bekenne dich zum Herrn in rechter Weise, /preise den ewigen König, /damit sein Zelt von neuem errichtet wird, /dir zur großen Freude.
Tobit Tob 17 13 12 Er mache in dir die Gefangenen wieder froh /und schenke denen, die im Elend leben, seine Liebe, /für alle Zeiten bis in Ewigkeit.
Tobit Tob 17 13 13 Von weither werden die Völker kommen, /um den Namen des Herrn, unseres Gottes, zu preisen. /Sie tragen Geschenke herbei, /Geschenke für den himmlischen König. /Alle Menschen jubeln dir zu.
Tobit Tob 17 13 14 Verflucht sind alle, die dich hassen, /auf ewig gesegnet alle, die dich lieben.
Tobit Tob 17 13 15 Freu dich und juble /über alle Gerechten! /Sie werden vereint sein /und den Herrn der Gerechten preisen. /Wohl denen, die dich lieben; /sie werden sich freuen /über den Frieden, den du schenkst.
Tobit Tob 17 13 16 Wohl denen, die betrübt waren /über deine harten Strafen; /denn sie werden sich über dich freuen, /wenn sie all deine Herrlichkeit sehen. /Sie werden sich freuen in Ewigkeit. /Meine Seele preise Gott, den großen König.
Tobit Tob 17 13 17 Denn Jerusalem wird wieder aufgebaut /aus Saphir und Smaragd; /seine Mauern macht man aus Edelstein, /seine Türme und Wälle aus reinem Gold; /Jerusalems Plätze werden ausgelegt /mit Beryll und Rubinen und mit Steinen aus Ofir.
Tobit Tob 17 13 18 Halleluja ruft man in all seinen Gassen /und stimmt in den Lobpreis ein: /Gepriesen sei Gott; /er hat uns groß gemacht für alle Zeiten.
Tobit Tob 17 14 1 So beendete Tobit seinen Lobpreis.
Tobit Tob 17 14 2 Er war achtundfünfzig Jahre alt, als er sein Augenlicht verlor; acht Jahre später konnte er wieder sehen. Er blieb immer wohltätig und hörte nie auf, Gott, den Herrn, zu fürchten und sich zu ihm zu bekennen.
Tobit Tob 17 14 3 Er wurde sehr alt. Eines Tages rief er seinen Sohn und dessen Kinder zu sich und sagte: Mein Sohn, ich bin alt und werde bald aus dem Leben scheiden.
Tobit Tob 17 14 4 Zieh mit deinen Kindern nach Medien, mein Sohn; denn ich bin überzeugt, dass der Prophet Jona recht hatte, als er sagte, dass Ninive ganz zerstört werden wird; in Medien aber wird vorläufig noch Frieden herrschen, bis auch für dieses Land die Zeit gekommen ist. Ich bin auch überzeugt davon, dass unsere Brüder, die noch in der Heimat leben, aus dem gesegneten Land verjagt werden; Jerusalem wird verlassen sein und das Haus Gottes wird niedergebrannt werden und verwüstet daliegen, bis eine bestimmte Zeit vergangen ist.
Tobit Tob 17 14 5 Dann wird Gott Erbarmen mit ihnen haben und sie wieder in die Heimat zurückführen. Sie werden den Tempel wieder aufbauen, doch nicht so schön, wie der frühere war; er wird stehen, bis die Zeit dieser Welt abgelaufen ist. Dann werden alle aus der Gefangenschaft zurückkehren und Jerusalem in seiner ganzen Pracht wieder aufbauen. In seiner Mitte wird das Haus Gottes errichtet, ein herrlicher Bau, der für alle Zeiten Bestand hat bis in Ewigkeit. Das haben die Propheten über Jerusalem geweissagt.
Tobit Tob 17 14 6 Und alle Völker werden sich dem Herrn, unserem Gott, zuwenden und ihm wahre Ehrfurcht entgegenbringen. Man wird die Götterbilder vergraben und alle Völker werden den Herrn preisen.
Tobit Tob 17 14 7 Sein Volk wird sich zu Gott bekennen und der Herr wird sein Volk groß machen. Alle, die den Weg der Wahrheit und Gerechtigkeit gehen, werden sich freuen; sie werden Gott, den Herrn, lieben und ihren Brüdern Gutes tun.
Tobit Tob 17 14 8 Zieh also fort aus Ninive, mein Sohn; denn es wird alles eintreffen, was der Prophet Jona gesagt hat.
Tobit Tob 17 14 9 Befolge das Gesetz und die Gebote; sei immer barmherzig und gerecht, dann wird es dir gut gehen. Begrab mich und deine Mutter in Ehren; gib ihr ein Grab an meiner Seite! Doch bleibt nicht länger in Ninive!
Tobit Tob 17 14 10 Mein Sohn, denk daran, wie Nadab an Achikar gehandelt hat, der ihn aufgezogen hatte; er hat ihn aus dem Licht in die Finsternis gestoßen und ihm seine Fürsorge übel vergolten. Achikar wurde gerettet; dem Nadab aber wurde sein übles Verhalten vergolten und er stürzte selbst in die Finsternis. Achikar war barmherzig und wurde aus der tödlichen Falle gerettet, die Nadab ihm gestellt hatte. Nadab aber geriet selber in die Falle und ging zugrunde.
Tobit Tob 17 14 11 Daran könnt ihr sehen, meine Kinder, dass die Barmherzigkeit viel vermag und dass die Gerechtigkeit rettet. Als Tobit das gesagt hatte, verstarb er auf seinem Lager. Er war hundertachtundfünfzig Jahre alt geworden und Tobias begrub ihn in Ehren.
Tobit Tob 17 14 12 Als Hanna gestorben war, begrub er sie an der Seite seines Vaters. Dann zog er mit seiner Frau und seinen Kindern nach Ekbatana zu seinem Schwiegervater Raguël.
Tobit Tob 17 14 13 Er war von allen geachtet und erreichte ein hohes Alter. Er begrub seine Schwiegereltern in Ehren und erbte ihren Besitz ebenso wie zuvor den Besitz seines Vaters Tobit.
Tobit Tob 17 14 14 Im Alter von hundertsiebenundzwanzig Jahren starb er in Ekbatana in Medien.
Tobit Tob 17 14 15 Vor seinem Tod hörte er noch vom Untergang Ninives, das von Nebukadnezzar und Xerxes erobert wurde. So konnte er sich noch vor seinem Tod über den Fall Ninives freuen.
Judit Jdt 18 1 1 Es war im zwölften Jahr des Nebukadnezzar, der in der großen Stadt Ninive als König der Assyrer regierte. Zur gleichen Zeit regierte damals in Ekbatana Arphaxad als König der Meder.
Judit Jdt 18 1 2 Arphaxad hatte aus behauenen Steinen von drei Ellen Breite und sechs Ellen Länge rings um Ekbatana Mauern errichten lassen, die siebzig Ellen hoch und fünfzig Ellen breit waren.
Judit Jdt 18 1 3 Die Türme der Mauern hatte er über den Stadttoren hundert Ellen hoch aufgeführt; ihre Grundfläche war sechzig Ellen breit.
Judit Jdt 18 1 4 Die Stadttore selber hatte er siebzig Ellen hoch und vierzig Ellen breit machen lassen, damit die Abteilungen seiner Helden und die Regimenter seiner Fußtruppen genügend Raum zum Ausrücken hatten.
Judit Jdt 18 1 5 Zu jener Zeit führte König Nebukadnezzar Krieg gegen König Arphaxad in der großen Ebene, das heißt in der Ebene im Gebiet von Regu.
Judit Jdt 18 1 6 Arphaxad schlossen sich alle Bewohner des Berglandes an sowie alle, die am Eufrat und Tigris, am Hydaspes und im Flachland des Elamiterkönigs Arjoch wohnten; es waren viele Völker, die zum Aufgebot der Söhne Chelëuds zusammenströmten.
Judit Jdt 18 1 7 Der Assyrerkönig Nebukadnezzar schickte Boten zu allen Bewohnern Persiens und zu allen, die ihre Wohnsitze im Westen hatten, nämlich zu den Bewohnern von Zilizien und von Damaskus, zu allen Bewohnern des Libanon, des Antilibanon und der Küstengebiete,
Judit Jdt 18 1 8 zu den Völkerschaften am Karmel und in Gilead, zu den Bewohnern des oberen Galiläa und der großen Ebene Jesreel,
Judit Jdt 18 1 9 zu allen, die in Samaria und in seinen Städten und jenseits des Jordan wohnten bis nach Jerusalem, Batane, Chelus, Kadesch und zum Grenzbach Ägyptens, zu den Bewohnern von Tachpanhes und Ramesse und den Bewohnern des ganzen Landes Goschen,
Judit Jdt 18 1 10 ja, über Zoan und Memfis hinaus zu allen Bewohnern Ägyptens bis zu den Grenzen Äthiopiens.
Judit Jdt 18 1 11 Doch alle Bewohner der ganzen Erde missachteten den Befehl des Assyrerkönigs Nebukadnezzar und leisteten ihm keine Heeresfolge, denn sie hatten keine Angst vor ihm; er war in ihren Augen nicht mehr als ein gewöhnlicher Mensch. Darum beschimpften sie seine Boten und ließen sie mit leeren Händen wieder abziehen.
Judit Jdt 18 1 12 Da entbrannte Nebukadnezzars Zorn über all diese Länder und er schwor bei seinem Thron und seinem Reich, an dem ganzen Gebiet von Zilizien, Damaskus und Syrien Rache zu nehmen und alle Bewohner Moabs, die Ammoniter, ganz Judäa und alle Bewohner Ägyptens bis zum Gebiet der beiden Meere mit seinem Schwert auszurotten.
Judit Jdt 18 1 13 Im siebzehnten Jahr seiner Regierung griff er König Arphaxad mit seinem Heer an und konnte den Kampf für sich entscheiden; das gesamte Heer des Arphaxad, seine ganze Reiterei und all seine Wagen jagte er in die Flucht.
Judit Jdt 18 1 14 Er eroberte seine Städte und drang bis nach Ekbatana vor; er besetzte die Türme der Stadt, gab ihre Häuser der Plünderung preis und machte so ihre Pracht zuschanden.
Judit Jdt 18 1 15 Arphaxad nahm er im Bergland von Regu gefangen, durchbohrte ihn mit seinen Speeren und setzte seiner Macht für immer ein Ende.
Judit Jdt 18 1 16 Darauf kehrte er mit seinem ganzen Gefolge, einer fast unübersehbaren Menge von Soldaten, nach Ninive zurück. Im Hochgefühl seines Erfolges feierte er dort mit dem Heer ein Freudenfest, das hundertzwanzig Tage lang dauerte.
Judit Jdt 18 2 1 Im achtzehnten Jahr seiner Regierung erging am zweiundzwanzigsten Tag des ersten Monats im Palast Nebukadnezzars, des Königs der Assyrer, der Befehl, an der ganzen Erde das Strafgericht zu vollstrecken, das der König angedroht hatte.
Judit Jdt 18 2 2 Er rief alle seine Minister und Generäle zusammen, hielt mit ihnen eine geheime Beratung ab und verfügte mit seinem Wort alles Unheil über die Erde.
Judit Jdt 18 2 3 Auch seine Berater waren der Meinung, dass alle zu vernichten seien, die dem Wort des Königs nicht gehorcht hätten.
Judit Jdt 18 2 4 Als Nebukadnezzar, der König der Assyrer, die Beratung beendet hatte, bestellte er Holofernes zu sich, den Oberbefehlshaber seiner Truppen, der nach ihm den höchsten Rang einnahm, und sagte zu ihm:
Judit Jdt 18 2 5 So spricht der Großkönig, der Herr der ganzen Erde: Du sollst von hier ausziehen und Männer mit dir nehmen, die auf ihren Mut vertrauen: hundertzwanzigtausend Mann Fußtruppen und ein Aufgebot von zwölftausend Pferden und Reitern.
Judit Jdt 18 2 6 Du sollst gegen alle Länder im Westen zu Feld ziehen, weil sie meinem Wort nicht gehorcht haben.
Judit Jdt 18 2 7 Befiehl ihnen, schon Erde und Wasser bereitzuhalten. Denn ich will in meinem Zorn gegen sie zu Felde ziehen; die ganze Erde werde ich mit den Füßen meiner Truppen bedecken und den Besitz der Menschen meinen Männern zur Plünderung preisgeben.
Judit Jdt 18 2 8 Ihre Täler sollen sich mit Gefallenen füllen; jeder Bach und Fluss soll übervoll werden von Toten.
Judit Jdt 18 2 9 Ihre Gefangenen will ich bis an die Grenzen der Erde verschleppen.
Judit Jdt 18 2 10 Zieh also aus und erobere mir ihr ganzes Gebiet! Alle, die sich dir ergeben, sollst du mir aufbewahren für den Tag ihrer Bestrafung.
Judit Jdt 18 2 11 Alle aber, die Widerstand leisten, sollst du schonungslos dem Tod und der Plünderung preisgeben in deinem ganzen Machtbereich.
Judit Jdt 18 2 12 Bei meinem Leben und bei der Macht meines Königtums - ich habe gesprochen und ich werde meinen Entschluss ausführen.
Judit Jdt 18 2 13 Du aber wag es nicht, auch nur einen einzigen Befehl deines Herrn zu übertreten. Erfülle, was ich dir befohlen habe; führ es unverzüglich aus!
Judit Jdt 18 2 14 Holofernes ging von seinem Herrn weg und rief alle Befehlshaber, Feldherren und Hauptleute der assyrischen Truppen zusammen.
Judit Jdt 18 2 15 Er hob für das Heer die besten Leute aus, wie ihm sein Herr befohlen hatte: hundertzwanzigtausend Mann Fußvolk und zwölftausend berittene Bogenschützen,
Judit Jdt 18 2 16 und teilte sie in Kampftruppen ein.
Judit Jdt 18 2 17 Für den Transport der Kriegsgeräte beschaffte er sich eine gewaltige Menge von Kamelen, Eseln und Maultieren; außerdem brachte er eine unübersehbare Herde von Schafen, Rindern und Ziegen für ihre Verpflegung zusammen,
Judit Jdt 18 2 18 dazu reichlich Proviant für alle und sehr viel Gold und Silber aus dem Palast des Königs.
Judit Jdt 18 2 19 Darauf setzte er sich mit seinem ganzen Heer in Marsch, um dem König Nebukadnezzar voranzuziehen und alle Länder im Westen mit seinen Wagen, Reitern und Elitetruppen zu überfluten.
Judit Jdt 18 2 20 Eine Masse von Hilfsvölkern schloss sich ihnen an, unübersehbar wie ein Heuschreckenschwarm und wie der Sand der Erde; man konnte ihre Menge nicht zählen.
Judit Jdt 18 2 21 Von Ninive zogen sie drei Tagesmärsche weit bis zur Ebene von Bektilet und schlugen jenseits von Bektilet in der Nähe des Gebirges, das im Norden von Ober-Zilizien liegt, ihr Lager auf.
Judit Jdt 18 2 22 Von dort rückte Holofernes mit seiner ganzen Streitmacht, seinen Fußtruppen, Reitern und Wagen, gegen das Bergland vor.
Judit Jdt 18 2 23 Er eroberte Put und Lud und plünderte die Rassiter und Ismaeliter aus, die am Rand der Wüste südlich des Chelëerlandes wohnten.
Judit Jdt 18 2 24 Dann überschritt er den Eufrat und zog durch Mesopotamien; er zerstörte alle befestigten Städte am Fluss Habor bis hin zum Meer.
Judit Jdt 18 2 25 Er eroberte das Gebiet von Zilizien und machte alle nieder, die ihm Widerstand leisteten. So kam er in das Gebiet von Jafet, das im Süden liegt und Arabien vorgelagert ist.
Judit Jdt 18 2 26 Er kreiste alle Midianiter ein, steckte ihre Zeltlager in Brand und raubte ihr Vieh.
Judit Jdt 18 2 27 Zur Zeit der Weizenernte stieg er in die Ebene von Damaskus hinab, brannte die Felder nieder, vernichtete die Herden, das Klein- und Großvieh, plünderte die Städte, verheerte die Ebenen und erschlug alle jungen Männer mit scharfem Schwert.
Judit Jdt 18 2 28 Furcht und Zittern befiel alle Bewohner der Küstengebiete, in Sidon und Tyrus, in Sur und Okina sowie alle Einwohner von Jamnia; auch die Einwohner von Aschdod und Aschkelon bekamen große Angst vor ihm.
Judit Jdt 18 3 1 Sie schickten Boten zu ihm mit einem Friedensangebot und ließen ihm sagen:
Judit Jdt 18 3 2 Wir, die Sklaven des großen Königs Nebukadnezzar, liegen dir zu Füßen. Tu mit uns, wie du willst.
Judit Jdt 18 3 3 Unsere Gehöfte, alle unsere Ortschaften und Weizenfelder, die Herden, das Klein- und Großvieh in allen Hürden an unseren Lagerplätzen stehen dir zur Verfügung. Verfahr damit nach deinem Belieben!
Judit Jdt 18 3 4 Auch unsere Städte mit ihren Einwohnern sind dir untertan. Komm und verfahr mit ihnen nach deinem Willen!
Judit Jdt 18 3 5 Mit dieser Botschaft kamen die Männer zu Holofernes.
Judit Jdt 18 3 6 Da stieg er mit seinen Truppen zur Küste hinab, besetzte die befestigten Städte und hob dort die tüchtigsten Männer aus zur Verstärkung seines Heeres.
Judit Jdt 18 3 7 Die Einwohner der Städte und des Landes empfingen ihn mit Kränzen und unter Tanz und Paukenschlag.
Judit Jdt 18 3 8 Doch er ließ alle ihre Kulthöhen zerstören und ihre Götterhaine umhauen. Ihm war die Macht gegeben, alle Götter der Erde zu vernichten. Alle Völker sollten nur Nebukadnezzar verehren und alle Stämme und Nationen ihn als Gott anrufen.
Judit Jdt 18 3 9 So kam er in das Gebiet von Jesreel nahe bei Dotan, das vor dem großen Gebirgszug von Judäa liegt.
Judit Jdt 18 3 10 Er schlug zwischen Gabbai und Skythopolis sein Lager auf und blieb dort einen Monat, um den ganzen Tross seines Heeres zusammenzuziehen.
Judit Jdt 18 4 1 Die Israeliten, die in Judäa wohnten, hörten von allem, was Holofernes, der oberste Feldherr des Assyrerkönigs Nebukadnezzar, den Völkern angetan und wie er alle ihre Heiligtümer geplündert und vernichtet hatte.
Judit Jdt 18 4 2 Da befiel sie Furcht und Schrecken vor ihm und sie hatten Angst um Jerusalem und den Tempel des Herrn, ihres Gottes.
Judit Jdt 18 4 3 Denn sie waren noch nicht lange aus der Gefangenschaft heimgekehrt; erst kürzlich hatte sich das ganze Volk von Judäa wieder gesammelt und waren die heiligen Geräte, der Altar und der Tempel nach der Entweihung neu geweiht worden.
Judit Jdt 18 4 4 Sie schickten Boten in das ganze Gebiet von Samarien und Kona, nach Bet-Horon, Abel-Majim und Jericho sowie nach Choba, Hazor und in das Tal von Salim.
Judit Jdt 18 4 5 Sie besetzten alle hohen Bergkuppen, befestigten die Ortschaften und versahen sie mit Lebensmitteln für den Krieg, denn ihre Felder waren eben abgeerntet worden.
Judit Jdt 18 4 6 Jojakim, der zu jener Zeit Hoherpriester in Jerusalem war, schrieb an die Einwohner von Betulia und Betomestajim, das Jesreel gegenüber vor der Ebene nahe bei Dotan liegt,
Judit Jdt 18 4 7 sie sollten die Gebirgspässe besetzt halten. Durch sie konnte man nach Judäa vordringen. Es war aber auch leicht, den Vormarsch der Heranrückenden dort aufzuhalten; die Gebirgswege waren nämlich so schmal, dass jeweils nur zwei Mann nebeneinander hindurchgehen konnten.
Judit Jdt 18 4 8 Die Israeliten taten, was ihnen der Hohepriester Jojakim und die Ältesten des ganzen Volkes Israel in Jerusalem befohlen hatten.
Judit Jdt 18 4 9 Alle Männer Israels aber flehten Gott inständig an und taten Buße unter strengem Fasten.
Judit Jdt 18 4 10 Sie selbst, ihre Frauen, ihre Kinder und ihr Vieh, aber auch alle Fremden, die bei ihnen wohnten, die Tagelöhner und Sklaven, legten Bußgewänder an.
Judit Jdt 18 4 11 Alle Israeliten in Jerusalem, ihre Frauen und Kinder warfen sich vor dem Tempel nieder, streuten sich vor dem Herrn Asche auf das Haupt und legten Bußgewänder an.
Judit Jdt 18 4 12 Selbst den Altar umhüllten sie mit einem Bußgewand. Sie schrien alle einmütig in stürmischen Gebeten zu dem Gott Israels, er möge doch nicht zulassen, dass man ihre Kinder raube, ihre Frauen als Beute verteile, die Städte ihres Erbbesitzes zerstöre und das Heiligtum entweihe und verwüste, zum Gespött für die Heiden.
Judit Jdt 18 4 13 Und der Herr hörte ihr Rufen und sah auf ihre Not. Das Volk fastete mehrere Tage lang in ganz Judäa und in Jerusalem vor dem Heiligtum des Herrn, des Allmächtigen.
Judit Jdt 18 4 14 Auch der Hohepriester Jojakim mit der ganzen Priesterschaft im Tempel und den Dienern des Herrn legten Bußgewänder an; so brachten sie das tägliche Brandopfer dar und dazu die gelobten und die freiwilligen Opfergaben des Volkes.
Judit Jdt 18 4 15 Auf ihren Kopfbund hatten sie Asche gestreut und sie riefen mit aller Macht zum Herrn, er möge doch gnädig auf das ganze Haus Israel herabschauen.
Judit Jdt 18 5 1 Holofernes, dem Oberbefehlshaber des assyrischen Heeres, wurde gemeldet, dass die Israeliten sich zum Krieg gerüstet, die Gebirgspässe gesperrt, alle hohen Bergkuppen befestigt und in der Ebene Hindernisse angelegt hatten.
Judit Jdt 18 5 2 Da entbrannte sein Zorn. Er berief alle Fürsten von Moab, die Heerführer von Ammon und alle Statthalter der Küstengebiete zu sich
Judit Jdt 18 5 3 und sagte zu ihnen: Sagt mir, ihr Söhne Kanaans, was ist das für ein Volk, das da im Bergland haust? Wie heißen die Städte, die es bewohnt? Wie groß ist die Streitmacht dieser Leute und worin liegt ihre Kraft und Stärke? Wer gebietet über sie als König und Anführer ihres Heeres?
Judit Jdt 18 5 4 Und warum haben sie allein von allen Bewohnern des Westens es abgelehnt, mir zu huldigen?
Judit Jdt 18 5 5 Da antwortete ihm Achior, der Anführer aller Ammoniter: Möge mein Herr anhören, was sein Knecht ihm zu sagen hat. Ich will dir die Wahrheit sagen über dieses Volk, das in dem Bergland hier in deiner Nähe wohnt; kein falsches Wort soll aus dem Mund deines Knechtes kommen.
Judit Jdt 18 5 6 Diese Leute stammen von den Chaldäern ab.
Judit Jdt 18 5 7 Sie hatten sich zuerst in Mesopotamien niedergelassen, weil sie den Göttern ihrer Väter im Land der Chaldäer nicht mehr dienen wollten.
Judit Jdt 18 5 8 Sie waren nämlich von dem Glauben ihrer Vorfahren abgewichen und hatten ihre Verehrung dem Gott des Himmels zugewandt, zu dessen Erkenntnis sie gelangt waren. Deshalb hatten die Chaldäer sie aus dem Bereich ihrer Götter vertrieben und sie waren nach Mesopotamien geflohen, wo sie sich einige Zeit aufhielten.
Judit Jdt 18 5 9 Doch ihr Gott gebot ihnen, ihren Wohnsitz zu verlassen und in das Land Kanaan weiterzuziehen. Hier ließen sie sich nieder und wurden reich an Gold, Silber und an riesigen Herden.
Judit Jdt 18 5 10 Weil aber eine Hungersnot über das Land Kanaan hereinbrach, zogen sie nach Ägypten und blieben dort, solange sie Nahrung fanden. Dort wuchsen sie zu einer gewaltigen Menge heran und ihr Volk war nicht mehr zu zählen.
Judit Jdt 18 5 11 Da schritt der König von Ägypten gegen sie ein. Arglistig befahl er ihnen, in mühseliger Arbeit Ziegel herzustellen. Man unterdrückte sie und machte sie zu Sklaven.
Judit Jdt 18 5 12 Sie aber schrien zu ihrem Gott und dieser schlug das ganze Land Ägypten mit Plagen, gegen die es keine Abhilfe gab. Darauf jagten die Ägypter sie aus ihrem Land fort.
Judit Jdt 18 5 13 Gott aber trocknete das Rote Meer vor ihnen aus.
Judit Jdt 18 5 14 Er führte sie den Weg zum Sinai und nach Kadesch-Barnea und sie vertrieben alle Bewohner der Wüste.
Judit Jdt 18 5 15 Dann ließen sie sich im Land der Amoriter nieder und vernichteten mit ihrem Heer alle Einwohner von Heschbon. Danach überschritten sie den Jordan, nahmen das ganze Bergland in Besitz,
Judit Jdt 18 5 16 verjagten die Kanaaniter, die Perisiter, Jebusiter, Sichemiter und alle Girgaschiter und ließen sich dort für lange Zeit nieder.
Judit Jdt 18 5 17 Solange sie sich nicht gegen ihren Gott versündigten, blieb das Glück ihnen treu; denn ihnen steht ein Gott bei, der das Unrecht hasst.
Judit Jdt 18 5 18 Als sie aber von dem Weg abwichen, den er ihnen gewiesen hatte, wurden sie in vielen Kriegen mehr und mehr aufgerieben und schließlich als Gefangene in ein fremdes Land verschleppt. Der Tempel ihres Gottes wurde dem Erdboden gleichgemacht und ihre Städte fielen ihren Feinden in die Hand.
Judit Jdt 18 5 19 Jetzt aber haben sie sich wieder ihrem Gott zugewandt und sind aus den Ländern heimgekehrt, in die sie verstreut worden waren. Sie haben Jerusalem, wo ihr Heiligtum steht, wieder in Besitz genommen und das verlassene Bergland von neuem besiedelt.
Judit Jdt 18 5 20 Wenn nun, mein Herr und Gebieter, auf diesem Volk eine Schuld lastet und sie sich gegen ihren Gott versündigt haben und wenn wir uns vergewissert haben, dass dieser Anlass zum Unheil bei ihnen vorliegt, dann können wir hinaufziehen und sie vernichtend schlagen.
Judit Jdt 18 5 21 Wenn aber ihr Volk sich nichts zu Schulden kommen ließ, dann möge mein Herr nur ja davon Abstand nehmen. Sonst würde ihnen nämlich ihr Herr und Gott Hilfe leisten und wir müssten uns dann vor aller Welt schämen.
Judit Jdt 18 5 22 Diese Rede des Achior rief bei allen Soldaten, die im Umkreis des Zeltes standen, Empörung hervor. Die Offiziere des Holofernes sowie alle Bewohner der Küstengebiete und von Moab forderten, man solle ihn niederhauen.
Judit Jdt 18 5 23 Sie sagten: Wir haben doch keine Angst vor den Israeliten. Sie sind doch ein Volk, das weder die Macht noch die Kraft hat für einen harten Feldzug.
Judit Jdt 18 5 24 Darum, Gebieter Holofernes, wollen wir hinaufziehen; sie sollen deinem ganzen Heer zum Fraß dienen.
Judit Jdt 18 6 1 Als sich der Lärm bei den Männern, die um den Kriegsrat herumstanden, gelegt hatte, sagte Holofernes, der Oberbefehlshaber der assyrischen Streitmacht, in Gegenwart des ganzen Söldnerheeres zu Achior und zu allen Moabitern:
Judit Jdt 18 6 2 Wer bist du denn, Achior, und was bedeuten schon diese Söldner Efraims, dass du dich heute in unserer Mitte als Prophet aufspielst und erklärst, man dürfe das Volk Israel nicht bekriegen, weil sein Gott ihm Hilfe leiste? Gibt es denn überhaupt einen Gott außer Nebukadnezzar? Er wird seine Macht aufbieten und sie vom Erdboden vertilgen, ohne dass ihr Gott sie rettet.
Judit Jdt 18 6 3 Wir aber, seine Knechte, werden sie schlagen wie einen einzigen Mann. Sie werden dem Ansturm unserer Reiterei nicht widerstehen können;
Judit Jdt 18 6 4 mit ihr werden wir sie vernichten, sodass die Berge von ihrem Blut getränkt und die Felder mit ihren Leichen übersät sein werden. Sie werden uns nicht standhalten, sondern restlos untergehen. Das sagt der König Nebukadnezzar, der Herr der ganzen Erde; er hat es so bestimmt und seine Worte können nicht zurückgenommen werden.
Judit Jdt 18 6 5 Aber du, Achior, Söldner aus Ammon, hast diese Worte an deinem Unglückstag gesprochen. Du sollst mir von heute an nicht mehr unter die Augen treten, bis ich die Rache an diesem Volk aus Ägypten vollstreckt habe.
Judit Jdt 18 6 6 Wenn ich dann zurückkomme, soll das Schwert meines Heeres und die Lanze meiner Gefolgsleute auch deine Rippen durchbohren und du wirst zusammen mit ihren Toten dahinsinken.
Judit Jdt 18 6 7 Meine Diener werden dich auf das Bergland schaffen und dich in einen der Orte an den Gebirgspässen bringen.
Judit Jdt 18 6 8 Dort sollst du gemeinsam mit ihnen umkommen.
Judit Jdt 18 6 9 Wenn du aber in deinem Herzen die Hoffnung hegst, dass sie nicht überwältigt werden, dann brauchst du nicht vor Angst zu zittern. Ich habe gesprochen und keines meiner Worte wird unerfüllt bleiben.
Judit Jdt 18 6 10 Darauf befahl Holofernes den Dienern, die in seinem Zelt bereitstanden, Achior festzunehmen, ihn nach Betulia zu bringen und an die Israeliten auszuliefern.
Judit Jdt 18 6 11 Seine Diener ergriffen ihn, führten ihn aus dem Lager in die Ebene hinaus und brachten ihn in das Bergland hinauf. So gelangten sie zu den Quellen unterhalb von Betulia.
Judit Jdt 18 6 12 Als die Männer in der Stadt sie erblickten, griffen sie zu den Waffen und liefen aus der Stadt hinaus auf den Gipfel des Berges; die mit Schleudern bewaffneten Männer versperrten den Gegnern den Aufstieg, indem sie Steine hinabschleuderten.
Judit Jdt 18 6 13 Die Feinde suchten Deckung im Schutz der Bergwand; dann fesselten sie Achior, ließen ihn am Fuß des Abhangs liegen und kehrten zu ihrem Herrn zurück.
Judit Jdt 18 6 14 Die Israeliten kamen aus ihrer Stadt herunter zu Achior und banden ihn los; sie führten ihn nach Betulia und brachten ihn vor die leitenden Männer ihrer Stadt.
Judit Jdt 18 6 15 Das waren in jenen Tagen Usija, der Sohn Michas, aus dem Stamm Simeon, Kabri, der Sohn Otniëls, und Karmi, der Sohn Malkiëls.
Judit Jdt 18 6 16 Sie beriefen alle Ältesten der Stadt zu einer Versammlung; auch alle jungen Männer und die Frauen liefen herbei. Sie stellten Achior in die Mitte der versammelten Menge und Usija fragte ihn, was vorgefallen sei.
Judit Jdt 18 6 17 Achior berichtete ihnen über die Verhandlungen im Kriegsrat des Holofernes und teilte ihnen alles mit, was er im Kreis der assyrischen Heerführer gesagt hatte, aber auch, was Holofernes prahlerisch gegen das Haus Israel geäußert hatte.
Judit Jdt 18 6 18 Da warf sich das Volk nieder, betete zu Gott und rief:
Judit Jdt 18 6 19 Herr, Gott des Himmels, blick herab und sieh ihre Überheblichkeit, hab Erbarmen mit unserem gedemütigten Volk und schau heute gnädig auf die Schar derer, die dir geweiht sind.
Judit Jdt 18 6 20 Dann sprachen sie Achior Mut zu und lobten ihn sehr.
Judit Jdt 18 6 21 Usija nahm ihn aus der Versammlung mit nach Hause und gab ein Gastmahl für die Ältesten. Während der ganzen Nacht aber riefen sie den Gott Israels um Hilfe an.
Judit Jdt 18 7 1 Am folgenden Tag befahl Holofernes seinem ganzen Heer und allen seinen Hilfsvölkern, gegen Betulia vorzurücken, die Gebirgspässe zu besetzen und den Kampf gegen die Israeliten zu eröffnen.
Judit Jdt 18 7 2 So begann an jenem Tag der Aufbruch des ganzen Heeres. Die einsatzfähige Streitmacht zählte zusammen hundertsiebzigtausend Mann Fußtruppen und zwölftausend Berittene, nicht eingerechnet den Tross und die dazugehörigen Mannschaften; es war eine gewaltige Menge.
Judit Jdt 18 7 3 Sie schlugen in der Ebene bei Betulia an der Quelle ihr Lager auf und besetzten ein Gebiet, das sich in der Breite von Dotan bis Jibleam und in der Länge von Betulia bis Kyamon gegenüber Jesreel erstreckte.
Judit Jdt 18 7 4 Als die Israeliten ihre große Zahl sahen, waren sie tief bestürzt, und einer sagte zum andern: Diese Leute werden das ganze Land auffressen; weder die hohen Berge noch die Täler und Hügel werden ihre Last tragen können.
Judit Jdt 18 7 5 Dennoch griffen alle zu den Waffen; sie zündeten auf ihren Stadttürmen Feuer an und hielten die ganze Nacht hindurch Wache.
Judit Jdt 18 7 6 Am nächsten Tag rückte Holofernes mit seiner ganzen Reiterei an, vor den Augen der Israeliten in Betulia.
Judit Jdt 18 7 7 Er ließ die Pässe erkunden, die zu ihrer Stadt hinaufführten, spürte ihre Wasserquellen auf und nahm sie in Besitz. Er stellte dort bewaffnete Posten auf und kehrte zu seinem Heer zurück.
Judit Jdt 18 7 8 Da kamen zu ihm alle Heerführer der Edomiter, alle Hauptleute der Moabiter und die Befehlshaber der Küstengebiete. Sie sagten:
Judit Jdt 18 7 9 Möge doch unser Gebieter einen Rat anhören, damit deinem Heer kein Schaden entsteht.
Judit Jdt 18 7 10 Dieses Volk der Israeliten vertraut nämlich weniger auf seine Speere als vielmehr auf die Höhe der Berge, die es bewohnt; denn es ist gar nicht so leicht, zu den Gipfeln ihrer Berge vorzudringen.
Judit Jdt 18 7 11 Darum, Gebieter, tritt gegen sie nicht in einer geordneten Feldschlacht an; dann wird kein einziger Mann von deinen Leuten fallen.
Judit Jdt 18 7 12 Bleib in deinem Lager und spar jeden Mann deines Heeres! Es genügt, wenn deine Knechte die Wasserquelle in ihren Besitz bringen, die am Fuß des Berges entspringt.
Judit Jdt 18 7 13 Denn dort holen die Bewohner Betulias ihr Wasser. Dann wird der Durst sie umbringen und sie müssen ihre Stadt ausliefern. Wir aber wollen mit unseren Leuten auf die benachbarten Berggipfel steigen und dort Wache stehen, damit niemand die Stadt verlassen kann.
Judit Jdt 18 7 14 Dann werden sie mit ihren Frauen und Kindern vor Hunger verschmachten, und bevor noch das Schwert über sie kommt, werden sie hingestreckt auf den Gassen vor ihren Häusern liegen.
Judit Jdt 18 7 15 So wirst du sie schwer dafür büßen lassen, dass sie dir Widerstand geleistet haben und dir nicht mit der Bitte um Frieden entgegengekommen sind.
Judit Jdt 18 7 16 Diese Worte gefielen dem Holofernes und all seinen Offizieren und er befahl, den Rat zu befolgen.
Judit Jdt 18 7 17 Darauf machten sich eine Abteilung der Ammoniter und mit ihnen fünftausend Assyrer auf den Weg; sie schlugen in der Ebene ein Lager auf und besetzten die Brunnen und Quellen der Israeliten.
Judit Jdt 18 7 18 Die Edomiter und die Ammoniter aber schlugen im Bergland gegenüber von Dotan ein Lager auf. Außerdem schickten sie Abteilungen nach Süden und Osten gegen die Stadt Egrebel, die in der Nähe von Chus am Bach Mochmur liegt. Das übrige Heer der Assyrer hatte sein Lager in der Ebene und bedeckte das ganze Land; ihre Zelte und ihr Tross bildeten ein riesiges Heerlager; es war eine gewaltige Menge.
Judit Jdt 18 7 19 Die Israeliten aber schrien zum Herrn, ihrem Gott. Sie hatten allen Mut verloren, da sie ringsum von ihren Feinden eingeschlossen waren und es kein Entrinnen mehr gab.
Judit Jdt 18 7 20 Nachdem die Belagerung durch das ganze Heer der Assyrer mit ihrem Fußvolk, ihren Wagen und Reitern vierunddreißig Tage gedauert hatte, ging in sämtlichen Behältern der Einwohner von Betulia das Wasser zur Neige.
Judit Jdt 18 7 21 Auch die Zisternen wurden leer. Die Belagerten konnten sich an keinem einzigen Tag mehr satt trinken, weil sie nur ein bestimmtes Maß an Wasser zugeteilt bekamen.
Judit Jdt 18 7 22 Ihre Kinder verschmachteten; die Frauen und jungen Männer wurden ohnmächtig vor Durst, sie fielen auf den Straßen der Stadt und in den Torwegen um, denn sie hatten keine Kraft mehr.
Judit Jdt 18 7 23 Da versammelte sich das ganze Volk, die jungen Männer, die Frauen und Kinder, bei Usija und den leitenden Männern der Stadt, erhoben ein lautes Geschrei und riefen den Ältesten zu:
Judit Jdt 18 7 24 Gott sei Richter zwischen uns und euch. Ihr habt ein schweres Unrecht an uns begangen, weil ihr mit den Assyrern nicht friedlich verhandeln wolltet.
Judit Jdt 18 7 25 Jetzt gibt es für uns keine Rettung mehr; denn Gott hat uns an sie verkauft. Darum müssen wir verdursten und vor ihren Augen elend zugrunde gehen.
Judit Jdt 18 7 26 Ruft sie also jetzt herbei und liefert die ganze Stadt den Soldaten des Holofernes und seinem Heer zur Plünderung aus!
Judit Jdt 18 7 27 Es ist besser für uns, ihnen als Beute in die Hände zu fallen. Wenn wir auch zu Sklaven gemacht werden, so bleiben wir doch wenigstens am Leben und brauchen nicht mit eigenen Augen den Tod unserer Säuglinge und das Dahinsterben unserer Frauen und Kinder mit anzusehen.
Judit Jdt 18 7 28 Wir beschwören euch beim Himmel und bei der Erde, bei unserem Gott, dem Herrn unserer Väter, der uns für unsere Sünden und die Vergehen unserer Väter bestraft, Gott möge nicht am heutigen Tag diese Drohung an uns wahr machen.
Judit Jdt 18 7 29 Und in der Versammlung erhob sich ein allgemeines heftiges Klagen; alle schrien mit lauter Stimme zu Gott, dem Herrn.
Judit Jdt 18 7 30 Doch Usija sagte zu ihnen: Fasst Mut, Brüder! Wir wollen noch fünf Tage aushalten. In dieser Zeit wird der Herr, unser Gott, uns sein Erbarmen wieder zuwenden; er wird uns nicht für immer verlassen.
Judit Jdt 18 7 31 Sollten aber diese Tage vergehen, ohne dass uns geholfen wird, dann will ich tun, was ihr gefordert habt.
Judit Jdt 18 7 32 Dann ließ er das Volk auseinander gehen, jeden auf seinen Posten, und sie begaben sich wieder auf die Mauern und Türme der Stadt. Die Frauen und Kinder aber schickte er in ihre Häuser zurück. In der Stadt herrschte tiefe Niedergeschlagenheit.
Judit Jdt 18 8 1 Davon hörte in jenen Tagen Judit, die Tochter Meraris, des Sohnes des Uz, des Sohnes Josefs, des Sohnes Usiëls, des Sohnes Hilkijas, des Sohnes Hananjas, des Sohnes Gideons, des Sohnes Rafains, des Sohnes Ahitubs, des Sohnes Elijas, des Sohnes Hilkijas, des Sohnes Eliabs, des Sohnes Natanaels, des Sohnes Schelumiëls, des Sohnes Zurischaddais, des Sohnes Simeons, des Sohnes Israels.
Judit Jdt 18 8 2 Ihr Mann Manasse, der aus ihrem Stamm und ihrer Sippe war, hatte zur Zeit der Gerstenernte den Tod gefunden.
Judit Jdt 18 8 3 Als er nämlich bei den Garbenbindern auf dem Feld stand, traf ihn ein Hitzschlag; er musste sich zu Bett legen und starb in seiner Heimatstadt Betulia. Man begrub ihn bei seinen Vätern auf dem Feld zwischen Dotan und Jibleam.
Judit Jdt 18 8 4 Nun lebte Judit schon drei Jahre und vier Monate als Witwe in ihrem Haus.
Judit Jdt 18 8 5 Sie hatte für sich auf dem flachen Dach ihres Hauses ein Zelt aufstellen lassen, hatte ein Trauergewand angelegt und trug die Kleider einer Witwe.
Judit Jdt 18 8 6 Sie fastete, seit sie Witwe war, alle Tage, außer am Sabbat und am Vortag des Sabbats, am Neumond und am Vortag des Neumonds und an den Festen und Freudentagen des Hauses Israel.
Judit Jdt 18 8 7 Sie hatte eine schöne Gestalt und ein blühendes Aussehen. Ihr Gatte Manasse hatte ihr Gold und Silber, Knechte und Mägde, Vieh und Felder hinterlassen, die sie in ihrem Besitz hielt.
Judit Jdt 18 8 8 Niemand konnte ihr etwas Böses nachsagen, denn sie war sehr gottesfürchtig.
Judit Jdt 18 8 9 Judit hörte von den Vorwürfen des Volkes gegen das Stadtoberhaupt, als es wegen des Wassermangels den Mut verlor. Ebenso erfuhr sie, was Usija den Leuten geantwortet hatte und dass er ihnen unter Eid versprochen hatte, nach Ablauf von fünf Tagen die Stadt an die Assyrer auszuliefern.
Judit Jdt 18 8 10 Da ließ sie durch ihre Dienerin, die ihrem ganzen Hauswesen vorstand, die Ältesten ihrer Heimatstadt, Kabri und Karmi, herbeiholen.
Judit Jdt 18 8 11 Als sie zu ihr kamen, sagte sie zu ihnen: Hört mich an, ihr Vorsteher der Einwohner von Betulia! Es war nicht recht, was ihr heute vor dem Volk gesagt habt. Durch diesen Eid, den ihr geschworen habt, habt ihr Gott und euch selbst festgelegt; denn ihr habt erklärt, dass ihr die Stadt unseren Feinden ausliefern wollt, wenn der Herr euch nicht inzwischen Hilfe schickt.
Judit Jdt 18 8 12 Wer seid ihr denn, dass ihr am heutigen Tag Gott auf die Probe stellt und euch vor allen Leuten an die Stelle Gottes setzt?
Judit Jdt 18 8 13 Ihr wollt den Herrn, den Allmächtigen, auf die Probe stellen und kommt doch ewig zu keiner Erkenntnis.
Judit Jdt 18 8 14 Nicht einmal die Tiefe des Menschenherzens könnt ihr ergründen und die Gedanken seines Geistes erfassen. Wie wollt ihr dann Gott erforschen, der das alles geschaffen hat? Wie wollt ihr seine Gedanken erkennen und seine Absichten verstehen? Nein, meine Brüder, reizt den Herrn, unseren Gott, nicht zum Zorn!
Judit Jdt 18 8 15 Auch wenn er nicht gewillt ist, uns in diesen fünf Tagen Hilfe zu schaffen, so hat doch er zu bestimmen, zu welcher Zeit er uns helfen oder uns vor den Augen unserer Feinde vernichten will.
Judit Jdt 18 8 16 Versucht nicht, die Entscheidungen des Herrn, unseres Gottes, zu erzwingen; denn Gott ist nicht wie ein Mensch, dem man drohen kann, und wie ein Menschenkind, das man beeinflussen kann.
Judit Jdt 18 8 17 Darum wollen wir die Rettung von ihm erwarten und ihn um Hilfe anrufen. Er wird unser Flehen erhören, wenn es seinem Willen entspricht.
Judit Jdt 18 8 18 Denn eines gab es bei uns nicht und gibt es auch heute nicht: Es gibt weder einen Stamm noch eine Familie, weder einen Gau noch eine Stadt, die von Menschen gemachte Götter anbeten, wie es in früherer Zeit geschah.
Judit Jdt 18 8 19 Damals wurden unsere Väter dem Schwert und der Plünderung preisgegeben und mussten vor den Augen unserer Feinde schwere Niederlagen erleiden.
Judit Jdt 18 8 20 Wir aber kennen keinen anderen Gott als ihn allein. Daher dürfen wir hoffen, dass er uns und unser Volk nicht im Stich lassen wird.
Judit Jdt 18 8 21 Wenn wir nämlich überwältigt werden, dann wird auch ganz Judäa erobert und unser Heiligtum geplündert werden. Von uns aber wird Gott für die Entweihung des Heiligtums blutige Rechenschaft fordern.
Judit Jdt 18 8 22 Uns wird er die Ermordung unserer Brüder, die Entvölkerung des Landes, die Verwüstung unseres Erbbesitzes zur Last legen, inmitten der Heiden, bei denen wir als Sklaven dienen und unseren Herren Anlass zu Spott und Verachtung sein werden.
Judit Jdt 18 8 23 Unsere Knechtschaft wird dann nicht mehr zum Guten gewendet werden, sondern der Herr, unser Gott, wird sie für uns zur Schande werden lassen.
Judit Jdt 18 8 24 Daher, liebe Brüder, wollen wir jetzt unseren Stammesbrüdern beweisen, dass wir für ihr Leben einstehen und dass das Heiligtum, der Tempel und der Altar, sich auf uns verlassen können.
Judit Jdt 18 8 25 Bei alldem aber lasst uns dem Herrn, unserem Gott, danken, dass er uns ebenso prüft wie schon unsere Väter.
Judit Jdt 18 8 26 Denkt daran, was er mit Abraham machte, wie er Isaak prüfte und was Jakob im syrischen Mesopotamien erlebte, als er die Schafe Labans, des Bruders seiner Mutter, hütete.
Judit Jdt 18 8 27 Denn wie er diese Männer im Feuer geläutert hat, um ihr Herz zu prüfen, so hat er auch mit uns kein Strafgericht vor, sondern der Herr züchtigt seine Freunde, um sie zur Einsicht zu führen.
Judit Jdt 18 8 28 Da sagte Usija zu ihr: Alles, was du gesagt hast, kam aus einem edlen Herzen und es gibt niemand, der deinen Worten widersprechen kann.
Judit Jdt 18 8 29 Deine Weisheit wird ja nicht erst heute offenbar, sondern schon von deiner frühesten Jugend an kennt das ganze Volk deine Einsicht und weiß, wie edel die Gedanken deines Herzens sind.
Judit Jdt 18 8 30 Aber das Volk leidet furchtbaren Durst; sie zwangen uns zu tun, was wir ihnen versprochen haben, und einen Eid auf uns zu laden, den wir nicht brechen dürfen.
Judit Jdt 18 8 31 Doch bete du jetzt für uns, denn du bist eine gottesfürchtige Frau. Dann wird der Herr Regen schicken, um unsere Zisternen zu füllen, und wir brauchen nicht zu verschmachten.
Judit Jdt 18 8 32 Da sagte Judit zu ihnen: Hört mich an! Ich will eine Tat vollbringen, von der man noch in fernsten Zeiten den Kindern unseres Volkes erzählen wird.
Judit Jdt 18 8 33 Kommt diese Nacht an das Tor, wenn ich mit meiner Dienerin hinausgehe. Bevor die Frist abgelaufen ist, die ihr für die Übergabe der Stadt an unsere Feinde gesetzt habt, wird der Herr durch meine Hand Israel gnädig Hilfe bringen.
Judit Jdt 18 8 34 Fragt nicht nach meinem Vorhaben; denn ich werde euch nichts mitteilen, bevor das vollendet ist, was ich tun will.
Judit Jdt 18 8 35 Da sagten Usija und die Stadtältesten zu ihr: Geh in Frieden! Gott, der Herr, sei dein Führer bei dem Strafgericht an unseren Feinden.
Judit Jdt 18 8 36 Dann verließen sie das Zelt und kehrten auf ihre Posten zurück.
Judit Jdt 18 9 1 Judit warf sich auf ihr Gesicht nieder, streute sich Asche auf das Haupt und öffnete das Bußgewand, das sie trug. Es war gerade die Zeit, zu der man an jenem Abend in Jerusalem im Haus Gottes das Rauchopfer darbrachte. Und Judit rief laut zum Herrn; sie sagte:
Judit Jdt 18 9 2 Herr, du Gott meines Stammvaters Simeon! Du hast ihm das Schwert in die Hand gegeben zur Bestrafung der Fremden, die den Gürtel der Jungfrau lösten, um sie zu beflecken, die ihre Schenkel entblößten, um sie zu schänden, und ihren Schoß entweihten zu ihrer Schande. Du hattest nämlich geboten: Das darf nicht geschehen. Und dennoch taten sie es.
Judit Jdt 18 9 3 Deswegen gabst du ihre Fürsten Mördern preis und tauchtest zur Vergeltung das Lager, das ihrer Arglist gedient hatte, in Blut; du erschlugst die Knechte samt ihren Herren, ja auch die Herren auf ihren Thronen.
Judit Jdt 18 9 4 Du gabst ihre Frauen dem Raub und ihre Töchter der Gefangenschaft preis und ihren ganzen Besitz gabst du deinen geliebten Söhnen; denn sie glühten vor Eifer für dich, hatten Abscheu vor der Befleckung ihres Blutes und riefen zu dir um Hilfe. Gott, mein Gott, erhöre auch mich, die Witwe!
Judit Jdt 18 9 5 Du hast bewirkt, was damals war und auch was vorher und später geschah. Doch auch was jetzt geschieht und noch kommen wird, hast du erdacht und es ist eingetroffen, was du geplant hast.
Judit Jdt 18 9 6 Deine Beschlüsse standen da und sagten: Hier sind wir! Denn alle deine Wege sind schon gebahnt und dein Gericht ist eine beschlossene Sache.
Judit Jdt 18 9 7 Sieh doch auf die Assyrer! Sie verfügen über ein gewaltiges Heer, brüsten sich mit ihren Rossen und Reitern, sind stolz auf die Schlagkraft ihres Fußvolkes, vertrauen auf ihre Schilde und Speere, ihre Bogen und Schleudern und wollen nicht einsehen, dass du der Herr bist, der den Kriegen ein Ende setzt.
Judit Jdt 18 9 8 «Herr» ist dein Name. Brich ihre Stärke mit deiner Macht und vernichte ihre Kraft in deinem Zorn! Denn sie haben beschlossen, dein Heiligtum zu entweihen, das Zelt, in dem dein herrlicher Name wohnt, zu beflecken und die Hörner deines Altars mit dem Schwert abzuschlagen.
Judit Jdt 18 9 9 Schau dir ihren Übermut an und lass deinen Zorn auf ihr Haupt herabfahren! Schenke mir, der Witwe, die Kraft zu der Tat, die ich plane.
Judit Jdt 18 9 10 Schlag den Knecht wie den Herrn und den Herrn wie den Diener durch meine listigen Worte; brich ihren Trotz durch die Hand einer Frau!
Judit Jdt 18 9 11 Denn deine Macht stützt sich nicht auf die große Zahl, deine Herrschaft braucht keine starken Männer, sondern du bist der Gott der Schwachen und der Helfer der Geringen; du bist der Beistand der Armen, der Beschützer der Verachteten und der Retter der Hoffnungslosen.
Judit Jdt 18 9 12 Ja, du Gott meines Vaters und Gott deines Erbbesitzes Israel, du Herr des Himmels und der Erde, Schöpfer der Meere und König deiner ganzen Schöpfung, erhöre mein Gebet!
Judit Jdt 18 9 13 Lass meine listigen Worte Wunden und Striemen schlagen bei denen, die gegen deinen Bund und dein heiliges Haus, gegen den Berg Zion und den Wohnsitz deiner Söhne Böses beschlossen haben.
Judit Jdt 18 9 14 Lass dein ganzes Volk und alle Stämme erkennen und wissen, dass du der wahre Gott bist, der Gott aller Macht und Stärke, und dass es für dein Volk Israel keinen anderen Beschützer gibt als dich allein.
Judit Jdt 18 10 1 Als sie ihr flehentliches Gebet zu dem Gott Israels beendet und alles gesagt hatte,
Judit Jdt 18 10 2 stand sie auf, rief ihre Dienerin und stieg in das Haus hinab, wo sie sich am Sabbat und an den Festtagen aufzuhalten pflegte.
Judit Jdt 18 10 3 Dort legte sie das Bußgewand ab, das sie trug, zog ihre Witwenkleider aus, wusch ihren Körper mit Wasser und salbte sich mit einer wohlriechenden Salbe. Hierauf ordnete sie ihre Haare, setzte ein Diadem auf und zog die Festkleider an, die sie zu Lebzeiten ihres Gatten Manasse getragen hatte.
Judit Jdt 18 10 4 Auch zog sie Sandalen an, legte ihre Fußspangen, Armbänder, Fingerringe, Ohrgehänge und all ihren Schmuck an und machte sich schön, um die Blicke aller Männer, die sie sähen, auf sich zu ziehen.
Judit Jdt 18 10 5 Ihrer Dienerin gab sie einen Schlauch Wein und ein Gefäß mit Öl; sie füllte einen Sack mit Gerstenmehl, getrockneten Feigen und reinen Broten, verpackte all diese Dinge sorgfältig und lud sie ihrer Dienerin auf.
Judit Jdt 18 10 6 Darauf gingen sie zum Stadttor von Betulia hinaus. Dort trafen sie Usija sowie Kabri und Karmi, die Ältesten der Stadt, auf ihrem Posten.
Judit Jdt 18 10 7 Als sie Judits verwandeltes Aussehen sahen und die Kleider, die sie angelegt hatte, kamen sie aus dem Staunen über ihre Schönheit nicht mehr heraus und sagten zu ihr:
Judit Jdt 18 10 8 Der Gott unserer Väter mache dich zu einem Werkzeug seiner Gnade und lasse dein Vorhaben gelingen, zum Ruhm Israels und zur Verherrlichung Jerusalems.
Judit Jdt 18 10 9 Sie aber neigte sich vor Gott im Gebet und sagte dann zu ihnen: Gebt Befehl, dass mir das Stadttor geöffnet wird; ich will hinausgehen und tun, was ihr mit mir besprochen habt. Da befahlen sie den jungen Männern, das Tor für sie zu öffnen, wie sie es gewünscht hatte.
Judit Jdt 18 10 10 Man öffnete das Tor und Judit ging mit ihrer Dienerin hinaus. Die Männer in der Stadt aber sahen ihr nach, bis sie den Berg hinabgestiegen und durch das Tal gegangen war und man sie nicht mehr sehen konnte.
Judit Jdt 18 10 11 Als sie im Tal weitergingen, begegneten ihr assyrische Vorposten.
Judit Jdt 18 10 12 Sie hielten sie fest und fragten: Zu welchem Volk gehörst du? Woher kommst du und wohin gehst du? Sie antwortete: Ich gehöre zum Volk der Hebräer und laufe von ihnen fort, weil sie euch doch bald zum Fraß vorgeworfen werden.
Judit Jdt 18 10 13 Ich will zu Holofernes, dem Oberbefehlshaber eures Heeres, gehen und ihm eine zuverlässige Nachricht bringen; ich will ihm zeigen, welchen Weg er einschlagen muss, um das ganze Bergland in seinen Besitz zu bringen, ohne dass dabei einer von seinen Leuten Leib und Leben verliert.
Judit Jdt 18 10 14 Als die Männer ihre Worte hörten und ihr Gesicht betrachteten, dessen Schönheit sie bezauberte, sagten sie:
Judit Jdt 18 10 15 Du hast dein Leben gerettet, weil du dich beeilt hast, von dort oben unserem Herrn entgegenzugehen. Komm jetzt zu seinem Zelt! Einige von uns werden dich begleiten und dich ihm übergeben.
Judit Jdt 18 10 16 Hab keine Angst, wenn du vor ihm stehst. Sag ihm, was du zu sagen hast, dann wird er dich gnädig behandeln.
Judit Jdt 18 10 17 Darauf wählten sie von ihren Leuten hundert Männer zum Geleit für Judit und ihre Dienerin aus; diese führten sie zum Zelt des Holofernes.
Judit Jdt 18 10 18 Im ganzen Lager entstand eine große Unruhe; denn die Nachricht von Judits Ankunft hatte sich schon in den Zelten herumgesprochen. Die Leute eilten herbei und umringten sie, als sie vor dem Zelt des Holofernes stand, bis man sie ihm angemeldet hatte.
Judit Jdt 18 10 19 Sie bewunderten ihre Schönheit und übertrugen ihre Bewunderung auch auf die Israeliten. Einer sagte zum andern: Wer kann dieses Volk verachten, das solche Frauen in seiner Mitte hat? Es wäre nicht klug, auch nur einen einzigen Mann von ihnen übrig zu lassen; wenn man sie laufen lässt, sind sie imstande, noch die ganze Welt zu überlisten.
Judit Jdt 18 10 20 Schließlich kamen die Leibwächter des Holofernes und sein ganzes Gefolge heraus und führten sie in das Zelt.
Judit Jdt 18 10 21 Holofernes lag auf seinem Lager unter einem Mückennetz aus Purpur und Gold, in das Smaragde und andere Edelsteine eingewebt waren.
Judit Jdt 18 10 22 Als man ihm Judit anmeldete, trat er in den Vorraum des Zeltes hinaus, wobei ihm silberne Leuchter vorangetragen wurden.
Judit Jdt 18 10 23 Sobald er und sein Gefolge Judit erblickten, gerieten sie alle in Erstaunen über die Schönheit ihres Gesichts. Sie warf sich vor ihm nieder und huldigte ihm, doch seine Diener richteten sie wieder auf.
Judit Jdt 18 11 1 Holofernes sagte zu ihr: Nur Mut, Frau, fürchte dich nicht! Ich habe noch keinem Menschen etwas zuleid getan, der sich für den Dienst Nebukadnezzars, des Königs der ganzen Erde, entschieden hat.
Judit Jdt 18 11 2 Ich hätte auch jetzt gegen dein Volk, das im Bergland wohnt, nie meinen Speer erhoben, wenn es mir nicht seine Verachtung gezeigt hätte; das haben sie sich selbst zu verdanken.
Judit Jdt 18 11 3 Sag mir jetzt, warum du von ihnen entflohen und zu uns übergelaufen bist. Es war deine Rettung, dass du hergekommen bist. Sei unbesorgt, du wirst heute Nacht und auch weiterhin am Leben bleiben.
Judit Jdt 18 11 4 Niemand wird dir ein Leid antun. Im Gegenteil, man wird dich gut behandeln, wie es die Diener meines Herrn, des Königs Nebukadnezzar, gewohnt sind.
Judit Jdt 18 11 5 Judit sagte zu ihm: Nimm die Worte deiner Sklavin gnädig auf und erlaube deiner Magd, vor dir zu reden. Ich erzähle meinem Herrn in dieser Nacht keine Lüge.
Judit Jdt 18 11 6 Wenn du dem Rat deiner Magd folgst, dann wird Gott dein Unternehmen zu einem guten Ende führen, und mein Herr wird sein Ziel nicht verfehlen.
Judit Jdt 18 11 7 Denn so wahr Nebukadnezzar lebt, der König der ganzen Erde, und so wahr die Macht dessen gilt, der dich aussandte, um alle Welt zur Ordnung zu rufen: Du machst ihm nicht nur die Menschen untertan; auch die wilden Tiere, das Vieh und die Vögel werden dank deiner Tatkraft unter der Herrschaft Nebukadnezzars und seines ganzen Hauses leben.
Judit Jdt 18 11 8 Wir haben nämlich von deiner Weisheit und von den großartigen Fähigkeiten deines Geistes gehört; aller Welt ist bekannt, dass du allein im ganzen Reich tüchtig bist, erfolgreich durch dein Wissen und bewundernswert in der Kriegführung.
Judit Jdt 18 11 9 Was die Rede betrifft, die Achior in deinem Kriegsrat gehalten hat, so sind uns seine Ausführungen zu Ohren gekommen; denn die Männer von Betulia haben ihn am Leben gelassen und er hat ihnen alles berichtet, was er bei dir gesprochen hat.
Judit Jdt 18 11 10 Darum sage ich dir, mein Herr und Gebieter, verachte seine Rede nicht, sondern nimm sie dir zu Herzen! Sie entspricht nämlich der Wahrheit: Unser Volk kann tatsächlich nur dann bestraft werden und das Schwert hat nur dann Gewalt über sie, wenn sie sich gegen ihren Gott versündigt haben.
Judit Jdt 18 11 11 Jetzt aber ist es so, dass mein Herr nicht unverrichteter Dinge wieder abziehen muss. Der Tod wird über sie kommen; denn eine Sünde hat von ihnen Besitz ergriffen und sie werden ihren Gott zum Zorn reizen, sobald sie das Unerlaubte wirklich tun.
Judit Jdt 18 11 12 Als ihnen nämlich die Lebensmittel ausgingen und der Wasservorrat immer knapper wurde, beschlossen sie, sich über ihr Vieh herzumachen, und sie sind gewillt, all das zu verzehren, was Gott ihnen in seinem Gesetz als Nahrung verboten hat.
Judit Jdt 18 11 13 Auch die Ersterträge des Getreides und den Zehnten von Wein und Öl, die sie als Weihegaben für die Dienst tuenden Priester unseres Gottes in Jerusalem aufbewahrt haben, beschlossen sie, restlos zu verzehren; dabei darf keiner aus dem Volk die Weihegaben auch nur mit den Händen anrühren.
Judit Jdt 18 11 14 Sie haben Boten nach Jerusalem geschickt, weil die dortige Bevölkerung ebenso gehandelt hat; nun sollen die Boten ihnen den Schulderlass des Ältestenrates besorgen.
Judit Jdt 18 11 15 Doch folgendes wird geschehen: Sobald ihnen der Schulderlass mitgeteilt ist und sie zur Tat schreiten, werden sie dir noch am gleichen Tag zu ihrem Verderben ausgeliefert.
Judit Jdt 18 11 16 Daher bin ich, deine Sklavin, von ihnen weggelaufen, nachdem ich das alles durchschaut hatte. Ja, Gott hat mich gesandt, damit ich mit dir die Dinge vollbringe, über die alle Welt, wenn sie davon erfährt, in Staunen gerät.
Judit Jdt 18 11 17 Deine Sklavin ist eine gottesfürchtige Frau und dient Tag und Nacht dem Gott des Himmels. Jetzt will ich bei dir bleiben, mein Herr; doch in der Nacht wird deine Sklavin in die Schlucht hinausgehen. Ich will zu Gott beten und er wird mir sagen, wann sie ihre Sünden begangen haben.
Judit Jdt 18 11 18 Dann will ich kommen und es dir mitteilen. Du aber wirst mit deinen Truppen ausziehen und keiner von ihnen wird dir Widerstand leisten.
Judit Jdt 18 11 19 Ich werde dich quer durch Judäa bis nach Jerusalem führen und dort mitten in der Stadt deinen Feldherrnstuhl aufrichten. Du wirst sie wegführen wie Schafe, die keinen Hirten haben, und kein Hund wird gegen dich bellen. Das wurde mir kraft meiner Sehergabe offenbart und ich bin hergesandt worden, um es dir kundzutun.
Judit Jdt 18 11 20 Ihre Worte gefielen Holofernes und seinem ganzen Gefolge. Sie staunten über die Weisheit und sagten:
Judit Jdt 18 11 21 Es gibt von einem Ende der Erde bis zum andern keine zweite Frau, die so bezaubernd aussieht und so verständig reden kann.
Judit Jdt 18 11 22 Holofernes sagte zu ihr: Dein Gott hat wohl daran getan, dass er dich aus deinem Volk hersandte; so wird uns der Sieg zuteil, aber jene, die meinen Herrn verachtet haben, wird das Verderben treffen.
Judit Jdt 18 11 23 Wahrhaftig, du bist wunderschön und verstehst ausgezeichnet zu reden. Wenn du tust, was du versprochen hast, dann soll dein Gott auch mein Gott sein; du sollst im Palast des Königs Nebukadnezzar wohnen und in aller Welt berühmt sein.
Judit Jdt 18 12 1 Dann ließ er sie in den Raum führen, wo sein silbernes Tafelgerät aufgestellt war, und befahl, ihr von den feinen Speisen auf seinem Tisch vorzusetzen und von seinem Wein zu trinken zu geben.
Judit Jdt 18 12 2 Doch Judit sagte: Ich werde nichts davon nehmen, damit ich keinen Anstoß errege. Man soll mir statt dessen von meinem Vorrat zu essen geben, den ich mitgebracht habe.
Judit Jdt 18 12 3 Da fragte Holofernes: Wenn aber dein Vorrat erschöpft ist, woher sollen wir dann solche Nahrungsmittel beschaffen? Wir haben ja niemand aus deinem Volk bei uns.
Judit Jdt 18 12 4 Judit erwiderte: Bei deinem Leben, mein Herr, noch bevor deine Magd ihren Vorrat aufgebraucht hat, wird der Herr durch meine Hand vollbringen, was er beschlossen hat.
Judit Jdt 18 12 5 Darauf führten die Diener des Holofernes sie in das Zelt, wo sie bis Mitternacht schlief. Um die Zeit der Morgenwache stand sie auf,
Judit Jdt 18 12 6 schickte einen Boten zu Holofernes und ließ ihm sagen: Möge mein Herr Anweisung geben, dass man deine Sklavin zum Gebet hinausgehen lässt.
Judit Jdt 18 12 7 Da befahl Holofernes seinen Leibwächtern, sie nicht daran zu hindern. So verbrachte sie drei Tage im Lager und ging jede Nacht in die Schlucht von Betulia hinaus, um sich im Lager an der Wasserquelle zu baden.
Judit Jdt 18 12 8 Wenn sie aus dem Bad herausstieg, flehte sie zu dem Herrn, dem Gott Israels, er möge ihr Vorhaben gelingen lassen und ihrem Volk wieder aufhelfen.
Judit Jdt 18 12 9 Dann kehrte sie im Zustand der Reinheit zurück und blieb in dem Zelt, bis sie gegen Abend ihr Essen zu sich nahm.
Judit Jdt 18 12 10 Am vierten Tag gab Holofernes ein Gastmahl nur für seine Dienerschaft; von den Männern, die sonst um ihn waren, lud er keinen ein.
Judit Jdt 18 12 11 Dem Eunuchen Bagoas, der sein ganzes Eigentum zu verwalten hatte, gab er den Auftrag: Geh und rede der Hebräerin zu, die deiner Obhut anvertraut ist, dass sie zu uns kommt und mit uns isst und trinkt.
Judit Jdt 18 12 12 Es wäre wahrhaftig eine Schande für uns, wenn wir eine solche Frau gehen ließen, ohne mit ihr zusammen gewesen zu sein. Sie selber würde uns auslachen, wenn wir sie nicht an uns rissen.
Judit Jdt 18 12 13 Bagoas ging weg, trat bei Judit ein und sagte: Möge das schöne Mädchen nicht zögern, zu meinem Herrn zu kommen; sie soll ihm gegenüber den Ehrenplatz einnehmen, mit uns Wein trinken und fröhlich sein und heute den assyrischen Mädchen gleich werden, die im Palast Nebukadnezzars ihren Dienst tun.
Judit Jdt 18 12 14 Judit entgegnete: Wer bin ich, dass ich meinem Herrn widersprechen dürfte? Ich will unverzüglich alles tun, was er wünscht; das soll mir eine Freude sein bis zum Tag meines Todes.
Judit Jdt 18 12 15 Judit stand auf, legte ihr bestes Kleid und ihren ganzen Schmuck an. Ihre Dienerin eilte voraus und legte für sie gegenüber von Holofernes die Teppiche auf den Boden, die sie von Bagoas als Lager für ihre täglichen Mahlzeiten erhalten hatte.
Judit Jdt 18 12 16 Darauf trat Judit ein und nahm Platz. Holofernes aber war über sie ganz außer sich vor Entzücken. Seine Leidenschaft entbrannte und er war begierig danach, mit ihr zusammen zu sein. Denn seit er sie gesehen hatte, lauerte er auf eine günstige Gelegenheit, um sie zu verführen.
Judit Jdt 18 12 17 Als Holofernes sie aufforderte: Trink doch und sei vergnügt mit uns!,
Judit Jdt 18 12 18 erwiderte Judit: Gern will ich trinken, Herr, denn ich habe in meinem ganzen Leben noch keine solche Ehre erfahren wie heute.
Judit Jdt 18 12 19 Sie griff zu, aß und trank vor seinen Augen, was ihre Dienerin zubereitet hatte.
Judit Jdt 18 12 20 Holofernes wurde ihretwegen immer fröhlicher und trank so viel Wein, wie er noch nie zuvor in seinem Leben an einem einzigen Tag getrunken hatte.
Judit Jdt 18 13 1 Als es dann Nacht geworden war, brachen seine Diener eilig auf. Bagoas schloss von außen das Zelt und trennte so die Diener von seinem Herrn. Sie suchten ihr Nachtlager auf, denn sie waren alle von dem ausgedehnten Mahl ermüdet.
Judit Jdt 18 13 2 Judit allein blieb in dem Zelt zurück, wo Holofernes, vom Wein übermannt, vornüber auf sein Lager gesunken war.
Judit Jdt 18 13 3 Judit hatte ihrer Dienerin befohlen, draußen vor ihrem Schlafgemach stehen zu bleiben und wie alle Tage zu warten, bis sie herauskäme; sie werde nämlich zum Gebet hinausgehen. Im gleichen Sinne hatte sie auch mit Bagoas gesprochen.
Judit Jdt 18 13 4 Inzwischen hatte sich die ganze Gesellschaft entfernt und es befand sich kein Mensch mehr im Schlafgemach des Holofernes. Judit trat an das Lager des Holofernes und betete still: Herr, du Gott aller Macht, sieh in dieser Stunde gnädig auf das, was meine Hände zur Verherrlichung Jerusalems tun werden.
Judit Jdt 18 13 5 Jetzt ist der Augenblick gekommen, dass du dich deines Erbbesitzes annimmst und dass ich mein Vorhaben ausführe, zum Verderben der Feinde, die sich gegen uns erhoben haben.
Judit Jdt 18 13 6 Dann ging sie zum Bettpfosten am Kopf des Holofernes und nahm von dort sein Schwert herab.
Judit Jdt 18 13 7 Sie ging ganz nahe zu seinem Lager hin, ergriff sein Haar und sagte: Mach mich stark, Herr, du Gott Israels, am heutigen Tag!
Judit Jdt 18 13 8 Und sie schlug zweimal mit ihrer ganzen Kraft auf seinen Nacken und hieb ihm den Kopf ab.
Judit Jdt 18 13 9 Dann wälzte sie seinen Rumpf von dem Lager und riss das Mückennetz von den Tragstangen herunter.
Judit Jdt 18 13 10 Kurz danach ging sie hinaus und übergab den Kopf des Holofernes ihrer Dienerin, die ihn in einen Sack steckte. Sie machten sich dann beide wie gewöhnlich auf den Weg, als wollten sie zum Beten gehen. Sie gingen jedoch, nachdem sie das Lager durchquert hatten, um die Schlucht herum, stiegen den Berg nach Betulia hinauf und gelangten vor das Stadttor.
Judit Jdt 18 13 11 Schon von weitem rief Judit den Wächtern am Tor zu: Öffnet, öffnet schnell das Tor! Gott ist mit uns, ja, unser Gott ist mit uns. Er offenbart in Israel seine segensreiche Macht, an unseren Feinden aber seine strafende Gewalt. Das hat er auch heute bewiesen.
Judit Jdt 18 13 12 Als die Männer in der Stadt ihre Stimme hörten, eilten sie zum Stadttor hinunter und riefen die Ältesten der Stadt zusammen.
Judit Jdt 18 13 13 Alle liefen herbei, vom Kleinsten bis zum Größten, denn sie konnten es nicht fassen, dass Judit zurückgekommen war. Sie öffneten das Tor und ließen die beiden Frauen herein. Dann zündeten sie ein Feuer an, um den Platz zu beleuchten, und umringten sie.
Judit Jdt 18 13 14 Judit aber rief ihnen laut zu: Lobt Gott, ja, lobt ihn! Lobt Gott! Er hat dem Haus Israel sein Erbarmen nicht entzogen, sondern er hat in dieser Nacht unsere Feinde durch meine Hand vernichtend getroffen.
Judit Jdt 18 13 15 Dann zog sie den Kopf aus dem Sack und zeigte ihn den Männern mit den Worten: Seht, das ist der Kopf des Holofernes, des Oberbefehlshabers der assyrischen Truppen, und hier ist das Mückennetz, unter dem er in seinem Rausch lag. Der Herr hat ihn durch die Hand einer Frau erschlagen.
Judit Jdt 18 13 16 So wahr der Herr lebt, der mich auf dem Weg beschützt hat, den ich gegangen bin: Zwar hat ihn mein Anblick verführt und in das Verderben gestürzt, aber er hat mich durch keine Sünde befleckt oder geschändet.
Judit Jdt 18 13 17 Das Volk war zutiefst ergriffen; sie verneigten sich, warfen sich vor Gott nieder und riefen einmütig: Gepriesen seist du, unser Gott, der du am heutigen Tag die Feinde deines Volkes vernichtet hast.
Judit Jdt 18 13 18 Usija aber sagte: Meine Tochter, du bist von Gott, dem Allerhöchsten, mehr gesegnet als alle anderen Frauen auf der Erde. Gepriesen sei der Herr, unser Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat. Durch seine Hilfe ist es dir gelungen, dem Anführer unserer Feinde den Kopf abzuschlagen.
Judit Jdt 18 13 19 Die Erinnerung an dein Vertrauen soll in Ewigkeit nicht aus den Herzen der Menschen entschwinden, die sich an die Macht Gottes erinnern.
Judit Jdt 18 13 20 Gott möge dir ewigen Ruhm schenken und dich reich mit seinem Segen belohnen. Denn in der Not unseres Volkes hast du dein Leben nicht geschont; nein, du hast entschlossen unseren Untergang von uns abgewehrt, du bist vor unserem Gott auf geradem Weg gegangen. Und alles Volk rief: Amen, amen.
Judit Jdt 18 14 1 Da sagte Judit zu ihnen: Hört mich an, meine Brüder! Nehmt diesen Kopf und hängt ihn an der Zinne eurer Stadtmauer auf!
Judit Jdt 18 14 2 Wenn dann der Morgen anbricht und die Sonne über der Erde aufgeht, greift alle zu den Waffen und rückt mit allen wehrfähigen Männern zum Stadttor hinaus! Ihr müsst einen Anführer an ihre Spitze stellen und dann so tun, als ob ihr hinabsteigen und die assyrischen Vorposten in der Ebene angreifen wollt; in Wirklichkeit aber dürft ihr nicht hinabgehen.
Judit Jdt 18 14 3 Dann werden die feindlichen Vorposten sich kampfbereit machen, in ihr Lager eilen und die Anführer der assyrischen Truppen wecken. Wenn sie vor dem Zelt des Holofernes zusammenströmen, ihn aber nicht finden, werden sie, von Schrecken gepackt, vor euch flüchten.
Judit Jdt 18 14 4 Ihr aber und die Bewohner des ganzen Landes Israel setzt ihnen nach und macht sie auf der Flucht nieder!
Judit Jdt 18 14 5 Doch zuvor ruft mir noch den Ammoniter Achior, damit er sich den Mann ansieht und ihn wiedererkennt, der das Haus Israel verachtet und der ihn als einen Todgeweihten zu uns geschickt hat.
Judit Jdt 18 14 6 Da rief man Achior aus dem Haus des Usija herbei. Als er kam und in der Hand eines Mannes aus der Volksmenge den Kopf des Holofernes erblickte, fiel er ohnmächtig zu Boden.
Judit Jdt 18 14 7 Nachdem man ihn wieder aufgerichtet hatte, warf er sich Judit zu Füßen, verneigte sich vor ihr und sagte: Gepriesen seist du in allen Zelten Judas und bei allen Völkern. Wer immer deinen Namen hört, wird vor Schrecken erzittern.
Judit Jdt 18 14 8 Doch jetzt erzähl mir, was du in diesen Tagen getan hast. Judit berichtete ihm vor dem ganzen Volk alles, was sie getan hatte, angefangen von dem Tag ihres Weggangs bis zu dem Augenblick ihres jetzigen Gesprächs.
Judit Jdt 18 14 9 Als sie mit ihrem Bericht fertig war, brach das Volk in lauten Jubel aus und erhob in der Stadt ein Freudengeschrei.
Judit Jdt 18 14 10 Achior aber, der begriff, dass der Gott Israels diese Tat vollbracht hatte, glaubte aus ganzem Herzen an Gott; er ließ sich beschneiden und wurde von da an dem Haus Israel zugerechnet und so ist es bis auf den heutigen Tag geblieben.
Judit Jdt 18 14 11 Sobald der Morgen anbrach, hängte man den Kopf des Holofernes an der Mauer auf. Alle Männer griffen zu den Waffen und zogen in Scharen zu den Wegen, die in das Gebirge hinaufführten.
Judit Jdt 18 14 12 Als die Assyrer sie sahen, meldeten sie es ihren Anführern; diese eilten zu den Feldherren, Obersten und allen Offizieren.
Judit Jdt 18 14 13 Sie trafen sich beim Zelt des Holofernes und sagten zu dem Verwalter seines gesamten Eigentums: Weck doch unseren Herrn! Diese Sklaven wagen es herabzukommen und bieten uns den Kampf an, um vollends in ihr Verderben zu rennen.
Judit Jdt 18 14 14 Da ging Bagoas hinein und klatschte vor dem Zeltvorhang; denn er war der Meinung, Holofernes schlafe mit Judit.
Judit Jdt 18 14 15 Als niemand Gehör gab, schlug er den Vorhang zurück und trat in das Schlafgemach ein. Da fand er Holofernes tot ausgestreckt auf der Schwelle liegen und sah, dass ihm der Kopf abgeschlagen worden war.
Judit Jdt 18 14 16 Er stieß einen lauten Schrei aus und zerriss unter Weinen, Stöhnen und lautem Klagen seine Kleider.
Judit Jdt 18 14 17 Dann eilte er in das Zelt, wo Judit untergebracht war; als er sie nicht mehr vorfand, stürzte er unter die Soldaten hinaus und schrie:
Judit Jdt 18 14 18 Diese Sklaven haben Verrat geübt! Ein einzelnes Weib der Hebräer hat Schande über das ganze Haus des Königs Nebukadnezzar gebracht. Seht her: Holofernes liegt am Boden und er hat keinen Kopf mehr.
Judit Jdt 18 14 19 Als sie das hörten, zerrissen die Führer des assyrischen Heeres ihre Kleider; tiefe Bestürzung ergriff sie und ihr Klagegeschrei schallte laut durch das Lager.
Judit Jdt 18 15 1 Als die Männer in den Zelten hörten, was geschehen war, packte sie das Entsetzen.
Judit Jdt 18 15 2 Furcht und Schrecken überfiel sie und keiner wollte mehr bei dem andern bleiben. Sie stoben auseinander und liefen auf allen Wegen in der Ebene und im Gebirge davon.
Judit Jdt 18 15 3 Auch die, die auf den Berghöhen rings um Betulia ihr Lager hatten, wandten sich zur Flucht. Nun aber machten sich die wehrfähigen Israeliten über sie her.
Judit Jdt 18 15 4 Usija schickte Boten nach Betomestajim, Bebai, Choba und Kola sowie in das ganze übrige Land Israel. Sie berichteten, was sich zugetragen hatte, und forderten die Bevölkerung auf, sich ebenfalls auf die Feinde zu stürzen und sie zu vernichten.
Judit Jdt 18 15 5 Sobald die Israeliten das hörten, fielen sie einmütig über die Feinde her, verfolgten sie bis nach Choba und schlugen sie nieder. Auch die Bewohner Jerusalems und des ganzen Berglandes fanden sich ein; denn man hatte ihnen gemeldet, was mit dem Heer ihrer Feinde geschehen war. Die Bewohner von Gilead und Galiläa fielen den Assyrern in die Flanke. Sie fügten ihnen schwere Verluste zu, bis sie über das Gebiet von Damaskus hinaus waren.
Judit Jdt 18 15 6 Die zurückgebliebenen Einwohner von Betulia machten sich über das Lager der Assyrer her, plünderten es und verschafften sich großen Reichtum.
Judit Jdt 18 15 7 Was übrig blieb, nahmen die Israeliten an sich, als sie von der Verfolgung zurückkehrten. Auch die Dörfer und Gehöfte im Bergland und in der Ebene machten große Beute; denn es gab davon eine unermessliche Menge.
Judit Jdt 18 15 8 Der Hohepriester Jojakim und der Ältestenrat von Israel, die in Jerusalem wohnten, kamen herbei, um die rettende Tat zu sehen, die der Herr für Israel getan hatte, aber auch um Judit aufzusuchen und sie zu beglückwünschen.
Judit Jdt 18 15 9 Sie traten bei ihr ein, lobten sie wie aus einem Mund und sagten zu ihr: Du bist der Ruhm Jerusalems, du bist die große Freude Israels und der Stolz unseres Volkes.
Judit Jdt 18 15 10 Mit deiner Hand hast du das alles getan, du hast segensreiche Taten für Israel vollbracht und Gott hat daran Gefallen gehabt. Sei gesegnet vom Herrn, dem Allmächtigen, für ewige Zeiten. Und alles Volk rief: Amen.
Judit Jdt 18 15 11 Dreißig Tage lang plünderte die Menge das feindliche Lager. Man schenkte Judit das Zelt des Holofernes, alle seine silbernen Geräte, die Ruhebetten, die Gefäße und alle übrigen Einrichtungsgegenstände. Sie nahm ihren Anteil an der Beute und packte ihn auf ihr Maultier; auch ihre Wagen ließ sie anspannen und verstaute die Beute darauf.
Judit Jdt 18 15 12 Alle Frauen in Israel eilten herbei, um Judit zu sehen, und sangen ihr Lob. Als sie sich ihr zu Ehren zu einem Festreigen aufstellten, nahm Judit belaubte Zweige in die Hand und gab auch den umstehenden Frauen davon.
Judit Jdt 18 15 13 Sie und ihre Begleiterinnen setzten sich Kränze von Ölzweigen auf, und so ging sie vor dem ganzen Volk her und führte den Festreigen der Frauen an. Ihr folgten alle Männer von Israel in Waffen und mit Kränzen geschmückt. Von allen Lippen ertönten Loblieder.
Judit Jdt 18 15 14 Judit aber stimmte im Beisein von ganz Israel das folgende Danklied an und alles Volk sang den Lobpreis mit, im Wechsel mit ihr.
Judit Jdt 18 16 1 Judit sang: Stimmt ein Lied an für meinen Gott unter Paukenschall, /singt für den Herrn unter Zimbelklang! /Preist ihn und singt sein Lob, /rühmt seinen Namen und ruft ihn an!
Judit Jdt 18 16 2 Denn der Herr ist ein Gott, /der den Kriegen ein Ende setzt; /er führte mich heim in sein Lager inmitten des Volkes /und rettete mich aus der Gewalt der Feinde.
Judit Jdt 18 16 3 Assur kam von den Bergen des Nordens /mit seiner unzählbaren Streitmacht; /die Masse der Truppen verstopfte die Täler, /sein Reiterheer bedeckte die Hügel.
Judit Jdt 18 16 4 Brandschatzen wollten sie mein Gebiet, /die Jugend morden mit scharfem Schwert, /den zarten Säugling am Boden zerschmettern, /die Kinder als Beute verschleppen, /als billigen Raub die Mädchen entführen.
Judit Jdt 18 16 5 Doch der Herr, der Allmächtige, gab sie preis, /er gab sie der Vernichtung preis /durch die Hand einer Frau.
Judit Jdt 18 16 6 Ihr Held fiel nicht durch die Kraft junger Männer, /nicht Söhne von Riesen erschlugen ihn, /noch traten ihm hohe Recken entgegen. /Nein, Judit, Meraris Tochter, /bannte seine Macht mit dem Reiz ihrer Schönheit.
Judit Jdt 18 16 7 Sie legte ihr Witwengewand ab, /um den Bedrängten in Israel zu helfen. /Sie salbte ihr Gesicht mit duftendem Öl,
Judit Jdt 18 16 8 sie schmückte ihre Haare mit einem Diadem /und zog ein Leinenkleid an, um ihn zu verführen.
Judit Jdt 18 16 9 Ihre Sandalen bezauberten sein Auge. /So schlug ihre Schönheit sein Herz in Bann. /Das Schwert traf seinen Nacken mit Wucht.
Judit Jdt 18 16 10 Die Perser erschraken vor ihrer Kühnheit, /die Meder erstarrten vor ihrem Mut.
Judit Jdt 18 16 11 Jubel erfüllte mein armes Volk - /sie aber gerieten in Schrecken. /Die Meinen waren schwach - /sie aber packte Entsetzen. /Die einen stimmten den Schlachtruf an - /die anderen ergriffen die Flucht.
Judit Jdt 18 16 12 Erbärmliches Volk! Man stieß sie nieder /und schlug sie nieder wie Kinder von Ehebrecherinnen; /sie kamen um durch das Heer meines Herrn.
Judit Jdt 18 16 13 Ich singe meinem Gott ein neues Lied; /Herr, du bist groß und voll Herrlichkeit. /Wunderbar bist du in deiner Stärke, /keiner kann dich übertreffen.
Judit Jdt 18 16 14 Dienen muss dir deine ganze Schöpfung. /Denn du hast gesprochen und alles entstand. /Du sandtest deinen Geist, um den Bau zu vollenden. /Kein Mensch kann deinem Wort widerstehen.
Judit Jdt 18 16 15 Meere und Berge erbeben in ihrem Grund, /vor dir zerschmelzen die Felsen wie Wachs. /Doch wer dich fürchtet, der erfährt deine Gnade.
Judit Jdt 18 16 16 Zu gering ist jedes Opfer, um dich zu erfreuen, /alle Fettstücke sind nichts beim Opfer für dich. /Wer den Herrn fürchtet, der ist groß für immer.
Judit Jdt 18 16 17 Doch weh den Völkern, die mein Volk bekämpfen. /Am Tag des Gerichts straft sie der allmächtige Herr, /er schickt Feuer und Würmer in ihr Gebein; /in Ewigkeit sollen sie heulen vor Schmerz.
Judit Jdt 18 16 18 Als sie nach Jerusalem gekommen waren, warfen sie sich vor Gott zum Gebet nieder. Die Leute reinigten sich und brachten ihre Brandopfer, ihre freiwilligen Opfer und ihre sonstigen Gaben dar.
Judit Jdt 18 16 19 Judit stiftete dem Heiligtum alles, was ihr das Volk aus der Beute des Holofernes überlassen hatte. Auch das Mückennetz, das sie aus seinem Schlafgemach mitgenommen hatte, schenkte sie Gott als Weihegabe.
Judit Jdt 18 16 20 Drei Monate lang feierte das Volk vor dem Heiligtum in Jerusalem ein Freudenfest und Judit blieb bei ihnen.
Judit Jdt 18 16 21 Nach Ablauf dieser Zeit kehrte jeder in seinen Erbbesitz zurück. Judit ging nach Betulia und blieb auf ihrem Anwesen. Solange sie lebte, war sie im ganzen Land hochgerühmt.
Judit Jdt 18 16 22 Viele hätten sie gern zur Frau gehabt; aber seit ihr Gatte Manasse gestorben und zu seinen Vätern gerufen war, durfte kein Mann sie mehr berühren ihr Leben lang.
Judit Jdt 18 16 23 Sie erlebte ein sehr hohes Alter und wurde im Haus ihres Mannes hundertfünf Jahre alt. Ihrer Dienerin schenkte sie die Freiheit. Sie starb in Betulia und man bestattete sie in der Grabhöhle ihres Gatten Manasse.
Judit Jdt 18 16 24 Das Haus Israel betrauerte sie sieben Tage lang. Vor ihrem Tod hatte sie noch ihren Besitz an alle Verwandten ihres Gatten Manasse und an die Angehörigen ihrer eigenen Familie verteilt.
Judit Jdt 18 16 25 Niemand aber wagte mehr, die Israeliten zu beunruhigen, solange Judit lebte und auch noch lange Zeit nach ihrem Tod.
Ester Est 19 1 1a Im zweiten Jahr der Regierung des Großkönigs Artaxerxes, am ersten Tag des Monats Nisan, hatte Mordechai, der Sohn Jaïrs, des Sohnes Schimis, des Sohnes des Kisch, aus dem Stamm Benjamin, einen Traum.
Ester Est 19 1 1m Mordechai schlief im Palast in der Nähe der zwei Hofbeamten Gabata und Teresch, die den Palast bewachten.

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