diff --git a/bibel.tsv b/bibel.tsv index 84dc35e..71436ff 100644 --- a/bibel.tsv +++ b/bibel.tsv @@ -19672,3 +19672,556 @@ Kohelet Koh 25 12 11 Worte von Gelehrten sind wie Ochsenstecken, /Sprüche aus S Kohelet Koh 25 12 12 Im Übrigen, mein Sohn, lass dich warnen! Es nimmt kein Ende mit dem vielen Bücherschreiben und viel Studieren ermüdet den Leib. Kohelet Koh 25 12 13 Hast du alles gehört, so lautet der Schluss: Fürchte Gott und achte auf seine Gebote! Das allein hat jeder Mensch nötig. Kohelet Koh 25 12 14 Denn Gott wird jedes Tun vor das Gericht bringen, das über alles Verborgene urteilt, es sei gut oder böse. +Hohelied Hld 26 1 1 Das Hohelied Salomos. +Hohelied Hld 26 1 2 Mit Küssen seines Mundes bedecke er mich. /Süßer als Wein ist deine Liebe. +Hohelied Hld 26 1 3 Köstlich ist der Duft deiner Salben, /dein Name hingegossenes Salböl; /darum lieben dich die Mädchen. +Hohelied Hld 26 1 4 Zieh mich her hinter dir! Lass uns eilen! /Der König führt mich in seine Gemächer. Jauchzen lasst uns, deiner uns freuen, /deine Liebe höher rühmen als Wein. /Dich liebt man zu Recht. +Hohelied Hld 26 1 5 Braun bin ich, doch schön, /ihr Töchter Jerusalems, wie die Zelte von Kedar, /wie Salomos Decken. +Hohelied Hld 26 1 6 Schaut mich nicht so an, /weil ich gebräunt bin. /Die Sonne hat mich verbrannt. Meiner Mutter Söhne waren mir böse, /ließen mich Weinberge hüten; /den eigenen Weinberg konnte ich nicht hüten. +Hohelied Hld 26 1 7 Du, den meine Seele liebt, /sag mir: Wo weidest du die Herde? /Wo lagerst du am Mittag? Wozu soll ich erst umherirren /bei den Herden deiner Gefährten? +Hohelied Hld 26 1 8 Wenn du das nicht weißt, /du schönste der Frauen, dann folge den Spuren der Schafe, /dann weide deine Zicklein /dort, wo die Hirten lagern. +Hohelied Hld 26 1 9 Mit der Stute an Pharaos Wagen /vergleiche ich dich, meine Freundin. +Hohelied Hld 26 1 10 Schön sind deine Wangen zwischen den Kettchen, /dein Hals in der Perlenschnur. +Hohelied Hld 26 1 11 Machen wir dir noch goldene Kettchen, /kleine Silberkugeln daran. +Hohelied Hld 26 1 12 Solange der König an der Tafel liegt, /gibt meine Narde ihren Duft. +Hohelied Hld 26 1 13 Mein Geliebter ruht wie ein Beutel mit Myrrhe /an meiner Brust. +Hohelied Hld 26 1 14 Eine Hennablüte ist mein Geliebter mir /aus den Weinbergen von En-Gedi. +Hohelied Hld 26 1 15 Schön bist du, meine Freundin, /ja, du bist schön. /Zwei Tauben sind deine Augen. +Hohelied Hld 26 1 16 Schön bist du, mein Geliebter, verlockend. /Frisches Grün ist unser Lager, +Hohelied Hld 26 1 17 Zedern sind die Balken unseres Hauses, /Zypressen die Wände. +Hohelied Hld 26 2 1 Ich bin eine Blume auf den Wiesen des Scharon, /eine Lilie der Täler. +Hohelied Hld 26 2 2 Eine Lilie unter Disteln /ist meine Freundin unter den Mädchen. +Hohelied Hld 26 2 3 Ein Apfelbaum unter Waldbäumen /ist mein Geliebter unter den Burschen. In seinem Schatten begehre ich zu sitzen. /Wie süß schmeckt seine Frucht meinem Gaumen! +Hohelied Hld 26 2 4 In das Weinhaus hat er mich geführt. /Sein Zeichen über mir heißt Liebe. +Hohelied Hld 26 2 5 Stärkt mich mit Traubenkuchen, /erquickt mich mit Äpfeln; /denn ich bin krank vor Liebe. +Hohelied Hld 26 2 6 Seine Linke liegt unter meinem Kopf, /seine Rechte umfängt mich. +Hohelied Hld 26 2 7 Bei den Gazellen und Hirschen auf der Flur /beschwöre ich euch, Jerusalems Töchter: Stört die Liebe nicht auf, /weckt sie nicht, /bis es ihr selbst gefällt. +Hohelied Hld 26 2 8 Horch! Mein Geliebter! /Sieh da, er kommt. Er springt über die Berge, /hüpft über die Hügel. +Hohelied Hld 26 2 9 Der Gazelle gleicht mein Geliebter, /dem jungen Hirsch. Ja, draußen steht er /an der Wand unsres Hauses; er blickt durch die Fenster, /späht durch die Gitter. +Hohelied Hld 26 2 10 Der Geliebte spricht zu mir: /Steh auf, meine Freundin, /meine Schöne, so komm doch! +Hohelied Hld 26 2 11 Denn vorbei ist der Winter, /verrauscht der Regen. +Hohelied Hld 26 2 12 Auf der Flur erscheinen die Blumen; /die Zeit zum Singen ist da. Die Stimme der Turteltaube /ist zu hören in unserem Land. +Hohelied Hld 26 2 13 Am Feigenbaum reifen die ersten Früchte; /die blühenden Reben duften. Steh auf, meine Freundin, /meine Schöne, so komm doch! +Hohelied Hld 26 2 14 Meine Taube im Felsennest, /versteckt an der Steilwand, dein Gesicht lass mich sehen, /deine Stimme hören! Denn süß ist deine Stimme, /lieblich dein Gesicht. +Hohelied Hld 26 2 15 Fangt uns die Füchse, /die kleinen Füchse! Sie verwüsten die Weinberge, /unsre blühenden Reben. +Hohelied Hld 26 2 16 Der Geliebte ist mein /und ich bin sein; /er weidet in den Lilien. +Hohelied Hld 26 2 17 Wenn der Tag verweht /und die Schatten wachsen, komm du, mein Geliebter, /der Gazelle gleich, dem jungen Hirsch /auf den Balsambergen. +Hohelied Hld 26 3 1 Des Nachts auf meinem Lager suchte ich ihn, /den meine Seele liebt. /Ich suchte ihn und fand ihn nicht. +Hohelied Hld 26 3 2 Aufstehen will ich, die Stadt durchstreifen, /die Gassen und Plätze, /ihn suchen, den meine Seele liebt. Ich suchte ihn und fand ihn nicht. +Hohelied Hld 26 3 3 Mich fanden die Wächter /bei ihrer Runde durch die Stadt. Habt ihr ihn gesehen, /den meine Seele liebt? +Hohelied Hld 26 3 4 Kaum war ich an ihnen vorüber, /fand ich ihn, den meine Seele liebt. Ich packte ihn, ließ ihn nicht mehr los, /bis ich ihn ins Haus meiner Mutter brachte, /in die Kammer derer, die mich geboren hat. +Hohelied Hld 26 3 5 Bei den Gazellen und Hirschen der Flur /beschwöre ich euch, Jerusalems Töchter: Stört die Liebe nicht auf, /weckt sie nicht, /bis es ihr selbst gefällt. +Hohelied Hld 26 3 6 Wer ist sie, /die da aus der Steppe heraufsteigt /in Säulen von Rauch, umwölkt von Myrrhe und Weihrauch, /von allen Wohlgerüchen der Händler? +Hohelied Hld 26 3 7 Sieh da, das ist Salomos Sänfte; sechzig Helden geleiten sie, /Israels Helden, +Hohelied Hld 26 3 8 alle vertraut mit dem Schwert, /geschult für den Kampf; jeder trägt sein Schwert an der Hüfte /gegen die Schrecken der Nacht. +Hohelied Hld 26 3 9 Einen Tragsessel ließ König Salomo zimmern /aus Holz vom Libanon, +Hohelied Hld 26 3 10 die Pfosten in Silber, /die Lehne in Gold, der Sitz in Purpur, /das Innere mit Steinen belegt. +Hohelied Hld 26 3 11 Ihr Töchter Jerusalems, kommt heraus /und schaut, ihr Töchter Zions, /König Salomo mit der Krone! Damit hat ihn seine Mutter gekrönt /am Tage seiner Hochzeit, /an dem Tag seiner Herzensfreude. +Hohelied Hld 26 4 1 Schön bist du, meine Freundin, /ja, du bist schön. Hinter dem Schleier /deine Augen wie Tauben. Dein Haar gleicht einer Herde von Ziegen, /die herabzieht von Gileads Bergen. +Hohelied Hld 26 4 2 Deine Zähne sind wie eine Herde /frisch geschorener Schafe, /die aus der Schwemme steigen. Jeder Zahn hat sein Gegenstück, /keinem fehlt es. +Hohelied Hld 26 4 3 Rote Bänder sind deine Lippen; /lieblich ist dein Mund. Dem Riss eines Granatapfels gleicht deine Schläfe /hinter dem Schleier. +Hohelied Hld 26 4 4 Wie der Turm Davids ist dein Hals, /in Schichten von Steinen erbaut; tausend Schilde hängen daran, /lauter Waffen von Helden. +Hohelied Hld 26 4 5 Deine Brüste sind wie zwei Kitzlein, /wie die Zwillinge einer Gazelle, /die in den Lilien weiden. +Hohelied Hld 26 4 6 Wenn der Tag verweht und die Schatten wachsen, /will ich zum Myrrhenberg gehen, /zum Weihrauchhügel. +Hohelied Hld 26 4 7 Alles an dir ist schön, meine Freundin; /kein Makel haftet dir an. +Hohelied Hld 26 4 8 Komm doch mit mir, meine Braut, vom Libanon, /weg vom Libanon komm du mit mir! Weg vom Gipfel des Amana, /von den Höhen des Senir und Hermon; weg von den Lagern der Löwen, /den Bergen der Panther. +Hohelied Hld 26 4 9 Verzaubert hast du mich, /meine Schwester Braut; /ja verzaubert mit einem (Blick) deiner Augen, /mit einer Perle deiner Halskette. +Hohelied Hld 26 4 10 Wie schön ist deine Liebe, /meine Schwester Braut; wie viel süßer ist deine Liebe als Wein, /der Duft deiner Salben köstlicher als alle Balsamdüfte. +Hohelied Hld 26 4 11 Von deinen Lippen, Braut, tropft Honig; /Milch und Honig ist unter deiner Zunge. Der Duft deiner Kleider ist wie des Libanon Duft. +Hohelied Hld 26 4 12 Ein verschlossener Garten ist meine Schwester Braut, /ein verschlossener Garten, /ein versiegelter Quell. +Hohelied Hld 26 4 13 Ein Lustgarten sprosst aus dir, /Granatbäume mit köstlichen Früchten, /Hennadolden, Nardenblüten, +Hohelied Hld 26 4 14 Narde, Krokus, Gewürzrohr und Zimt, /alle Weihrauchbäume, Myrrhe und Aloe, /allerbester Balsam. +Hohelied Hld 26 4 15 Die Quelle des Gartens bist du, /ein Brunnen lebendigen Wassers, /Wasser vom Libanon. +Hohelied Hld 26 4 16 Nordwind, erwache! Südwind, herbei! /Durchweht meinen Garten, /lasst strömen die Balsamdüfte! Mein Geliebter komme in seinen Garten /und esse von den köstlichen Früchten. +Hohelied Hld 26 5 1 Ich komme in meinen Garten, Schwester Braut; /ich pflücke meine Myrrhe, den Balsam; esse meine Wabe samt dem Honig, /trinke meinen Wein und die Milch. Freunde, esst und trinkt, /berauscht euch an der Liebe! +Hohelied Hld 26 5 2 Ich schlief, doch mein Herz war wach. /Horch, mein Geliebter klopft: Mach auf, meine Schwester und Freundin, /meine Taube, du Makellose! Mein Kopf ist voll Tau, /aus meinen Locken tropft die Nacht. +Hohelied Hld 26 5 3 Ich habe mein Kleid schon abgelegt - /wie soll ich es wieder anziehen? Die Füße habe ich gewaschen - /soll ich sie wieder beschmutzen? +Hohelied Hld 26 5 4 Mein Geliebter streckte die Hand durch die Luke; /da bebte mein Herz ihm entgegen. +Hohelied Hld 26 5 5 Ich stand auf, dem Geliebten zu öffnen. /Da tropften meine Hände von Myrrhe am Griff des Riegels. +Hohelied Hld 26 5 6 Ich öffnete meinem Geliebten: /Doch der Geliebte war weg, verschwunden. /Mir stockte der Atem: Er war weg. Ich suchte ihn, ich fand ihn nicht. /Ich rief ihn, er antwortete nicht. +Hohelied Hld 26 5 7 Da fanden mich die Wächter bei ihrer Runde durch die Stadt; /sie schlugen, sie verletzten mich. Den Mantel entrissen sie mir, /die Wächter der Mauern. +Hohelied Hld 26 5 8 Ich beschwöre euch, Jerusalems Töchter: /Wenn ihr meinen Geliebten findet, sagt ihm, /ich bin krank vor Liebe. +Hohelied Hld 26 5 9 Was hat dein Geliebter den andern voraus, /du schönste der Frauen? Was hat dein Geliebter den andern voraus, /dass du so uns beschwörst? +Hohelied Hld 26 5 10 Mein Geliebter ist weiß und rot, /ist ausgezeichnet vor Tausenden. +Hohelied Hld 26 5 11 Sein Haupt ist reines Gold. /Seine Locken sind Rispen, rabenschwarz. +Hohelied Hld 26 5 12 Seine Augen sind wie Tauben an Wasserbächen; /(die Zähne,) in Milch gebadet, sitzen fest. +Hohelied Hld 26 5 13 Seine Wangen sind wie Balsambeete, /darin Gewürzkräuter sprießen, seine Lippen wie Lilien; /sie tropfen von flüssiger Myrrhe. +Hohelied Hld 26 5 14 Seine Finger sind wie Stäbe aus Gold, /mit Steinen aus Tarschisch besetzt. Sein Leib ist wie eine Platte aus Elfenbein, /mit Saphiren bedeckt. +Hohelied Hld 26 5 15 Seine Schenkel sind Marmorsäulen, /auf Sockeln von Feingold. Seine Gestalt ist wie der Libanon, /erlesen wie Zedern. +Hohelied Hld 26 5 16 Sein Mund ist voll Süße; /alles ist Wonne an ihm. Das ist mein Geliebter, /ja, das ist mein Freund, /ihr Töchter Jerusalems. +Hohelied Hld 26 6 1 Wohin ist dein Geliebter gegangen, /du schönste der Frauen? Wohin wandte sich dein Geliebter? /Wir wollen ihn suchen mit dir. +Hohelied Hld 26 6 2 In seinen Garten ging mein Geliebter /zu den Balsambeeten, um in den Gartengründen zu weiden, /um Lilien zu pflücken. +Hohelied Hld 26 6 3 Meinem Geliebten gehöre ich /und mir gehört der Geliebte, /der in den Lilien weidet. +Hohelied Hld 26 6 4 Schön wie Tirza bist du, meine Freundin, /lieblich wie Jerusalem, /prächtig wie Himmelsbilder. +Hohelied Hld 26 6 5 Wende deine Augen von mir, /denn sie verwirren mich. Dein Haar gleicht einer Herde von Ziegen, /die von Gilead herabziehen. +Hohelied Hld 26 6 6 Deine Zähne sind wie eine Herde von Mutterschafen, /die aus der Schwemme steigen. Jeder Zahn hat sein Gegenstück, /keinem fehlt es. +Hohelied Hld 26 6 7 Dem Riss eines Granatapfels gleicht deine Schläfe /hinter deinem Schleier. +Hohelied Hld 26 6 8 Sechzig Königinnen (hat Salomo), /achtzig Nebenfrauen /und Mädchen ohne Zahl. +Hohelied Hld 26 6 9 Doch einzig ist meine Taube, die Makellose, /die Einzige ihrer Mutter, /die Erwählte ihrer Gebärerin. Erblicken sie die Mädchen, /sie preisen sie; /Königinnen und Nebenfrauen rühmen sie. +Hohelied Hld 26 6 10 Wer ist, die da erscheint wie das Morgenrot, /wie der Mond so schön, strahlend rein wie die Sonne, /prächtig wie Himmelsbilder? +Hohelied Hld 26 6 11 In den Nussgarten stieg ich hinab, /um nach dem Sprossen der Palme zu sehen, um zu sehen, ob der Weinstock treibt, /die Granatbäume blühen. +Hohelied Hld 26 6 12 Da entführte mich meine Seele, /ich weiß nicht wie, /zu den Wagen meines edlen Volkes. +Hohelied Hld 26 7 1 Wende dich, wende dich, Schulammit! /Wende dich, wende dich, /damit wir dich betrachten. Was wollt ihr an Schulammit sehen? /Den Lager-Tanz! +Hohelied Hld 26 7 2 Wie schön sind deine Schritte in den Sandalen, /du Edelgeborene. Deiner Hüften Rund ist wie Geschmeide, /gefertigt von Künstlerhand. +Hohelied Hld 26 7 3 Dein Schoß ist ein rundes Becken, /Würzwein mangle ihm nicht. Dein Leib ist ein Weizenhügel, /mit Lilien umstellt. +Hohelied Hld 26 7 4 Deine Brüste sind wie zwei Kitzlein, /wie die Zwillinge einer Gazelle. +Hohelied Hld 26 7 5 Dein Hals ist ein Turm aus Elfenbein. /Deine Augen sind wie die Teiche zu Heschbon /beim Tor von Bat-Rabbim. Deine Nase ist wie der Libanonturm, /der gegen Damaskus schaut. +Hohelied Hld 26 7 6 Dein Haupt gleicht oben dem Karmel; /wie Purpur sind deine Haare; /ein König liegt in den Ringeln gefangen. +Hohelied Hld 26 7 7 Wie schön bist du und wie reizend, /du Liebe voller Wonnen! +Hohelied Hld 26 7 8 Wie eine Palme ist dein Wuchs; /deine Brüste sind wie Trauben. +Hohelied Hld 26 7 9 Ich sage: Ersteigen will ich die Palme; /ich greife nach den Rispen. Trauben am Weinstock seien mir deine Brüste, /Apfelduft sei der Duft deines Atems, +Hohelied Hld 26 7 10 dein Mund köstlicher Wein, /der glatt in mich eingeht, /der Lippen und Zähne mir netzt. +Hohelied Hld 26 7 11 Ich gehöre meinem Geliebten /und ihn verlangt nach mir. +Hohelied Hld 26 7 12 Komm, mein Geliebter, wandern wir auf das Land, /schlafen wir in den Dörfern. +Hohelied Hld 26 7 13 Früh wollen wir dann zu den Weinbergen gehen /und sehen, ob der Weinstock schon treibt, ob die Rebenblüte sich öffnet, /ob die Granatbäume blühen. /Dort schenke ich dir meine Liebe. +Hohelied Hld 26 7 14 Die Liebesäpfel duften; /an unsrer Tür warten alle köstlichen Früchte, frische und solche vom Vorjahr; /für dich hab ich sie aufgehoben, Geliebter. +Hohelied Hld 26 8 1 Ach, wärst du doch mein Bruder, /genährt an der Brust meiner Mutter. Träfe ich dich dann draußen, /ich würde dich küssen; /niemand dürfte mich deshalb verachten. +Hohelied Hld 26 8 2 Führen wollte ich dich, /in das Haus meiner Mutter dich bringen, /die mich erzogen hat. Würzwein gäbe ich dir zu trinken, /Granatapfelmost. +Hohelied Hld 26 8 3 Seine Linke liegt unter meinem Kopf, /seine Rechte umfängt mich. +Hohelied Hld 26 8 4 Ich beschwöre euch, Jerusalems Töchter: /Was stört ihr die Liebe auf, /warum weckt ihr sie, /ehe ihr selbst es gefällt? +Hohelied Hld 26 8 5 Wer ist sie, /die aus der Steppe heraufsteigt, /auf ihren Geliebten gestützt? Unter dem Apfelbaum hab ich dich geweckt, /dort, wo deine Mutter dich empfing, /wo deine Gebärerin in Wehen lag. +Hohelied Hld 26 8 6 Leg mich wie ein Siegel auf dein Herz, /wie ein Siegel an deinen Arm! Stark wie der Tod ist die Liebe, /die Leidenschaft ist hart wie die Unterwelt. Ihre Gluten sind Feuergluten, /gewaltige Flammen. +Hohelied Hld 26 8 7 Auch mächtige Wasser können die Liebe nicht löschen; /auch Ströme schwemmen sie nicht weg. Böte einer für die Liebe den ganzen Reichtum seines Hauses, /nur verachten würde man ihn. +Hohelied Hld 26 8 8 Wir haben eine kleine Schwester, /noch ohne Brüste. Was tun wir mit unsrer Schwester, /wenn jemand um sie wirbt? +Hohelied Hld 26 8 9 Ist sie eine Mauer, /bauen wir silberne Zinnen auf ihr. Ist sie eine Tür, /versperren wir sie mit einem Zedernbrett. +Hohelied Hld 26 8 10 Ich bin eine Mauer, /meine Brüste gleichen Türmen. Da hab ich in seinen Augen /Gefallen gefunden. +Hohelied Hld 26 8 11 Salomo besaß einen Weinberg in Baal-Hamon; /den Weinberg übergab er Hütern. Für seine Frucht würde jeder /tausend Silberstücke bezahlen. +Hohelied Hld 26 8 12 Mein eigener Weinberg liegt vor mir. /Die tausend lass ich dir, Salomo, /und zweihundert noch denen, /die seine Früchte hüten. +Hohelied Hld 26 8 13 Die du in den Gärten weilst, /auf deine Stimme lauschen die Freunde; /lass sie mich hören! +Hohelied Hld 26 8 14 Fort, fort, mein Geliebter, /der Gazelle gleich, dem jungen Hirsch /auf den Balsambergen. +Weisheit Weish 27 1 1 Liebt Gerechtigkeit, ihr Herrscher der Erde, /denkt in Frömmigkeit an den Herrn, /sucht ihn mit reinem Herzen! +Weisheit Weish 27 1 2 Denn er lässt sich finden von denen, die ihn nicht versuchen, /und zeigt sich denen, die ihm nicht misstrauen. +Weisheit Weish 27 1 3 Verkehrte Gedanken trennen von Gott; /wird seine Macht herausgefordert, /dann weist sie die Toren zurück. +Weisheit Weish 27 1 4 In eine Seele, die auf Böses sinnt, /kehrt die Weisheit nicht ein, /noch wohnt sie in einem Leib, /der sich der Sünde hingibt. +Weisheit Weish 27 1 5 Denn der heilige Geist, der Lehrmeister, flieht vor der Falschheit, /er entfernt sich von unverständigen Gedanken /und wird verscheucht, wenn Unrecht naht. +Weisheit Weish 27 1 6 Die Weisheit ist ein menschenfreundlicher Geist, /doch lässt sie die Reden des Lästerers nicht straflos; /denn Gott ist Zeuge seiner heimlichen Gedanken, /untrüglich durchschaut er sein Herz /und hört seine Worte. +Weisheit Weish 27 1 7 Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis /und er, der alles zusammenhält, kennt jeden Laut. +Weisheit Weish 27 1 8 Darum bleibt keiner verborgen, der Böses redet, /das Strafurteil geht nicht an ihm vorüber. +Weisheit Weish 27 1 9 Die Pläne des Frevlers werden untersucht; /der Herr erfährt von seinen Reden /und bestraft seine Vergehen. +Weisheit Weish 27 1 10 Denn das eifersüchtige Ohr hört alles, /kein leises Murren bleibt ihm verborgen. +Weisheit Weish 27 1 11 Hütet euch also vor unnützem Murren /und verwehrt eurer Zunge das Verleumden! /Denn euer heimliches Reden verhallt nicht ungehört /und ein Mund, der lügt, tötet die Seele. +Weisheit Weish 27 1 12 Jagt nicht dem Tod nach in den Irrungen eures Lebens /und zieht nicht durch euer Handeln das Verderben herbei! +Weisheit Weish 27 1 13 Denn Gott hat den Tod nicht gemacht /und hat keine Freude am Untergang der Lebenden. +Weisheit Weish 27 1 14 Zum Dasein hat er alles geschaffen /und heilbringend sind die Geschöpfe der Welt. /Kein Gift des Verderbens ist in ihnen, /das Reich des Todes hat keine Macht auf der Erde; / +Weisheit Weish 27 1 15 denn die Gerechtigkeit ist unsterblich. +Weisheit Weish 27 1 16 Die Frevler aber holen winkend und rufend den Tod herbei /und sehnen sich nach ihm wie nach einem Freund; /sie schließen einen Bund mit ihm, /weil sie es verdienen, ihm zu gehören. +Weisheit Weish 27 2 1 Sie tauschen ihre verkehrten Gedanken aus und sagen: Kurz und traurig ist unser Leben; /für das Ende des Menschen gibt es keine Arznei /und man kennt keinen, der aus der Welt des Todes befreit. +Weisheit Weish 27 2 2 Durch Zufall sind wir geworden /und danach werden wir sein, als wären wir nie gewesen. /Der Atem in unserer Nase ist Rauch /und das Denken ist ein Funke, /der vom Schlag des Herzens entfacht wird; +Weisheit Weish 27 2 3 verlöscht er, dann zerfällt der Leib zu Asche /und der Geist verweht wie dünne Luft. +Weisheit Weish 27 2 4 Unser Name wird bald vergessen, /niemand denkt mehr an unsere Taten. /Unser Leben geht vorüber wie die Spur einer Wolke /und löst sich auf wie ein Nebel, /der von den Strahlen der Sonne verscheucht /und von ihrer Wärme zu Boden gedrückt wird. +Weisheit Weish 27 2 5 Unsere Zeit geht vorüber wie ein Schatten, /unser Ende wiederholt sich nicht; /es ist versiegelt und keiner kommt zurück. +Weisheit Weish 27 2 6 Auf, lasst uns die Güter des Lebens genießen /und die Schöpfung auskosten, /wie es der Jugend zusteht. +Weisheit Weish 27 2 7 Erlesener Wein und Salböl sollen uns reichlich fließen, /keine Blume des Frühlings darf uns entgehen. +Weisheit Weish 27 2 8 Bekränzen wir uns mit Rosen, ehe sie verwelken; +Weisheit Weish 27 2 9 keine Wiese bleibe unberührt /von unserem ausgelassenen Treiben. /Überall wollen wir Zeichen der Fröhlichkeit zurücklassen; /das ist unser Anteil, das fällt uns zu. +Weisheit Weish 27 2 10 Lasst uns den Gerechten unterdrücken, /der in Armut lebt, /die Witwe nicht schonen /und das graue Haar des betagten Greises nicht scheuen! +Weisheit Weish 27 2 11 Unsere Stärke soll bestimmen, was Gerechtigkeit ist; /denn das Schwache erweist sich als unnütz. +Weisheit Weish 27 2 12 Lasst uns dem Gerechten auflauern! /Er ist uns unbequem und steht unserem Tun im Weg. /Er wirft uns Vergehen gegen das Gesetz vor /und beschuldigt uns des Verrats an unserer Erziehung. +Weisheit Weish 27 2 13 Er rühmt sich, die Erkenntnis Gottes zu besitzen, /und nennt sich einen Knecht des Herrn. +Weisheit Weish 27 2 14 Er ist unserer Gesinnung ein lebendiger Vorwurf, /schon sein Anblick ist uns lästig; +Weisheit Weish 27 2 15 denn er führt ein Leben, /das dem der andern nicht gleicht, /und seine Wege sind grundverschieden. +Weisheit Weish 27 2 16 Als falsche Münze gelten wir ihm; /von unseren Wegen hält er sich fern wie von Unrat. /Das Ende der Gerechten preist er glücklich /und prahlt, Gott sei sein Vater. +Weisheit Weish 27 2 17 Wir wollen sehen, ob seine Worte wahr sind, /und prüfen, wie es mit ihm ausgeht. +Weisheit Weish 27 2 18 Ist der Gerechte wirklich Sohn Gottes, /dann nimmt sich Gott seiner an /und entreißt ihn der Hand seiner Gegner. +Weisheit Weish 27 2 19 Roh und grausam wollen wir mit ihm verfahren, /um seine Sanftmut kennen zu lernen, /seine Geduld zu erproben. +Weisheit Weish 27 2 20 Zu einem ehrlosen Tod wollen wir ihn verurteilen; /er behauptet ja, es werde ihm Hilfe gewährt. +Weisheit Weish 27 2 21 So denken sie, aber sie irren sich; /denn ihre Schlechtigkeit macht sie blind. +Weisheit Weish 27 2 22 Sie verstehen von Gottes Geheimnissen nichts, /sie hoffen nicht auf Lohn für die Frömmigkeit /und erwarten keine Auszeichnung für untadelige Seelen. +Weisheit Weish 27 2 23 Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen /und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht. +Weisheit Weish 27 2 24 Doch durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt /und ihn erfahren alle, die ihm angehören. +Weisheit Weish 27 3 1 Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand /und keine Qual kann sie berühren. +Weisheit Weish 27 3 2 In den Augen der Toren sind sie gestorben, /ihr Heimgang gilt als Unglück, +Weisheit Weish 27 3 3 ihr Scheiden von uns als Vernichtung; /sie aber sind in Frieden. +Weisheit Weish 27 3 4 In den Augen der Menschen wurden sie gestraft; /doch ihre Hoffnung ist voll Unsterblichkeit. +Weisheit Weish 27 3 5 Ein wenig nur werden sie gezüchtigt; /doch sie empfangen große Wohltat. /Denn Gott hat sie geprüft /und fand sie seiner würdig. +Weisheit Weish 27 3 6 Wie Gold im Schmelzofen hat er sie erprobt /und sie angenommen als ein vollgültiges Opfer. +Weisheit Weish 27 3 7 Beim Endgericht werden sie aufleuchten /wie Funken, die durch ein Stoppelfeld sprühen. +Weisheit Weish 27 3 8 Sie werden Völker richten /und über Nationen herrschen /und der Herr wird ihr König sein in Ewigkeit. +Weisheit Weish 27 3 9 Alle, die auf ihn vertrauen, /werden die Wahrheit erkennen /und die Treuen werden bei ihm bleiben in Liebe. /Denn Gnade und Erbarmen wird seinen Erwählten zuteil. +Weisheit Weish 27 3 10 Die Frevler aber werden für ihre Pläne bestraft, /sie, die den Gerechten missachtet haben /und vom Herrn abgefallen sind. +Weisheit Weish 27 3 11 Unglücklich sind alle, /die Weisheit und Belehrung verachten; /leer ist ihre Hoffnung, vergeblich sind ihre Mühen /und wertlos ihre Taten. +Weisheit Weish 27 3 12 Ihre Frauen sind unverständig /und ihre Kinder böse, /fluchbeladen ist ihr Geschlecht. +Weisheit Weish 27 3 13 Selig ist die Kinderlose, die unschuldig blieb /und kein Lager der Sünde kannte; /sie wird gleich einer Mutter geehrt, /wenn die Seelen ihren Lohn empfangen. +Weisheit Weish 27 3 14 Selig ist auch der Kinderlose, /der sich nicht frevelhaft verging /und gegen den Herrn nichts Böses plante; /besondere Gnade wird seiner Treue zuteil /und ein gar köstlicher Anteil am Tempel des Herrn. +Weisheit Weish 27 3 15 Denn ruhmreich ist der Lohn guter Mühe /und unvergänglich die Wurzel der Klugheit. +Weisheit Weish 27 3 16 Doch die Kinder von Ehebrechern verkümmern /und die Nachkommen einer sündigen Verbindung schwinden dahin. +Weisheit Weish 27 3 17 Auch wenn sie lange leben, gelten sie nichts /und ehrlos ist am Ende ihr Alter. +Weisheit Weish 27 3 18 Sterben sie früh, so haben sie keine Hoffnung /und keinen Trost am Tag des Gerichts; +Weisheit Weish 27 3 19 denn schlimm ist das Ende eines schuldhaften Geschlechts. +Weisheit Weish 27 4 1 Besser ist Kinderlosigkeit mit Tugend; unsterblich ist ihr Ruhm, /sie steht in Ehren bei Gott und bei den Menschen. +Weisheit Weish 27 4 2 Ist sie zugegen, ahmt man sie nach; /ist sie entschwunden, sehnt man sie herbei. /In der Ewigkeit triumphiert sie, /geschmückt mit dem Kranz, /Siegerin im Wettstreit um einen edlen Preis. +Weisheit Weish 27 4 3 Doch die große Kinderschar der Frevler bringt keinen Nutzen; /sie ist ein unechtes Gewächs, /treibt keine Wurzeln in die Tiefe /und fasst keinen sicheren Grund. +Weisheit Weish 27 4 4 Breitet es auch eine Zeit lang üppig seine Zweige aus, /so wird es doch vom Wind hin und her geschüttelt /und von der Gewalt der Stürme entwurzelt. +Weisheit Weish 27 4 5 Die Äste, die noch schwach sind, werden geknickt; /ihre Frucht ist unbrauchbar, unreif und ungenießbar, /zu gar nichts geeignet. +Weisheit Weish 27 4 6 Denn die Kinder eines sündigen Beischlafs /treten im Gericht als Zeugen auf /für die Schlechtigkeit ihrer Eltern. +Weisheit Weish 27 4 7 Der Gerechte aber, kommt auch sein Ende früh, /geht in Gottes Ruhe ein. +Weisheit Weish 27 4 8 Denn ehrenvolles Alter besteht nicht in einem langen Leben /und wird nicht an der Zahl der Jahre gemessen. +Weisheit Weish 27 4 9 Mehr als graues Haar bedeutet für die Menschen die Klugheit /und mehr als Greisenalter wiegt ein Leben ohne Tadel. +Weisheit Weish 27 4 10 Er gefiel Gott und wurde von ihm geliebt; /da er mitten unter Sündern lebte, wurde er entrückt. +Weisheit Weish 27 4 11 Er wurde weggenommen, /damit nicht Schlechtigkeit seine Einsicht verkehrte /und Arglist seine Seele täuschte. +Weisheit Weish 27 4 12 Denn der Reiz des Bösen verdunkelt das Gute /und der Taumel der Begierde verdirbt den arglosen Sinn. +Weisheit Weish 27 4 13 Früh vollendet, hat der Gerechte doch ein volles Leben gehabt; +Weisheit Weish 27 4 14 da seine Seele dem Herrn gefiel, /enteilte sie aus der Mitte des Bösen. /Die Leute sahen es, ohne es zu verstehen; /sie nahmen es sich nicht zu Herzen, +Weisheit Weish 27 4 15 dass Gnade und Erbarmen seinen Auserwählten zuteil wird, /Belohnung seinen Heiligen. +Weisheit Weish 27 4 16 Der Gerechte, der entschlafen ist, /verurteilt die Frevler, die noch leben, /die früh vollendete Jugend /das hohe Alter des Ungerechten. +Weisheit Weish 27 4 17 Die Frevler sehen das Ende des Weisen, /verstehen aber nicht, was der Herr mit ihm wollte /und warum er ihn in Sicherheit brachte. +Weisheit Weish 27 4 18 Sie sehen es und gehen darüber hinweg; /doch der Herr lacht über sie. +Weisheit Weish 27 4 19 Dann werden sie verachtete Leichen sein, /ewiger Spott bei den Toten. /Sie werden verstummen, /wenn er sie kopfüber hinabstürzt /und aus ihren Grundfesten reißt. /Sie werden völlig vernichtet und erleiden Qualen; /die Erinnerung an sie verschwindet. +Weisheit Weish 27 4 20 Zitternd kommen sie zum Gericht über ihre Sünden; /ihre Vergehen treten ihnen entgegen und überführen sie. +Weisheit Weish 27 5 1 Dann wird der Gerechte voll Zuversicht dastehen vor denen, die ihn bedrängt /und seine Mühen verachtet haben. +Weisheit Weish 27 5 2 Wenn sie ihn sehen, packt sie entsetzliche Furcht /und sie geraten außer sich /über seine unerwartete Rettung. +Weisheit Weish 27 5 3 Jetzt denken sie anders; /seufzend und voll Angst sagen sie zueinander: +Weisheit Weish 27 5 4 Dieser war es, den wir einst verlachten, /verspotteten und verhöhnten, wir Toren. /Sein Leben hielten wir für Wahnsinn /und sein Ende für ehrlos. +Weisheit Weish 27 5 5 Jetzt zählt er zu den Söhnen Gottes, /bei den Heiligen hat er sein Erbteil. +Weisheit Weish 27 5 6 Also sind wir vom Weg der Wahrheit abgeirrt; /das Licht der Gerechtigkeit strahlte uns nicht /und die Sonne ging nicht für uns auf. +Weisheit Weish 27 5 7 Bis zum Überdruss gingen wir die Pfade des Unrechts /und des Verderbens /und wanderten durch weglose Wüsten, /aber den Weg des Herrn erkannten wir nicht. +Weisheit Weish 27 5 8 Was nützte uns der Übermut, /was brachten uns Reichtum und Prahlerei? +Weisheit Weish 27 5 9 All das ist vorbei wie ein Schatten, /wie eine flüchtige Nachricht. +Weisheit Weish 27 5 10 Wie wenn ein Schiff durch die wogende Flut fährt: /Ist es vorübergezogen, so ist von ihm keine Spur mehr zu finden, /kein Pfad seines Kiels in den Wellen. +Weisheit Weish 27 5 11 Wie wenn ein Vogel durch die Luft fliegt: /Kein Zeichen findet sich von seiner Bahn, er peitscht die leichte Luft mit seinem Flügelschlag /und durchschneidet sie mit gewaltig rauschenden Schwingen, /doch bleibt kein Zeichen seines Weges in ihr zurück. +Weisheit Weish 27 5 12 Oder wie wenn ein Pfeil auf das Ziel geschossen wird: /Die geteilte Luft strömt sofort wieder zusammen, /sodass man seine Bahn nicht mehr erkennt. +Weisheit Weish 27 5 13 So sind wir ins Dasein getreten, um hinzuschwinden; /wir hatten keinerlei Tugend aufzuweisen, /sondern wurden von unserer Schlechtigkeit verschlungen. +Weisheit Weish 27 5 14 Ja, die Hoffnung des Frevlers ist wie die Spreu, die der Wind verweht, /wie der Gischt, den der Sturm verjagt, /wie der Rauch, den der Wind zerstäubt; /sie schwindet wie die Erinnerung an einen flüchtigen Gast. +Weisheit Weish 27 5 15 Die Gerechten aber leben in Ewigkeit, /der Herr belohnt sie, der Höchste sorgt für sie. +Weisheit Weish 27 5 16 Darum werden sie aus der Hand des Herrn /das Reich der Herrlichkeit empfangen und die Krone der Schönheit. Denn er wird sie mit seiner Rechten behüten /und mit seinem Arm beschützen. +Weisheit Weish 27 5 17 Er rüstet sich mit seinem Eifer /und macht die Schöpfung zur Waffe, mit der er die Feinde bestraft. +Weisheit Weish 27 5 18 Als Panzer zieht er Gerechtigkeit an /und als Helm setzt er strenges Gericht auf. +Weisheit Weish 27 5 19 Als Schild nimmt er unüberwindliche Heiligkeit / +Weisheit Weish 27 5 20 und grimmigen Zorn schärft er zum Schwert; /zusammen mit ihm kämpft die ganze Welt gegen die Toren. +Weisheit Weish 27 5 21 Treffsicher fahren die Blitzespfeile dahin; /abgeschossen aus den Wolken wie von einem wohlgerundeten Bogen, /fliegen sie auf ihr Ziel. +Weisheit Weish 27 5 22 Eine Steinschleuder entsendet Hagelkörner, /die voll von göttlichem Zorn sind. Das Wasser des Meeres wütet gegen die Feinde /und Ströme schlagen grimmig über ihnen zusammen. +Weisheit Weish 27 5 23 Der Atem des Allmächtigen erhebt sich gegen sie /und trägt sie wie ein Sturm davon. So bringt die Gesetzlosigkeit Verheerung über die ganze Erde /und das böse Tun stürzt die Throne der Mächtigen. +Weisheit Weish 27 6 1 Hört also, ihr Könige, und seid verständig, /lernt, ihr Gebieter der ganzen Welt! +Weisheit Weish 27 6 2 Horcht, ihr Herrscher der Massen, /die ihr stolz seid auf Völkerscharen! +Weisheit Weish 27 6 3 Der Herr hat euch die Gewalt gegeben, /der Höchste die Herrschaft, /er, der eure Taten prüft und eure Pläne durchforscht. +Weisheit Weish 27 6 4 Ihr seid Diener seines Reichs, /aber ihr habt kein gerechtes Urteil gefällt, das Gesetz nicht bewahrt /und die Weisung Gottes nicht befolgt. +Weisheit Weish 27 6 5 Schnell und furchtbar wird er kommen und euch bestrafen; /denn über die Großen ergeht ein strenges Gericht. +Weisheit Weish 27 6 6 Der Geringe erfährt Nachsicht und Erbarmen, /doch die Mächtigen werden gerichtet mit Macht. +Weisheit Weish 27 6 7 Denn der Herrscher des Alls scheut niemand /und weicht vor keiner Größe zurück. Er hat Klein und Groß erschaffen /und trägt gleiche Sorge für alle; +Weisheit Weish 27 6 8 den Mächtigen aber droht strenge Untersuchung. +Weisheit Weish 27 6 9 An euch also, ihr Herrscher, richten sich meine Worte, /damit ihr Weisheit lernt und nicht sündigt. +Weisheit Weish 27 6 10 Wer das Heilige heilig hält, wird geheiligt, /und wer sich darin unterweisen lässt, findet Schutz. +Weisheit Weish 27 6 11 Verlangt also nach meinen Worten; /sehnt euch danach und ihr werdet gute Belehrung empfangen. +Weisheit Weish 27 6 12 Strahlend und unvergänglich ist die Weisheit; /wer sie liebt, erblickt sie schnell, /und wer sie sucht, findet sie. +Weisheit Weish 27 6 13 Denen, die nach ihr verlangen, /gibt sie sich sogleich zu erkennen. +Weisheit Weish 27 6 14 Wer sie am frühen Morgen sucht, braucht keine Mühe, /er findet sie vor seiner Türe sitzen. +Weisheit Weish 27 6 15 Über sie nachzusinnen ist vollkommene Klugheit; /wer ihretwegen wacht, wird schnell von Sorge frei. +Weisheit Weish 27 6 16 Sie geht selbst umher, um die zu suchen, die ihrer würdig sind; /freundlich erscheint sie ihnen auf allen Wegen /und kommt jenen entgegen, die an sie denken. +Weisheit Weish 27 6 17 Ihr Anfang ist aufrichtiges Verlangen nach Bildung; /das eifrige Bemühen um Bildung aber ist Liebe. +Weisheit Weish 27 6 18 Liebe ist Halten ihrer Gebote; /Erfüllen der Gebote sichert Unvergänglichkeit, / +Weisheit Weish 27 6 19 und Unvergänglichkeit bringt in Gottes Nähe. +Weisheit Weish 27 6 20 So führt das Verlangen nach Weisheit zur Herrschaft hinauf. +Weisheit Weish 27 6 21 Ihr Herrscher der Völker, wenn ihr Gefallen an Thronen und Zeptern habt, /dann ehrt die Weisheit, damit ihr ewig herrscht. +Weisheit Weish 27 6 22 Ich will verkünden, was die Weisheit ist und wie sie wurde, /und will euch kein Geheimnis verbergen. Ich will ihre Spur vom Anfang der Schöpfung an verfolgen, /ihre Kenntnis will ich verbreiten /und nicht an der Wahrheit vorbeigehen. +Weisheit Weish 27 6 23 Verzehrender Neid soll mich nicht auf meinem Weg begleiten; /denn er hat mit der Weisheit nichts gemein. +Weisheit Weish 27 6 24 Eine große Anzahl von Weisen ist Heil für die Welt, /ein kluger König ist Wohlstand für das Volk. +Weisheit Weish 27 6 25 Lasst euch also durch meine Worte unterweisen; /es wird euch von Nutzen sein. +Weisheit Weish 27 7 1 Auch ich bin ein sterblicher Mensch wie alle anderen, /Nachkomme des ersten, aus Erde gebildeten Menschen. Im Schoß der Mutter wurde ich zu Fleisch geformt, / +Weisheit Weish 27 7 2 zu dem das Blut in zehn Monaten gerann durch den Samen des Mannes /und die Lust, die im Beischlaf hinzukam. +Weisheit Weish 27 7 3 Geboren atmete auch ich die gemeinsame Luft, /ich fiel auf die Erde, die Gleiches von allen erduldet, /und Weinen war mein erster Laut wie bei allen. +Weisheit Weish 27 7 4 In Windeln und mit Sorgen wurde ich aufgezogen; / +Weisheit Weish 27 7 5 kein König trat anders ins Dasein. +Weisheit Weish 27 7 6 Alle haben den einen gleichen Eingang zum Leben; /gleich ist auch der Ausgang. +Weisheit Weish 27 7 7 Daher betete ich und es wurde mir Klugheit gegeben; /ich flehte und der Geist der Weisheit kam zu mir. +Weisheit Weish 27 7 8 Ich zog sie Zeptern und Thronen vor, /Reichtum achtete ich für nichts im Vergleich mit ihr. +Weisheit Weish 27 7 9 Keinen Edelstein stellte ich ihr gleich; /denn alles Gold erscheint neben ihr wie ein wenig Sand /und Silber gilt ihr gegenüber so viel wie Lehm. +Weisheit Weish 27 7 10 Ich liebte sie mehr als Gesundheit und Schönheit /und zog ihren Besitz dem Lichte vor; /denn niemals erlischt der Glanz, /der von ihr ausstrahlt. +Weisheit Weish 27 7 11 Zugleich mit ihr kam alles Gute zu mir, /unzählbare Reichtümer waren in ihren Händen. +Weisheit Weish 27 7 12 Ich freute mich über sie alle, /weil die Weisheit lehrt, sie richtig zu gebrauchen, /wusste aber nicht, dass sie auch deren Ursprung ist. +Weisheit Weish 27 7 13 Uneigennützig lernte ich und neidlos gebe ich weiter; /ihren Reichtum behalte ich nicht für mich. +Weisheit Weish 27 7 14 Ein unerschöpflicher Schatz ist sie für die Menschen; /alle, die ihn erwerben, erlangen die Freundschaft Gottes. /Sie sind empfohlen durch die Gaben der Unterweisung. +Weisheit Weish 27 7 15 Mir aber gewähre Gott, nach meiner Einsicht zu sprechen /und zu denken, wie die empfangenen Gaben es wert sind; denn er ist der Führer der Weisheit /und hält die Weisen auf dem rechten Weg. +Weisheit Weish 27 7 16 Wir und unsere Worte sind in seiner Hand, /auch alle Klugheit und praktische Erfahrung. +Weisheit Weish 27 7 17 Er verlieh mir untrügliche Kenntnis der Dinge, /sodass ich den Aufbau der Welt und das Wirken der Elemente verstehe, +Weisheit Weish 27 7 18 Anfang und Ende und Mitte der Zeiten, /die Abfolge der Sonnenwenden und den Wandel der Jahreszeiten, +Weisheit Weish 27 7 19 den Kreislauf der Jahre und die Stellung der Sterne, +Weisheit Weish 27 7 20 die Natur der Tiere und die Wildheit der Raubtiere, /die Gewalt der Geister und die Gedanken der Menschen, /die Verschiedenheit der Pflanzen und die Kräfte der Wurzeln. +Weisheit Weish 27 7 21 Alles Verborgene und alles Offenbare habe ich erkannt; /denn es lehrte mich die Weisheit, die Meisterin aller Dinge. +Weisheit Weish 27 7 22 In ihr ist ein Geist, /gedankenvoll, heilig, einzigartig, mannigfaltig, zart, beweglich, /durchdringend, unbefleckt, klar, /unverletzlich, das Gute liebend, scharf, +Weisheit Weish 27 7 23 nicht zu hemmen, wohltätig, menschenfreundlich, /fest, sicher, ohne Sorge, alles vermögend, alles überwachend /und alle Geister durchdringend, /die denkenden, reinen und zartesten. +Weisheit Weish 27 7 24 Denn die Weisheit ist beweglicher als alle Bewegung; /in ihrer Reinheit durchdringt und erfüllt sie alles. +Weisheit Weish 27 7 25 Sie ist ein Hauch der Kraft Gottes /und reiner Ausfluss der Herrlichkeit des Allherrschers; /darum fällt kein Schatten auf sie. +Weisheit Weish 27 7 26 Sie ist der Widerschein des ewigen Lichts, /der ungetrübte Spiegel von Gottes Kraft, /das Bild seiner Vollkommenheit. +Weisheit Weish 27 7 27 Sie ist nur eine und vermag doch alles; /ohne sich zu ändern, erneuert sie alles. Von Geschlecht zu Geschlecht tritt sie in heilige Seelen ein /und schafft Freunde Gottes und Propheten; +Weisheit Weish 27 7 28 denn Gott liebt nur den, /der mit der Weisheit zusammenwohnt. +Weisheit Weish 27 7 29 Sie ist schöner als die Sonne /und übertrifft jedes Sternbild. /Sie ist strahlender als das Licht; +Weisheit Weish 27 7 30 denn diesem folgt die Nacht, /doch über die Weisheit siegt keine Schlechtigkeit. +Weisheit Weish 27 8 1 Machtvoll entfaltet sie ihre Kraft von einem Ende zum andern /und durchwaltet voll Güte das All. +Weisheit Weish 27 8 2 Sie habe ich geliebt und gesucht von Jugend auf, /ich suchte sie als Braut heimzuführen /und fand Gefallen an ihrer Schönheit. +Weisheit Weish 27 8 3 Im Umgang mit Gott beweist sie ihren Adel, /der Herr über das All gewann sie lieb. +Weisheit Weish 27 8 4 Eingeweiht in das Wissen Gottes, /bestimmte sie seine Werke. +Weisheit Weish 27 8 5 Ist Reichtum begehrenswerter Besitz im Leben, /was ist dann reicher als die Weisheit, die in allem wirkt? +Weisheit Weish 27 8 6 Wenn Klugheit wirksam ist, /wer in aller Welt ist ein größerer Meister als sie? +Weisheit Weish 27 8 7 Wenn jemand Gerechtigkeit liebt, /in ihren Mühen findet er die Tugenden. Denn sie lehrt Maß und Klugheit, /Gerechtigkeit und Tapferkeit, /die Tugenden, die im Leben der Menschen nützlicher sind als alles andere. +Weisheit Weish 27 8 8 Wenn jemand nach reicher Erfahrung strebt: /sie kennt das Vergangene und errät das Kommende, sie versteht, die Worte schön zu formen und Rätselhaftes zu deuten; /sie weiß im Voraus Zeichen und Wunder /und kennt den Ausgang von Perioden und Zeiten. +Weisheit Weish 27 8 9 So beschloss ich, sie als Lebensgefährtin heimzuführen; /denn ich wusste, dass sie mir guten Rat gibt /und Trost in Sorge und Leid. +Weisheit Weish 27 8 10 Mit ihr werde ich Ruhm beim Volke haben /und trotz meiner Jugend vom Alter geehrt sein. +Weisheit Weish 27 8 11 Ich werde als scharfsinniger Richter gelten /und in den Augen der Mächtigen Staunen erregen. +Weisheit Weish 27 8 12 Schweige ich, so warten sie in Spannung, /spreche ich, so merken sie auf, /rede ich länger, so legen sie die Hand auf den Mund. +Weisheit Weish 27 8 13 Mit ihr werde ich Unsterblichkeit erlangen /und ewigen Ruhm bei der Nachwelt hinterlassen. +Weisheit Weish 27 8 14 Völker werde ich sorgsam leiten /und Nationen werden mir untertan sein. +Weisheit Weish 27 8 15 Schreckliche Tyrannen werden mich fürchten, wenn sie von mir hören; /in der Volksversammlung werde ich mich als tüchtig und im Krieg als tapfer erweisen. +Weisheit Weish 27 8 16 Komme ich nach Hause, /dann werde ich bei ihr ausruhen; denn der Umgang mit ihr hat nichts Bitteres, /das Leben mit ihr kennt keinen Schmerz, /sondern nur Frohsinn und Freude. +Weisheit Weish 27 8 17 Als ich dies bei mir überlegte und in meinem Herzen erwog, /dass das Leben mit der Weisheit Unsterblichkeit bringt, +Weisheit Weish 27 8 18 die Freundschaft mit ihr reine Freude /und die Mühen ihrer Hände unerschöpflichen Reichtum, dass stete Gemeinschaft mit ihr Klugheit bringt /und das Zwiegespräch mit ihr Ruhm -, /da ging ich auf die Suche nach ihr, um sie heimzuführen. +Weisheit Weish 27 8 19 Ich war ein begabtes Kind und hatte eine gute Seele erhalten, +Weisheit Weish 27 8 20 oder vielmehr: gut, wie ich war, kam ich in einen unverdorbenen Leib. +Weisheit Weish 27 8 21 Ich erkannte aber, dass ich die Weisheit nur als Geschenk Gottes erhalten könne - und schon hier war es die Klugheit, die mich erkennen ließ, wessen Gnadengeschenk sie ist. Daher wandte ich mich an den Herrn und sprach zu ihm aus ganzem Herzen: +Weisheit Weish 27 9 1 Gott der Väter und Herr des Erbarmens, /du hast das All durch dein Wort gemacht. +Weisheit Weish 27 9 2 Den Menschen hast du durch deine Weisheit erschaffen, /damit er über deine Geschöpfe herrscht. +Weisheit Weish 27 9 3 Er soll die Welt in Heiligkeit und Gerechtigkeit leiten /und Gericht halten in rechter Gesinnung. +Weisheit Weish 27 9 4 Gib mir die Weisheit, die an deiner Seite thront, /und verstoß mich nicht aus der Schar deiner Kinder! +Weisheit Weish 27 9 5 Ich bin ja dein Knecht, der Sohn deiner Magd, /ein schwacher Mensch, dessen Leben nur kurz ist, /und gering ist meine Einsicht in Recht und Gesetz. +Weisheit Weish 27 9 6 Wäre einer auch vollkommen unter den Menschen, /er wird kein Ansehen genießen, wenn ihm deine Weisheit fehlt. +Weisheit Weish 27 9 7 Du bist es, der mich zum König deines Volkes /und zum Richter deiner Söhne und Töchter erwählt hat. +Weisheit Weish 27 9 8 Du hast befohlen, einen Tempel auf deinem heiligen Berg zu bauen /und einen Altar in der Stadt deiner Wohnung, /ein Abbild des heiligen Zeltes, das du von Anfang an entworfen hast. +Weisheit Weish 27 9 9 Mit dir ist die Weisheit, die deine Werke kennt /und die zugegen war, als du die Welt erschufst. Sie weiß, was dir gefällt /und was recht ist nach deinen Geboten. +Weisheit Weish 27 9 10 Sende sie vom heiligen Himmel /und schick sie vom Thron deiner Herrlichkeit, damit sie bei mir sei und alle Mühe mit mir teile /und damit ich erkenne, was dir gefällt. +Weisheit Weish 27 9 11 Denn sie weiß und versteht alles; /sie wird mich in meinem Tun besonnen leiten /und mich in ihrem Lichtglanz schützen. +Weisheit Weish 27 9 12 Dann wird dir mein Handeln gefallen; /ich werde dein Volk gerecht regieren /und des Throns meines Vaters würdig sein. +Weisheit Weish 27 9 13 Denn welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen, /oder wer begreift, was der Herr will? +Weisheit Weish 27 9 14 Unsicher sind die Berechnungen der Sterblichen /und hinfällig unsere Gedanken; +Weisheit Weish 27 9 15 denn der vergängliche Leib beschwert die Seele /und das irdische Zelt belastet den um vieles besorgten Geist. +Weisheit Weish 27 9 16 Wir erraten kaum, was auf der Erde vorgeht, /und finden nur mit Mühe, was doch auf der Hand liegt; /wer kann dann ergründen, was im Himmel ist? +Weisheit Weish 27 9 17 Wer hat je deinen Plan erkannt, wenn du ihm nicht Weisheit gegeben /und deinen heiligen Geist aus der Höhe gesandt hast? +Weisheit Weish 27 9 18 So wurden die Pfade der Erdenbewohner gerade gemacht /und die Menschen lernten, was dir gefällt; +Weisheit Weish 27 9 19 durch die Weisheit wurden sie gerettet. +Weisheit Weish 27 10 1 Sie hat den Urvater der Welt nach seiner Erschaffung behütet, als er noch allein war; sie hat ihn aus seiner Sünde befreit +Weisheit Weish 27 10 2 und ihm die Kraft gegeben, über alles zu herrschen. +Weisheit Weish 27 10 3 Ein Ungerechter aber, der in seinem Zorn von ihr abfiel, ging durch seine Leidenschaft zugrunde, die ihn zum Brudermord trieb. +Weisheit Weish 27 10 4 Die Weisheit hat die Erde, die seinetwegen überflutet wurde, wieder gerettet und den Gerechten auf wertlosem Holz durch die Wasser gesteuert. +Weisheit Weish 27 10 5 Als die Völker, einmütig nur in ihrer Schlechtigkeit, durch die Verwirrung ihrer Sprache getrennt wurden, erwählte sie den Gerechten und behütete ihn, sodass er vor Gott ohne Tadel war und trotz der Liebe zu seinem Kind stark blieb. +Weisheit Weish 27 10 6 Als die Frevler zugrunde gingen, rettete sie einen Gerechten, sodass er vor dem Feuer fliehen konnte, das auf die fünf Städte fiel; +Weisheit Weish 27 10 7 von ihrer Schlechtigkeit zeugen heute noch rauchendes Ödland und Pflanzen, die zur Unzeit Früchte tragen, und eine Salzsäule ragt als Denkmal einer ungläubigen Seele empor. +Weisheit Weish 27 10 8 Jene, die an der Weisheit achtlos vorübergingen, erlitten nicht nur Schaden, weil sie das Gute nicht erkannten, sondern sie hinterließen auch den Lebenden ein Mahnmal ihrer Torheit, damit nicht verborgen bleibe, worin sie sich verfehlt hatten. +Weisheit Weish 27 10 9 Die Weisheit aber rettete ihre Diener aus jeglicher Mühsal. +Weisheit Weish 27 10 10 Einen Gerechten, der vor dem Zorn des Bruders floh, geleitete sie auf geraden Wegen, zeigte ihm das Reich Gottes und enthüllte ihm heilige Geheimnisse. Sie machte ihn reich bei seiner harten Arbeit und vermehrte den Ertrag seiner Mühen. +Weisheit Weish 27 10 11 Sie half ihm gegen die Habsucht seiner Unterdrücker und verschaffte ihm Wohlstand. +Weisheit Weish 27 10 12 Sie beschützte ihn vor seinen Feinden und gab ihm Sicherheit vor seinen Verfolgern. In einem harten Kampf verlieh sie ihm den Siegespreis, damit er erkannte, dass Gottesfurcht stärker als alles andere ist. +Weisheit Weish 27 10 13 Einen Gerechten, der verkauft worden war, ließ sie nicht im Stich, sondern bewahrte ihn vor der Sünde. +Weisheit Weish 27 10 14 Sie stieg mit ihm in den Kerker hinab und verließ ihn während seiner Gefangenschaft nicht, bis sie ihm das königliche Zepter brachte und Gewalt über seine Bedrücker. Sie überführte alle, die ihn beschuldigt hatten, als Lügner und verlieh ihm ewigen Ruhm. +Weisheit Weish 27 10 15 Sie hat ein heiliges Volk, ein untadeliges Geschlecht, aus der Gewalt einer Nation gerettet, die es unterdrückte. +Weisheit Weish 27 10 16 Sie ging in die Seele eines Dieners des Herrn ein und widerstand schrecklichen Königen durch Zeichen und Wunder. +Weisheit Weish 27 10 17 Sie gab den Heiligen den Lohn ihrer Mühen und geleitete sie auf wunderbarem Weg. Sie wurde ihnen am Tag zum Schutz und in der Nacht zum Sternenlicht. +Weisheit Weish 27 10 18 Sie führte sie durch das Rote Meer und geleitete sie durch gewaltige Wasser. +Weisheit Weish 27 10 19 Ihre Feinde aber ließ sie in der Flut ertrinken und spülte sie aus der Tiefe des Abgrunds ans Land. +Weisheit Weish 27 10 20 Darum plünderten die Gerechten die Frevler aus, sie priesen, Herr, deinen heiligen Namen und lobten einmütig deine schützende Hand. +Weisheit Weish 27 10 21 Denn die Weisheit hat den Mund der Stummen geöffnet und die Zungen der Unmündigen hat sie beredt gemacht. +Weisheit Weish 27 11 1 Sie ließ alles gelingen, was sie unter der Führung des heiligen Propheten unternahmen. +Weisheit Weish 27 11 2 Sie zogen durch eine unbewohnte Wüste und schlugen in unwegsamen Gegenden ihre Zelte auf. +Weisheit Weish 27 11 3 Sie leisteten ihren Feinden Widerstand und wehrten ihre Gegner ab. +Weisheit Weish 27 11 4 Als sie dürsteten und dich anriefen, wurde ihnen Wasser aus schroffem Fels gegeben, sodass sie ihren Durst stillen konnten aus hartem Gestein. +Weisheit Weish 27 11 5 Denn was ihren Feinden zur Strafe wurde, das empfingen sie als Wohltat in ihrer Not. +Weisheit Weish 27 11 6 Der ständig fließende Strom wurde durch schmutziges Blut getrübt. +Weisheit Weish 27 11 7 So wurden jene für den befohlenen Kindermord gestraft. Diesen aber gabst du wider Erwarten reichlich Wasser, +Weisheit Weish 27 11 8 nachdem du ihnen vorher durch ihren Durst gezeigt hattest, wie ihre Gegner von dir bestraft wurden. +Weisheit Weish 27 11 9 Denn als sie geprüft und, wenn auch nur milde, zurechtgewiesen wurden, da erkannten sie, wie die Frevler im Zorn gerichtet und gepeinigt worden waren. +Weisheit Weish 27 11 10 Sie hast du wie ein mahnender Vater auf die Probe gestellt, die Frevler aber wie ein strenger König gerichtet und verurteilt. +Weisheit Weish 27 11 11 Fern von den Gerechten wurden sie ebenso geplagt wie damals, als sie ihnen noch nahe waren; +Weisheit Weish 27 11 12 denn zweifaches Leid und Seufzen brachte ihnen die Erinnerung an das Vergangene: +Weisheit Weish 27 11 13 Als sie nämlich hörten, dass ihre eigene Bestrafung jenen sogar zur Wohltat geworden war, da erkannten sie das Wirken des Herrn. +Weisheit Weish 27 11 14 Den sie einst ausgesetzt und weggeworfen, den sie mit Hohn abgewiesen hatten, den mussten sie am Ende von allem bestaunen, nachdem sie einen viel schlimmeren Durst gelitten hatten als die Gerechten. +Weisheit Weish 27 11 15 Zur Strafe für ihre frevlerische Torheit, in die sie sich verirrt hatten, als sie vernunftloses Gewürm und armseliges Ungeziefer verehrten, sandtest du ihnen eine Menge vernunftloser Tiere. +Weisheit Weish 27 11 16 Sie sollten erkennen: Man wird mit dem gestraft, womit man sündigt. +Weisheit Weish 27 11 17 Für deine allmächtige Hand, die aus ungeformtem Stoff die Welt gestaltet hat, wäre es keine Schwierigkeit gewesen, eine Menge von Bären gegen sie zu senden oder grimmige Löwen +Weisheit Weish 27 11 18 oder unbekannte, neu geschaffene, wuterfüllte Tiere, die Feuer sprühenden Atem aushauchen oder zischenden Dampf ausstoßen oder schreckliche Funken aus den Augen sprühen. +Weisheit Weish 27 11 19 Nicht nur ihre verderbliche Gewalt hätte sie zermalmen, schon ihr Furcht erregender Anblick hätte sie vernichten können. +Weisheit Weish 27 11 20 Aber abgesehen davon hätten sie durch einen einzigen Hauch fallen können, verfolgt von deinem Strafgericht und fortgeweht vom Sturm deiner Macht. Du aber hast alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet. +Weisheit Weish 27 11 21 Denn du bist immer imstande, deine große Macht zu entfalten. Wer könnte der Kraft deines Arms widerstehen? +Weisheit Weish 27 11 22 Die ganze Welt ist ja vor dir wie ein Stäubchen auf der Waage, wie ein Tautropfen, der am Morgen zur Erde fällt. +Weisheit Weish 27 11 23 Du hast mit allen Erbarmen, weil du alles vermagst, und siehst über die Sünden der Menschen hinweg, damit sie sich bekehren. +Weisheit Weish 27 11 24 Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von allem, was du gemacht hast; denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen. +Weisheit Weish 27 11 25 Wie könnte etwas ohne deinen Willen Bestand haben, oder wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre? +Weisheit Weish 27 11 26 Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Herr, du Freund des Lebens. +Weisheit Weish 27 12 1 Denn in allem ist dein unvergänglicher Geist. +Weisheit Weish 27 12 2 Darum bestrafst du die Sünder nur nach und nach; du mahnst sie und erinnerst sie an ihre Sünden, damit sie sich von der Schlechtigkeit abwenden und an dich glauben, Herr. +Weisheit Weish 27 12 3 Du hast auch die früheren Bewohner deines heiligen Landes gehasst, +Weisheit Weish 27 12 4 weil sie abscheuliche Verbrechen verübten, Zauberkünste und unheilige Festbräuche; +Weisheit Weish 27 12 5 sie waren erbarmungslose Kindermörder und verzehrten beim Opfermahl Menschenfleisch und Menschenblut. Darum beschlossest du, mitten im Gelage die Teilnehmer +Weisheit Weish 27 12 6 und deren Eltern, die mit eigener Hand hilflose Wesen töteten, durch die Hände unserer Väter zu vernichten; +Weisheit Weish 27 12 7 denn das Land, das dir vor allen anderen teuer ist, sollte eine seiner würdige Bevölkerung von Gotteskindern erhalten. +Weisheit Weish 27 12 8 Doch selbst mit jenen gingst du schonend um, weil sie Menschen waren; du sandtest deinem Heer Hornissen voraus, um sie nach und nach zu vernichten. +Weisheit Weish 27 12 9 Obgleich du die Macht hattest, in einer Schlacht die Frevler den Gerechten in die Hand zu geben oder sie durch wilde Tiere oder ein unerbittliches Wort mit einem Schlag auszurotten, +Weisheit Weish 27 12 10 vollzogst du doch erst nach und nach die Strafe und ließest so Zeit für die Umkehr. Dabei wusstest du genau, dass ihr Ursprung böse und ihre Schlechtigkeit angeboren war und dass sich ihr Denken in Ewigkeit nicht ändern werde; +Weisheit Weish 27 12 11 sie waren schon von Anfang an ein verfluchter Stamm. Keine Furcht vor irgendjemand hat dich dazu bestimmt, sie für ihre Sünden ohne Strafe zu lassen. +Weisheit Weish 27 12 12 Denn wer darf sagen: Was hast du getan? Wer vermag sich deinem Urteilsspruch zu widersetzen? Wer könnte dich anklagen wegen des Untergangs von Völkern, die du selbst geschaffen hast? Wer wollte gegen dich auftreten als Anwalt schuldiger Menschen? +Weisheit Weish 27 12 13 Denn es gibt keinen Gott außer dir, der für alles Sorge trägt; daher brauchst du nicht zu beweisen, dass du gerecht geurteilt hast. +Weisheit Weish 27 12 14 Kein König und kein Herrscher kann dich zur Rede stellen wegen der Menschen, die du gestraft hast. +Weisheit Weish 27 12 15 Gerecht, wie du bist, verwaltest du das All gerecht und hältst es für unvereinbar mit deiner Macht, den zu verurteilen, der keine Strafe verdient. +Weisheit Weish 27 12 16 Deine Stärke ist die Grundlage deiner Gerechtigkeit und deine Herrschaft über alles lässt dich gegen alles Nachsicht üben. +Weisheit Weish 27 12 17 Stärke beweist du, wenn man an deine unbeschränkte Macht nicht glaubt, und bei denen, die sie kennen, strafst du die trotzige Auflehnung. +Weisheit Weish 27 12 18 Weil du über Stärke verfügst, richtest du in Milde und behandelst uns mit großer Nachsicht; denn die Macht steht dir zur Verfügung, wann immer du willst. +Weisheit Weish 27 12 19 Durch solches Handeln hast du dein Volk gelehrt, dass der Gerechte menschenfreundlich sein muss, und hast deinen Söhnen die Hoffnung geschenkt, dass du den Sündern die Umkehr gewährst. +Weisheit Weish 27 12 20 Du hast die Feinde deiner Kinder, auch wenn sie den Tod verdienten, sehr nachsichtig und nur nach und nach gestraft und ihnen Zeit und Möglichkeit gegeben, sich von ihrer Schlechtigkeit abzuwenden. +Weisheit Weish 27 12 21 Aber wie viel umsichtiger noch hast du deine Söhne bestraft, deren Vätern du Gutes verheißen hast, als du mit ihnen unter Eid den Bund schlossest. +Weisheit Weish 27 12 22 Während du uns erziehst, geißelst du unsere Feinde zehntausendfach, damit wir als Richter deine Güte uns zum Vorbild nehmen und auf Erbarmen hoffen, wenn wir selber vor dem Gericht stehen. +Weisheit Weish 27 12 23 Du hast jene, die in Torheit und Unrecht dahinlebten, mit ihren eigenen Gräueln gepeinigt. +Weisheit Weish 27 12 24 Allzu weit waren sie in die Irre gegangen, als sie die allerhässlichsten und verachtetsten Tiere für Götter hielten und wie unverständige Kinder sich täuschen ließen. +Weisheit Weish 27 12 25 Darum hast du ihnen wie unvernünftigen Kindern eine Strafe gesandt, die sie zum Gespött machte. +Weisheit Weish 27 12 26 Wer sich aber durch eine Strafe, die ihn zum Gespött macht, nicht warnen lässt, der wird eine Strafe erleiden, die der Macht Gottes entspricht. +Weisheit Weish 27 12 27 In ihren Leiden wurden sie zornig über die Tiere, die sie für Götter hielten und mit denen sie jetzt gestraft wurden. So erfuhren sie jenen, von dem sie vorher nichts wissen wollten, und erkannten ihn als den wahren Gott; deshalb war ja auch die äußerste Strafe über sie gekommen. +Weisheit Weish 27 13 1 Töricht waren von Natur alle Menschen, denen die Gotteserkenntnis fehlte. Sie hatten die Welt in ihrer Vollkommenheit vor Augen, ohne den wahrhaft Seienden erkennen zu können. Beim Anblick der Werke erkannten sie den Meister nicht, +Weisheit Weish 27 13 2 sondern hielten das Feuer, den Wind, die flüchtige Luft, den Kreis der Gestirne, die gewaltige Flut oder die Himmelsleuchten für weltbeherrschende Götter. +Weisheit Weish 27 13 3 Wenn sie diese, entzückt über ihre Schönheit, als Götter ansahen, dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel besser ihr Gebieter ist; denn der Urheber der Schönheit hat sie geschaffen. +Weisheit Weish 27 13 4 Und wenn sie über ihre Macht und ihre Kraft in Staunen gerieten, dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel mächtiger jener ist, der sie geschaffen hat; +Weisheit Weish 27 13 5 denn von der Größe und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen. +Weisheit Weish 27 13 6 Dennoch verdienen jene nur geringen Tadel. Vielleicht suchen sie Gott und wollen ihn finden, gehen aber dabei in die Irre. +Weisheit Weish 27 13 7 Sie verweilen bei der Erforschung seiner Werke und lassen sich durch den Augenschein täuschen; denn schön ist, was sie schauen. +Weisheit Weish 27 13 8 Doch auch sie sind unentschuldbar: +Weisheit Weish 27 13 9 Wenn sie durch ihren Verstand schon fähig waren, die Welt zu erforschen, warum fanden sie dann nicht eher den Herrn der Welt? +Weisheit Weish 27 13 10 Unselig aber sind jene, die auf Totes ihre Hoffnung setzen und Werke von Menschenhand als Götter bezeichnen, Gold und Silber, kunstvolle Gebilde und Tiergestalten oder einen nutzlosen Stein, ein Werk uralter Herkunft. +Weisheit Weish 27 13 11 Da sägte ein Holzschnitzer einen geeigneten Baum ab, entrindete ihn ringsum geschickt, bearbeitete ihn sorgfältig und machte daraus ein nützliches Gerät für den täglichen Gebrauch. +Weisheit Weish 27 13 12 Die Abfälle seiner Arbeit verwendete er, um sich die Nahrung zu bereiten, und aß sich satt. +Weisheit Weish 27 13 13 Was dann noch übrig blieb und zu nichts brauchbar war, ein krummes, knotiges Stück Holz, das nahm er, schnitzte daran so eifrig und fachgemäß, wie man es tut, wenn man am Abend von der Arbeit abgespannt ist, formte es zum Bild eines Menschen +Weisheit Weish 27 13 14 oder machte es einem armseligen Tier ähnlich, beschmierte es mit Mennig und roter Schminke, überstrich alle schadhaften Stellen, +Weisheit Weish 27 13 15 machte ihm eine würdige Wohnstatt, stellte es an der Wand auf und befestigte es mit Eisen. +Weisheit Weish 27 13 16 So sorgte er dafür, dass es nicht herunterfiel, wusste er doch, dass es sich nicht helfen kann; es ist ein Bild und braucht Hilfe. +Weisheit Weish 27 13 17 Aber wenn er um Besitz, Ehe und Kinder betet, dann schämt er sich nicht, das Leblose anzureden. Um Gesundheit ruft er das Kraftlose an, +Weisheit Weish 27 13 18 Leben begehrt er vom Toten. Hilfe erfleht er vom ganz Hilflosen und gute Reise von dem, was nicht einmal den Fuß bewegen kann. +Weisheit Weish 27 13 19 Für seine Arbeit, für Gewinn und Erfolg seines Handwerks bittet er um Kraft von einem, dessen Hände völlig kraftlos sind. +Weisheit Weish 27 14 1 Ein anderer, der sich zu einer Seefahrt rüstet, auf der er wilde Wogen durchqueren wird, ruft ein Holz an, das gebrechlicher ist als das Fahrzeug, das ihn trägt. +Weisheit Weish 27 14 2 Das Fahrzeug hat der Erwerbstrieb ersonnen und die Weisheit eines Künstlers hergestellt. +Weisheit Weish 27 14 3 Deine Vorsehung, Vater, steuert es; denn du hast auch im Meer einen Weg gebahnt und in den Wogen einen sicheren Pfad. +Weisheit Weish 27 14 4 Damit zeigst du, dass du imstande bist, aus jeder Lage zu retten, so dass auch jemand, der keine Erfahrung hat, ein Schiff besteigen kann. +Weisheit Weish 27 14 5 Du willst, dass die Werke deiner Weisheit nicht ungenutzt bleiben. Darum vertrauen Menschen ihr Leben sogar einem winzigen Holz an und fahren wohlbehalten auf einem Floss durch die Brandung. +Weisheit Weish 27 14 6 So hat auch in der Urzeit beim Untergang der übermütigen Riesen die Hoffnung der Welt sich auf ein Floss geflüchtet und, durch deine Hand gesteuert, der Welt den Samen eines neuen Geschlechtes hinterlassen. +Weisheit Weish 27 14 7 Denn Segen ruht auf dem Holz, durch das Gerechtigkeit geschieht. +Weisheit Weish 27 14 8 Fluch hingegen trifft das von Händen geformte Holz und seinen Bildner, ihn, weil er es bearbeitet hat, jenes, weil es Gott genannt wurde, obwohl es vergänglich ist. +Weisheit Weish 27 14 9 Denn Gott sind in gleicher Weise Frevler wie Frevel verhasst; +Weisheit Weish 27 14 10 mit dem Bildner wird sein Werk der Strafe verfallen. +Weisheit Weish 27 14 11 Darum kommt auch über die Götzenbilder der Völker das Gericht, weil sie in Gottes Schöpfung zum Gräuel geworden sind, zum Anstoß für die Seelen der Menschen und zur Schlinge für die Füße der Toren. +Weisheit Weish 27 14 12 Mit dem Gedanken an Götzenbilder beginnt der Abfall und ihre Erfindung führt zur Sittenverderbnis. +Weisheit Weish 27 14 13 Weder waren sie von Anfang an da, noch werden sie ewig bleiben. +Weisheit Weish 27 14 14 Durch die eitle Ruhmsucht der Menschen sind sie in die Welt gekommen; darum ist ihnen auch ein jähes Ende zugedacht. +Weisheit Weish 27 14 15 Bedrückt durch allzu frühe Trauer ließ ein Vater von seinem Kind, das gar schnell hinweggerafft wurde, ein Bildnis machen; so ehrte er einen toten Menschen als Gott und führte bei seinen Leuten geheime Kulte und festliche Bräuche ein. +Weisheit Weish 27 14 16 Im Lauf der Zeit verfestigte sich die frevelhafte Sitte und wurde schließlich als Gesetz befolgt; +Weisheit Weish 27 14 17 die Standbilder erhielten auf Anordnung der Herrscher göttliche Verehrung. Konnten die Menschen einen König nicht unmittelbar ehren, weil er weit weg wohnte, dann vergegenwärtigten sie den Fernen; sie machten von dem verehrten König ein Bildnis, das allen sichtbar war, um dem Abwesenden, als ob er gegenwärtig wäre, mit Eifer zu huldigen. +Weisheit Weish 27 14 18 Der Ehrgeiz des Künstlers führte dazu, dass auch jene, die den König gar nicht kannten, ihm göttliche Verehrung erwiesen. +Weisheit Weish 27 14 19 Wohl um dem Herrscher zu gefallen, bot er seine ganze Kunst auf, um ihn schöner darzustellen, als er war. +Weisheit Weish 27 14 20 Von der Anmut des Bildes hingerissen, betete die Menge den, der noch kurz zuvor nur als Mensch geehrt wurde, jetzt wie einen Gott an. +Weisheit Weish 27 14 21 Der Welt ist dies zum Verhängnis geworden: Die Menschen haben, unter dem Druck von Unglück oder Herrschermacht, Stein und Holz den Namen beigelegt, der mit niemand geteilt werden kann. +Weisheit Weish 27 14 22 Als ob es nicht genug wäre, in der Erkenntnis Gottes zu irren, nennen sie in dem heftigen Zwiespalt, den die Unwissenheit in ihr Leben bringt, so große Übel auch noch Frieden. +Weisheit Weish 27 14 23 Bei kindermörderischen Festbräuchen, heimlichen Kulten oder wilden Gelagen mit fremdartigen Sitten +Weisheit Weish 27 14 24 halten sie weder Leben noch Ehe rein, sondern einer tötet heimtückisch den andern oder beleidigt ihn durch Ehebruch. +Weisheit Weish 27 14 25 Alles ist ein wirres Gemisch von Blut und Mord, Diebstahl und Betrug, Verdorbenheit, Untreue, Aufruhr und Meineid; +Weisheit Weish 27 14 26 es herrscht Umkehrung der Werte, undankbare Vergesslichkeit, Befleckung der Seelen, widernatürliche Unzucht, Zerrüttung der Ehen, Ehebruch und Zügellosigkeit. +Weisheit Weish 27 14 27 Die Verehrung der namenlosen Götzenbilder ist aller Übel Anfang, Ursache und Höhepunkt. +Weisheit Weish 27 14 28 Sie rasen im Freudentaumel, weissagen Lügen, leben in Ungerechtigkeit oder schwören leichthin einen Meineid. +Weisheit Weish 27 14 29 Im Vertrauen auf leblose Götzen fürchten sie nicht, dass ihre Meineide ihnen schaden könnten. +Weisheit Weish 27 14 30 Jedoch für beides wird sie die gerechte Strafe treffen: dass sie sich von Gott eine verkehrte Vorstellung machten, indem sie Götzenbilder verehrten, und dass sie unter Missachtung der Heiligkeit des Eides hinterlistig und ungerecht schworen. +Weisheit Weish 27 14 31 Es ist nie die Macht derer, bei denen sie schworen, sondern immer die den Sündern gebührende Strafe, die die Vergehen der Frevler verfolgt. +Weisheit Weish 27 15 1 Du aber, unser Gott, bist gütig, wahrhaftig und langmütig; voll Erbarmen durchwaltest du das All. +Weisheit Weish 27 15 2 Auch wenn wir sündigen, gehören wir dir, da wir deine Stärke kennen; doch wir wollen nicht sündigen, da wir wissen, dass wir dein Eigentum sind. +Weisheit Weish 27 15 3 Denn es ist vollendete Gerechtigkeit, dich zu verstehen; und deine Stärke zu kennen ist die Wurzel der Unsterblichkeit. +Weisheit Weish 27 15 4 Die arglistige Erfindung der Menschen hat uns nicht verführt, die unfruchtbare Arbeit der Maler, eine mit bunten Farben besudelte Gestalt. +Weisheit Weish 27 15 5 Ihr Anblick erregt die Sehnsucht der Toren und weckt in ihnen das Verlangen nach der leblosen Gestalt eines toten Bildes. +Weisheit Weish 27 15 6 Liebhaber des Bösen und solcher Hoffnungen würdig sind alle, die es anfertigen, die nach ihm verlangen und die es anbeten. +Weisheit Weish 27 15 7 Der Töpfer knetet mühsam den weichen Ton, um daraus Gefäße zu unserem Gebrauch zu formen. Aus dem gleichen Lehm bildet er solche, die sauberen Zwecken dienen, und solche für das Gegenteil, alle in gleicher Weise; über den Gebrauch eines jeden entscheidet der Töpfer. +Weisheit Weish 27 15 8 Aus dem gleichen Lehm formt er in verkehrter Mühe auch einen nichtigen Gott, er, der vor kurzem aus Erde entstand und bald dorthin zurückkehrt, woher er genommen ist, wenn seine Seele, das ihm anvertraute Darlehen, zurückgefordert wird. +Weisheit Weish 27 15 9 Doch es kümmert ihn nicht, dass er dahinschwinden wird und nur ein kurzes Leben hat. Er wetteifert mit Goldschmieden und Silbergießern, er ahmt Kupferschmiede nach und sieht seinen Ruhm darin, Trugbilder zu formen. +Weisheit Weish 27 15 10 Asche ist sein Herz, noch weniger wert als Erdenstaub seine Hoffnung, und sein Leben ist wertloser als Lehm. +Weisheit Weish 27 15 11 Seinen eigenen Bildner hat er nämlich nicht erkannt, den, der ihm eine wirkende Seele eingehaucht und Lebensatem eingeblasen hat. +Weisheit Weish 27 15 12 Nein, er hält unser Leben für ein Kinderspiel, das Dasein für einen einträglichen Jahrmarkt; er sagt, man müsse aus allem, auch aus Schlechtem, Gewinn ziehen. +Weisheit Weish 27 15 13 Denn er weiß besser als alle, dass er sündigt, wenn er aus dem gleichen Erdenstoff nicht nur zerbrechliche Gefäße, sondern auch Götzenbilder fertigt. +Weisheit Weish 27 15 14 Ganz unverständig aber und ärmer als eines Kindes Seele waren die Feinde, die dein Volk knechteten. +Weisheit Weish 27 15 15 Sie hielten alle Götzen der Völker für Götter, Götter, die weder ihre Augen gebrauchen können, um zu sehen, noch ihre Nase, um die Luft zu atmen, noch ihre Ohren, um zu hören, noch die Finger ihrer Hände, um zu tasten, und deren Füße nicht gehen können. +Weisheit Weish 27 15 16 Ein Mensch hat sie gemacht, einer, dem der Geist nur geliehen ist, hat sie gebildet; kein Mensch hat die Kraft, einen Gott zu bilden, der auch nur ihm selber ähnlich wäre. +Weisheit Weish 27 15 17 Als Sterblicher schafft er mit frevelhaften Händen nur Totes. Er ist besser als seine angebeteten Gebilde; denn er bekam einmal Leben, diese aber nie. +Weisheit Weish 27 15 18 Sie verehren sogar die widerlichsten Tiere, die dümmsten im Vergleich mit den anderen, +Weisheit Weish 27 15 19 solche, die nicht einmal schön sind, sodass man an ihnen Gefallen finden könnte, soweit das beim Anblick von Tieren möglich ist, die zudem Gottes Lob und seinen Segen verloren haben. +Weisheit Weish 27 16 1 Darum wurden sie mit Recht durch ähnliche Tiere gezüchtigt und durch eine Menge von Ungeziefer gequält. +Weisheit Weish 27 16 2 Während sie auf solche Weise gezüchtigt wurden, hast du deinem Volk eine Wohltat erwiesen und mit den Wachteln seinem heftigen Verlangen eine fremdartige Nahrung gegeben. +Weisheit Weish 27 16 3 Während jenen in ihrem Hunger die Esslust verging wegen der Hässlichkeit der gegen sie gesandten Tiere, bekamen diese nach nur kurzer Entbehrung sogar eine fremdartige Speise. +Weisheit Weish 27 16 4 Über jene Unterdrücker sollte unabwendbarer Hunger kommen; diese aber sollten nur kurz spüren, wie ihre Feinde gequält wurden. +Weisheit Weish 27 16 5 Auch damals, als die schreckliche Wut wilder Tiere über sie hereinbrach und sie durch die Bisse tückischer Schlangen umkamen, dauerte dein Zorn nicht bis ans Ende. +Weisheit Weish 27 16 6 Zur Warnung wurden sie nur kurz in Schrecken versetzt und bekamen ein Rettungszeichen, damit sie sich an die Vorschrift deines Gesetzes erinnerten. +Weisheit Weish 27 16 7 Wer sich dorthin wandte, wurde nicht durch das gerettet, was er anschaute, sondern durch dich, den Retter aller. +Weisheit Weish 27 16 8 Dadurch hast du unsere Feinde überzeugt, dass du es bist, der aus allem Übel erlöst. +Weisheit Weish 27 16 9 Denn sie wurden durch die Bisse der Heuschrecken und der Stechfliegen getötet, ohne dass es ein Heilmittel für sie gab; sie verdienten es ja, durch solches Ungeziefer gezüchtigt zu werden. +Weisheit Weish 27 16 10 Deine Söhne aber wurden nicht einmal durch die Zähne Gift spritzender Schlangen überwältigt; denn dein Erbarmen kam ihnen zu Hilfe und heilte sie. +Weisheit Weish 27 16 11 Sie wurden gebissen, aber schnell wieder gerettet, damit sie sich an deine Worte erinnerten; denn sie sollten nicht in tiefes Vergessen versinken, sondern sich ungehindert deiner Wohltaten erfreuen. +Weisheit Weish 27 16 12 Weder Kraut noch Wundpflaster machte sie gesund, sondern dein Wort, Herr, das alles heilt. +Weisheit Weish 27 16 13 Du hast Gewalt über Leben und Tod; du führst zu den Toren der Unterwelt hinab und wieder herauf. +Weisheit Weish 27 16 14 Ein Mensch kann zwar in seiner Schlechtigkeit töten; doch den entschwundenen Geist holt er nicht zurück und die weggenommene Seele kann er nicht befreien. +Weisheit Weish 27 16 15 Unmöglich ist es, deiner Hand zu entfliehen. +Weisheit Weish 27 16 16 Denn die Frevler, die behaupten, dich nicht zu kennen, wurden durch die Kraft deines Armes gezüchtigt: Ungewöhnliche Regengüsse, Hagelschauer und schreckliche Wolkenbrüche peitschten auf sie nieder und Feuer verzehrte sie. +Weisheit Weish 27 16 17 Das Seltsamste war, dass das Wasser, das sonst alles löscht, die Kraft des Feuers noch verstärkte; denn die Natur kämpft für die Gerechten. +Weisheit Weish 27 16 18 Das eine Mal wurde die Flamme gezähmt, damit sie nicht die Tiere verzehrte, die gegen die Ruchlosen gesandt waren; diese sollten sehen und erkennen, dass sie von Gottes Strafe verfolgt wurden. +Weisheit Weish 27 16 19 Das andere Mal brannte die Flamme mit ungewöhnlicher Kraft mitten im Wasser, um die Erzeugnisse des schuldbeladenen Landes zu vernichten. +Weisheit Weish 27 16 20 Dein Volk dagegen nährtest du mit der Speise der Engel und unermüdlich gabst du ihm fertiges Brot vom Himmel. Deine Gabe gewährte jeden Genuss und entsprach jedem Geschmack; +Weisheit Weish 27 16 21 sie offenbarte deine zarte Liebe zu deinen Kindern. Sie erfüllte das Verlangen eines jeden, der sie genoss, und verwandelte sich in alles, was einer wollte. +Weisheit Weish 27 16 22 Schnee und Eis hielten dem Feuer stand und schmolzen nicht. Deine Kinder sollten erkennen, dass nur die Früchte der Feinde vom Feuer vernichtet wurden, das im Hagel brannte und in den Regengüssen blitzte, +Weisheit Weish 27 16 23 und dass es umgekehrt sogar seine eigene Kraft vergaß, damit die Gerechten Nahrung hätten. +Weisheit Weish 27 16 24 Denn die Schöpfung, die dir, ihrem Schöpfer, dient, steigert ihre Kräfte, um die Schuldigen zu bestrafen, und hält sie zurück, um denen Gutes zu tun, die auf dich vertrauen. +Weisheit Weish 27 16 25 Darum diente sie auch damals deinem Geschenk, das alle ernährte, und verwandelte sich in alles, was die Bittenden wünschten. +Weisheit Weish 27 16 26 Deine geliebten Söhne, Herr, sollten daraus lernen: Nicht die verschiedenartigen Früchte ernähren den Menschen, sondern dein Wort erhält alle, die dir vertrauen. +Weisheit Weish 27 16 27 Denn dasselbe, das vom Feuer nicht vernichtet wurde, schmolz sogleich, wenn es ein flüchtiger Sonnenstrahl erwärmte. +Weisheit Weish 27 16 28 So sollte man erkennen, dass man, um dir zu danken, der Sonne zuvorkommen und sich noch vor dem Aufgang des Lichtes an dich wenden muss. +Weisheit Weish 27 16 29 Denn die Hoffnung des Undankbaren schmilzt wie winterlicher Reif und verrinnt wie unnützes Wasser. +Weisheit Weish 27 17 1 Groß und nicht zu ergründen sind deine Entscheide; darum verfiel in Irrtum, wer sich nicht belehren ließ. +Weisheit Weish 27 17 2 Denn die Frevler meinten, das heilige Volk knechten zu können; und jetzt lagen sie da, Gefangene der Finsternis, Gefesselte einer langen Nacht, eingeschlossen in den Häusern, von der ewigen Vorsehung verbannt. +Weisheit Weish 27 17 3 Sie glaubten, mit ihren geheimen Sünden unter der dunklen Decke der Vergessenheit verborgen zu sein; da packte sie furchtbares Entsetzen. Sie wurden durch Trugbilder aufgeschreckt und auseinander gejagt. +Weisheit Weish 27 17 4 Auch der geheimste Winkel, in den sie sich flüchteten, konnte sie nicht vor Furcht bewahren; Schrecken erregendes Getöse umbrauste sie, und düstere Gespenster mit finsteren Mienen tauchten auf. +Weisheit Weish 27 17 5 Keine Kraft irgendeines Feuers war stark genug, Licht zu bringen; nicht einmal der strahlende Glanz der Gestirne vermochte es, diese entsetzliche Nacht zu erhellen. +Weisheit Weish 27 17 6 Nur einen schaurigen Feuerherd, der sich von selbst entzündet hatte, sahen sie aufglühen; verschwand die Erscheinung, so hielten sie, außer sich vor Entsetzen, die Dinge, die sie sahen, für noch schlimmer. +Weisheit Weish 27 17 7 Da versagten die Gaukeleien der Zauberkunst und die Probe auf das prahlerische Wissen fiel schmählich aus. +Weisheit Weish 27 17 8 Jene, die immer versprachen, Furcht und Verwirrung von der kranken Seele zu bannen, krankten nun selber an einer lächerlichen Angst. +Weisheit Weish 27 17 9 Auch wenn nichts Schreckliches sie ängstigte, wurden sie durch raschelndes Getier und zischelnde Schlangen aufgescheucht und vergingen vor Furcht. Nicht einmal in die Luft wollten sie blicken, der man doch nirgends entfliehen kann. +Weisheit Weish 27 17 10 Denn die Schlechtigkeit bezeugt selbst ihr feiges Wesen, wenn sie gestraft wird. Unter dem Druck des Gewissens befürchtet sie immer das Schlimmste. +Weisheit Weish 27 17 11 Furcht ist ja nichts anderes als der Verzicht auf die von der Vernunft angebotene Hilfe. +Weisheit Weish 27 17 12 Je weniger man solche Hilfe erwartet, umso schlimmer erscheint es, die Ursache der Qual nicht zu kennen. +Weisheit Weish 27 17 13 In Wahrheit hatte jene Nacht keine Gewalt; aus den Tiefen der machtlosen Totenwelt war sie heraufgestiegen. Sie aber, die wie sonst schlafen wollten, +Weisheit Weish 27 17 14 wurden bald durch Schreckgespenster aufgescheucht, bald durch Mutlosigkeit gelähmt; denn plötzliche und unerwartete Furcht hatte sie befallen. +Weisheit Weish 27 17 15 So wurde jeder dort, wo er zu Boden sank, ein Gefangener, der in einen Kerker ohne Eisenfesseln eingeschlossen war. +Weisheit Weish 27 17 16 Ob Bauer oder Hirt oder ein Taglöhner, der einsam arbeitete, alle wurden überrascht und mussten sich dem unentrinnbaren Zwang fügen, alle wurden durch die gleiche Kette der Finsternis gefesselt. +Weisheit Weish 27 17 17 Das Pfeifen des Windes, der wohlklingende Gesang der Vögel auf den Zweigen der Bäume, das Rauschen ungestüm strömender Wasser, das wilde Donnern stürzender Felsen, +Weisheit Weish 27 17 18 das Laufen hüpfender Tiere, die man nicht sehen konnte, das laute Gebrüll wilder Raubtiere, das aus den Schluchten der Berge zurückgeworfene Echo: alles und jedes jagte ihnen lähmende Furcht ein. +Weisheit Weish 27 17 19 Die ganze Welt stand in strahlendem Licht und alle gingen ungehindert ihrer Arbeit nach. +Weisheit Weish 27 17 20 Nur über jene breitete sich drückende Nacht aus, Bild der Finsternis, die sie dereinst aufnehmen sollte. Doch mehr als unter der Finsternis litten sie unter ihrer eigenen Angst. +Weisheit Weish 27 18 1 Deinen Heiligen dagegen strahlte hellstes Licht. Die anderen hörten ihre Stimme, ohne sie selbst zu sehen, und priesen sie glücklich, mochten diese vorher noch so viel erduldet haben. +Weisheit Weish 27 18 2 Sie dankten ihnen, dass sie für das früher erlittene Unrecht keine Rache nahmen, und baten um Verzeihung für ihr feindliches Verhalten. +Weisheit Weish 27 18 3 Statt jener Finsternis gabst du den Deinen eine flammende Feuersäule als Führerin auf unbekanntem Weg, als freundliche Sonne auf ihrer ruhmvollen Wanderung. +Weisheit Weish 27 18 4 Jene hingegen hatten es verdient, des Lichtes beraubt und in Finsternis gefangen zu sein, weil sie einst deine Söhne eingeschlossen und gefangen hielten, durch die das unvergängliche Licht des Gesetzes der Welt gegeben werden sollte. +Weisheit Weish 27 18 5 Sie hatten beschlossen, die Kinder der Heiligen zu töten, und nur ein einziges Kind wurde ausgesetzt und gerettet. Zur Strafe hast du ihnen viele ihrer eigenen Kinder weggenommen und sie alle auf einmal in gewaltiger Wasserflut vernichtet. +Weisheit Weish 27 18 6 Jene Nacht wurde unseren Vätern vorher angekündigt; denn sie sollten zuversichtlich sein und sicher wissen, welchen eidlichen Zusagen sie vertrauen konnten. +Weisheit Weish 27 18 7 So erwartete dein Volk die Rettung der Gerechten und den Untergang der Feinde. +Weisheit Weish 27 18 8 Während du die Gegner straftest, hast du uns zu dir gerufen und verherrlicht. +Weisheit Weish 27 18 9 Denn im Verborgenen feierten die frommen Söhne der Guten ihr Opferfest; sie verpflichteten sich einmütig auf das göttliche Gesetz, dass die Heiligen in gleicher Weise Güter wie Gefahren teilen sollten, und sangen schon im Voraus die Loblieder der Väter. +Weisheit Weish 27 18 10 Da hallte ihnen das wirre Geschrei der Feinde entgegen und sie hörten die laute Klage über die toten Kinder. +Weisheit Weish 27 18 11 Das gleiche Urteil traf Herrn und Knecht; der Mann aus dem Volk und der König hatten das gleiche Leid zu tragen. +Weisheit Weish 27 18 12 Durch die gleiche Todesart hatten alle zusammen unzählige Tote. Es waren nicht genügend Lebende da, um sie zu begraben; denn mit einem Schlag waren die besten Nachkommen vernichtet worden. +Weisheit Weish 27 18 13 Bisher waren sie durch die Künste ihrer Zauberer ungläubig geblieben; jetzt aber mussten sie beim Untergang der Erstgeborenen bekennen: Dieses Volk ist Gottes Sohn. +Weisheit Weish 27 18 14 Als tiefes Schweigen das All umfing und die Nacht bis zur Mitte gelangt war, +Weisheit Weish 27 18 15 da sprang dein allmächtiges Wort vom Himmel, vom königlichen Thron herab als harter Krieger mitten in das dem Verderben geweihte Land. +Weisheit Weish 27 18 16 Es trug das scharfe Schwert deines unerbittlichen Befehls, trat hin und erfüllte alles mit Tod; es berührte den Himmel und stand auf der Erde. +Weisheit Weish 27 18 17 Plötzlich schreckten sie furchtbare Traumgesichte auf und ungeahnte Ängste überfielen sie. +Weisheit Weish 27 18 18 Einer stürzte hier, ein anderer dort halb tot zu Boden und bekannte, aus welchem Grund er sterben musste. +Weisheit Weish 27 18 19 Denn die erschreckenden Träume hatten es ihnen vorausgesagt; sie sollten nicht umkommen, ohne zu wissen, warum sie so Schlimmes erlitten. +Weisheit Weish 27 18 20 Auch die Gerechten lernten eine Probe des Todes kennen: Eine große Anzahl wurde in der Wüste dahingerafft; doch der Zorn hielt nicht lange an. +Weisheit Weish 27 18 21 Ein Mann ohne Tadel sprang als Vorkämpfer ein mit der Waffe seines heiligen Dienstes, mit Gebet und sühnendem Räucherwerk. Er trat dem Zorn entgegen, machte dem Unheil ein Ende und zeigte so, dass er dein Diener war. +Weisheit Weish 27 18 22 Er überwand die Not nicht durch Körperkraft und nicht durch Waffengewalt, sondern durch das Wort bezwang er den Strafenden, indem er ihn an die eidlich bekräftigten Bündnisse mit den Vätern erinnerte. +Weisheit Weish 27 18 23 Denn als die Toten sich schon häuften, trat er dazwischen, hielt seinen Ansturm auf und schnitt ihm den Weg zu den Lebenden ab. +Weisheit Weish 27 18 24 Auf seinem langen Gewand war die ganze Welt dargestellt, auf den vier Reihen der Edelsteine waren die ruhmreichen Namen der Väter eingeschnitten und auf seinem Stirnband dein hoheitsvoller Name. +Weisheit Weish 27 18 25 Davor wich der Verderber voll Furcht zurück; denn es genügte schon diese Probe des Zornes. +Weisheit Weish 27 19 1 Über die Frevler kam erbarmungsloser Zorn, bis sie vernichtet waren; denn Gott wusste im Voraus, wie sie sich verhalten würden: +Weisheit Weish 27 19 2 Sie selbst hatten den Abzug der Gerechten gestattet und sie sogar dazu gedrängt; dann aber änderten sie ihren Sinn und verfolgten sie. +Weisheit Weish 27 19 3 Sie waren noch mit der Bestattung der Toten beschäftigt und klagten an ihren Gräbern, als sie in ihrer Torheit einen anderen Entschluss fassten und denen wie Entlaufenen nachsetzten, denen sie flehentlich zugeredet hatten wegzugehen. +Weisheit Weish 27 19 4 Das selbst verschuldete Verhängnis trieb sie in diesen Untergang und ließ sie alles vergessen, was geschehen war; denn sie sollten über die bisherigen Plagen hinaus die äußerste Strafe erleiden. +Weisheit Weish 27 19 5 Deinem Volk aber sollte sich ein unerwarteter Weg eröffnen, während jene einen ungewöhnlichen Tod fanden. +Weisheit Weish 27 19 6 Das Wesen der ganzen Schöpfung wurde neu gestaltet; sie gehorchte deinen Befehlen, damit deine Kinder unversehrt bewahrt blieben. +Weisheit Weish 27 19 7 Man sah die Wolke, die das Lager überschattete, trockenes Land tauchte auf, wo zuvor Wasser war; es zeigte sich ein Weg ohne Hindernisse durch das Rote Meer, eine grüne Ebene stieg aus der gewaltigen Flut. +Weisheit Weish 27 19 8 Von deiner Hand behütet, zogen sie vollzählig hindurch und sahen staunenswerte Wunder. +Weisheit Weish 27 19 9 Sie weideten wie Rosse, hüpften wie Lämmer und lobten dich, Herr, ihren Retter. +Weisheit Weish 27 19 10 Denn sie dachten zudem auch an das, was im fremden Land geschehen war: wie Mücken nicht von Tieren, sondern von der Erde hervorgebracht wurden und wie der Fluss nicht Wassertiere, sondern eine Menge Frösche auswarf. +Weisheit Weish 27 19 11 Schließlich sahen sie auch Vögel auf eine neue Weise entstehen, als sie, um ihre Gier zu befriedigen, nach üppigen Speisen verlangten. +Weisheit Weish 27 19 12 Zu ihrem Trost entstiegen nämlich Wachteln dem Meer. +Weisheit Weish 27 19 13 Die Strafen kamen über die Sünder nicht ohne Warnung durch wuchtige Blitze. Mit Recht mussten sie für ihre bösen Taten leiden, weil sie einen so schlimmen Fremdenhass gezeigt hatten. +Weisheit Weish 27 19 14 Während andere die Unbekannten, die zu ihnen kamen, nicht aufnahmen, machten diese sogar Gäste, die ihre Wohltäter waren, zu Sklaven. +Weisheit Weish 27 19 15 Noch mehr: Gewiss wird auch jene eine Strafe treffen, weil sie Fremde feindselig empfangen hatten; +Weisheit Weish 27 19 16 diese aber haben Gäste, die sie festlich aufgenommen hatten und die schon die gleichen Bürgerrechte genossen, mit schwerem Frondienst geplagt. +Weisheit Weish 27 19 17 Wie jene an der Türe des Gerechten mit Blindheit geschlagen wurden, so auch diese, als sie von dichter Finsternis umgeben waren und jeder versuchte, seine Türe zu finden. +Weisheit Weish 27 19 18 Die Elemente verändern sich untereinander, wie auf einer Harfe die Töne den Rhythmus ändern und doch den gleichen Klang behalten. Dies lässt sich aus der Betrachtung der Geschehnisse deutlich erkennen. +Weisheit Weish 27 19 19 Landtiere verwandelten sich in Wassertiere und schwimmende Tiere stiegen ans Land. +Weisheit Weish 27 19 20 Das Feuer steigerte im Wasser die ihm eigene Kraft und das Wasser vergaß seine löschende Wirkung. +Weisheit Weish 27 19 21 Flammen verzehrten nicht das Fleisch der hinfälligen Tiere, die hineingerieten, noch schmolz im Feuer die eisartige, leicht schmelzende himmlische Speise. +Weisheit Weish 27 19 22 In allem hast du, Herr, dein Volk groß gemacht und verherrlicht; du hast es nicht im Stich gelassen, sondern bist ihm immer und überall beigestanden. diff --git a/bibel_not_formatted_yet b/bibel_not_formatted_yet index 238602b..a44d5d5 100644 --- a/bibel_not_formatted_yet +++ b/bibel_not_formatted_yet @@ -19672,559 +19672,559 @@ Kohelet Koh 25 12 11 Worte von Gelehrten sind wie Ochsenstecken, /Sprüche aus S Kohelet Koh 25 12 12 Im Übrigen, mein Sohn, lass dich warnen! Es nimmt kein Ende mit dem vielen Bücherschreiben und viel Studieren ermüdet den Leib. Kohelet Koh 25 12 13 Hast du alles gehört, so lautet der Schluss: Fürchte Gott und achte auf seine Gebote! Das allein hat jeder Mensch nötig. Kohelet Koh 25 12 14 Denn Gott wird jedes Tun vor das Gericht bringen, das über alles Verborgene urteilt, es sei gut oder böse. -Sol 1:1 Das Hohelied Salomos. -Sol 1:2 Mit Küssen seines Mundes bedecke er mich. /Süßer als Wein ist deine Liebe. -Sol 1:3 Köstlich ist der Duft deiner Salben, /dein Name hingegossenes Salböl; /darum lieben dich die Mädchen. -Sol 1:4 Zieh mich her hinter dir! Lass uns eilen! /Der König führt mich in seine Gemächer. Jauchzen lasst uns, deiner uns freuen, /deine Liebe höher rühmen als Wein. /Dich liebt man zu Recht. -Sol 1:5 Braun bin ich, doch schön, /ihr Töchter Jerusalems, wie die Zelte von Kedar, /wie Salomos Decken. -Sol 1:6 Schaut mich nicht so an, /weil ich gebräunt bin. /Die Sonne hat mich verbrannt. Meiner Mutter Söhne waren mir böse, /ließen mich Weinberge hüten; /den eigenen Weinberg konnte ich nicht hüten. -Sol 1:7 Du, den meine Seele liebt, /sag mir: Wo weidest du die Herde? /Wo lagerst du am Mittag? Wozu soll ich erst umherirren /bei den Herden deiner Gefährten? -Sol 1:8 Wenn du das nicht weißt, /du schönste der Frauen, dann folge den Spuren der Schafe, /dann weide deine Zicklein /dort, wo die Hirten lagern. -Sol 1:9 Mit der Stute an Pharaos Wagen /vergleiche ich dich, meine Freundin. -Sol 1:10 Schön sind deine Wangen zwischen den Kettchen, /dein Hals in der Perlenschnur. -Sol 1:11 Machen wir dir noch goldene Kettchen, /kleine Silberkugeln daran. -Sol 1:12 Solange der König an der Tafel liegt, /gibt meine Narde ihren Duft. -Sol 1:13 Mein Geliebter ruht wie ein Beutel mit Myrrhe /an meiner Brust. -Sol 1:14 Eine Hennablüte ist mein Geliebter mir /aus den Weinbergen von En-Gedi. -Sol 1:15 Schön bist du, meine Freundin, /ja, du bist schön. /Zwei Tauben sind deine Augen. -Sol 1:16 Schön bist du, mein Geliebter, verlockend. /Frisches Grün ist unser Lager, -Sol 1:17 Zedern sind die Balken unseres Hauses, /Zypressen die Wände. -Sol 2:1 Ich bin eine Blume auf den Wiesen des Scharon, /eine Lilie der Täler. -Sol 2:2 Eine Lilie unter Disteln /ist meine Freundin unter den Mädchen. -Sol 2:3 Ein Apfelbaum unter Waldbäumen /ist mein Geliebter unter den Burschen. In seinem Schatten begehre ich zu sitzen. /Wie süß schmeckt seine Frucht meinem Gaumen! -Sol 2:4 In das Weinhaus hat er mich geführt. /Sein Zeichen über mir heißt Liebe. -Sol 2:5 Stärkt mich mit Traubenkuchen, /erquickt mich mit Äpfeln; /denn ich bin krank vor Liebe. -Sol 2:6 Seine Linke liegt unter meinem Kopf, /seine Rechte umfängt mich. -Sol 2:7 Bei den Gazellen und Hirschen auf der Flur /beschwöre ich euch, Jerusalems Töchter: Stört die Liebe nicht auf, /weckt sie nicht, /bis es ihr selbst gefällt. -Sol 2:8 Horch! Mein Geliebter! /Sieh da, er kommt. Er springt über die Berge, /hüpft über die Hügel. -Sol 2:9 Der Gazelle gleicht mein Geliebter, /dem jungen Hirsch. Ja, draußen steht er /an der Wand unsres Hauses; er blickt durch die Fenster, /späht durch die Gitter. -Sol 2:10 Der Geliebte spricht zu mir: /Steh auf, meine Freundin, /meine Schöne, so komm doch! -Sol 2:11 Denn vorbei ist der Winter, /verrauscht der Regen. -Sol 2:12 Auf der Flur erscheinen die Blumen; /die Zeit zum Singen ist da. Die Stimme der Turteltaube /ist zu hören in unserem Land. -Sol 2:13 Am Feigenbaum reifen die ersten Früchte; /die blühenden Reben duften. Steh auf, meine Freundin, /meine Schöne, so komm doch! -Sol 2:14 Meine Taube im Felsennest, /versteckt an der Steilwand, dein Gesicht lass mich sehen, /deine Stimme hören! Denn süß ist deine Stimme, /lieblich dein Gesicht. -Sol 2:15 Fangt uns die Füchse, /die kleinen Füchse! Sie verwüsten die Weinberge, /unsre blühenden Reben. -Sol 2:16 Der Geliebte ist mein /und ich bin sein; /er weidet in den Lilien. -Sol 2:17 Wenn der Tag verweht /und die Schatten wachsen, komm du, mein Geliebter, /der Gazelle gleich, dem jungen Hirsch /auf den Balsambergen. -Sol 3:1 Des Nachts auf meinem Lager suchte ich ihn, /den meine Seele liebt. /Ich suchte ihn und fand ihn nicht. -Sol 3:2 Aufstehen will ich, die Stadt durchstreifen, /die Gassen und Plätze, /ihn suchen, den meine Seele liebt. Ich suchte ihn und fand ihn nicht. -Sol 3:3 Mich fanden die Wächter /bei ihrer Runde durch die Stadt. Habt ihr ihn gesehen, /den meine Seele liebt? -Sol 3:4 Kaum war ich an ihnen vorüber, /fand ich ihn, den meine Seele liebt. Ich packte ihn, ließ ihn nicht mehr los, /bis ich ihn ins Haus meiner Mutter brachte, /in die Kammer derer, die mich geboren hat. -Sol 3:5 Bei den Gazellen und Hirschen der Flur /beschwöre ich euch, Jerusalems Töchter: Stört die Liebe nicht auf, /weckt sie nicht, /bis es ihr selbst gefällt. -Sol 3:6 Wer ist sie, /die da aus der Steppe heraufsteigt /in Säulen von Rauch, umwölkt von Myrrhe und Weihrauch, /von allen Wohlgerüchen der Händler? -Sol 3:7 Sieh da, das ist Salomos Sänfte; sechzig Helden geleiten sie, /Israels Helden, -Sol 3:8 alle vertraut mit dem Schwert, /geschult für den Kampf; jeder trägt sein Schwert an der Hüfte /gegen die Schrecken der Nacht. -Sol 3:9 Einen Tragsessel ließ König Salomo zimmern /aus Holz vom Libanon, -Sol 3:10 die Pfosten in Silber, /die Lehne in Gold, der Sitz in Purpur, /das Innere mit Steinen belegt. -Sol 3:11 Ihr Töchter Jerusalems, kommt heraus /und schaut, ihr Töchter Zions, /König Salomo mit der Krone! Damit hat ihn seine Mutter gekrönt /am Tage seiner Hochzeit, /an dem Tag seiner Herzensfreude. -Sol 4:1 Schön bist du, meine Freundin, /ja, du bist schön. Hinter dem Schleier /deine Augen wie Tauben. Dein Haar gleicht einer Herde von Ziegen, /die herabzieht von Gileads Bergen. -Sol 4:2 Deine Zähne sind wie eine Herde /frisch geschorener Schafe, /die aus der Schwemme steigen. Jeder Zahn hat sein Gegenstück, /keinem fehlt es. -Sol 4:3 Rote Bänder sind deine Lippen; /lieblich ist dein Mund. Dem Riss eines Granatapfels gleicht deine Schläfe /hinter dem Schleier. -Sol 4:4 Wie der Turm Davids ist dein Hals, /in Schichten von Steinen erbaut; tausend Schilde hängen daran, /lauter Waffen von Helden. -Sol 4:5 Deine Brüste sind wie zwei Kitzlein, /wie die Zwillinge einer Gazelle, /die in den Lilien weiden. -Sol 4:6 Wenn der Tag verweht und die Schatten wachsen, /will ich zum Myrrhenberg gehen, /zum Weihrauchhügel. -Sol 4:7 Alles an dir ist schön, meine Freundin; /kein Makel haftet dir an. -Sol 4:8 Komm doch mit mir, meine Braut, vom Libanon, /weg vom Libanon komm du mit mir! Weg vom Gipfel des Amana, /von den Höhen des Senir und Hermon; weg von den Lagern der Löwen, /den Bergen der Panther. -Sol 4:9 Verzaubert hast du mich, /meine Schwester Braut; /ja verzaubert mit einem (Blick) deiner Augen, /mit einer Perle deiner Halskette. -Sol 4:10 Wie schön ist deine Liebe, /meine Schwester Braut; wie viel süßer ist deine Liebe als Wein, /der Duft deiner Salben köstlicher als alle Balsamdüfte. -Sol 4:11 Von deinen Lippen, Braut, tropft Honig; /Milch und Honig ist unter deiner Zunge. Der Duft deiner Kleider ist wie des Libanon Duft. -Sol 4:12 Ein verschlossener Garten ist meine Schwester Braut, /ein verschlossener Garten, /ein versiegelter Quell. -Sol 4:13 Ein Lustgarten sprosst aus dir, /Granatbäume mit köstlichen Früchten, /Hennadolden, Nardenblüten, -Sol 4:14 Narde, Krokus, Gewürzrohr und Zimt, /alle Weihrauchbäume, Myrrhe und Aloe, /allerbester Balsam. -Sol 4:15 Die Quelle des Gartens bist du, /ein Brunnen lebendigen Wassers, /Wasser vom Libanon. -Sol 4:16 Nordwind, erwache! Südwind, herbei! /Durchweht meinen Garten, /lasst strömen die Balsamdüfte! Mein Geliebter komme in seinen Garten /und esse von den köstlichen Früchten. -Sol 5:1 Ich komme in meinen Garten, Schwester Braut; /ich pflücke meine Myrrhe, den Balsam; esse meine Wabe samt dem Honig, /trinke meinen Wein und die Milch. Freunde, esst und trinkt, /berauscht euch an der Liebe! -Sol 5:2 Ich schlief, doch mein Herz war wach. /Horch, mein Geliebter klopft: Mach auf, meine Schwester und Freundin, /meine Taube, du Makellose! Mein Kopf ist voll Tau, /aus meinen Locken tropft die Nacht. -Sol 5:3 Ich habe mein Kleid schon abgelegt - /wie soll ich es wieder anziehen? Die Füße habe ich gewaschen - /soll ich sie wieder beschmutzen? -Sol 5:4 Mein Geliebter streckte die Hand durch die Luke; /da bebte mein Herz ihm entgegen. -Sol 5:5 Ich stand auf, dem Geliebten zu öffnen. /Da tropften meine Hände von Myrrhe am Griff des Riegels. -Sol 5:6 Ich öffnete meinem Geliebten: /Doch der Geliebte war weg, verschwunden. /Mir stockte der Atem: Er war weg. Ich suchte ihn, ich fand ihn nicht. /Ich rief ihn, er antwortete nicht. -Sol 5:7 Da fanden mich die Wächter bei ihrer Runde durch die Stadt; /sie schlugen, sie verletzten mich. Den Mantel entrissen sie mir, /die Wächter der Mauern. -Sol 5:8 Ich beschwöre euch, Jerusalems Töchter: /Wenn ihr meinen Geliebten findet, sagt ihm, /ich bin krank vor Liebe. -Sol 5:9 Was hat dein Geliebter den andern voraus, /du schönste der Frauen? Was hat dein Geliebter den andern voraus, /dass du so uns beschwörst? -Sol 5:10 Mein Geliebter ist weiß und rot, /ist ausgezeichnet vor Tausenden. -Sol 5:11 Sein Haupt ist reines Gold. /Seine Locken sind Rispen, rabenschwarz. -Sol 5:12 Seine Augen sind wie Tauben an Wasserbächen; /(die Zähne,) in Milch gebadet, sitzen fest. -Sol 5:13 Seine Wangen sind wie Balsambeete, /darin Gewürzkräuter sprießen, seine Lippen wie Lilien; /sie tropfen von flüssiger Myrrhe. -Sol 5:14 Seine Finger sind wie Stäbe aus Gold, /mit Steinen aus Tarschisch besetzt. Sein Leib ist wie eine Platte aus Elfenbein, /mit Saphiren bedeckt. -Sol 5:15 Seine Schenkel sind Marmorsäulen, /auf Sockeln von Feingold. Seine Gestalt ist wie der Libanon, /erlesen wie Zedern. -Sol 5:16 Sein Mund ist voll Süße; /alles ist Wonne an ihm. Das ist mein Geliebter, /ja, das ist mein Freund, /ihr Töchter Jerusalems. -Sol 6:1 Wohin ist dein Geliebter gegangen, /du schönste der Frauen? Wohin wandte sich dein Geliebter? /Wir wollen ihn suchen mit dir. -Sol 6:2 In seinen Garten ging mein Geliebter /zu den Balsambeeten, um in den Gartengründen zu weiden, /um Lilien zu pflücken. -Sol 6:3 Meinem Geliebten gehöre ich /und mir gehört der Geliebte, /der in den Lilien weidet. -Sol 6:4 Schön wie Tirza bist du, meine Freundin, /lieblich wie Jerusalem, /prächtig wie Himmelsbilder. -Sol 6:5 Wende deine Augen von mir, /denn sie verwirren mich. Dein Haar gleicht einer Herde von Ziegen, /die von Gilead herabziehen. -Sol 6:6 Deine Zähne sind wie eine Herde von Mutterschafen, /die aus der Schwemme steigen. Jeder Zahn hat sein Gegenstück, /keinem fehlt es. -Sol 6:7 Dem Riss eines Granatapfels gleicht deine Schläfe /hinter deinem Schleier. -Sol 6:8 Sechzig Königinnen (hat Salomo), /achtzig Nebenfrauen /und Mädchen ohne Zahl. -Sol 6:9 Doch einzig ist meine Taube, die Makellose, /die Einzige ihrer Mutter, /die Erwählte ihrer Gebärerin. Erblicken sie die Mädchen, /sie preisen sie; /Königinnen und Nebenfrauen rühmen sie. -Sol 6:10 Wer ist, die da erscheint wie das Morgenrot, /wie der Mond so schön, strahlend rein wie die Sonne, /prächtig wie Himmelsbilder? -Sol 6:11 In den Nussgarten stieg ich hinab, /um nach dem Sprossen der Palme zu sehen, um zu sehen, ob der Weinstock treibt, /die Granatbäume blühen. -Sol 6:12 Da entführte mich meine Seele, /ich weiß nicht wie, /zu den Wagen meines edlen Volkes. -Sol 7:1 Wende dich, wende dich, Schulammit! /Wende dich, wende dich, /damit wir dich betrachten. Was wollt ihr an Schulammit sehen? /Den Lager-Tanz! -Sol 7:2 Wie schön sind deine Schritte in den Sandalen, /du Edelgeborene. Deiner Hüften Rund ist wie Geschmeide, /gefertigt von Künstlerhand. -Sol 7:3 Dein Schoß ist ein rundes Becken, /Würzwein mangle ihm nicht. Dein Leib ist ein Weizenhügel, /mit Lilien umstellt. -Sol 7:4 Deine Brüste sind wie zwei Kitzlein, /wie die Zwillinge einer Gazelle. -Sol 7:5 Dein Hals ist ein Turm aus Elfenbein. /Deine Augen sind wie die Teiche zu Heschbon /beim Tor von Bat-Rabbim. Deine Nase ist wie der Libanonturm, /der gegen Damaskus schaut. -Sol 7:6 Dein Haupt gleicht oben dem Karmel; /wie Purpur sind deine Haare; /ein König liegt in den Ringeln gefangen. -Sol 7:7 Wie schön bist du und wie reizend, /du Liebe voller Wonnen! -Sol 7:8 Wie eine Palme ist dein Wuchs; /deine Brüste sind wie Trauben. -Sol 7:9 Ich sage: Ersteigen will ich die Palme; /ich greife nach den Rispen. Trauben am Weinstock seien mir deine Brüste, /Apfelduft sei der Duft deines Atems, -Sol 7:10 dein Mund köstlicher Wein, /der glatt in mich eingeht, /der Lippen und Zähne mir netzt. -Sol 7:11 Ich gehöre meinem Geliebten /und ihn verlangt nach mir. -Sol 7:12 Komm, mein Geliebter, wandern wir auf das Land, /schlafen wir in den Dörfern. -Sol 7:13 Früh wollen wir dann zu den Weinbergen gehen /und sehen, ob der Weinstock schon treibt, ob die Rebenblüte sich öffnet, /ob die Granatbäume blühen. /Dort schenke ich dir meine Liebe. -Sol 7:14 Die Liebesäpfel duften; /an unsrer Tür warten alle köstlichen Früchte, frische und solche vom Vorjahr; /für dich hab ich sie aufgehoben, Geliebter. -Sol 8:1 Ach, wärst du doch mein Bruder, /genährt an der Brust meiner Mutter. Träfe ich dich dann draußen, /ich würde dich küssen; /niemand dürfte mich deshalb verachten. -Sol 8:2 Führen wollte ich dich, /in das Haus meiner Mutter dich bringen, /die mich erzogen hat. Würzwein gäbe ich dir zu trinken, /Granatapfelmost. -Sol 8:3 Seine Linke liegt unter meinem Kopf, /seine Rechte umfängt mich. -Sol 8:4 Ich beschwöre euch, Jerusalems Töchter: /Was stört ihr die Liebe auf, /warum weckt ihr sie, /ehe ihr selbst es gefällt? -Sol 8:5 Wer ist sie, /die aus der Steppe heraufsteigt, /auf ihren Geliebten gestützt? Unter dem Apfelbaum hab ich dich geweckt, /dort, wo deine Mutter dich empfing, /wo deine Gebärerin in Wehen lag. -Sol 8:6 Leg mich wie ein Siegel auf dein Herz, /wie ein Siegel an deinen Arm! Stark wie der Tod ist die Liebe, /die Leidenschaft ist hart wie die Unterwelt. Ihre Gluten sind Feuergluten, /gewaltige Flammen. -Sol 8:7 Auch mächtige Wasser können die Liebe nicht löschen; /auch Ströme schwemmen sie nicht weg. Böte einer für die Liebe den ganzen Reichtum seines Hauses, /nur verachten würde man ihn. -Sol 8:8 Wir haben eine kleine Schwester, /noch ohne Brüste. Was tun wir mit unsrer Schwester, /wenn jemand um sie wirbt? -Sol 8:9 Ist sie eine Mauer, /bauen wir silberne Zinnen auf ihr. Ist sie eine Tür, /versperren wir sie mit einem Zedernbrett. -Sol 8:10 Ich bin eine Mauer, /meine Brüste gleichen Türmen. Da hab ich in seinen Augen /Gefallen gefunden. -Sol 8:11 Salomo besaß einen Weinberg in Baal-Hamon; /den Weinberg übergab er Hütern. Für seine Frucht würde jeder /tausend Silberstücke bezahlen. -Sol 8:12 Mein eigener Weinberg liegt vor mir. /Die tausend lass ich dir, Salomo, /und zweihundert noch denen, /die seine Früchte hüten. -Sol 8:13 Die du in den Gärten weilst, /auf deine Stimme lauschen die Freunde; /lass sie mich hören! -Sol 8:14 Fort, fort, mein Geliebter, /der Gazelle gleich, dem jungen Hirsch /auf den Balsambergen. -Wis 1:1 Liebt Gerechtigkeit, ihr Herrscher der Erde, /denkt in Frömmigkeit an den Herrn, /sucht ihn mit reinem Herzen! -Wis 1:2 Denn er lässt sich finden von denen, die ihn nicht versuchen, /und zeigt sich denen, die ihm nicht misstrauen. -Wis 1:3 Verkehrte Gedanken trennen von Gott; /wird seine Macht herausgefordert, /dann weist sie die Toren zurück. -Wis 1:4 In eine Seele, die auf Böses sinnt, /kehrt die Weisheit nicht ein, /noch wohnt sie in einem Leib, /der sich der Sünde hingibt. -Wis 1:5 Denn der heilige Geist, der Lehrmeister, flieht vor der Falschheit, /er entfernt sich von unverständigen Gedanken /und wird verscheucht, wenn Unrecht naht. -Wis 1:6 Die Weisheit ist ein menschenfreundlicher Geist, /doch lässt sie die Reden des Lästerers nicht straflos; /denn Gott ist Zeuge seiner heimlichen Gedanken, /untrüglich durchschaut er sein Herz /und hört seine Worte. -Wis 1:7 Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis /und er, der alles zusammenhält, kennt jeden Laut. -Wis 1:8 Darum bleibt keiner verborgen, der Böses redet, /das Strafurteil geht nicht an ihm vorüber. -Wis 1:9 Die Pläne des Frevlers werden untersucht; /der Herr erfährt von seinen Reden /und bestraft seine Vergehen. -Wis 1:10 Denn das eifersüchtige Ohr hört alles, /kein leises Murren bleibt ihm verborgen. -Wis 1:11 Hütet euch also vor unnützem Murren /und verwehrt eurer Zunge das Verleumden! /Denn euer heimliches Reden verhallt nicht ungehört /und ein Mund, der lügt, tötet die Seele. -Wis 1:12 Jagt nicht dem Tod nach in den Irrungen eures Lebens /und zieht nicht durch euer Handeln das Verderben herbei! -Wis 1:13 Denn Gott hat den Tod nicht gemacht /und hat keine Freude am Untergang der Lebenden. -Wis 1:14 Zum Dasein hat er alles geschaffen /und heilbringend sind die Geschöpfe der Welt. /Kein Gift des Verderbens ist in ihnen, /das Reich des Todes hat keine Macht auf der Erde; / -Wis 1:15 denn die Gerechtigkeit ist unsterblich. -Wis 1:16 Die Frevler aber holen winkend und rufend den Tod herbei /und sehnen sich nach ihm wie nach einem Freund; /sie schließen einen Bund mit ihm, /weil sie es verdienen, ihm zu gehören. -Wis 2:1 Sie tauschen ihre verkehrten Gedanken aus und sagen: Kurz und traurig ist unser Leben; /für das Ende des Menschen gibt es keine Arznei /und man kennt keinen, der aus der Welt des Todes befreit. -Wis 2:2 Durch Zufall sind wir geworden /und danach werden wir sein, als wären wir nie gewesen. /Der Atem in unserer Nase ist Rauch /und das Denken ist ein Funke, /der vom Schlag des Herzens entfacht wird; -Wis 2:3 verlöscht er, dann zerfällt der Leib zu Asche /und der Geist verweht wie dünne Luft. -Wis 2:4 Unser Name wird bald vergessen, /niemand denkt mehr an unsere Taten. /Unser Leben geht vorüber wie die Spur einer Wolke /und löst sich auf wie ein Nebel, /der von den Strahlen der Sonne verscheucht /und von ihrer Wärme zu Boden gedrückt wird. -Wis 2:5 Unsere Zeit geht vorüber wie ein Schatten, /unser Ende wiederholt sich nicht; /es ist versiegelt und keiner kommt zurück. -Wis 2:6 Auf, lasst uns die Güter des Lebens genießen /und die Schöpfung auskosten, /wie es der Jugend zusteht. -Wis 2:7 Erlesener Wein und Salböl sollen uns reichlich fließen, /keine Blume des Frühlings darf uns entgehen. -Wis 2:8 Bekränzen wir uns mit Rosen, ehe sie verwelken; -Wis 2:9 keine Wiese bleibe unberührt /von unserem ausgelassenen Treiben. /Überall wollen wir Zeichen der Fröhlichkeit zurücklassen; /das ist unser Anteil, das fällt uns zu. -Wis 2:10 Lasst uns den Gerechten unterdrücken, /der in Armut lebt, /die Witwe nicht schonen /und das graue Haar des betagten Greises nicht scheuen! -Wis 2:11 Unsere Stärke soll bestimmen, was Gerechtigkeit ist; /denn das Schwache erweist sich als unnütz. -Wis 2:12 Lasst uns dem Gerechten auflauern! /Er ist uns unbequem und steht unserem Tun im Weg. /Er wirft uns Vergehen gegen das Gesetz vor /und beschuldigt uns des Verrats an unserer Erziehung. -Wis 2:13 Er rühmt sich, die Erkenntnis Gottes zu besitzen, /und nennt sich einen Knecht des Herrn. -Wis 2:14 Er ist unserer Gesinnung ein lebendiger Vorwurf, /schon sein Anblick ist uns lästig; -Wis 2:15 denn er führt ein Leben, /das dem der andern nicht gleicht, /und seine Wege sind grundverschieden. -Wis 2:16 Als falsche Münze gelten wir ihm; /von unseren Wegen hält er sich fern wie von Unrat. /Das Ende der Gerechten preist er glücklich /und prahlt, Gott sei sein Vater. -Wis 2:17 Wir wollen sehen, ob seine Worte wahr sind, /und prüfen, wie es mit ihm ausgeht. -Wis 2:18 Ist der Gerechte wirklich Sohn Gottes, /dann nimmt sich Gott seiner an /und entreißt ihn der Hand seiner Gegner. -Wis 2:19 Roh und grausam wollen wir mit ihm verfahren, /um seine Sanftmut kennen zu lernen, /seine Geduld zu erproben. -Wis 2:20 Zu einem ehrlosen Tod wollen wir ihn verurteilen; /er behauptet ja, es werde ihm Hilfe gewährt. -Wis 2:21 So denken sie, aber sie irren sich; /denn ihre Schlechtigkeit macht sie blind. -Wis 2:22 Sie verstehen von Gottes Geheimnissen nichts, /sie hoffen nicht auf Lohn für die Frömmigkeit /und erwarten keine Auszeichnung für untadelige Seelen. -Wis 2:23 Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen /und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht. -Wis 2:24 Doch durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt /und ihn erfahren alle, die ihm angehören. -Wis 3:1 Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand /und keine Qual kann sie berühren. -Wis 3:2 In den Augen der Toren sind sie gestorben, /ihr Heimgang gilt als Unglück, -Wis 3:3 ihr Scheiden von uns als Vernichtung; /sie aber sind in Frieden. -Wis 3:4 In den Augen der Menschen wurden sie gestraft; /doch ihre Hoffnung ist voll Unsterblichkeit. -Wis 3:5 Ein wenig nur werden sie gezüchtigt; /doch sie empfangen große Wohltat. /Denn Gott hat sie geprüft /und fand sie seiner würdig. -Wis 3:6 Wie Gold im Schmelzofen hat er sie erprobt /und sie angenommen als ein vollgültiges Opfer. -Wis 3:7 Beim Endgericht werden sie aufleuchten /wie Funken, die durch ein Stoppelfeld sprühen. -Wis 3:8 Sie werden Völker richten /und über Nationen herrschen /und der Herr wird ihr König sein in Ewigkeit. -Wis 3:9 Alle, die auf ihn vertrauen, /werden die Wahrheit erkennen /und die Treuen werden bei ihm bleiben in Liebe. /Denn Gnade und Erbarmen wird seinen Erwählten zuteil. -Wis 3:10 Die Frevler aber werden für ihre Pläne bestraft, /sie, die den Gerechten missachtet haben /und vom Herrn abgefallen sind. -Wis 3:11 Unglücklich sind alle, /die Weisheit und Belehrung verachten; /leer ist ihre Hoffnung, vergeblich sind ihre Mühen /und wertlos ihre Taten. -Wis 3:12 Ihre Frauen sind unverständig /und ihre Kinder böse, /fluchbeladen ist ihr Geschlecht. -Wis 3:13 Selig ist die Kinderlose, die unschuldig blieb /und kein Lager der Sünde kannte; /sie wird gleich einer Mutter geehrt, /wenn die Seelen ihren Lohn empfangen. -Wis 3:14 Selig ist auch der Kinderlose, /der sich nicht frevelhaft verging /und gegen den Herrn nichts Böses plante; /besondere Gnade wird seiner Treue zuteil /und ein gar köstlicher Anteil am Tempel des Herrn. -Wis 3:15 Denn ruhmreich ist der Lohn guter Mühe /und unvergänglich die Wurzel der Klugheit. -Wis 3:16 Doch die Kinder von Ehebrechern verkümmern /und die Nachkommen einer sündigen Verbindung schwinden dahin. -Wis 3:17 Auch wenn sie lange leben, gelten sie nichts /und ehrlos ist am Ende ihr Alter. -Wis 3:18 Sterben sie früh, so haben sie keine Hoffnung /und keinen Trost am Tag des Gerichts; -Wis 3:19 denn schlimm ist das Ende eines schuldhaften Geschlechts. -Wis 4:1 Besser ist Kinderlosigkeit mit Tugend; unsterblich ist ihr Ruhm, /sie steht in Ehren bei Gott und bei den Menschen. -Wis 4:2 Ist sie zugegen, ahmt man sie nach; /ist sie entschwunden, sehnt man sie herbei. /In der Ewigkeit triumphiert sie, /geschmückt mit dem Kranz, /Siegerin im Wettstreit um einen edlen Preis. -Wis 4:3 Doch die große Kinderschar der Frevler bringt keinen Nutzen; /sie ist ein unechtes Gewächs, /treibt keine Wurzeln in die Tiefe /und fasst keinen sicheren Grund. -Wis 4:4 Breitet es auch eine Zeit lang üppig seine Zweige aus, /so wird es doch vom Wind hin und her geschüttelt /und von der Gewalt der Stürme entwurzelt. -Wis 4:5 Die Äste, die noch schwach sind, werden geknickt; /ihre Frucht ist unbrauchbar, unreif und ungenießbar, /zu gar nichts geeignet. -Wis 4:6 Denn die Kinder eines sündigen Beischlafs /treten im Gericht als Zeugen auf /für die Schlechtigkeit ihrer Eltern. -Wis 4:7 Der Gerechte aber, kommt auch sein Ende früh, /geht in Gottes Ruhe ein. -Wis 4:8 Denn ehrenvolles Alter besteht nicht in einem langen Leben /und wird nicht an der Zahl der Jahre gemessen. -Wis 4:9 Mehr als graues Haar bedeutet für die Menschen die Klugheit /und mehr als Greisenalter wiegt ein Leben ohne Tadel. -Wis 4:10 Er gefiel Gott und wurde von ihm geliebt; /da er mitten unter Sündern lebte, wurde er entrückt. -Wis 4:11 Er wurde weggenommen, /damit nicht Schlechtigkeit seine Einsicht verkehrte /und Arglist seine Seele täuschte. -Wis 4:12 Denn der Reiz des Bösen verdunkelt das Gute /und der Taumel der Begierde verdirbt den arglosen Sinn. -Wis 4:13 Früh vollendet, hat der Gerechte doch ein volles Leben gehabt; -Wis 4:14 da seine Seele dem Herrn gefiel, /enteilte sie aus der Mitte des Bösen. /Die Leute sahen es, ohne es zu verstehen; /sie nahmen es sich nicht zu Herzen, -Wis 4:15 dass Gnade und Erbarmen seinen Auserwählten zuteil wird, /Belohnung seinen Heiligen. -Wis 4:16 Der Gerechte, der entschlafen ist, /verurteilt die Frevler, die noch leben, /die früh vollendete Jugend /das hohe Alter des Ungerechten. -Wis 4:17 Die Frevler sehen das Ende des Weisen, /verstehen aber nicht, was der Herr mit ihm wollte /und warum er ihn in Sicherheit brachte. -Wis 4:18 Sie sehen es und gehen darüber hinweg; /doch der Herr lacht über sie. -Wis 4:19 Dann werden sie verachtete Leichen sein, /ewiger Spott bei den Toten. /Sie werden verstummen, /wenn er sie kopfüber hinabstürzt /und aus ihren Grundfesten reißt. /Sie werden völlig vernichtet und erleiden Qualen; /die Erinnerung an sie verschwindet. -Wis 4:20 Zitternd kommen sie zum Gericht über ihre Sünden; /ihre Vergehen treten ihnen entgegen und überführen sie. -Wis 5:1 Dann wird der Gerechte voll Zuversicht dastehen vor denen, die ihn bedrängt /und seine Mühen verachtet haben. -Wis 5:2 Wenn sie ihn sehen, packt sie entsetzliche Furcht /und sie geraten außer sich /über seine unerwartete Rettung. -Wis 5:3 Jetzt denken sie anders; /seufzend und voll Angst sagen sie zueinander: -Wis 5:4 Dieser war es, den wir einst verlachten, /verspotteten und verhöhnten, wir Toren. /Sein Leben hielten wir für Wahnsinn /und sein Ende für ehrlos. -Wis 5:5 Jetzt zählt er zu den Söhnen Gottes, /bei den Heiligen hat er sein Erbteil. -Wis 5:6 Also sind wir vom Weg der Wahrheit abgeirrt; /das Licht der Gerechtigkeit strahlte uns nicht /und die Sonne ging nicht für uns auf. -Wis 5:7 Bis zum Überdruss gingen wir die Pfade des Unrechts /und des Verderbens /und wanderten durch weglose Wüsten, /aber den Weg des Herrn erkannten wir nicht. -Wis 5:8 Was nützte uns der Übermut, /was brachten uns Reichtum und Prahlerei? -Wis 5:9 All das ist vorbei wie ein Schatten, /wie eine flüchtige Nachricht. -Wis 5:10 Wie wenn ein Schiff durch die wogende Flut fährt: /Ist es vorübergezogen, so ist von ihm keine Spur mehr zu finden, /kein Pfad seines Kiels in den Wellen. -Wis 5:11 Wie wenn ein Vogel durch die Luft fliegt: /Kein Zeichen findet sich von seiner Bahn, er peitscht die leichte Luft mit seinem Flügelschlag /und durchschneidet sie mit gewaltig rauschenden Schwingen, /doch bleibt kein Zeichen seines Weges in ihr zurück. -Wis 5:12 Oder wie wenn ein Pfeil auf das Ziel geschossen wird: /Die geteilte Luft strömt sofort wieder zusammen, /sodass man seine Bahn nicht mehr erkennt. -Wis 5:13 So sind wir ins Dasein getreten, um hinzuschwinden; /wir hatten keinerlei Tugend aufzuweisen, /sondern wurden von unserer Schlechtigkeit verschlungen. -Wis 5:14 Ja, die Hoffnung des Frevlers ist wie die Spreu, die der Wind verweht, /wie der Gischt, den der Sturm verjagt, /wie der Rauch, den der Wind zerstäubt; /sie schwindet wie die Erinnerung an einen flüchtigen Gast. -Wis 5:15 Die Gerechten aber leben in Ewigkeit, /der Herr belohnt sie, der Höchste sorgt für sie. -Wis 5:16 Darum werden sie aus der Hand des Herrn /das Reich der Herrlichkeit empfangen und die Krone der Schönheit. Denn er wird sie mit seiner Rechten behüten /und mit seinem Arm beschützen. -Wis 5:17 Er rüstet sich mit seinem Eifer /und macht die Schöpfung zur Waffe, mit der er die Feinde bestraft. -Wis 5:18 Als Panzer zieht er Gerechtigkeit an /und als Helm setzt er strenges Gericht auf. -Wis 5:19 Als Schild nimmt er unüberwindliche Heiligkeit / -Wis 5:20 und grimmigen Zorn schärft er zum Schwert; /zusammen mit ihm kämpft die ganze Welt gegen die Toren. -Wis 5:21 Treffsicher fahren die Blitzespfeile dahin; /abgeschossen aus den Wolken wie von einem wohlgerundeten Bogen, /fliegen sie auf ihr Ziel. -Wis 5:22 Eine Steinschleuder entsendet Hagelkörner, /die voll von göttlichem Zorn sind. Das Wasser des Meeres wütet gegen die Feinde /und Ströme schlagen grimmig über ihnen zusammen. -Wis 5:23 Der Atem des Allmächtigen erhebt sich gegen sie /und trägt sie wie ein Sturm davon. So bringt die Gesetzlosigkeit Verheerung über die ganze Erde /und das böse Tun stürzt die Throne der Mächtigen. -Wis 6:1 Hört also, ihr Könige, und seid verständig, /lernt, ihr Gebieter der ganzen Welt! -Wis 6:2 Horcht, ihr Herrscher der Massen, /die ihr stolz seid auf Völkerscharen! -Wis 6:3 Der Herr hat euch die Gewalt gegeben, /der Höchste die Herrschaft, /er, der eure Taten prüft und eure Pläne durchforscht. -Wis 6:4 Ihr seid Diener seines Reichs, /aber ihr habt kein gerechtes Urteil gefällt, das Gesetz nicht bewahrt /und die Weisung Gottes nicht befolgt. -Wis 6:5 Schnell und furchtbar wird er kommen und euch bestrafen; /denn über die Großen ergeht ein strenges Gericht. -Wis 6:6 Der Geringe erfährt Nachsicht und Erbarmen, /doch die Mächtigen werden gerichtet mit Macht. -Wis 6:7 Denn der Herrscher des Alls scheut niemand /und weicht vor keiner Größe zurück. Er hat Klein und Groß erschaffen /und trägt gleiche Sorge für alle; -Wis 6:8 den Mächtigen aber droht strenge Untersuchung. -Wis 6:9 An euch also, ihr Herrscher, richten sich meine Worte, /damit ihr Weisheit lernt und nicht sündigt. -Wis 6:10 Wer das Heilige heilig hält, wird geheiligt, /und wer sich darin unterweisen lässt, findet Schutz. -Wis 6:11 Verlangt also nach meinen Worten; /sehnt euch danach und ihr werdet gute Belehrung empfangen. -Wis 6:12 Strahlend und unvergänglich ist die Weisheit; /wer sie liebt, erblickt sie schnell, /und wer sie sucht, findet sie. -Wis 6:13 Denen, die nach ihr verlangen, /gibt sie sich sogleich zu erkennen. -Wis 6:14 Wer sie am frühen Morgen sucht, braucht keine Mühe, /er findet sie vor seiner Türe sitzen. -Wis 6:15 Über sie nachzusinnen ist vollkommene Klugheit; /wer ihretwegen wacht, wird schnell von Sorge frei. -Wis 6:16 Sie geht selbst umher, um die zu suchen, die ihrer würdig sind; /freundlich erscheint sie ihnen auf allen Wegen /und kommt jenen entgegen, die an sie denken. -Wis 6:17 Ihr Anfang ist aufrichtiges Verlangen nach Bildung; /das eifrige Bemühen um Bildung aber ist Liebe. -Wis 6:18 Liebe ist Halten ihrer Gebote; /Erfüllen der Gebote sichert Unvergänglichkeit, / -Wis 6:19 und Unvergänglichkeit bringt in Gottes Nähe. -Wis 6:20 So führt das Verlangen nach Weisheit zur Herrschaft hinauf. -Wis 6:21 Ihr Herrscher der Völker, wenn ihr Gefallen an Thronen und Zeptern habt, /dann ehrt die Weisheit, damit ihr ewig herrscht. -Wis 6:22 Ich will verkünden, was die Weisheit ist und wie sie wurde, /und will euch kein Geheimnis verbergen. Ich will ihre Spur vom Anfang der Schöpfung an verfolgen, /ihre Kenntnis will ich verbreiten /und nicht an der Wahrheit vorbeigehen. -Wis 6:23 Verzehrender Neid soll mich nicht auf meinem Weg begleiten; /denn er hat mit der Weisheit nichts gemein. -Wis 6:24 Eine große Anzahl von Weisen ist Heil für die Welt, /ein kluger König ist Wohlstand für das Volk. -Wis 6:25 Lasst euch also durch meine Worte unterweisen; /es wird euch von Nutzen sein. -Wis 7:1 Auch ich bin ein sterblicher Mensch wie alle anderen, /Nachkomme des ersten, aus Erde gebildeten Menschen. Im Schoß der Mutter wurde ich zu Fleisch geformt, / -Wis 7:2 zu dem das Blut in zehn Monaten gerann durch den Samen des Mannes /und die Lust, die im Beischlaf hinzukam. -Wis 7:3 Geboren atmete auch ich die gemeinsame Luft, /ich fiel auf die Erde, die Gleiches von allen erduldet, /und Weinen war mein erster Laut wie bei allen. -Wis 7:4 In Windeln und mit Sorgen wurde ich aufgezogen; / -Wis 7:5 kein König trat anders ins Dasein. -Wis 7:6 Alle haben den einen gleichen Eingang zum Leben; /gleich ist auch der Ausgang. -Wis 7:7 Daher betete ich und es wurde mir Klugheit gegeben; /ich flehte und der Geist der Weisheit kam zu mir. -Wis 7:8 Ich zog sie Zeptern und Thronen vor, /Reichtum achtete ich für nichts im Vergleich mit ihr. -Wis 7:9 Keinen Edelstein stellte ich ihr gleich; /denn alles Gold erscheint neben ihr wie ein wenig Sand /und Silber gilt ihr gegenüber so viel wie Lehm. -Wis 7:10 Ich liebte sie mehr als Gesundheit und Schönheit /und zog ihren Besitz dem Lichte vor; /denn niemals erlischt der Glanz, /der von ihr ausstrahlt. -Wis 7:11 Zugleich mit ihr kam alles Gute zu mir, /unzählbare Reichtümer waren in ihren Händen. -Wis 7:12 Ich freute mich über sie alle, /weil die Weisheit lehrt, sie richtig zu gebrauchen, /wusste aber nicht, dass sie auch deren Ursprung ist. -Wis 7:13 Uneigennützig lernte ich und neidlos gebe ich weiter; /ihren Reichtum behalte ich nicht für mich. -Wis 7:14 Ein unerschöpflicher Schatz ist sie für die Menschen; /alle, die ihn erwerben, erlangen die Freundschaft Gottes. /Sie sind empfohlen durch die Gaben der Unterweisung. -Wis 7:15 Mir aber gewähre Gott, nach meiner Einsicht zu sprechen /und zu denken, wie die empfangenen Gaben es wert sind; denn er ist der Führer der Weisheit /und hält die Weisen auf dem rechten Weg. -Wis 7:16 Wir und unsere Worte sind in seiner Hand, /auch alle Klugheit und praktische Erfahrung. -Wis 7:17 Er verlieh mir untrügliche Kenntnis der Dinge, /sodass ich den Aufbau der Welt und das Wirken der Elemente verstehe, -Wis 7:18 Anfang und Ende und Mitte der Zeiten, /die Abfolge der Sonnenwenden und den Wandel der Jahreszeiten, -Wis 7:19 den Kreislauf der Jahre und die Stellung der Sterne, -Wis 7:20 die Natur der Tiere und die Wildheit der Raubtiere, /die Gewalt der Geister und die Gedanken der Menschen, /die Verschiedenheit der Pflanzen und die Kräfte der Wurzeln. -Wis 7:21 Alles Verborgene und alles Offenbare habe ich erkannt; /denn es lehrte mich die Weisheit, die Meisterin aller Dinge. -Wis 7:22 In ihr ist ein Geist, /gedankenvoll, heilig, einzigartig, mannigfaltig, zart, beweglich, /durchdringend, unbefleckt, klar, /unverletzlich, das Gute liebend, scharf, -Wis 7:23 nicht zu hemmen, wohltätig, menschenfreundlich, /fest, sicher, ohne Sorge, alles vermögend, alles überwachend /und alle Geister durchdringend, /die denkenden, reinen und zartesten. -Wis 7:24 Denn die Weisheit ist beweglicher als alle Bewegung; /in ihrer Reinheit durchdringt und erfüllt sie alles. -Wis 7:25 Sie ist ein Hauch der Kraft Gottes /und reiner Ausfluss der Herrlichkeit des Allherrschers; /darum fällt kein Schatten auf sie. -Wis 7:26 Sie ist der Widerschein des ewigen Lichts, /der ungetrübte Spiegel von Gottes Kraft, /das Bild seiner Vollkommenheit. -Wis 7:27 Sie ist nur eine und vermag doch alles; /ohne sich zu ändern, erneuert sie alles. Von Geschlecht zu Geschlecht tritt sie in heilige Seelen ein /und schafft Freunde Gottes und Propheten; -Wis 7:28 denn Gott liebt nur den, /der mit der Weisheit zusammenwohnt. -Wis 7:29 Sie ist schöner als die Sonne /und übertrifft jedes Sternbild. /Sie ist strahlender als das Licht; -Wis 7:30 denn diesem folgt die Nacht, /doch über die Weisheit siegt keine Schlechtigkeit. -Wis 8:1 Machtvoll entfaltet sie ihre Kraft von einem Ende zum andern /und durchwaltet voll Güte das All. -Wis 8:2 Sie habe ich geliebt und gesucht von Jugend auf, /ich suchte sie als Braut heimzuführen /und fand Gefallen an ihrer Schönheit. -Wis 8:3 Im Umgang mit Gott beweist sie ihren Adel, /der Herr über das All gewann sie lieb. -Wis 8:4 Eingeweiht in das Wissen Gottes, /bestimmte sie seine Werke. -Wis 8:5 Ist Reichtum begehrenswerter Besitz im Leben, /was ist dann reicher als die Weisheit, die in allem wirkt? -Wis 8:6 Wenn Klugheit wirksam ist, /wer in aller Welt ist ein größerer Meister als sie? -Wis 8:7 Wenn jemand Gerechtigkeit liebt, /in ihren Mühen findet er die Tugenden. Denn sie lehrt Maß und Klugheit, /Gerechtigkeit und Tapferkeit, /die Tugenden, die im Leben der Menschen nützlicher sind als alles andere. -Wis 8:8 Wenn jemand nach reicher Erfahrung strebt: /sie kennt das Vergangene und errät das Kommende, sie versteht, die Worte schön zu formen und Rätselhaftes zu deuten; /sie weiß im Voraus Zeichen und Wunder /und kennt den Ausgang von Perioden und Zeiten. -Wis 8:9 So beschloss ich, sie als Lebensgefährtin heimzuführen; /denn ich wusste, dass sie mir guten Rat gibt /und Trost in Sorge und Leid. -Wis 8:10 Mit ihr werde ich Ruhm beim Volke haben /und trotz meiner Jugend vom Alter geehrt sein. -Wis 8:11 Ich werde als scharfsinniger Richter gelten /und in den Augen der Mächtigen Staunen erregen. -Wis 8:12 Schweige ich, so warten sie in Spannung, /spreche ich, so merken sie auf, /rede ich länger, so legen sie die Hand auf den Mund. -Wis 8:13 Mit ihr werde ich Unsterblichkeit erlangen /und ewigen Ruhm bei der Nachwelt hinterlassen. -Wis 8:14 Völker werde ich sorgsam leiten /und Nationen werden mir untertan sein. -Wis 8:15 Schreckliche Tyrannen werden mich fürchten, wenn sie von mir hören; /in der Volksversammlung werde ich mich als tüchtig und im Krieg als tapfer erweisen. -Wis 8:16 Komme ich nach Hause, /dann werde ich bei ihr ausruhen; denn der Umgang mit ihr hat nichts Bitteres, /das Leben mit ihr kennt keinen Schmerz, /sondern nur Frohsinn und Freude. -Wis 8:17 Als ich dies bei mir überlegte und in meinem Herzen erwog, /dass das Leben mit der Weisheit Unsterblichkeit bringt, -Wis 8:18 die Freundschaft mit ihr reine Freude /und die Mühen ihrer Hände unerschöpflichen Reichtum, dass stete Gemeinschaft mit ihr Klugheit bringt /und das Zwiegespräch mit ihr Ruhm -, /da ging ich auf die Suche nach ihr, um sie heimzuführen. -Wis 8:19 Ich war ein begabtes Kind und hatte eine gute Seele erhalten, -Wis 8:20 oder vielmehr: gut, wie ich war, kam ich in einen unverdorbenen Leib. -Wis 8:21 Ich erkannte aber, dass ich die Weisheit nur als Geschenk Gottes erhalten könne - und schon hier war es die Klugheit, die mich erkennen ließ, wessen Gnadengeschenk sie ist. Daher wandte ich mich an den Herrn und sprach zu ihm aus ganzem Herzen: -Wis 9:1 Gott der Väter und Herr des Erbarmens, /du hast das All durch dein Wort gemacht. -Wis 9:2 Den Menschen hast du durch deine Weisheit erschaffen, /damit er über deine Geschöpfe herrscht. -Wis 9:3 Er soll die Welt in Heiligkeit und Gerechtigkeit leiten /und Gericht halten in rechter Gesinnung. -Wis 9:4 Gib mir die Weisheit, die an deiner Seite thront, /und verstoß mich nicht aus der Schar deiner Kinder! -Wis 9:5 Ich bin ja dein Knecht, der Sohn deiner Magd, /ein schwacher Mensch, dessen Leben nur kurz ist, /und gering ist meine Einsicht in Recht und Gesetz. -Wis 9:6 Wäre einer auch vollkommen unter den Menschen, /er wird kein Ansehen genießen, wenn ihm deine Weisheit fehlt. -Wis 9:7 Du bist es, der mich zum König deines Volkes /und zum Richter deiner Söhne und Töchter erwählt hat. -Wis 9:8 Du hast befohlen, einen Tempel auf deinem heiligen Berg zu bauen /und einen Altar in der Stadt deiner Wohnung, /ein Abbild des heiligen Zeltes, das du von Anfang an entworfen hast. -Wis 9:9 Mit dir ist die Weisheit, die deine Werke kennt /und die zugegen war, als du die Welt erschufst. Sie weiß, was dir gefällt /und was recht ist nach deinen Geboten. -Wis 9:10 Sende sie vom heiligen Himmel /und schick sie vom Thron deiner Herrlichkeit, damit sie bei mir sei und alle Mühe mit mir teile /und damit ich erkenne, was dir gefällt. -Wis 9:11 Denn sie weiß und versteht alles; /sie wird mich in meinem Tun besonnen leiten /und mich in ihrem Lichtglanz schützen. -Wis 9:12 Dann wird dir mein Handeln gefallen; /ich werde dein Volk gerecht regieren /und des Throns meines Vaters würdig sein. -Wis 9:13 Denn welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen, /oder wer begreift, was der Herr will? -Wis 9:14 Unsicher sind die Berechnungen der Sterblichen /und hinfällig unsere Gedanken; -Wis 9:15 denn der vergängliche Leib beschwert die Seele /und das irdische Zelt belastet den um vieles besorgten Geist. -Wis 9:16 Wir erraten kaum, was auf der Erde vorgeht, /und finden nur mit Mühe, was doch auf der Hand liegt; /wer kann dann ergründen, was im Himmel ist? -Wis 9:17 Wer hat je deinen Plan erkannt, wenn du ihm nicht Weisheit gegeben /und deinen heiligen Geist aus der Höhe gesandt hast? -Wis 9:18 So wurden die Pfade der Erdenbewohner gerade gemacht /und die Menschen lernten, was dir gefällt; -Wis 9:19 durch die Weisheit wurden sie gerettet. -Wis 10:1 Sie hat den Urvater der Welt nach seiner Erschaffung behütet, als er noch allein war; sie hat ihn aus seiner Sünde befreit -Wis 10:2 und ihm die Kraft gegeben, über alles zu herrschen. -Wis 10:3 Ein Ungerechter aber, der in seinem Zorn von ihr abfiel, ging durch seine Leidenschaft zugrunde, die ihn zum Brudermord trieb. -Wis 10:4 Die Weisheit hat die Erde, die seinetwegen überflutet wurde, wieder gerettet und den Gerechten auf wertlosem Holz durch die Wasser gesteuert. -Wis 10:5 Als die Völker, einmütig nur in ihrer Schlechtigkeit, durch die Verwirrung ihrer Sprache getrennt wurden, erwählte sie den Gerechten und behütete ihn, sodass er vor Gott ohne Tadel war und trotz der Liebe zu seinem Kind stark blieb. -Wis 10:6 Als die Frevler zugrunde gingen, rettete sie einen Gerechten, sodass er vor dem Feuer fliehen konnte, das auf die fünf Städte fiel; -Wis 10:7 von ihrer Schlechtigkeit zeugen heute noch rauchendes Ödland und Pflanzen, die zur Unzeit Früchte tragen, und eine Salzsäule ragt als Denkmal einer ungläubigen Seele empor. -Wis 10:8 Jene, die an der Weisheit achtlos vorübergingen, erlitten nicht nur Schaden, weil sie das Gute nicht erkannten, sondern sie hinterließen auch den Lebenden ein Mahnmal ihrer Torheit, damit nicht verborgen bleibe, worin sie sich verfehlt hatten. -Wis 10:9 Die Weisheit aber rettete ihre Diener aus jeglicher Mühsal. -Wis 10:10 Einen Gerechten, der vor dem Zorn des Bruders floh, geleitete sie auf geraden Wegen, zeigte ihm das Reich Gottes und enthüllte ihm heilige Geheimnisse. Sie machte ihn reich bei seiner harten Arbeit und vermehrte den Ertrag seiner Mühen. -Wis 10:11 Sie half ihm gegen die Habsucht seiner Unterdrücker und verschaffte ihm Wohlstand. -Wis 10:12 Sie beschützte ihn vor seinen Feinden und gab ihm Sicherheit vor seinen Verfolgern. In einem harten Kampf verlieh sie ihm den Siegespreis, damit er erkannte, dass Gottesfurcht stärker als alles andere ist. -Wis 10:13 Einen Gerechten, der verkauft worden war, ließ sie nicht im Stich, sondern bewahrte ihn vor der Sünde. -Wis 10:14 Sie stieg mit ihm in den Kerker hinab und verließ ihn während seiner Gefangenschaft nicht, bis sie ihm das königliche Zepter brachte und Gewalt über seine Bedrücker. Sie überführte alle, die ihn beschuldigt hatten, als Lügner und verlieh ihm ewigen Ruhm. -Wis 10:15 Sie hat ein heiliges Volk, ein untadeliges Geschlecht, aus der Gewalt einer Nation gerettet, die es unterdrückte. -Wis 10:16 Sie ging in die Seele eines Dieners des Herrn ein und widerstand schrecklichen Königen durch Zeichen und Wunder. -Wis 10:17 Sie gab den Heiligen den Lohn ihrer Mühen und geleitete sie auf wunderbarem Weg. Sie wurde ihnen am Tag zum Schutz und in der Nacht zum Sternenlicht. -Wis 10:18 Sie führte sie durch das Rote Meer und geleitete sie durch gewaltige Wasser. -Wis 10:19 Ihre Feinde aber ließ sie in der Flut ertrinken und spülte sie aus der Tiefe des Abgrunds ans Land. -Wis 10:20 Darum plünderten die Gerechten die Frevler aus, sie priesen, Herr, deinen heiligen Namen und lobten einmütig deine schützende Hand. -Wis 10:21 Denn die Weisheit hat den Mund der Stummen geöffnet und die Zungen der Unmündigen hat sie beredt gemacht. -Wis 11:1 Sie ließ alles gelingen, was sie unter der Führung des heiligen Propheten unternahmen. -Wis 11:2 Sie zogen durch eine unbewohnte Wüste und schlugen in unwegsamen Gegenden ihre Zelte auf. -Wis 11:3 Sie leisteten ihren Feinden Widerstand und wehrten ihre Gegner ab. -Wis 11:4 Als sie dürsteten und dich anriefen, wurde ihnen Wasser aus schroffem Fels gegeben, sodass sie ihren Durst stillen konnten aus hartem Gestein. -Wis 11:5 Denn was ihren Feinden zur Strafe wurde, das empfingen sie als Wohltat in ihrer Not. -Wis 11:6 Der ständig fließende Strom wurde durch schmutziges Blut getrübt. -Wis 11:7 So wurden jene für den befohlenen Kindermord gestraft. Diesen aber gabst du wider Erwarten reichlich Wasser, -Wis 11:8 nachdem du ihnen vorher durch ihren Durst gezeigt hattest, wie ihre Gegner von dir bestraft wurden. -Wis 11:9 Denn als sie geprüft und, wenn auch nur milde, zurechtgewiesen wurden, da erkannten sie, wie die Frevler im Zorn gerichtet und gepeinigt worden waren. -Wis 11:10 Sie hast du wie ein mahnender Vater auf die Probe gestellt, die Frevler aber wie ein strenger König gerichtet und verurteilt. -Wis 11:11 Fern von den Gerechten wurden sie ebenso geplagt wie damals, als sie ihnen noch nahe waren; -Wis 11:12 denn zweifaches Leid und Seufzen brachte ihnen die Erinnerung an das Vergangene: -Wis 11:13 Als sie nämlich hörten, dass ihre eigene Bestrafung jenen sogar zur Wohltat geworden war, da erkannten sie das Wirken des Herrn. -Wis 11:14 Den sie einst ausgesetzt und weggeworfen, den sie mit Hohn abgewiesen hatten, den mussten sie am Ende von allem bestaunen, nachdem sie einen viel schlimmeren Durst gelitten hatten als die Gerechten. -Wis 11:15 Zur Strafe für ihre frevlerische Torheit, in die sie sich verirrt hatten, als sie vernunftloses Gewürm und armseliges Ungeziefer verehrten, sandtest du ihnen eine Menge vernunftloser Tiere. -Wis 11:16 Sie sollten erkennen: Man wird mit dem gestraft, womit man sündigt. -Wis 11:17 Für deine allmächtige Hand, die aus ungeformtem Stoff die Welt gestaltet hat, wäre es keine Schwierigkeit gewesen, eine Menge von Bären gegen sie zu senden oder grimmige Löwen -Wis 11:18 oder unbekannte, neu geschaffene, wuterfüllte Tiere, die Feuer sprühenden Atem aushauchen oder zischenden Dampf ausstoßen oder schreckliche Funken aus den Augen sprühen. -Wis 11:19 Nicht nur ihre verderbliche Gewalt hätte sie zermalmen, schon ihr Furcht erregender Anblick hätte sie vernichten können. -Wis 11:20 Aber abgesehen davon hätten sie durch einen einzigen Hauch fallen können, verfolgt von deinem Strafgericht und fortgeweht vom Sturm deiner Macht. Du aber hast alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet. -Wis 11:21 Denn du bist immer imstande, deine große Macht zu entfalten. Wer könnte der Kraft deines Arms widerstehen? -Wis 11:22 Die ganze Welt ist ja vor dir wie ein Stäubchen auf der Waage, wie ein Tautropfen, der am Morgen zur Erde fällt. -Wis 11:23 Du hast mit allen Erbarmen, weil du alles vermagst, und siehst über die Sünden der Menschen hinweg, damit sie sich bekehren. -Wis 11:24 Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von allem, was du gemacht hast; denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen. -Wis 11:25 Wie könnte etwas ohne deinen Willen Bestand haben, oder wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre? -Wis 11:26 Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Herr, du Freund des Lebens. -Wis 12:1 Denn in allem ist dein unvergänglicher Geist. -Wis 12:2 Darum bestrafst du die Sünder nur nach und nach; du mahnst sie und erinnerst sie an ihre Sünden, damit sie sich von der Schlechtigkeit abwenden und an dich glauben, Herr. -Wis 12:3 Du hast auch die früheren Bewohner deines heiligen Landes gehasst, -Wis 12:4 weil sie abscheuliche Verbrechen verübten, Zauberkünste und unheilige Festbräuche; -Wis 12:5 sie waren erbarmungslose Kindermörder und verzehrten beim Opfermahl Menschenfleisch und Menschenblut. Darum beschlossest du, mitten im Gelage die Teilnehmer -Wis 12:6 und deren Eltern, die mit eigener Hand hilflose Wesen töteten, durch die Hände unserer Väter zu vernichten; -Wis 12:7 denn das Land, das dir vor allen anderen teuer ist, sollte eine seiner würdige Bevölkerung von Gotteskindern erhalten. -Wis 12:8 Doch selbst mit jenen gingst du schonend um, weil sie Menschen waren; du sandtest deinem Heer Hornissen voraus, um sie nach und nach zu vernichten. -Wis 12:9 Obgleich du die Macht hattest, in einer Schlacht die Frevler den Gerechten in die Hand zu geben oder sie durch wilde Tiere oder ein unerbittliches Wort mit einem Schlag auszurotten, -Wis 12:10 vollzogst du doch erst nach und nach die Strafe und ließest so Zeit für die Umkehr. Dabei wusstest du genau, dass ihr Ursprung böse und ihre Schlechtigkeit angeboren war und dass sich ihr Denken in Ewigkeit nicht ändern werde; -Wis 12:11 sie waren schon von Anfang an ein verfluchter Stamm. Keine Furcht vor irgendjemand hat dich dazu bestimmt, sie für ihre Sünden ohne Strafe zu lassen. -Wis 12:12 Denn wer darf sagen: Was hast du getan? Wer vermag sich deinem Urteilsspruch zu widersetzen? Wer könnte dich anklagen wegen des Untergangs von Völkern, die du selbst geschaffen hast? Wer wollte gegen dich auftreten als Anwalt schuldiger Menschen? -Wis 12:13 Denn es gibt keinen Gott außer dir, der für alles Sorge trägt; daher brauchst du nicht zu beweisen, dass du gerecht geurteilt hast. -Wis 12:14 Kein König und kein Herrscher kann dich zur Rede stellen wegen der Menschen, die du gestraft hast. -Wis 12:15 Gerecht, wie du bist, verwaltest du das All gerecht und hältst es für unvereinbar mit deiner Macht, den zu verurteilen, der keine Strafe verdient. -Wis 12:16 Deine Stärke ist die Grundlage deiner Gerechtigkeit und deine Herrschaft über alles lässt dich gegen alles Nachsicht üben. -Wis 12:17 Stärke beweist du, wenn man an deine unbeschränkte Macht nicht glaubt, und bei denen, die sie kennen, strafst du die trotzige Auflehnung. -Wis 12:18 Weil du über Stärke verfügst, richtest du in Milde und behandelst uns mit großer Nachsicht; denn die Macht steht dir zur Verfügung, wann immer du willst. -Wis 12:19 Durch solches Handeln hast du dein Volk gelehrt, dass der Gerechte menschenfreundlich sein muss, und hast deinen Söhnen die Hoffnung geschenkt, dass du den Sündern die Umkehr gewährst. -Wis 12:20 Du hast die Feinde deiner Kinder, auch wenn sie den Tod verdienten, sehr nachsichtig und nur nach und nach gestraft und ihnen Zeit und Möglichkeit gegeben, sich von ihrer Schlechtigkeit abzuwenden. -Wis 12:21 Aber wie viel umsichtiger noch hast du deine Söhne bestraft, deren Vätern du Gutes verheißen hast, als du mit ihnen unter Eid den Bund schlossest. -Wis 12:22 Während du uns erziehst, geißelst du unsere Feinde zehntausendfach, damit wir als Richter deine Güte uns zum Vorbild nehmen und auf Erbarmen hoffen, wenn wir selber vor dem Gericht stehen. -Wis 12:23 Du hast jene, die in Torheit und Unrecht dahinlebten, mit ihren eigenen Gräueln gepeinigt. -Wis 12:24 Allzu weit waren sie in die Irre gegangen, als sie die allerhässlichsten und verachtetsten Tiere für Götter hielten und wie unverständige Kinder sich täuschen ließen. -Wis 12:25 Darum hast du ihnen wie unvernünftigen Kindern eine Strafe gesandt, die sie zum Gespött machte. -Wis 12:26 Wer sich aber durch eine Strafe, die ihn zum Gespött macht, nicht warnen lässt, der wird eine Strafe erleiden, die der Macht Gottes entspricht. -Wis 12:27 In ihren Leiden wurden sie zornig über die Tiere, die sie für Götter hielten und mit denen sie jetzt gestraft wurden. So erfuhren sie jenen, von dem sie vorher nichts wissen wollten, und erkannten ihn als den wahren Gott; deshalb war ja auch die äußerste Strafe über sie gekommen. -Wis 13:1 Töricht waren von Natur alle Menschen, denen die Gotteserkenntnis fehlte. Sie hatten die Welt in ihrer Vollkommenheit vor Augen, ohne den wahrhaft Seienden erkennen zu können. Beim Anblick der Werke erkannten sie den Meister nicht, -Wis 13:2 sondern hielten das Feuer, den Wind, die flüchtige Luft, den Kreis der Gestirne, die gewaltige Flut oder die Himmelsleuchten für weltbeherrschende Götter. -Wis 13:3 Wenn sie diese, entzückt über ihre Schönheit, als Götter ansahen, dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel besser ihr Gebieter ist; denn der Urheber der Schönheit hat sie geschaffen. -Wis 13:4 Und wenn sie über ihre Macht und ihre Kraft in Staunen gerieten, dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel mächtiger jener ist, der sie geschaffen hat; -Wis 13:5 denn von der Größe und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen. -Wis 13:6 Dennoch verdienen jene nur geringen Tadel. Vielleicht suchen sie Gott und wollen ihn finden, gehen aber dabei in die Irre. -Wis 13:7 Sie verweilen bei der Erforschung seiner Werke und lassen sich durch den Augenschein täuschen; denn schön ist, was sie schauen. -Wis 13:8 Doch auch sie sind unentschuldbar: -Wis 13:9 Wenn sie durch ihren Verstand schon fähig waren, die Welt zu erforschen, warum fanden sie dann nicht eher den Herrn der Welt? -Wis 13:10 Unselig aber sind jene, die auf Totes ihre Hoffnung setzen und Werke von Menschenhand als Götter bezeichnen, Gold und Silber, kunstvolle Gebilde und Tiergestalten oder einen nutzlosen Stein, ein Werk uralter Herkunft. -Wis 13:11 Da sägte ein Holzschnitzer einen geeigneten Baum ab, entrindete ihn ringsum geschickt, bearbeitete ihn sorgfältig und machte daraus ein nützliches Gerät für den täglichen Gebrauch. -Wis 13:12 Die Abfälle seiner Arbeit verwendete er, um sich die Nahrung zu bereiten, und aß sich satt. -Wis 13:13 Was dann noch übrig blieb und zu nichts brauchbar war, ein krummes, knotiges Stück Holz, das nahm er, schnitzte daran so eifrig und fachgemäß, wie man es tut, wenn man am Abend von der Arbeit abgespannt ist, formte es zum Bild eines Menschen -Wis 13:14 oder machte es einem armseligen Tier ähnlich, beschmierte es mit Mennig und roter Schminke, überstrich alle schadhaften Stellen, -Wis 13:15 machte ihm eine würdige Wohnstatt, stellte es an der Wand auf und befestigte es mit Eisen. -Wis 13:16 So sorgte er dafür, dass es nicht herunterfiel, wusste er doch, dass es sich nicht helfen kann; es ist ein Bild und braucht Hilfe. -Wis 13:17 Aber wenn er um Besitz, Ehe und Kinder betet, dann schämt er sich nicht, das Leblose anzureden. Um Gesundheit ruft er das Kraftlose an, -Wis 13:18 Leben begehrt er vom Toten. Hilfe erfleht er vom ganz Hilflosen und gute Reise von dem, was nicht einmal den Fuß bewegen kann. -Wis 13:19 Für seine Arbeit, für Gewinn und Erfolg seines Handwerks bittet er um Kraft von einem, dessen Hände völlig kraftlos sind. -Wis 14:1 Ein anderer, der sich zu einer Seefahrt rüstet, auf der er wilde Wogen durchqueren wird, ruft ein Holz an, das gebrechlicher ist als das Fahrzeug, das ihn trägt. -Wis 14:2 Das Fahrzeug hat der Erwerbstrieb ersonnen und die Weisheit eines Künstlers hergestellt. -Wis 14:3 Deine Vorsehung, Vater, steuert es; denn du hast auch im Meer einen Weg gebahnt und in den Wogen einen sicheren Pfad. -Wis 14:4 Damit zeigst du, dass du imstande bist, aus jeder Lage zu retten, so dass auch jemand, der keine Erfahrung hat, ein Schiff besteigen kann. -Wis 14:5 Du willst, dass die Werke deiner Weisheit nicht ungenutzt bleiben. Darum vertrauen Menschen ihr Leben sogar einem winzigen Holz an und fahren wohlbehalten auf einem Floss durch die Brandung. -Wis 14:6 So hat auch in der Urzeit beim Untergang der übermütigen Riesen die Hoffnung der Welt sich auf ein Floss geflüchtet und, durch deine Hand gesteuert, der Welt den Samen eines neuen Geschlechtes hinterlassen. -Wis 14:7 Denn Segen ruht auf dem Holz, durch das Gerechtigkeit geschieht. -Wis 14:8 Fluch hingegen trifft das von Händen geformte Holz und seinen Bildner, ihn, weil er es bearbeitet hat, jenes, weil es Gott genannt wurde, obwohl es vergänglich ist. -Wis 14:9 Denn Gott sind in gleicher Weise Frevler wie Frevel verhasst; -Wis 14:10 mit dem Bildner wird sein Werk der Strafe verfallen. -Wis 14:11 Darum kommt auch über die Götzenbilder der Völker das Gericht, weil sie in Gottes Schöpfung zum Gräuel geworden sind, zum Anstoß für die Seelen der Menschen und zur Schlinge für die Füße der Toren. -Wis 14:12 Mit dem Gedanken an Götzenbilder beginnt der Abfall und ihre Erfindung führt zur Sittenverderbnis. -Wis 14:13 Weder waren sie von Anfang an da, noch werden sie ewig bleiben. -Wis 14:14 Durch die eitle Ruhmsucht der Menschen sind sie in die Welt gekommen; darum ist ihnen auch ein jähes Ende zugedacht. -Wis 14:15 Bedrückt durch allzu frühe Trauer ließ ein Vater von seinem Kind, das gar schnell hinweggerafft wurde, ein Bildnis machen; so ehrte er einen toten Menschen als Gott und führte bei seinen Leuten geheime Kulte und festliche Bräuche ein. -Wis 14:16 Im Lauf der Zeit verfestigte sich die frevelhafte Sitte und wurde schließlich als Gesetz befolgt; -Wis 14:17 die Standbilder erhielten auf Anordnung der Herrscher göttliche Verehrung. Konnten die Menschen einen König nicht unmittelbar ehren, weil er weit weg wohnte, dann vergegenwärtigten sie den Fernen; sie machten von dem verehrten König ein Bildnis, das allen sichtbar war, um dem Abwesenden, als ob er gegenwärtig wäre, mit Eifer zu huldigen. -Wis 14:18 Der Ehrgeiz des Künstlers führte dazu, dass auch jene, die den König gar nicht kannten, ihm göttliche Verehrung erwiesen. -Wis 14:19 Wohl um dem Herrscher zu gefallen, bot er seine ganze Kunst auf, um ihn schöner darzustellen, als er war. -Wis 14:20 Von der Anmut des Bildes hingerissen, betete die Menge den, der noch kurz zuvor nur als Mensch geehrt wurde, jetzt wie einen Gott an. -Wis 14:21 Der Welt ist dies zum Verhängnis geworden: Die Menschen haben, unter dem Druck von Unglück oder Herrschermacht, Stein und Holz den Namen beigelegt, der mit niemand geteilt werden kann. -Wis 14:22 Als ob es nicht genug wäre, in der Erkenntnis Gottes zu irren, nennen sie in dem heftigen Zwiespalt, den die Unwissenheit in ihr Leben bringt, so große Übel auch noch Frieden. -Wis 14:23 Bei kindermörderischen Festbräuchen, heimlichen Kulten oder wilden Gelagen mit fremdartigen Sitten -Wis 14:24 halten sie weder Leben noch Ehe rein, sondern einer tötet heimtückisch den andern oder beleidigt ihn durch Ehebruch. -Wis 14:25 Alles ist ein wirres Gemisch von Blut und Mord, Diebstahl und Betrug, Verdorbenheit, Untreue, Aufruhr und Meineid; -Wis 14:26 es herrscht Umkehrung der Werte, undankbare Vergesslichkeit, Befleckung der Seelen, widernatürliche Unzucht, Zerrüttung der Ehen, Ehebruch und Zügellosigkeit. -Wis 14:27 Die Verehrung der namenlosen Götzenbilder ist aller Übel Anfang, Ursache und Höhepunkt. -Wis 14:28 Sie rasen im Freudentaumel, weissagen Lügen, leben in Ungerechtigkeit oder schwören leichthin einen Meineid. -Wis 14:29 Im Vertrauen auf leblose Götzen fürchten sie nicht, dass ihre Meineide ihnen schaden könnten. -Wis 14:30 Jedoch für beides wird sie die gerechte Strafe treffen: dass sie sich von Gott eine verkehrte Vorstellung machten, indem sie Götzenbilder verehrten, und dass sie unter Missachtung der Heiligkeit des Eides hinterlistig und ungerecht schworen. -Wis 14:31 Es ist nie die Macht derer, bei denen sie schworen, sondern immer die den Sündern gebührende Strafe, die die Vergehen der Frevler verfolgt. -Wis 15:1 Du aber, unser Gott, bist gütig, wahrhaftig und langmütig; voll Erbarmen durchwaltest du das All. -Wis 15:2 Auch wenn wir sündigen, gehören wir dir, da wir deine Stärke kennen; doch wir wollen nicht sündigen, da wir wissen, dass wir dein Eigentum sind. -Wis 15:3 Denn es ist vollendete Gerechtigkeit, dich zu verstehen; und deine Stärke zu kennen ist die Wurzel der Unsterblichkeit. -Wis 15:4 Die arglistige Erfindung der Menschen hat uns nicht verführt, die unfruchtbare Arbeit der Maler, eine mit bunten Farben besudelte Gestalt. -Wis 15:5 Ihr Anblick erregt die Sehnsucht der Toren und weckt in ihnen das Verlangen nach der leblosen Gestalt eines toten Bildes. -Wis 15:6 Liebhaber des Bösen und solcher Hoffnungen würdig sind alle, die es anfertigen, die nach ihm verlangen und die es anbeten. -Wis 15:7 Der Töpfer knetet mühsam den weichen Ton, um daraus Gefäße zu unserem Gebrauch zu formen. Aus dem gleichen Lehm bildet er solche, die sauberen Zwecken dienen, und solche für das Gegenteil, alle in gleicher Weise; über den Gebrauch eines jeden entscheidet der Töpfer. -Wis 15:8 Aus dem gleichen Lehm formt er in verkehrter Mühe auch einen nichtigen Gott, er, der vor kurzem aus Erde entstand und bald dorthin zurückkehrt, woher er genommen ist, wenn seine Seele, das ihm anvertraute Darlehen, zurückgefordert wird. -Wis 15:9 Doch es kümmert ihn nicht, dass er dahinschwinden wird und nur ein kurzes Leben hat. Er wetteifert mit Goldschmieden und Silbergießern, er ahmt Kupferschmiede nach und sieht seinen Ruhm darin, Trugbilder zu formen. -Wis 15:10 Asche ist sein Herz, noch weniger wert als Erdenstaub seine Hoffnung, und sein Leben ist wertloser als Lehm. -Wis 15:11 Seinen eigenen Bildner hat er nämlich nicht erkannt, den, der ihm eine wirkende Seele eingehaucht und Lebensatem eingeblasen hat. -Wis 15:12 Nein, er hält unser Leben für ein Kinderspiel, das Dasein für einen einträglichen Jahrmarkt; er sagt, man müsse aus allem, auch aus Schlechtem, Gewinn ziehen. -Wis 15:13 Denn er weiß besser als alle, dass er sündigt, wenn er aus dem gleichen Erdenstoff nicht nur zerbrechliche Gefäße, sondern auch Götzenbilder fertigt. -Wis 15:14 Ganz unverständig aber und ärmer als eines Kindes Seele waren die Feinde, die dein Volk knechteten. -Wis 15:15 Sie hielten alle Götzen der Völker für Götter, Götter, die weder ihre Augen gebrauchen können, um zu sehen, noch ihre Nase, um die Luft zu atmen, noch ihre Ohren, um zu hören, noch die Finger ihrer Hände, um zu tasten, und deren Füße nicht gehen können. -Wis 15:16 Ein Mensch hat sie gemacht, einer, dem der Geist nur geliehen ist, hat sie gebildet; kein Mensch hat die Kraft, einen Gott zu bilden, der auch nur ihm selber ähnlich wäre. -Wis 15:17 Als Sterblicher schafft er mit frevelhaften Händen nur Totes. Er ist besser als seine angebeteten Gebilde; denn er bekam einmal Leben, diese aber nie. -Wis 15:18 Sie verehren sogar die widerlichsten Tiere, die dümmsten im Vergleich mit den anderen, -Wis 15:19 solche, die nicht einmal schön sind, sodass man an ihnen Gefallen finden könnte, soweit das beim Anblick von Tieren möglich ist, die zudem Gottes Lob und seinen Segen verloren haben. -Wis 16:1 Darum wurden sie mit Recht durch ähnliche Tiere gezüchtigt und durch eine Menge von Ungeziefer gequält. -Wis 16:2 Während sie auf solche Weise gezüchtigt wurden, hast du deinem Volk eine Wohltat erwiesen und mit den Wachteln seinem heftigen Verlangen eine fremdartige Nahrung gegeben. -Wis 16:3 Während jenen in ihrem Hunger die Esslust verging wegen der Hässlichkeit der gegen sie gesandten Tiere, bekamen diese nach nur kurzer Entbehrung sogar eine fremdartige Speise. -Wis 16:4 Über jene Unterdrücker sollte unabwendbarer Hunger kommen; diese aber sollten nur kurz spüren, wie ihre Feinde gequält wurden. -Wis 16:5 Auch damals, als die schreckliche Wut wilder Tiere über sie hereinbrach und sie durch die Bisse tückischer Schlangen umkamen, dauerte dein Zorn nicht bis ans Ende. -Wis 16:6 Zur Warnung wurden sie nur kurz in Schrecken versetzt und bekamen ein Rettungszeichen, damit sie sich an die Vorschrift deines Gesetzes erinnerten. -Wis 16:7 Wer sich dorthin wandte, wurde nicht durch das gerettet, was er anschaute, sondern durch dich, den Retter aller. -Wis 16:8 Dadurch hast du unsere Feinde überzeugt, dass du es bist, der aus allem Übel erlöst. -Wis 16:9 Denn sie wurden durch die Bisse der Heuschrecken und der Stechfliegen getötet, ohne dass es ein Heilmittel für sie gab; sie verdienten es ja, durch solches Ungeziefer gezüchtigt zu werden. -Wis 16:10 Deine Söhne aber wurden nicht einmal durch die Zähne Gift spritzender Schlangen überwältigt; denn dein Erbarmen kam ihnen zu Hilfe und heilte sie. -Wis 16:11 Sie wurden gebissen, aber schnell wieder gerettet, damit sie sich an deine Worte erinnerten; denn sie sollten nicht in tiefes Vergessen versinken, sondern sich ungehindert deiner Wohltaten erfreuen. -Wis 16:12 Weder Kraut noch Wundpflaster machte sie gesund, sondern dein Wort, Herr, das alles heilt. -Wis 16:13 Du hast Gewalt über Leben und Tod; du führst zu den Toren der Unterwelt hinab und wieder herauf. -Wis 16:14 Ein Mensch kann zwar in seiner Schlechtigkeit töten; doch den entschwundenen Geist holt er nicht zurück und die weggenommene Seele kann er nicht befreien. -Wis 16:15 Unmöglich ist es, deiner Hand zu entfliehen. -Wis 16:16 Denn die Frevler, die behaupten, dich nicht zu kennen, wurden durch die Kraft deines Armes gezüchtigt: Ungewöhnliche Regengüsse, Hagelschauer und schreckliche Wolkenbrüche peitschten auf sie nieder und Feuer verzehrte sie. -Wis 16:17 Das Seltsamste war, dass das Wasser, das sonst alles löscht, die Kraft des Feuers noch verstärkte; denn die Natur kämpft für die Gerechten. -Wis 16:18 Das eine Mal wurde die Flamme gezähmt, damit sie nicht die Tiere verzehrte, die gegen die Ruchlosen gesandt waren; diese sollten sehen und erkennen, dass sie von Gottes Strafe verfolgt wurden. -Wis 16:19 Das andere Mal brannte die Flamme mit ungewöhnlicher Kraft mitten im Wasser, um die Erzeugnisse des schuldbeladenen Landes zu vernichten. -Wis 16:20 Dein Volk dagegen nährtest du mit der Speise der Engel und unermüdlich gabst du ihm fertiges Brot vom Himmel. Deine Gabe gewährte jeden Genuss und entsprach jedem Geschmack; -Wis 16:21 sie offenbarte deine zarte Liebe zu deinen Kindern. Sie erfüllte das Verlangen eines jeden, der sie genoss, und verwandelte sich in alles, was einer wollte. -Wis 16:22 Schnee und Eis hielten dem Feuer stand und schmolzen nicht. Deine Kinder sollten erkennen, dass nur die Früchte der Feinde vom Feuer vernichtet wurden, das im Hagel brannte und in den Regengüssen blitzte, -Wis 16:23 und dass es umgekehrt sogar seine eigene Kraft vergaß, damit die Gerechten Nahrung hätten. -Wis 16:24 Denn die Schöpfung, die dir, ihrem Schöpfer, dient, steigert ihre Kräfte, um die Schuldigen zu bestrafen, und hält sie zurück, um denen Gutes zu tun, die auf dich vertrauen. -Wis 16:25 Darum diente sie auch damals deinem Geschenk, das alle ernährte, und verwandelte sich in alles, was die Bittenden wünschten. -Wis 16:26 Deine geliebten Söhne, Herr, sollten daraus lernen: Nicht die verschiedenartigen Früchte ernähren den Menschen, sondern dein Wort erhält alle, die dir vertrauen. -Wis 16:27 Denn dasselbe, das vom Feuer nicht vernichtet wurde, schmolz sogleich, wenn es ein flüchtiger Sonnenstrahl erwärmte. -Wis 16:28 So sollte man erkennen, dass man, um dir zu danken, der Sonne zuvorkommen und sich noch vor dem Aufgang des Lichtes an dich wenden muss. -Wis 16:29 Denn die Hoffnung des Undankbaren schmilzt wie winterlicher Reif und verrinnt wie unnützes Wasser. -Wis 17:1 Groß und nicht zu ergründen sind deine Entscheide; darum verfiel in Irrtum, wer sich nicht belehren ließ. -Wis 17:2 Denn die Frevler meinten, das heilige Volk knechten zu können; und jetzt lagen sie da, Gefangene der Finsternis, Gefesselte einer langen Nacht, eingeschlossen in den Häusern, von der ewigen Vorsehung verbannt. -Wis 17:3 Sie glaubten, mit ihren geheimen Sünden unter der dunklen Decke der Vergessenheit verborgen zu sein; da packte sie furchtbares Entsetzen. Sie wurden durch Trugbilder aufgeschreckt und auseinander gejagt. -Wis 17:4 Auch der geheimste Winkel, in den sie sich flüchteten, konnte sie nicht vor Furcht bewahren; Schrecken erregendes Getöse umbrauste sie, und düstere Gespenster mit finsteren Mienen tauchten auf. -Wis 17:5 Keine Kraft irgendeines Feuers war stark genug, Licht zu bringen; nicht einmal der strahlende Glanz der Gestirne vermochte es, diese entsetzliche Nacht zu erhellen. -Wis 17:6 Nur einen schaurigen Feuerherd, der sich von selbst entzündet hatte, sahen sie aufglühen; verschwand die Erscheinung, so hielten sie, außer sich vor Entsetzen, die Dinge, die sie sahen, für noch schlimmer. -Wis 17:7 Da versagten die Gaukeleien der Zauberkunst und die Probe auf das prahlerische Wissen fiel schmählich aus. -Wis 17:8 Jene, die immer versprachen, Furcht und Verwirrung von der kranken Seele zu bannen, krankten nun selber an einer lächerlichen Angst. -Wis 17:9 Auch wenn nichts Schreckliches sie ängstigte, wurden sie durch raschelndes Getier und zischelnde Schlangen aufgescheucht und vergingen vor Furcht. Nicht einmal in die Luft wollten sie blicken, der man doch nirgends entfliehen kann. -Wis 17:10 Denn die Schlechtigkeit bezeugt selbst ihr feiges Wesen, wenn sie gestraft wird. Unter dem Druck des Gewissens befürchtet sie immer das Schlimmste. -Wis 17:11 Furcht ist ja nichts anderes als der Verzicht auf die von der Vernunft angebotene Hilfe. -Wis 17:12 Je weniger man solche Hilfe erwartet, umso schlimmer erscheint es, die Ursache der Qual nicht zu kennen. -Wis 17:13 In Wahrheit hatte jene Nacht keine Gewalt; aus den Tiefen der machtlosen Totenwelt war sie heraufgestiegen. Sie aber, die wie sonst schlafen wollten, -Wis 17:14 wurden bald durch Schreckgespenster aufgescheucht, bald durch Mutlosigkeit gelähmt; denn plötzliche und unerwartete Furcht hatte sie befallen. -Wis 17:15 So wurde jeder dort, wo er zu Boden sank, ein Gefangener, der in einen Kerker ohne Eisenfesseln eingeschlossen war. -Wis 17:16 Ob Bauer oder Hirt oder ein Taglöhner, der einsam arbeitete, alle wurden überrascht und mussten sich dem unentrinnbaren Zwang fügen, alle wurden durch die gleiche Kette der Finsternis gefesselt. -Wis 17:17 Das Pfeifen des Windes, der wohlklingende Gesang der Vögel auf den Zweigen der Bäume, das Rauschen ungestüm strömender Wasser, das wilde Donnern stürzender Felsen, -Wis 17:18 das Laufen hüpfender Tiere, die man nicht sehen konnte, das laute Gebrüll wilder Raubtiere, das aus den Schluchten der Berge zurückgeworfene Echo: alles und jedes jagte ihnen lähmende Furcht ein. -Wis 17:19 Die ganze Welt stand in strahlendem Licht und alle gingen ungehindert ihrer Arbeit nach. -Wis 17:20 Nur über jene breitete sich drückende Nacht aus, Bild der Finsternis, die sie dereinst aufnehmen sollte. Doch mehr als unter der Finsternis litten sie unter ihrer eigenen Angst. -Wis 18:1 Deinen Heiligen dagegen strahlte hellstes Licht. Die anderen hörten ihre Stimme, ohne sie selbst zu sehen, und priesen sie glücklich, mochten diese vorher noch so viel erduldet haben. -Wis 18:2 Sie dankten ihnen, dass sie für das früher erlittene Unrecht keine Rache nahmen, und baten um Verzeihung für ihr feindliches Verhalten. -Wis 18:3 Statt jener Finsternis gabst du den Deinen eine flammende Feuersäule als Führerin auf unbekanntem Weg, als freundliche Sonne auf ihrer ruhmvollen Wanderung. -Wis 18:4 Jene hingegen hatten es verdient, des Lichtes beraubt und in Finsternis gefangen zu sein, weil sie einst deine Söhne eingeschlossen und gefangen hielten, durch die das unvergängliche Licht des Gesetzes der Welt gegeben werden sollte. -Wis 18:5 Sie hatten beschlossen, die Kinder der Heiligen zu töten, und nur ein einziges Kind wurde ausgesetzt und gerettet. Zur Strafe hast du ihnen viele ihrer eigenen Kinder weggenommen und sie alle auf einmal in gewaltiger Wasserflut vernichtet. -Wis 18:6 Jene Nacht wurde unseren Vätern vorher angekündigt; denn sie sollten zuversichtlich sein und sicher wissen, welchen eidlichen Zusagen sie vertrauen konnten. -Wis 18:7 So erwartete dein Volk die Rettung der Gerechten und den Untergang der Feinde. -Wis 18:8 Während du die Gegner straftest, hast du uns zu dir gerufen und verherrlicht. -Wis 18:9 Denn im Verborgenen feierten die frommen Söhne der Guten ihr Opferfest; sie verpflichteten sich einmütig auf das göttliche Gesetz, dass die Heiligen in gleicher Weise Güter wie Gefahren teilen sollten, und sangen schon im Voraus die Loblieder der Väter. -Wis 18:10 Da hallte ihnen das wirre Geschrei der Feinde entgegen und sie hörten die laute Klage über die toten Kinder. -Wis 18:11 Das gleiche Urteil traf Herrn und Knecht; der Mann aus dem Volk und der König hatten das gleiche Leid zu tragen. -Wis 18:12 Durch die gleiche Todesart hatten alle zusammen unzählige Tote. Es waren nicht genügend Lebende da, um sie zu begraben; denn mit einem Schlag waren die besten Nachkommen vernichtet worden. -Wis 18:13 Bisher waren sie durch die Künste ihrer Zauberer ungläubig geblieben; jetzt aber mussten sie beim Untergang der Erstgeborenen bekennen: Dieses Volk ist Gottes Sohn. -Wis 18:14 Als tiefes Schweigen das All umfing und die Nacht bis zur Mitte gelangt war, -Wis 18:15 da sprang dein allmächtiges Wort vom Himmel, vom königlichen Thron herab als harter Krieger mitten in das dem Verderben geweihte Land. -Wis 18:16 Es trug das scharfe Schwert deines unerbittlichen Befehls, trat hin und erfüllte alles mit Tod; es berührte den Himmel und stand auf der Erde. -Wis 18:17 Plötzlich schreckten sie furchtbare Traumgesichte auf und ungeahnte Ängste überfielen sie. -Wis 18:18 Einer stürzte hier, ein anderer dort halb tot zu Boden und bekannte, aus welchem Grund er sterben musste. -Wis 18:19 Denn die erschreckenden Träume hatten es ihnen vorausgesagt; sie sollten nicht umkommen, ohne zu wissen, warum sie so Schlimmes erlitten. -Wis 18:20 Auch die Gerechten lernten eine Probe des Todes kennen: Eine große Anzahl wurde in der Wüste dahingerafft; doch der Zorn hielt nicht lange an. -Wis 18:21 Ein Mann ohne Tadel sprang als Vorkämpfer ein mit der Waffe seines heiligen Dienstes, mit Gebet und sühnendem Räucherwerk. Er trat dem Zorn entgegen, machte dem Unheil ein Ende und zeigte so, dass er dein Diener war. -Wis 18:22 Er überwand die Not nicht durch Körperkraft und nicht durch Waffengewalt, sondern durch das Wort bezwang er den Strafenden, indem er ihn an die eidlich bekräftigten Bündnisse mit den Vätern erinnerte. -Wis 18:23 Denn als die Toten sich schon häuften, trat er dazwischen, hielt seinen Ansturm auf und schnitt ihm den Weg zu den Lebenden ab. -Wis 18:24 Auf seinem langen Gewand war die ganze Welt dargestellt, auf den vier Reihen der Edelsteine waren die ruhmreichen Namen der Väter eingeschnitten und auf seinem Stirnband dein hoheitsvoller Name. -Wis 18:25 Davor wich der Verderber voll Furcht zurück; denn es genügte schon diese Probe des Zornes. -Wis 19:1 Über die Frevler kam erbarmungsloser Zorn, bis sie vernichtet waren; denn Gott wusste im Voraus, wie sie sich verhalten würden: -Wis 19:2 Sie selbst hatten den Abzug der Gerechten gestattet und sie sogar dazu gedrängt; dann aber änderten sie ihren Sinn und verfolgten sie. -Wis 19:3 Sie waren noch mit der Bestattung der Toten beschäftigt und klagten an ihren Gräbern, als sie in ihrer Torheit einen anderen Entschluss fassten und denen wie Entlaufenen nachsetzten, denen sie flehentlich zugeredet hatten wegzugehen. -Wis 19:4 Das selbst verschuldete Verhängnis trieb sie in diesen Untergang und ließ sie alles vergessen, was geschehen war; denn sie sollten über die bisherigen Plagen hinaus die äußerste Strafe erleiden. -Wis 19:5 Deinem Volk aber sollte sich ein unerwarteter Weg eröffnen, während jene einen ungewöhnlichen Tod fanden. -Wis 19:6 Das Wesen der ganzen Schöpfung wurde neu gestaltet; sie gehorchte deinen Befehlen, damit deine Kinder unversehrt bewahrt blieben. -Wis 19:7 Man sah die Wolke, die das Lager überschattete, trockenes Land tauchte auf, wo zuvor Wasser war; es zeigte sich ein Weg ohne Hindernisse durch das Rote Meer, eine grüne Ebene stieg aus der gewaltigen Flut. -Wis 19:8 Von deiner Hand behütet, zogen sie vollzählig hindurch und sahen staunenswerte Wunder. -Wis 19:9 Sie weideten wie Rosse, hüpften wie Lämmer und lobten dich, Herr, ihren Retter. -Wis 19:10 Denn sie dachten zudem auch an das, was im fremden Land geschehen war: wie Mücken nicht von Tieren, sondern von der Erde hervorgebracht wurden und wie der Fluss nicht Wassertiere, sondern eine Menge Frösche auswarf. -Wis 19:11 Schließlich sahen sie auch Vögel auf eine neue Weise entstehen, als sie, um ihre Gier zu befriedigen, nach üppigen Speisen verlangten. -Wis 19:12 Zu ihrem Trost entstiegen nämlich Wachteln dem Meer. -Wis 19:13 Die Strafen kamen über die Sünder nicht ohne Warnung durch wuchtige Blitze. Mit Recht mussten sie für ihre bösen Taten leiden, weil sie einen so schlimmen Fremdenhass gezeigt hatten. -Wis 19:14 Während andere die Unbekannten, die zu ihnen kamen, nicht aufnahmen, machten diese sogar Gäste, die ihre Wohltäter waren, zu Sklaven. -Wis 19:15 Noch mehr: Gewiss wird auch jene eine Strafe treffen, weil sie Fremde feindselig empfangen hatten; -Wis 19:16 diese aber haben Gäste, die sie festlich aufgenommen hatten und die schon die gleichen Bürgerrechte genossen, mit schwerem Frondienst geplagt. -Wis 19:17 Wie jene an der Türe des Gerechten mit Blindheit geschlagen wurden, so auch diese, als sie von dichter Finsternis umgeben waren und jeder versuchte, seine Türe zu finden. -Wis 19:18 Die Elemente verändern sich untereinander, wie auf einer Harfe die Töne den Rhythmus ändern und doch den gleichen Klang behalten. Dies lässt sich aus der Betrachtung der Geschehnisse deutlich erkennen. -Wis 19:19 Landtiere verwandelten sich in Wassertiere und schwimmende Tiere stiegen ans Land. -Wis 19:20 Das Feuer steigerte im Wasser die ihm eigene Kraft und das Wasser vergaß seine löschende Wirkung. -Wis 19:21 Flammen verzehrten nicht das Fleisch der hinfälligen Tiere, die hineingerieten, noch schmolz im Feuer die eisartige, leicht schmelzende himmlische Speise. -Wis 19:22 In allem hast du, Herr, dein Volk groß gemacht und verherrlicht; du hast es nicht im Stich gelassen, sondern bist ihm immer und überall beigestanden. +Hohelied Hld 26 1 1 Das Hohelied Salomos. +Hohelied Hld 26 1 2 Mit Küssen seines Mundes bedecke er mich. /Süßer als Wein ist deine Liebe. +Hohelied Hld 26 1 3 Köstlich ist der Duft deiner Salben, /dein Name hingegossenes Salböl; /darum lieben dich die Mädchen. +Hohelied Hld 26 1 4 Zieh mich her hinter dir! Lass uns eilen! /Der König führt mich in seine Gemächer. Jauchzen lasst uns, deiner uns freuen, /deine Liebe höher rühmen als Wein. /Dich liebt man zu Recht. +Hohelied Hld 26 1 5 Braun bin ich, doch schön, /ihr Töchter Jerusalems, wie die Zelte von Kedar, /wie Salomos Decken. +Hohelied Hld 26 1 6 Schaut mich nicht so an, /weil ich gebräunt bin. /Die Sonne hat mich verbrannt. Meiner Mutter Söhne waren mir böse, /ließen mich Weinberge hüten; /den eigenen Weinberg konnte ich nicht hüten. +Hohelied Hld 26 1 7 Du, den meine Seele liebt, /sag mir: Wo weidest du die Herde? /Wo lagerst du am Mittag? Wozu soll ich erst umherirren /bei den Herden deiner Gefährten? +Hohelied Hld 26 1 8 Wenn du das nicht weißt, /du schönste der Frauen, dann folge den Spuren der Schafe, /dann weide deine Zicklein /dort, wo die Hirten lagern. +Hohelied Hld 26 1 9 Mit der Stute an Pharaos Wagen /vergleiche ich dich, meine Freundin. +Hohelied Hld 26 1 10 Schön sind deine Wangen zwischen den Kettchen, /dein Hals in der Perlenschnur. +Hohelied Hld 26 1 11 Machen wir dir noch goldene Kettchen, /kleine Silberkugeln daran. +Hohelied Hld 26 1 12 Solange der König an der Tafel liegt, /gibt meine Narde ihren Duft. +Hohelied Hld 26 1 13 Mein Geliebter ruht wie ein Beutel mit Myrrhe /an meiner Brust. +Hohelied Hld 26 1 14 Eine Hennablüte ist mein Geliebter mir /aus den Weinbergen von En-Gedi. +Hohelied Hld 26 1 15 Schön bist du, meine Freundin, /ja, du bist schön. /Zwei Tauben sind deine Augen. +Hohelied Hld 26 1 16 Schön bist du, mein Geliebter, verlockend. /Frisches Grün ist unser Lager, +Hohelied Hld 26 1 17 Zedern sind die Balken unseres Hauses, /Zypressen die Wände. +Hohelied Hld 26 2 1 Ich bin eine Blume auf den Wiesen des Scharon, /eine Lilie der Täler. +Hohelied Hld 26 2 2 Eine Lilie unter Disteln /ist meine Freundin unter den Mädchen. +Hohelied Hld 26 2 3 Ein Apfelbaum unter Waldbäumen /ist mein Geliebter unter den Burschen. In seinem Schatten begehre ich zu sitzen. /Wie süß schmeckt seine Frucht meinem Gaumen! +Hohelied Hld 26 2 4 In das Weinhaus hat er mich geführt. /Sein Zeichen über mir heißt Liebe. +Hohelied Hld 26 2 5 Stärkt mich mit Traubenkuchen, /erquickt mich mit Äpfeln; /denn ich bin krank vor Liebe. +Hohelied Hld 26 2 6 Seine Linke liegt unter meinem Kopf, /seine Rechte umfängt mich. +Hohelied Hld 26 2 7 Bei den Gazellen und Hirschen auf der Flur /beschwöre ich euch, Jerusalems Töchter: Stört die Liebe nicht auf, /weckt sie nicht, /bis es ihr selbst gefällt. +Hohelied Hld 26 2 8 Horch! Mein Geliebter! /Sieh da, er kommt. Er springt über die Berge, /hüpft über die Hügel. +Hohelied Hld 26 2 9 Der Gazelle gleicht mein Geliebter, /dem jungen Hirsch. Ja, draußen steht er /an der Wand unsres Hauses; er blickt durch die Fenster, /späht durch die Gitter. +Hohelied Hld 26 2 10 Der Geliebte spricht zu mir: /Steh auf, meine Freundin, /meine Schöne, so komm doch! +Hohelied Hld 26 2 11 Denn vorbei ist der Winter, /verrauscht der Regen. +Hohelied Hld 26 2 12 Auf der Flur erscheinen die Blumen; /die Zeit zum Singen ist da. Die Stimme der Turteltaube /ist zu hören in unserem Land. +Hohelied Hld 26 2 13 Am Feigenbaum reifen die ersten Früchte; /die blühenden Reben duften. Steh auf, meine Freundin, /meine Schöne, so komm doch! +Hohelied Hld 26 2 14 Meine Taube im Felsennest, /versteckt an der Steilwand, dein Gesicht lass mich sehen, /deine Stimme hören! Denn süß ist deine Stimme, /lieblich dein Gesicht. +Hohelied Hld 26 2 15 Fangt uns die Füchse, /die kleinen Füchse! Sie verwüsten die Weinberge, /unsre blühenden Reben. +Hohelied Hld 26 2 16 Der Geliebte ist mein /und ich bin sein; /er weidet in den Lilien. +Hohelied Hld 26 2 17 Wenn der Tag verweht /und die Schatten wachsen, komm du, mein Geliebter, /der Gazelle gleich, dem jungen Hirsch /auf den Balsambergen. +Hohelied Hld 26 3 1 Des Nachts auf meinem Lager suchte ich ihn, /den meine Seele liebt. /Ich suchte ihn und fand ihn nicht. +Hohelied Hld 26 3 2 Aufstehen will ich, die Stadt durchstreifen, /die Gassen und Plätze, /ihn suchen, den meine Seele liebt. Ich suchte ihn und fand ihn nicht. +Hohelied Hld 26 3 3 Mich fanden die Wächter /bei ihrer Runde durch die Stadt. Habt ihr ihn gesehen, /den meine Seele liebt? +Hohelied Hld 26 3 4 Kaum war ich an ihnen vorüber, /fand ich ihn, den meine Seele liebt. Ich packte ihn, ließ ihn nicht mehr los, /bis ich ihn ins Haus meiner Mutter brachte, /in die Kammer derer, die mich geboren hat. +Hohelied Hld 26 3 5 Bei den Gazellen und Hirschen der Flur /beschwöre ich euch, Jerusalems Töchter: Stört die Liebe nicht auf, /weckt sie nicht, /bis es ihr selbst gefällt. +Hohelied Hld 26 3 6 Wer ist sie, /die da aus der Steppe heraufsteigt /in Säulen von Rauch, umwölkt von Myrrhe und Weihrauch, /von allen Wohlgerüchen der Händler? +Hohelied Hld 26 3 7 Sieh da, das ist Salomos Sänfte; sechzig Helden geleiten sie, /Israels Helden, +Hohelied Hld 26 3 8 alle vertraut mit dem Schwert, /geschult für den Kampf; jeder trägt sein Schwert an der Hüfte /gegen die Schrecken der Nacht. +Hohelied Hld 26 3 9 Einen Tragsessel ließ König Salomo zimmern /aus Holz vom Libanon, +Hohelied Hld 26 3 10 die Pfosten in Silber, /die Lehne in Gold, der Sitz in Purpur, /das Innere mit Steinen belegt. +Hohelied Hld 26 3 11 Ihr Töchter Jerusalems, kommt heraus /und schaut, ihr Töchter Zions, /König Salomo mit der Krone! Damit hat ihn seine Mutter gekrönt /am Tage seiner Hochzeit, /an dem Tag seiner Herzensfreude. +Hohelied Hld 26 4 1 Schön bist du, meine Freundin, /ja, du bist schön. Hinter dem Schleier /deine Augen wie Tauben. Dein Haar gleicht einer Herde von Ziegen, /die herabzieht von Gileads Bergen. +Hohelied Hld 26 4 2 Deine Zähne sind wie eine Herde /frisch geschorener Schafe, /die aus der Schwemme steigen. Jeder Zahn hat sein Gegenstück, /keinem fehlt es. +Hohelied Hld 26 4 3 Rote Bänder sind deine Lippen; /lieblich ist dein Mund. Dem Riss eines Granatapfels gleicht deine Schläfe /hinter dem Schleier. +Hohelied Hld 26 4 4 Wie der Turm Davids ist dein Hals, /in Schichten von Steinen erbaut; tausend Schilde hängen daran, /lauter Waffen von Helden. +Hohelied Hld 26 4 5 Deine Brüste sind wie zwei Kitzlein, /wie die Zwillinge einer Gazelle, /die in den Lilien weiden. +Hohelied Hld 26 4 6 Wenn der Tag verweht und die Schatten wachsen, /will ich zum Myrrhenberg gehen, /zum Weihrauchhügel. +Hohelied Hld 26 4 7 Alles an dir ist schön, meine Freundin; /kein Makel haftet dir an. +Hohelied Hld 26 4 8 Komm doch mit mir, meine Braut, vom Libanon, /weg vom Libanon komm du mit mir! Weg vom Gipfel des Amana, /von den Höhen des Senir und Hermon; weg von den Lagern der Löwen, /den Bergen der Panther. +Hohelied Hld 26 4 9 Verzaubert hast du mich, /meine Schwester Braut; /ja verzaubert mit einem (Blick) deiner Augen, /mit einer Perle deiner Halskette. +Hohelied Hld 26 4 10 Wie schön ist deine Liebe, /meine Schwester Braut; wie viel süßer ist deine Liebe als Wein, /der Duft deiner Salben köstlicher als alle Balsamdüfte. +Hohelied Hld 26 4 11 Von deinen Lippen, Braut, tropft Honig; /Milch und Honig ist unter deiner Zunge. Der Duft deiner Kleider ist wie des Libanon Duft. +Hohelied Hld 26 4 12 Ein verschlossener Garten ist meine Schwester Braut, /ein verschlossener Garten, /ein versiegelter Quell. +Hohelied Hld 26 4 13 Ein Lustgarten sprosst aus dir, /Granatbäume mit köstlichen Früchten, /Hennadolden, Nardenblüten, +Hohelied Hld 26 4 14 Narde, Krokus, Gewürzrohr und Zimt, /alle Weihrauchbäume, Myrrhe und Aloe, /allerbester Balsam. +Hohelied Hld 26 4 15 Die Quelle des Gartens bist du, /ein Brunnen lebendigen Wassers, /Wasser vom Libanon. +Hohelied Hld 26 4 16 Nordwind, erwache! Südwind, herbei! /Durchweht meinen Garten, /lasst strömen die Balsamdüfte! Mein Geliebter komme in seinen Garten /und esse von den köstlichen Früchten. +Hohelied Hld 26 5 1 Ich komme in meinen Garten, Schwester Braut; /ich pflücke meine Myrrhe, den Balsam; esse meine Wabe samt dem Honig, /trinke meinen Wein und die Milch. Freunde, esst und trinkt, /berauscht euch an der Liebe! +Hohelied Hld 26 5 2 Ich schlief, doch mein Herz war wach. /Horch, mein Geliebter klopft: Mach auf, meine Schwester und Freundin, /meine Taube, du Makellose! Mein Kopf ist voll Tau, /aus meinen Locken tropft die Nacht. +Hohelied Hld 26 5 3 Ich habe mein Kleid schon abgelegt - /wie soll ich es wieder anziehen? Die Füße habe ich gewaschen - /soll ich sie wieder beschmutzen? +Hohelied Hld 26 5 4 Mein Geliebter streckte die Hand durch die Luke; /da bebte mein Herz ihm entgegen. +Hohelied Hld 26 5 5 Ich stand auf, dem Geliebten zu öffnen. /Da tropften meine Hände von Myrrhe am Griff des Riegels. +Hohelied Hld 26 5 6 Ich öffnete meinem Geliebten: /Doch der Geliebte war weg, verschwunden. /Mir stockte der Atem: Er war weg. Ich suchte ihn, ich fand ihn nicht. /Ich rief ihn, er antwortete nicht. +Hohelied Hld 26 5 7 Da fanden mich die Wächter bei ihrer Runde durch die Stadt; /sie schlugen, sie verletzten mich. Den Mantel entrissen sie mir, /die Wächter der Mauern. +Hohelied Hld 26 5 8 Ich beschwöre euch, Jerusalems Töchter: /Wenn ihr meinen Geliebten findet, sagt ihm, /ich bin krank vor Liebe. +Hohelied Hld 26 5 9 Was hat dein Geliebter den andern voraus, /du schönste der Frauen? Was hat dein Geliebter den andern voraus, /dass du so uns beschwörst? +Hohelied Hld 26 5 10 Mein Geliebter ist weiß und rot, /ist ausgezeichnet vor Tausenden. +Hohelied Hld 26 5 11 Sein Haupt ist reines Gold. /Seine Locken sind Rispen, rabenschwarz. +Hohelied Hld 26 5 12 Seine Augen sind wie Tauben an Wasserbächen; /(die Zähne,) in Milch gebadet, sitzen fest. +Hohelied Hld 26 5 13 Seine Wangen sind wie Balsambeete, /darin Gewürzkräuter sprießen, seine Lippen wie Lilien; /sie tropfen von flüssiger Myrrhe. +Hohelied Hld 26 5 14 Seine Finger sind wie Stäbe aus Gold, /mit Steinen aus Tarschisch besetzt. Sein Leib ist wie eine Platte aus Elfenbein, /mit Saphiren bedeckt. +Hohelied Hld 26 5 15 Seine Schenkel sind Marmorsäulen, /auf Sockeln von Feingold. Seine Gestalt ist wie der Libanon, /erlesen wie Zedern. +Hohelied Hld 26 5 16 Sein Mund ist voll Süße; /alles ist Wonne an ihm. Das ist mein Geliebter, /ja, das ist mein Freund, /ihr Töchter Jerusalems. +Hohelied Hld 26 6 1 Wohin ist dein Geliebter gegangen, /du schönste der Frauen? Wohin wandte sich dein Geliebter? /Wir wollen ihn suchen mit dir. +Hohelied Hld 26 6 2 In seinen Garten ging mein Geliebter /zu den Balsambeeten, um in den Gartengründen zu weiden, /um Lilien zu pflücken. +Hohelied Hld 26 6 3 Meinem Geliebten gehöre ich /und mir gehört der Geliebte, /der in den Lilien weidet. +Hohelied Hld 26 6 4 Schön wie Tirza bist du, meine Freundin, /lieblich wie Jerusalem, /prächtig wie Himmelsbilder. +Hohelied Hld 26 6 5 Wende deine Augen von mir, /denn sie verwirren mich. Dein Haar gleicht einer Herde von Ziegen, /die von Gilead herabziehen. +Hohelied Hld 26 6 6 Deine Zähne sind wie eine Herde von Mutterschafen, /die aus der Schwemme steigen. Jeder Zahn hat sein Gegenstück, /keinem fehlt es. +Hohelied Hld 26 6 7 Dem Riss eines Granatapfels gleicht deine Schläfe /hinter deinem Schleier. +Hohelied Hld 26 6 8 Sechzig Königinnen (hat Salomo), /achtzig Nebenfrauen /und Mädchen ohne Zahl. +Hohelied Hld 26 6 9 Doch einzig ist meine Taube, die Makellose, /die Einzige ihrer Mutter, /die Erwählte ihrer Gebärerin. Erblicken sie die Mädchen, /sie preisen sie; /Königinnen und Nebenfrauen rühmen sie. +Hohelied Hld 26 6 10 Wer ist, die da erscheint wie das Morgenrot, /wie der Mond so schön, strahlend rein wie die Sonne, /prächtig wie Himmelsbilder? +Hohelied Hld 26 6 11 In den Nussgarten stieg ich hinab, /um nach dem Sprossen der Palme zu sehen, um zu sehen, ob der Weinstock treibt, /die Granatbäume blühen. +Hohelied Hld 26 6 12 Da entführte mich meine Seele, /ich weiß nicht wie, /zu den Wagen meines edlen Volkes. +Hohelied Hld 26 7 1 Wende dich, wende dich, Schulammit! /Wende dich, wende dich, /damit wir dich betrachten. Was wollt ihr an Schulammit sehen? /Den Lager-Tanz! +Hohelied Hld 26 7 2 Wie schön sind deine Schritte in den Sandalen, /du Edelgeborene. Deiner Hüften Rund ist wie Geschmeide, /gefertigt von Künstlerhand. +Hohelied Hld 26 7 3 Dein Schoß ist ein rundes Becken, /Würzwein mangle ihm nicht. Dein Leib ist ein Weizenhügel, /mit Lilien umstellt. +Hohelied Hld 26 7 4 Deine Brüste sind wie zwei Kitzlein, /wie die Zwillinge einer Gazelle. +Hohelied Hld 26 7 5 Dein Hals ist ein Turm aus Elfenbein. /Deine Augen sind wie die Teiche zu Heschbon /beim Tor von Bat-Rabbim. Deine Nase ist wie der Libanonturm, /der gegen Damaskus schaut. +Hohelied Hld 26 7 6 Dein Haupt gleicht oben dem Karmel; /wie Purpur sind deine Haare; /ein König liegt in den Ringeln gefangen. +Hohelied Hld 26 7 7 Wie schön bist du und wie reizend, /du Liebe voller Wonnen! +Hohelied Hld 26 7 8 Wie eine Palme ist dein Wuchs; /deine Brüste sind wie Trauben. +Hohelied Hld 26 7 9 Ich sage: Ersteigen will ich die Palme; /ich greife nach den Rispen. Trauben am Weinstock seien mir deine Brüste, /Apfelduft sei der Duft deines Atems, +Hohelied Hld 26 7 10 dein Mund köstlicher Wein, /der glatt in mich eingeht, /der Lippen und Zähne mir netzt. +Hohelied Hld 26 7 11 Ich gehöre meinem Geliebten /und ihn verlangt nach mir. +Hohelied Hld 26 7 12 Komm, mein Geliebter, wandern wir auf das Land, /schlafen wir in den Dörfern. +Hohelied Hld 26 7 13 Früh wollen wir dann zu den Weinbergen gehen /und sehen, ob der Weinstock schon treibt, ob die Rebenblüte sich öffnet, /ob die Granatbäume blühen. /Dort schenke ich dir meine Liebe. +Hohelied Hld 26 7 14 Die Liebesäpfel duften; /an unsrer Tür warten alle köstlichen Früchte, frische und solche vom Vorjahr; /für dich hab ich sie aufgehoben, Geliebter. +Hohelied Hld 26 8 1 Ach, wärst du doch mein Bruder, /genährt an der Brust meiner Mutter. Träfe ich dich dann draußen, /ich würde dich küssen; /niemand dürfte mich deshalb verachten. +Hohelied Hld 26 8 2 Führen wollte ich dich, /in das Haus meiner Mutter dich bringen, /die mich erzogen hat. Würzwein gäbe ich dir zu trinken, /Granatapfelmost. +Hohelied Hld 26 8 3 Seine Linke liegt unter meinem Kopf, /seine Rechte umfängt mich. +Hohelied Hld 26 8 4 Ich beschwöre euch, Jerusalems Töchter: /Was stört ihr die Liebe auf, /warum weckt ihr sie, /ehe ihr selbst es gefällt? +Hohelied Hld 26 8 5 Wer ist sie, /die aus der Steppe heraufsteigt, /auf ihren Geliebten gestützt? Unter dem Apfelbaum hab ich dich geweckt, /dort, wo deine Mutter dich empfing, /wo deine Gebärerin in Wehen lag. +Hohelied Hld 26 8 6 Leg mich wie ein Siegel auf dein Herz, /wie ein Siegel an deinen Arm! Stark wie der Tod ist die Liebe, /die Leidenschaft ist hart wie die Unterwelt. Ihre Gluten sind Feuergluten, /gewaltige Flammen. +Hohelied Hld 26 8 7 Auch mächtige Wasser können die Liebe nicht löschen; /auch Ströme schwemmen sie nicht weg. Böte einer für die Liebe den ganzen Reichtum seines Hauses, /nur verachten würde man ihn. +Hohelied Hld 26 8 8 Wir haben eine kleine Schwester, /noch ohne Brüste. Was tun wir mit unsrer Schwester, /wenn jemand um sie wirbt? +Hohelied Hld 26 8 9 Ist sie eine Mauer, /bauen wir silberne Zinnen auf ihr. Ist sie eine Tür, /versperren wir sie mit einem Zedernbrett. +Hohelied Hld 26 8 10 Ich bin eine Mauer, /meine Brüste gleichen Türmen. Da hab ich in seinen Augen /Gefallen gefunden. +Hohelied Hld 26 8 11 Salomo besaß einen Weinberg in Baal-Hamon; /den Weinberg übergab er Hütern. Für seine Frucht würde jeder /tausend Silberstücke bezahlen. +Hohelied Hld 26 8 12 Mein eigener Weinberg liegt vor mir. /Die tausend lass ich dir, Salomo, /und zweihundert noch denen, /die seine Früchte hüten. +Hohelied Hld 26 8 13 Die du in den Gärten weilst, /auf deine Stimme lauschen die Freunde; /lass sie mich hören! +Hohelied Hld 26 8 14 Fort, fort, mein Geliebter, /der Gazelle gleich, dem jungen Hirsch /auf den Balsambergen. +Weisheit Weish 27 1 1 Liebt Gerechtigkeit, ihr Herrscher der Erde, /denkt in Frömmigkeit an den Herrn, /sucht ihn mit reinem Herzen! +Weisheit Weish 27 1 2 Denn er lässt sich finden von denen, die ihn nicht versuchen, /und zeigt sich denen, die ihm nicht misstrauen. +Weisheit Weish 27 1 3 Verkehrte Gedanken trennen von Gott; /wird seine Macht herausgefordert, /dann weist sie die Toren zurück. +Weisheit Weish 27 1 4 In eine Seele, die auf Böses sinnt, /kehrt die Weisheit nicht ein, /noch wohnt sie in einem Leib, /der sich der Sünde hingibt. +Weisheit Weish 27 1 5 Denn der heilige Geist, der Lehrmeister, flieht vor der Falschheit, /er entfernt sich von unverständigen Gedanken /und wird verscheucht, wenn Unrecht naht. +Weisheit Weish 27 1 6 Die Weisheit ist ein menschenfreundlicher Geist, /doch lässt sie die Reden des Lästerers nicht straflos; /denn Gott ist Zeuge seiner heimlichen Gedanken, /untrüglich durchschaut er sein Herz /und hört seine Worte. +Weisheit Weish 27 1 7 Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis /und er, der alles zusammenhält, kennt jeden Laut. +Weisheit Weish 27 1 8 Darum bleibt keiner verborgen, der Böses redet, /das Strafurteil geht nicht an ihm vorüber. +Weisheit Weish 27 1 9 Die Pläne des Frevlers werden untersucht; /der Herr erfährt von seinen Reden /und bestraft seine Vergehen. +Weisheit Weish 27 1 10 Denn das eifersüchtige Ohr hört alles, /kein leises Murren bleibt ihm verborgen. +Weisheit Weish 27 1 11 Hütet euch also vor unnützem Murren /und verwehrt eurer Zunge das Verleumden! /Denn euer heimliches Reden verhallt nicht ungehört /und ein Mund, der lügt, tötet die Seele. +Weisheit Weish 27 1 12 Jagt nicht dem Tod nach in den Irrungen eures Lebens /und zieht nicht durch euer Handeln das Verderben herbei! +Weisheit Weish 27 1 13 Denn Gott hat den Tod nicht gemacht /und hat keine Freude am Untergang der Lebenden. +Weisheit Weish 27 1 14 Zum Dasein hat er alles geschaffen /und heilbringend sind die Geschöpfe der Welt. /Kein Gift des Verderbens ist in ihnen, /das Reich des Todes hat keine Macht auf der Erde; / +Weisheit Weish 27 1 15 denn die Gerechtigkeit ist unsterblich. +Weisheit Weish 27 1 16 Die Frevler aber holen winkend und rufend den Tod herbei /und sehnen sich nach ihm wie nach einem Freund; /sie schließen einen Bund mit ihm, /weil sie es verdienen, ihm zu gehören. +Weisheit Weish 27 2 1 Sie tauschen ihre verkehrten Gedanken aus und sagen: Kurz und traurig ist unser Leben; /für das Ende des Menschen gibt es keine Arznei /und man kennt keinen, der aus der Welt des Todes befreit. +Weisheit Weish 27 2 2 Durch Zufall sind wir geworden /und danach werden wir sein, als wären wir nie gewesen. /Der Atem in unserer Nase ist Rauch /und das Denken ist ein Funke, /der vom Schlag des Herzens entfacht wird; +Weisheit Weish 27 2 3 verlöscht er, dann zerfällt der Leib zu Asche /und der Geist verweht wie dünne Luft. +Weisheit Weish 27 2 4 Unser Name wird bald vergessen, /niemand denkt mehr an unsere Taten. /Unser Leben geht vorüber wie die Spur einer Wolke /und löst sich auf wie ein Nebel, /der von den Strahlen der Sonne verscheucht /und von ihrer Wärme zu Boden gedrückt wird. +Weisheit Weish 27 2 5 Unsere Zeit geht vorüber wie ein Schatten, /unser Ende wiederholt sich nicht; /es ist versiegelt und keiner kommt zurück. +Weisheit Weish 27 2 6 Auf, lasst uns die Güter des Lebens genießen /und die Schöpfung auskosten, /wie es der Jugend zusteht. +Weisheit Weish 27 2 7 Erlesener Wein und Salböl sollen uns reichlich fließen, /keine Blume des Frühlings darf uns entgehen. +Weisheit Weish 27 2 8 Bekränzen wir uns mit Rosen, ehe sie verwelken; +Weisheit Weish 27 2 9 keine Wiese bleibe unberührt /von unserem ausgelassenen Treiben. /Überall wollen wir Zeichen der Fröhlichkeit zurücklassen; /das ist unser Anteil, das fällt uns zu. +Weisheit Weish 27 2 10 Lasst uns den Gerechten unterdrücken, /der in Armut lebt, /die Witwe nicht schonen /und das graue Haar des betagten Greises nicht scheuen! +Weisheit Weish 27 2 11 Unsere Stärke soll bestimmen, was Gerechtigkeit ist; /denn das Schwache erweist sich als unnütz. +Weisheit Weish 27 2 12 Lasst uns dem Gerechten auflauern! /Er ist uns unbequem und steht unserem Tun im Weg. /Er wirft uns Vergehen gegen das Gesetz vor /und beschuldigt uns des Verrats an unserer Erziehung. +Weisheit Weish 27 2 13 Er rühmt sich, die Erkenntnis Gottes zu besitzen, /und nennt sich einen Knecht des Herrn. +Weisheit Weish 27 2 14 Er ist unserer Gesinnung ein lebendiger Vorwurf, /schon sein Anblick ist uns lästig; +Weisheit Weish 27 2 15 denn er führt ein Leben, /das dem der andern nicht gleicht, /und seine Wege sind grundverschieden. +Weisheit Weish 27 2 16 Als falsche Münze gelten wir ihm; /von unseren Wegen hält er sich fern wie von Unrat. /Das Ende der Gerechten preist er glücklich /und prahlt, Gott sei sein Vater. +Weisheit Weish 27 2 17 Wir wollen sehen, ob seine Worte wahr sind, /und prüfen, wie es mit ihm ausgeht. +Weisheit Weish 27 2 18 Ist der Gerechte wirklich Sohn Gottes, /dann nimmt sich Gott seiner an /und entreißt ihn der Hand seiner Gegner. +Weisheit Weish 27 2 19 Roh und grausam wollen wir mit ihm verfahren, /um seine Sanftmut kennen zu lernen, /seine Geduld zu erproben. +Weisheit Weish 27 2 20 Zu einem ehrlosen Tod wollen wir ihn verurteilen; /er behauptet ja, es werde ihm Hilfe gewährt. +Weisheit Weish 27 2 21 So denken sie, aber sie irren sich; /denn ihre Schlechtigkeit macht sie blind. +Weisheit Weish 27 2 22 Sie verstehen von Gottes Geheimnissen nichts, /sie hoffen nicht auf Lohn für die Frömmigkeit /und erwarten keine Auszeichnung für untadelige Seelen. +Weisheit Weish 27 2 23 Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen /und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht. +Weisheit Weish 27 2 24 Doch durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt /und ihn erfahren alle, die ihm angehören. +Weisheit Weish 27 3 1 Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand /und keine Qual kann sie berühren. +Weisheit Weish 27 3 2 In den Augen der Toren sind sie gestorben, /ihr Heimgang gilt als Unglück, +Weisheit Weish 27 3 3 ihr Scheiden von uns als Vernichtung; /sie aber sind in Frieden. +Weisheit Weish 27 3 4 In den Augen der Menschen wurden sie gestraft; /doch ihre Hoffnung ist voll Unsterblichkeit. +Weisheit Weish 27 3 5 Ein wenig nur werden sie gezüchtigt; /doch sie empfangen große Wohltat. /Denn Gott hat sie geprüft /und fand sie seiner würdig. +Weisheit Weish 27 3 6 Wie Gold im Schmelzofen hat er sie erprobt /und sie angenommen als ein vollgültiges Opfer. +Weisheit Weish 27 3 7 Beim Endgericht werden sie aufleuchten /wie Funken, die durch ein Stoppelfeld sprühen. +Weisheit Weish 27 3 8 Sie werden Völker richten /und über Nationen herrschen /und der Herr wird ihr König sein in Ewigkeit. +Weisheit Weish 27 3 9 Alle, die auf ihn vertrauen, /werden die Wahrheit erkennen /und die Treuen werden bei ihm bleiben in Liebe. /Denn Gnade und Erbarmen wird seinen Erwählten zuteil. +Weisheit Weish 27 3 10 Die Frevler aber werden für ihre Pläne bestraft, /sie, die den Gerechten missachtet haben /und vom Herrn abgefallen sind. +Weisheit Weish 27 3 11 Unglücklich sind alle, /die Weisheit und Belehrung verachten; /leer ist ihre Hoffnung, vergeblich sind ihre Mühen /und wertlos ihre Taten. +Weisheit Weish 27 3 12 Ihre Frauen sind unverständig /und ihre Kinder böse, /fluchbeladen ist ihr Geschlecht. +Weisheit Weish 27 3 13 Selig ist die Kinderlose, die unschuldig blieb /und kein Lager der Sünde kannte; /sie wird gleich einer Mutter geehrt, /wenn die Seelen ihren Lohn empfangen. +Weisheit Weish 27 3 14 Selig ist auch der Kinderlose, /der sich nicht frevelhaft verging /und gegen den Herrn nichts Böses plante; /besondere Gnade wird seiner Treue zuteil /und ein gar köstlicher Anteil am Tempel des Herrn. +Weisheit Weish 27 3 15 Denn ruhmreich ist der Lohn guter Mühe /und unvergänglich die Wurzel der Klugheit. +Weisheit Weish 27 3 16 Doch die Kinder von Ehebrechern verkümmern /und die Nachkommen einer sündigen Verbindung schwinden dahin. +Weisheit Weish 27 3 17 Auch wenn sie lange leben, gelten sie nichts /und ehrlos ist am Ende ihr Alter. +Weisheit Weish 27 3 18 Sterben sie früh, so haben sie keine Hoffnung /und keinen Trost am Tag des Gerichts; +Weisheit Weish 27 3 19 denn schlimm ist das Ende eines schuldhaften Geschlechts. +Weisheit Weish 27 4 1 Besser ist Kinderlosigkeit mit Tugend; unsterblich ist ihr Ruhm, /sie steht in Ehren bei Gott und bei den Menschen. +Weisheit Weish 27 4 2 Ist sie zugegen, ahmt man sie nach; /ist sie entschwunden, sehnt man sie herbei. /In der Ewigkeit triumphiert sie, /geschmückt mit dem Kranz, /Siegerin im Wettstreit um einen edlen Preis. +Weisheit Weish 27 4 3 Doch die große Kinderschar der Frevler bringt keinen Nutzen; /sie ist ein unechtes Gewächs, /treibt keine Wurzeln in die Tiefe /und fasst keinen sicheren Grund. +Weisheit Weish 27 4 4 Breitet es auch eine Zeit lang üppig seine Zweige aus, /so wird es doch vom Wind hin und her geschüttelt /und von der Gewalt der Stürme entwurzelt. +Weisheit Weish 27 4 5 Die Äste, die noch schwach sind, werden geknickt; /ihre Frucht ist unbrauchbar, unreif und ungenießbar, /zu gar nichts geeignet. +Weisheit Weish 27 4 6 Denn die Kinder eines sündigen Beischlafs /treten im Gericht als Zeugen auf /für die Schlechtigkeit ihrer Eltern. +Weisheit Weish 27 4 7 Der Gerechte aber, kommt auch sein Ende früh, /geht in Gottes Ruhe ein. +Weisheit Weish 27 4 8 Denn ehrenvolles Alter besteht nicht in einem langen Leben /und wird nicht an der Zahl der Jahre gemessen. +Weisheit Weish 27 4 9 Mehr als graues Haar bedeutet für die Menschen die Klugheit /und mehr als Greisenalter wiegt ein Leben ohne Tadel. +Weisheit Weish 27 4 10 Er gefiel Gott und wurde von ihm geliebt; /da er mitten unter Sündern lebte, wurde er entrückt. +Weisheit Weish 27 4 11 Er wurde weggenommen, /damit nicht Schlechtigkeit seine Einsicht verkehrte /und Arglist seine Seele täuschte. +Weisheit Weish 27 4 12 Denn der Reiz des Bösen verdunkelt das Gute /und der Taumel der Begierde verdirbt den arglosen Sinn. +Weisheit Weish 27 4 13 Früh vollendet, hat der Gerechte doch ein volles Leben gehabt; +Weisheit Weish 27 4 14 da seine Seele dem Herrn gefiel, /enteilte sie aus der Mitte des Bösen. /Die Leute sahen es, ohne es zu verstehen; /sie nahmen es sich nicht zu Herzen, +Weisheit Weish 27 4 15 dass Gnade und Erbarmen seinen Auserwählten zuteil wird, /Belohnung seinen Heiligen. +Weisheit Weish 27 4 16 Der Gerechte, der entschlafen ist, /verurteilt die Frevler, die noch leben, /die früh vollendete Jugend /das hohe Alter des Ungerechten. +Weisheit Weish 27 4 17 Die Frevler sehen das Ende des Weisen, /verstehen aber nicht, was der Herr mit ihm wollte /und warum er ihn in Sicherheit brachte. +Weisheit Weish 27 4 18 Sie sehen es und gehen darüber hinweg; /doch der Herr lacht über sie. +Weisheit Weish 27 4 19 Dann werden sie verachtete Leichen sein, /ewiger Spott bei den Toten. /Sie werden verstummen, /wenn er sie kopfüber hinabstürzt /und aus ihren Grundfesten reißt. /Sie werden völlig vernichtet und erleiden Qualen; /die Erinnerung an sie verschwindet. +Weisheit Weish 27 4 20 Zitternd kommen sie zum Gericht über ihre Sünden; /ihre Vergehen treten ihnen entgegen und überführen sie. +Weisheit Weish 27 5 1 Dann wird der Gerechte voll Zuversicht dastehen vor denen, die ihn bedrängt /und seine Mühen verachtet haben. +Weisheit Weish 27 5 2 Wenn sie ihn sehen, packt sie entsetzliche Furcht /und sie geraten außer sich /über seine unerwartete Rettung. +Weisheit Weish 27 5 3 Jetzt denken sie anders; /seufzend und voll Angst sagen sie zueinander: +Weisheit Weish 27 5 4 Dieser war es, den wir einst verlachten, /verspotteten und verhöhnten, wir Toren. /Sein Leben hielten wir für Wahnsinn /und sein Ende für ehrlos. +Weisheit Weish 27 5 5 Jetzt zählt er zu den Söhnen Gottes, /bei den Heiligen hat er sein Erbteil. +Weisheit Weish 27 5 6 Also sind wir vom Weg der Wahrheit abgeirrt; /das Licht der Gerechtigkeit strahlte uns nicht /und die Sonne ging nicht für uns auf. +Weisheit Weish 27 5 7 Bis zum Überdruss gingen wir die Pfade des Unrechts /und des Verderbens /und wanderten durch weglose Wüsten, /aber den Weg des Herrn erkannten wir nicht. +Weisheit Weish 27 5 8 Was nützte uns der Übermut, /was brachten uns Reichtum und Prahlerei? +Weisheit Weish 27 5 9 All das ist vorbei wie ein Schatten, /wie eine flüchtige Nachricht. +Weisheit Weish 27 5 10 Wie wenn ein Schiff durch die wogende Flut fährt: /Ist es vorübergezogen, so ist von ihm keine Spur mehr zu finden, /kein Pfad seines Kiels in den Wellen. +Weisheit Weish 27 5 11 Wie wenn ein Vogel durch die Luft fliegt: /Kein Zeichen findet sich von seiner Bahn, er peitscht die leichte Luft mit seinem Flügelschlag /und durchschneidet sie mit gewaltig rauschenden Schwingen, /doch bleibt kein Zeichen seines Weges in ihr zurück. +Weisheit Weish 27 5 12 Oder wie wenn ein Pfeil auf das Ziel geschossen wird: /Die geteilte Luft strömt sofort wieder zusammen, /sodass man seine Bahn nicht mehr erkennt. +Weisheit Weish 27 5 13 So sind wir ins Dasein getreten, um hinzuschwinden; /wir hatten keinerlei Tugend aufzuweisen, /sondern wurden von unserer Schlechtigkeit verschlungen. +Weisheit Weish 27 5 14 Ja, die Hoffnung des Frevlers ist wie die Spreu, die der Wind verweht, /wie der Gischt, den der Sturm verjagt, /wie der Rauch, den der Wind zerstäubt; /sie schwindet wie die Erinnerung an einen flüchtigen Gast. +Weisheit Weish 27 5 15 Die Gerechten aber leben in Ewigkeit, /der Herr belohnt sie, der Höchste sorgt für sie. +Weisheit Weish 27 5 16 Darum werden sie aus der Hand des Herrn /das Reich der Herrlichkeit empfangen und die Krone der Schönheit. Denn er wird sie mit seiner Rechten behüten /und mit seinem Arm beschützen. +Weisheit Weish 27 5 17 Er rüstet sich mit seinem Eifer /und macht die Schöpfung zur Waffe, mit der er die Feinde bestraft. +Weisheit Weish 27 5 18 Als Panzer zieht er Gerechtigkeit an /und als Helm setzt er strenges Gericht auf. +Weisheit Weish 27 5 19 Als Schild nimmt er unüberwindliche Heiligkeit / +Weisheit Weish 27 5 20 und grimmigen Zorn schärft er zum Schwert; /zusammen mit ihm kämpft die ganze Welt gegen die Toren. +Weisheit Weish 27 5 21 Treffsicher fahren die Blitzespfeile dahin; /abgeschossen aus den Wolken wie von einem wohlgerundeten Bogen, /fliegen sie auf ihr Ziel. +Weisheit Weish 27 5 22 Eine Steinschleuder entsendet Hagelkörner, /die voll von göttlichem Zorn sind. Das Wasser des Meeres wütet gegen die Feinde /und Ströme schlagen grimmig über ihnen zusammen. +Weisheit Weish 27 5 23 Der Atem des Allmächtigen erhebt sich gegen sie /und trägt sie wie ein Sturm davon. So bringt die Gesetzlosigkeit Verheerung über die ganze Erde /und das böse Tun stürzt die Throne der Mächtigen. +Weisheit Weish 27 6 1 Hört also, ihr Könige, und seid verständig, /lernt, ihr Gebieter der ganzen Welt! +Weisheit Weish 27 6 2 Horcht, ihr Herrscher der Massen, /die ihr stolz seid auf Völkerscharen! +Weisheit Weish 27 6 3 Der Herr hat euch die Gewalt gegeben, /der Höchste die Herrschaft, /er, der eure Taten prüft und eure Pläne durchforscht. +Weisheit Weish 27 6 4 Ihr seid Diener seines Reichs, /aber ihr habt kein gerechtes Urteil gefällt, das Gesetz nicht bewahrt /und die Weisung Gottes nicht befolgt. +Weisheit Weish 27 6 5 Schnell und furchtbar wird er kommen und euch bestrafen; /denn über die Großen ergeht ein strenges Gericht. +Weisheit Weish 27 6 6 Der Geringe erfährt Nachsicht und Erbarmen, /doch die Mächtigen werden gerichtet mit Macht. +Weisheit Weish 27 6 7 Denn der Herrscher des Alls scheut niemand /und weicht vor keiner Größe zurück. Er hat Klein und Groß erschaffen /und trägt gleiche Sorge für alle; +Weisheit Weish 27 6 8 den Mächtigen aber droht strenge Untersuchung. +Weisheit Weish 27 6 9 An euch also, ihr Herrscher, richten sich meine Worte, /damit ihr Weisheit lernt und nicht sündigt. +Weisheit Weish 27 6 10 Wer das Heilige heilig hält, wird geheiligt, /und wer sich darin unterweisen lässt, findet Schutz. +Weisheit Weish 27 6 11 Verlangt also nach meinen Worten; /sehnt euch danach und ihr werdet gute Belehrung empfangen. +Weisheit Weish 27 6 12 Strahlend und unvergänglich ist die Weisheit; /wer sie liebt, erblickt sie schnell, /und wer sie sucht, findet sie. +Weisheit Weish 27 6 13 Denen, die nach ihr verlangen, /gibt sie sich sogleich zu erkennen. +Weisheit Weish 27 6 14 Wer sie am frühen Morgen sucht, braucht keine Mühe, /er findet sie vor seiner Türe sitzen. +Weisheit Weish 27 6 15 Über sie nachzusinnen ist vollkommene Klugheit; /wer ihretwegen wacht, wird schnell von Sorge frei. +Weisheit Weish 27 6 16 Sie geht selbst umher, um die zu suchen, die ihrer würdig sind; /freundlich erscheint sie ihnen auf allen Wegen /und kommt jenen entgegen, die an sie denken. +Weisheit Weish 27 6 17 Ihr Anfang ist aufrichtiges Verlangen nach Bildung; /das eifrige Bemühen um Bildung aber ist Liebe. +Weisheit Weish 27 6 18 Liebe ist Halten ihrer Gebote; /Erfüllen der Gebote sichert Unvergänglichkeit, / +Weisheit Weish 27 6 19 und Unvergänglichkeit bringt in Gottes Nähe. +Weisheit Weish 27 6 20 So führt das Verlangen nach Weisheit zur Herrschaft hinauf. +Weisheit Weish 27 6 21 Ihr Herrscher der Völker, wenn ihr Gefallen an Thronen und Zeptern habt, /dann ehrt die Weisheit, damit ihr ewig herrscht. +Weisheit Weish 27 6 22 Ich will verkünden, was die Weisheit ist und wie sie wurde, /und will euch kein Geheimnis verbergen. Ich will ihre Spur vom Anfang der Schöpfung an verfolgen, /ihre Kenntnis will ich verbreiten /und nicht an der Wahrheit vorbeigehen. +Weisheit Weish 27 6 23 Verzehrender Neid soll mich nicht auf meinem Weg begleiten; /denn er hat mit der Weisheit nichts gemein. +Weisheit Weish 27 6 24 Eine große Anzahl von Weisen ist Heil für die Welt, /ein kluger König ist Wohlstand für das Volk. +Weisheit Weish 27 6 25 Lasst euch also durch meine Worte unterweisen; /es wird euch von Nutzen sein. +Weisheit Weish 27 7 1 Auch ich bin ein sterblicher Mensch wie alle anderen, /Nachkomme des ersten, aus Erde gebildeten Menschen. Im Schoß der Mutter wurde ich zu Fleisch geformt, / +Weisheit Weish 27 7 2 zu dem das Blut in zehn Monaten gerann durch den Samen des Mannes /und die Lust, die im Beischlaf hinzukam. +Weisheit Weish 27 7 3 Geboren atmete auch ich die gemeinsame Luft, /ich fiel auf die Erde, die Gleiches von allen erduldet, /und Weinen war mein erster Laut wie bei allen. +Weisheit Weish 27 7 4 In Windeln und mit Sorgen wurde ich aufgezogen; / +Weisheit Weish 27 7 5 kein König trat anders ins Dasein. +Weisheit Weish 27 7 6 Alle haben den einen gleichen Eingang zum Leben; /gleich ist auch der Ausgang. +Weisheit Weish 27 7 7 Daher betete ich und es wurde mir Klugheit gegeben; /ich flehte und der Geist der Weisheit kam zu mir. +Weisheit Weish 27 7 8 Ich zog sie Zeptern und Thronen vor, /Reichtum achtete ich für nichts im Vergleich mit ihr. +Weisheit Weish 27 7 9 Keinen Edelstein stellte ich ihr gleich; /denn alles Gold erscheint neben ihr wie ein wenig Sand /und Silber gilt ihr gegenüber so viel wie Lehm. +Weisheit Weish 27 7 10 Ich liebte sie mehr als Gesundheit und Schönheit /und zog ihren Besitz dem Lichte vor; /denn niemals erlischt der Glanz, /der von ihr ausstrahlt. +Weisheit Weish 27 7 11 Zugleich mit ihr kam alles Gute zu mir, /unzählbare Reichtümer waren in ihren Händen. +Weisheit Weish 27 7 12 Ich freute mich über sie alle, /weil die Weisheit lehrt, sie richtig zu gebrauchen, /wusste aber nicht, dass sie auch deren Ursprung ist. +Weisheit Weish 27 7 13 Uneigennützig lernte ich und neidlos gebe ich weiter; /ihren Reichtum behalte ich nicht für mich. +Weisheit Weish 27 7 14 Ein unerschöpflicher Schatz ist sie für die Menschen; /alle, die ihn erwerben, erlangen die Freundschaft Gottes. /Sie sind empfohlen durch die Gaben der Unterweisung. +Weisheit Weish 27 7 15 Mir aber gewähre Gott, nach meiner Einsicht zu sprechen /und zu denken, wie die empfangenen Gaben es wert sind; denn er ist der Führer der Weisheit /und hält die Weisen auf dem rechten Weg. +Weisheit Weish 27 7 16 Wir und unsere Worte sind in seiner Hand, /auch alle Klugheit und praktische Erfahrung. +Weisheit Weish 27 7 17 Er verlieh mir untrügliche Kenntnis der Dinge, /sodass ich den Aufbau der Welt und das Wirken der Elemente verstehe, +Weisheit Weish 27 7 18 Anfang und Ende und Mitte der Zeiten, /die Abfolge der Sonnenwenden und den Wandel der Jahreszeiten, +Weisheit Weish 27 7 19 den Kreislauf der Jahre und die Stellung der Sterne, +Weisheit Weish 27 7 20 die Natur der Tiere und die Wildheit der Raubtiere, /die Gewalt der Geister und die Gedanken der Menschen, /die Verschiedenheit der Pflanzen und die Kräfte der Wurzeln. +Weisheit Weish 27 7 21 Alles Verborgene und alles Offenbare habe ich erkannt; /denn es lehrte mich die Weisheit, die Meisterin aller Dinge. +Weisheit Weish 27 7 22 In ihr ist ein Geist, /gedankenvoll, heilig, einzigartig, mannigfaltig, zart, beweglich, /durchdringend, unbefleckt, klar, /unverletzlich, das Gute liebend, scharf, +Weisheit Weish 27 7 23 nicht zu hemmen, wohltätig, menschenfreundlich, /fest, sicher, ohne Sorge, alles vermögend, alles überwachend /und alle Geister durchdringend, /die denkenden, reinen und zartesten. +Weisheit Weish 27 7 24 Denn die Weisheit ist beweglicher als alle Bewegung; /in ihrer Reinheit durchdringt und erfüllt sie alles. +Weisheit Weish 27 7 25 Sie ist ein Hauch der Kraft Gottes /und reiner Ausfluss der Herrlichkeit des Allherrschers; /darum fällt kein Schatten auf sie. +Weisheit Weish 27 7 26 Sie ist der Widerschein des ewigen Lichts, /der ungetrübte Spiegel von Gottes Kraft, /das Bild seiner Vollkommenheit. +Weisheit Weish 27 7 27 Sie ist nur eine und vermag doch alles; /ohne sich zu ändern, erneuert sie alles. Von Geschlecht zu Geschlecht tritt sie in heilige Seelen ein /und schafft Freunde Gottes und Propheten; +Weisheit Weish 27 7 28 denn Gott liebt nur den, /der mit der Weisheit zusammenwohnt. +Weisheit Weish 27 7 29 Sie ist schöner als die Sonne /und übertrifft jedes Sternbild. /Sie ist strahlender als das Licht; +Weisheit Weish 27 7 30 denn diesem folgt die Nacht, /doch über die Weisheit siegt keine Schlechtigkeit. +Weisheit Weish 27 8 1 Machtvoll entfaltet sie ihre Kraft von einem Ende zum andern /und durchwaltet voll Güte das All. +Weisheit Weish 27 8 2 Sie habe ich geliebt und gesucht von Jugend auf, /ich suchte sie als Braut heimzuführen /und fand Gefallen an ihrer Schönheit. +Weisheit Weish 27 8 3 Im Umgang mit Gott beweist sie ihren Adel, /der Herr über das All gewann sie lieb. +Weisheit Weish 27 8 4 Eingeweiht in das Wissen Gottes, /bestimmte sie seine Werke. +Weisheit Weish 27 8 5 Ist Reichtum begehrenswerter Besitz im Leben, /was ist dann reicher als die Weisheit, die in allem wirkt? +Weisheit Weish 27 8 6 Wenn Klugheit wirksam ist, /wer in aller Welt ist ein größerer Meister als sie? +Weisheit Weish 27 8 7 Wenn jemand Gerechtigkeit liebt, /in ihren Mühen findet er die Tugenden. Denn sie lehrt Maß und Klugheit, /Gerechtigkeit und Tapferkeit, /die Tugenden, die im Leben der Menschen nützlicher sind als alles andere. +Weisheit Weish 27 8 8 Wenn jemand nach reicher Erfahrung strebt: /sie kennt das Vergangene und errät das Kommende, sie versteht, die Worte schön zu formen und Rätselhaftes zu deuten; /sie weiß im Voraus Zeichen und Wunder /und kennt den Ausgang von Perioden und Zeiten. +Weisheit Weish 27 8 9 So beschloss ich, sie als Lebensgefährtin heimzuführen; /denn ich wusste, dass sie mir guten Rat gibt /und Trost in Sorge und Leid. +Weisheit Weish 27 8 10 Mit ihr werde ich Ruhm beim Volke haben /und trotz meiner Jugend vom Alter geehrt sein. +Weisheit Weish 27 8 11 Ich werde als scharfsinniger Richter gelten /und in den Augen der Mächtigen Staunen erregen. +Weisheit Weish 27 8 12 Schweige ich, so warten sie in Spannung, /spreche ich, so merken sie auf, /rede ich länger, so legen sie die Hand auf den Mund. +Weisheit Weish 27 8 13 Mit ihr werde ich Unsterblichkeit erlangen /und ewigen Ruhm bei der Nachwelt hinterlassen. +Weisheit Weish 27 8 14 Völker werde ich sorgsam leiten /und Nationen werden mir untertan sein. +Weisheit Weish 27 8 15 Schreckliche Tyrannen werden mich fürchten, wenn sie von mir hören; /in der Volksversammlung werde ich mich als tüchtig und im Krieg als tapfer erweisen. +Weisheit Weish 27 8 16 Komme ich nach Hause, /dann werde ich bei ihr ausruhen; denn der Umgang mit ihr hat nichts Bitteres, /das Leben mit ihr kennt keinen Schmerz, /sondern nur Frohsinn und Freude. +Weisheit Weish 27 8 17 Als ich dies bei mir überlegte und in meinem Herzen erwog, /dass das Leben mit der Weisheit Unsterblichkeit bringt, +Weisheit Weish 27 8 18 die Freundschaft mit ihr reine Freude /und die Mühen ihrer Hände unerschöpflichen Reichtum, dass stete Gemeinschaft mit ihr Klugheit bringt /und das Zwiegespräch mit ihr Ruhm -, /da ging ich auf die Suche nach ihr, um sie heimzuführen. +Weisheit Weish 27 8 19 Ich war ein begabtes Kind und hatte eine gute Seele erhalten, +Weisheit Weish 27 8 20 oder vielmehr: gut, wie ich war, kam ich in einen unverdorbenen Leib. +Weisheit Weish 27 8 21 Ich erkannte aber, dass ich die Weisheit nur als Geschenk Gottes erhalten könne - und schon hier war es die Klugheit, die mich erkennen ließ, wessen Gnadengeschenk sie ist. Daher wandte ich mich an den Herrn und sprach zu ihm aus ganzem Herzen: +Weisheit Weish 27 9 1 Gott der Väter und Herr des Erbarmens, /du hast das All durch dein Wort gemacht. +Weisheit Weish 27 9 2 Den Menschen hast du durch deine Weisheit erschaffen, /damit er über deine Geschöpfe herrscht. +Weisheit Weish 27 9 3 Er soll die Welt in Heiligkeit und Gerechtigkeit leiten /und Gericht halten in rechter Gesinnung. +Weisheit Weish 27 9 4 Gib mir die Weisheit, die an deiner Seite thront, /und verstoß mich nicht aus der Schar deiner Kinder! +Weisheit Weish 27 9 5 Ich bin ja dein Knecht, der Sohn deiner Magd, /ein schwacher Mensch, dessen Leben nur kurz ist, /und gering ist meine Einsicht in Recht und Gesetz. +Weisheit Weish 27 9 6 Wäre einer auch vollkommen unter den Menschen, /er wird kein Ansehen genießen, wenn ihm deine Weisheit fehlt. +Weisheit Weish 27 9 7 Du bist es, der mich zum König deines Volkes /und zum Richter deiner Söhne und Töchter erwählt hat. +Weisheit Weish 27 9 8 Du hast befohlen, einen Tempel auf deinem heiligen Berg zu bauen /und einen Altar in der Stadt deiner Wohnung, /ein Abbild des heiligen Zeltes, das du von Anfang an entworfen hast. +Weisheit Weish 27 9 9 Mit dir ist die Weisheit, die deine Werke kennt /und die zugegen war, als du die Welt erschufst. Sie weiß, was dir gefällt /und was recht ist nach deinen Geboten. +Weisheit Weish 27 9 10 Sende sie vom heiligen Himmel /und schick sie vom Thron deiner Herrlichkeit, damit sie bei mir sei und alle Mühe mit mir teile /und damit ich erkenne, was dir gefällt. +Weisheit Weish 27 9 11 Denn sie weiß und versteht alles; /sie wird mich in meinem Tun besonnen leiten /und mich in ihrem Lichtglanz schützen. +Weisheit Weish 27 9 12 Dann wird dir mein Handeln gefallen; /ich werde dein Volk gerecht regieren /und des Throns meines Vaters würdig sein. +Weisheit Weish 27 9 13 Denn welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen, /oder wer begreift, was der Herr will? +Weisheit Weish 27 9 14 Unsicher sind die Berechnungen der Sterblichen /und hinfällig unsere Gedanken; +Weisheit Weish 27 9 15 denn der vergängliche Leib beschwert die Seele /und das irdische Zelt belastet den um vieles besorgten Geist. +Weisheit Weish 27 9 16 Wir erraten kaum, was auf der Erde vorgeht, /und finden nur mit Mühe, was doch auf der Hand liegt; /wer kann dann ergründen, was im Himmel ist? +Weisheit Weish 27 9 17 Wer hat je deinen Plan erkannt, wenn du ihm nicht Weisheit gegeben /und deinen heiligen Geist aus der Höhe gesandt hast? +Weisheit Weish 27 9 18 So wurden die Pfade der Erdenbewohner gerade gemacht /und die Menschen lernten, was dir gefällt; +Weisheit Weish 27 9 19 durch die Weisheit wurden sie gerettet. +Weisheit Weish 27 10 1 Sie hat den Urvater der Welt nach seiner Erschaffung behütet, als er noch allein war; sie hat ihn aus seiner Sünde befreit +Weisheit Weish 27 10 2 und ihm die Kraft gegeben, über alles zu herrschen. +Weisheit Weish 27 10 3 Ein Ungerechter aber, der in seinem Zorn von ihr abfiel, ging durch seine Leidenschaft zugrunde, die ihn zum Brudermord trieb. +Weisheit Weish 27 10 4 Die Weisheit hat die Erde, die seinetwegen überflutet wurde, wieder gerettet und den Gerechten auf wertlosem Holz durch die Wasser gesteuert. +Weisheit Weish 27 10 5 Als die Völker, einmütig nur in ihrer Schlechtigkeit, durch die Verwirrung ihrer Sprache getrennt wurden, erwählte sie den Gerechten und behütete ihn, sodass er vor Gott ohne Tadel war und trotz der Liebe zu seinem Kind stark blieb. +Weisheit Weish 27 10 6 Als die Frevler zugrunde gingen, rettete sie einen Gerechten, sodass er vor dem Feuer fliehen konnte, das auf die fünf Städte fiel; +Weisheit Weish 27 10 7 von ihrer Schlechtigkeit zeugen heute noch rauchendes Ödland und Pflanzen, die zur Unzeit Früchte tragen, und eine Salzsäule ragt als Denkmal einer ungläubigen Seele empor. +Weisheit Weish 27 10 8 Jene, die an der Weisheit achtlos vorübergingen, erlitten nicht nur Schaden, weil sie das Gute nicht erkannten, sondern sie hinterließen auch den Lebenden ein Mahnmal ihrer Torheit, damit nicht verborgen bleibe, worin sie sich verfehlt hatten. +Weisheit Weish 27 10 9 Die Weisheit aber rettete ihre Diener aus jeglicher Mühsal. +Weisheit Weish 27 10 10 Einen Gerechten, der vor dem Zorn des Bruders floh, geleitete sie auf geraden Wegen, zeigte ihm das Reich Gottes und enthüllte ihm heilige Geheimnisse. Sie machte ihn reich bei seiner harten Arbeit und vermehrte den Ertrag seiner Mühen. +Weisheit Weish 27 10 11 Sie half ihm gegen die Habsucht seiner Unterdrücker und verschaffte ihm Wohlstand. +Weisheit Weish 27 10 12 Sie beschützte ihn vor seinen Feinden und gab ihm Sicherheit vor seinen Verfolgern. In einem harten Kampf verlieh sie ihm den Siegespreis, damit er erkannte, dass Gottesfurcht stärker als alles andere ist. +Weisheit Weish 27 10 13 Einen Gerechten, der verkauft worden war, ließ sie nicht im Stich, sondern bewahrte ihn vor der Sünde. +Weisheit Weish 27 10 14 Sie stieg mit ihm in den Kerker hinab und verließ ihn während seiner Gefangenschaft nicht, bis sie ihm das königliche Zepter brachte und Gewalt über seine Bedrücker. Sie überführte alle, die ihn beschuldigt hatten, als Lügner und verlieh ihm ewigen Ruhm. +Weisheit Weish 27 10 15 Sie hat ein heiliges Volk, ein untadeliges Geschlecht, aus der Gewalt einer Nation gerettet, die es unterdrückte. +Weisheit Weish 27 10 16 Sie ging in die Seele eines Dieners des Herrn ein und widerstand schrecklichen Königen durch Zeichen und Wunder. +Weisheit Weish 27 10 17 Sie gab den Heiligen den Lohn ihrer Mühen und geleitete sie auf wunderbarem Weg. Sie wurde ihnen am Tag zum Schutz und in der Nacht zum Sternenlicht. +Weisheit Weish 27 10 18 Sie führte sie durch das Rote Meer und geleitete sie durch gewaltige Wasser. +Weisheit Weish 27 10 19 Ihre Feinde aber ließ sie in der Flut ertrinken und spülte sie aus der Tiefe des Abgrunds ans Land. +Weisheit Weish 27 10 20 Darum plünderten die Gerechten die Frevler aus, sie priesen, Herr, deinen heiligen Namen und lobten einmütig deine schützende Hand. +Weisheit Weish 27 10 21 Denn die Weisheit hat den Mund der Stummen geöffnet und die Zungen der Unmündigen hat sie beredt gemacht. +Weisheit Weish 27 11 1 Sie ließ alles gelingen, was sie unter der Führung des heiligen Propheten unternahmen. +Weisheit Weish 27 11 2 Sie zogen durch eine unbewohnte Wüste und schlugen in unwegsamen Gegenden ihre Zelte auf. +Weisheit Weish 27 11 3 Sie leisteten ihren Feinden Widerstand und wehrten ihre Gegner ab. +Weisheit Weish 27 11 4 Als sie dürsteten und dich anriefen, wurde ihnen Wasser aus schroffem Fels gegeben, sodass sie ihren Durst stillen konnten aus hartem Gestein. +Weisheit Weish 27 11 5 Denn was ihren Feinden zur Strafe wurde, das empfingen sie als Wohltat in ihrer Not. +Weisheit Weish 27 11 6 Der ständig fließende Strom wurde durch schmutziges Blut getrübt. +Weisheit Weish 27 11 7 So wurden jene für den befohlenen Kindermord gestraft. Diesen aber gabst du wider Erwarten reichlich Wasser, +Weisheit Weish 27 11 8 nachdem du ihnen vorher durch ihren Durst gezeigt hattest, wie ihre Gegner von dir bestraft wurden. +Weisheit Weish 27 11 9 Denn als sie geprüft und, wenn auch nur milde, zurechtgewiesen wurden, da erkannten sie, wie die Frevler im Zorn gerichtet und gepeinigt worden waren. +Weisheit Weish 27 11 10 Sie hast du wie ein mahnender Vater auf die Probe gestellt, die Frevler aber wie ein strenger König gerichtet und verurteilt. +Weisheit Weish 27 11 11 Fern von den Gerechten wurden sie ebenso geplagt wie damals, als sie ihnen noch nahe waren; +Weisheit Weish 27 11 12 denn zweifaches Leid und Seufzen brachte ihnen die Erinnerung an das Vergangene: +Weisheit Weish 27 11 13 Als sie nämlich hörten, dass ihre eigene Bestrafung jenen sogar zur Wohltat geworden war, da erkannten sie das Wirken des Herrn. +Weisheit Weish 27 11 14 Den sie einst ausgesetzt und weggeworfen, den sie mit Hohn abgewiesen hatten, den mussten sie am Ende von allem bestaunen, nachdem sie einen viel schlimmeren Durst gelitten hatten als die Gerechten. +Weisheit Weish 27 11 15 Zur Strafe für ihre frevlerische Torheit, in die sie sich verirrt hatten, als sie vernunftloses Gewürm und armseliges Ungeziefer verehrten, sandtest du ihnen eine Menge vernunftloser Tiere. +Weisheit Weish 27 11 16 Sie sollten erkennen: Man wird mit dem gestraft, womit man sündigt. +Weisheit Weish 27 11 17 Für deine allmächtige Hand, die aus ungeformtem Stoff die Welt gestaltet hat, wäre es keine Schwierigkeit gewesen, eine Menge von Bären gegen sie zu senden oder grimmige Löwen +Weisheit Weish 27 11 18 oder unbekannte, neu geschaffene, wuterfüllte Tiere, die Feuer sprühenden Atem aushauchen oder zischenden Dampf ausstoßen oder schreckliche Funken aus den Augen sprühen. +Weisheit Weish 27 11 19 Nicht nur ihre verderbliche Gewalt hätte sie zermalmen, schon ihr Furcht erregender Anblick hätte sie vernichten können. +Weisheit Weish 27 11 20 Aber abgesehen davon hätten sie durch einen einzigen Hauch fallen können, verfolgt von deinem Strafgericht und fortgeweht vom Sturm deiner Macht. Du aber hast alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet. +Weisheit Weish 27 11 21 Denn du bist immer imstande, deine große Macht zu entfalten. Wer könnte der Kraft deines Arms widerstehen? +Weisheit Weish 27 11 22 Die ganze Welt ist ja vor dir wie ein Stäubchen auf der Waage, wie ein Tautropfen, der am Morgen zur Erde fällt. +Weisheit Weish 27 11 23 Du hast mit allen Erbarmen, weil du alles vermagst, und siehst über die Sünden der Menschen hinweg, damit sie sich bekehren. +Weisheit Weish 27 11 24 Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von allem, was du gemacht hast; denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen. +Weisheit Weish 27 11 25 Wie könnte etwas ohne deinen Willen Bestand haben, oder wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre? +Weisheit Weish 27 11 26 Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Herr, du Freund des Lebens. +Weisheit Weish 27 12 1 Denn in allem ist dein unvergänglicher Geist. +Weisheit Weish 27 12 2 Darum bestrafst du die Sünder nur nach und nach; du mahnst sie und erinnerst sie an ihre Sünden, damit sie sich von der Schlechtigkeit abwenden und an dich glauben, Herr. +Weisheit Weish 27 12 3 Du hast auch die früheren Bewohner deines heiligen Landes gehasst, +Weisheit Weish 27 12 4 weil sie abscheuliche Verbrechen verübten, Zauberkünste und unheilige Festbräuche; +Weisheit Weish 27 12 5 sie waren erbarmungslose Kindermörder und verzehrten beim Opfermahl Menschenfleisch und Menschenblut. Darum beschlossest du, mitten im Gelage die Teilnehmer +Weisheit Weish 27 12 6 und deren Eltern, die mit eigener Hand hilflose Wesen töteten, durch die Hände unserer Väter zu vernichten; +Weisheit Weish 27 12 7 denn das Land, das dir vor allen anderen teuer ist, sollte eine seiner würdige Bevölkerung von Gotteskindern erhalten. +Weisheit Weish 27 12 8 Doch selbst mit jenen gingst du schonend um, weil sie Menschen waren; du sandtest deinem Heer Hornissen voraus, um sie nach und nach zu vernichten. +Weisheit Weish 27 12 9 Obgleich du die Macht hattest, in einer Schlacht die Frevler den Gerechten in die Hand zu geben oder sie durch wilde Tiere oder ein unerbittliches Wort mit einem Schlag auszurotten, +Weisheit Weish 27 12 10 vollzogst du doch erst nach und nach die Strafe und ließest so Zeit für die Umkehr. Dabei wusstest du genau, dass ihr Ursprung böse und ihre Schlechtigkeit angeboren war und dass sich ihr Denken in Ewigkeit nicht ändern werde; +Weisheit Weish 27 12 11 sie waren schon von Anfang an ein verfluchter Stamm. Keine Furcht vor irgendjemand hat dich dazu bestimmt, sie für ihre Sünden ohne Strafe zu lassen. +Weisheit Weish 27 12 12 Denn wer darf sagen: Was hast du getan? Wer vermag sich deinem Urteilsspruch zu widersetzen? Wer könnte dich anklagen wegen des Untergangs von Völkern, die du selbst geschaffen hast? Wer wollte gegen dich auftreten als Anwalt schuldiger Menschen? +Weisheit Weish 27 12 13 Denn es gibt keinen Gott außer dir, der für alles Sorge trägt; daher brauchst du nicht zu beweisen, dass du gerecht geurteilt hast. +Weisheit Weish 27 12 14 Kein König und kein Herrscher kann dich zur Rede stellen wegen der Menschen, die du gestraft hast. +Weisheit Weish 27 12 15 Gerecht, wie du bist, verwaltest du das All gerecht und hältst es für unvereinbar mit deiner Macht, den zu verurteilen, der keine Strafe verdient. +Weisheit Weish 27 12 16 Deine Stärke ist die Grundlage deiner Gerechtigkeit und deine Herrschaft über alles lässt dich gegen alles Nachsicht üben. +Weisheit Weish 27 12 17 Stärke beweist du, wenn man an deine unbeschränkte Macht nicht glaubt, und bei denen, die sie kennen, strafst du die trotzige Auflehnung. +Weisheit Weish 27 12 18 Weil du über Stärke verfügst, richtest du in Milde und behandelst uns mit großer Nachsicht; denn die Macht steht dir zur Verfügung, wann immer du willst. +Weisheit Weish 27 12 19 Durch solches Handeln hast du dein Volk gelehrt, dass der Gerechte menschenfreundlich sein muss, und hast deinen Söhnen die Hoffnung geschenkt, dass du den Sündern die Umkehr gewährst. +Weisheit Weish 27 12 20 Du hast die Feinde deiner Kinder, auch wenn sie den Tod verdienten, sehr nachsichtig und nur nach und nach gestraft und ihnen Zeit und Möglichkeit gegeben, sich von ihrer Schlechtigkeit abzuwenden. +Weisheit Weish 27 12 21 Aber wie viel umsichtiger noch hast du deine Söhne bestraft, deren Vätern du Gutes verheißen hast, als du mit ihnen unter Eid den Bund schlossest. +Weisheit Weish 27 12 22 Während du uns erziehst, geißelst du unsere Feinde zehntausendfach, damit wir als Richter deine Güte uns zum Vorbild nehmen und auf Erbarmen hoffen, wenn wir selber vor dem Gericht stehen. +Weisheit Weish 27 12 23 Du hast jene, die in Torheit und Unrecht dahinlebten, mit ihren eigenen Gräueln gepeinigt. +Weisheit Weish 27 12 24 Allzu weit waren sie in die Irre gegangen, als sie die allerhässlichsten und verachtetsten Tiere für Götter hielten und wie unverständige Kinder sich täuschen ließen. +Weisheit Weish 27 12 25 Darum hast du ihnen wie unvernünftigen Kindern eine Strafe gesandt, die sie zum Gespött machte. +Weisheit Weish 27 12 26 Wer sich aber durch eine Strafe, die ihn zum Gespött macht, nicht warnen lässt, der wird eine Strafe erleiden, die der Macht Gottes entspricht. +Weisheit Weish 27 12 27 In ihren Leiden wurden sie zornig über die Tiere, die sie für Götter hielten und mit denen sie jetzt gestraft wurden. So erfuhren sie jenen, von dem sie vorher nichts wissen wollten, und erkannten ihn als den wahren Gott; deshalb war ja auch die äußerste Strafe über sie gekommen. +Weisheit Weish 27 13 1 Töricht waren von Natur alle Menschen, denen die Gotteserkenntnis fehlte. Sie hatten die Welt in ihrer Vollkommenheit vor Augen, ohne den wahrhaft Seienden erkennen zu können. Beim Anblick der Werke erkannten sie den Meister nicht, +Weisheit Weish 27 13 2 sondern hielten das Feuer, den Wind, die flüchtige Luft, den Kreis der Gestirne, die gewaltige Flut oder die Himmelsleuchten für weltbeherrschende Götter. +Weisheit Weish 27 13 3 Wenn sie diese, entzückt über ihre Schönheit, als Götter ansahen, dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel besser ihr Gebieter ist; denn der Urheber der Schönheit hat sie geschaffen. +Weisheit Weish 27 13 4 Und wenn sie über ihre Macht und ihre Kraft in Staunen gerieten, dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel mächtiger jener ist, der sie geschaffen hat; +Weisheit Weish 27 13 5 denn von der Größe und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen. +Weisheit Weish 27 13 6 Dennoch verdienen jene nur geringen Tadel. Vielleicht suchen sie Gott und wollen ihn finden, gehen aber dabei in die Irre. +Weisheit Weish 27 13 7 Sie verweilen bei der Erforschung seiner Werke und lassen sich durch den Augenschein täuschen; denn schön ist, was sie schauen. +Weisheit Weish 27 13 8 Doch auch sie sind unentschuldbar: +Weisheit Weish 27 13 9 Wenn sie durch ihren Verstand schon fähig waren, die Welt zu erforschen, warum fanden sie dann nicht eher den Herrn der Welt? +Weisheit Weish 27 13 10 Unselig aber sind jene, die auf Totes ihre Hoffnung setzen und Werke von Menschenhand als Götter bezeichnen, Gold und Silber, kunstvolle Gebilde und Tiergestalten oder einen nutzlosen Stein, ein Werk uralter Herkunft. +Weisheit Weish 27 13 11 Da sägte ein Holzschnitzer einen geeigneten Baum ab, entrindete ihn ringsum geschickt, bearbeitete ihn sorgfältig und machte daraus ein nützliches Gerät für den täglichen Gebrauch. +Weisheit Weish 27 13 12 Die Abfälle seiner Arbeit verwendete er, um sich die Nahrung zu bereiten, und aß sich satt. +Weisheit Weish 27 13 13 Was dann noch übrig blieb und zu nichts brauchbar war, ein krummes, knotiges Stück Holz, das nahm er, schnitzte daran so eifrig und fachgemäß, wie man es tut, wenn man am Abend von der Arbeit abgespannt ist, formte es zum Bild eines Menschen +Weisheit Weish 27 13 14 oder machte es einem armseligen Tier ähnlich, beschmierte es mit Mennig und roter Schminke, überstrich alle schadhaften Stellen, +Weisheit Weish 27 13 15 machte ihm eine würdige Wohnstatt, stellte es an der Wand auf und befestigte es mit Eisen. +Weisheit Weish 27 13 16 So sorgte er dafür, dass es nicht herunterfiel, wusste er doch, dass es sich nicht helfen kann; es ist ein Bild und braucht Hilfe. +Weisheit Weish 27 13 17 Aber wenn er um Besitz, Ehe und Kinder betet, dann schämt er sich nicht, das Leblose anzureden. Um Gesundheit ruft er das Kraftlose an, +Weisheit Weish 27 13 18 Leben begehrt er vom Toten. Hilfe erfleht er vom ganz Hilflosen und gute Reise von dem, was nicht einmal den Fuß bewegen kann. +Weisheit Weish 27 13 19 Für seine Arbeit, für Gewinn und Erfolg seines Handwerks bittet er um Kraft von einem, dessen Hände völlig kraftlos sind. +Weisheit Weish 27 14 1 Ein anderer, der sich zu einer Seefahrt rüstet, auf der er wilde Wogen durchqueren wird, ruft ein Holz an, das gebrechlicher ist als das Fahrzeug, das ihn trägt. +Weisheit Weish 27 14 2 Das Fahrzeug hat der Erwerbstrieb ersonnen und die Weisheit eines Künstlers hergestellt. +Weisheit Weish 27 14 3 Deine Vorsehung, Vater, steuert es; denn du hast auch im Meer einen Weg gebahnt und in den Wogen einen sicheren Pfad. +Weisheit Weish 27 14 4 Damit zeigst du, dass du imstande bist, aus jeder Lage zu retten, so dass auch jemand, der keine Erfahrung hat, ein Schiff besteigen kann. +Weisheit Weish 27 14 5 Du willst, dass die Werke deiner Weisheit nicht ungenutzt bleiben. Darum vertrauen Menschen ihr Leben sogar einem winzigen Holz an und fahren wohlbehalten auf einem Floss durch die Brandung. +Weisheit Weish 27 14 6 So hat auch in der Urzeit beim Untergang der übermütigen Riesen die Hoffnung der Welt sich auf ein Floss geflüchtet und, durch deine Hand gesteuert, der Welt den Samen eines neuen Geschlechtes hinterlassen. +Weisheit Weish 27 14 7 Denn Segen ruht auf dem Holz, durch das Gerechtigkeit geschieht. +Weisheit Weish 27 14 8 Fluch hingegen trifft das von Händen geformte Holz und seinen Bildner, ihn, weil er es bearbeitet hat, jenes, weil es Gott genannt wurde, obwohl es vergänglich ist. +Weisheit Weish 27 14 9 Denn Gott sind in gleicher Weise Frevler wie Frevel verhasst; +Weisheit Weish 27 14 10 mit dem Bildner wird sein Werk der Strafe verfallen. +Weisheit Weish 27 14 11 Darum kommt auch über die Götzenbilder der Völker das Gericht, weil sie in Gottes Schöpfung zum Gräuel geworden sind, zum Anstoß für die Seelen der Menschen und zur Schlinge für die Füße der Toren. +Weisheit Weish 27 14 12 Mit dem Gedanken an Götzenbilder beginnt der Abfall und ihre Erfindung führt zur Sittenverderbnis. +Weisheit Weish 27 14 13 Weder waren sie von Anfang an da, noch werden sie ewig bleiben. +Weisheit Weish 27 14 14 Durch die eitle Ruhmsucht der Menschen sind sie in die Welt gekommen; darum ist ihnen auch ein jähes Ende zugedacht. +Weisheit Weish 27 14 15 Bedrückt durch allzu frühe Trauer ließ ein Vater von seinem Kind, das gar schnell hinweggerafft wurde, ein Bildnis machen; so ehrte er einen toten Menschen als Gott und führte bei seinen Leuten geheime Kulte und festliche Bräuche ein. +Weisheit Weish 27 14 16 Im Lauf der Zeit verfestigte sich die frevelhafte Sitte und wurde schließlich als Gesetz befolgt; +Weisheit Weish 27 14 17 die Standbilder erhielten auf Anordnung der Herrscher göttliche Verehrung. Konnten die Menschen einen König nicht unmittelbar ehren, weil er weit weg wohnte, dann vergegenwärtigten sie den Fernen; sie machten von dem verehrten König ein Bildnis, das allen sichtbar war, um dem Abwesenden, als ob er gegenwärtig wäre, mit Eifer zu huldigen. +Weisheit Weish 27 14 18 Der Ehrgeiz des Künstlers führte dazu, dass auch jene, die den König gar nicht kannten, ihm göttliche Verehrung erwiesen. +Weisheit Weish 27 14 19 Wohl um dem Herrscher zu gefallen, bot er seine ganze Kunst auf, um ihn schöner darzustellen, als er war. +Weisheit Weish 27 14 20 Von der Anmut des Bildes hingerissen, betete die Menge den, der noch kurz zuvor nur als Mensch geehrt wurde, jetzt wie einen Gott an. +Weisheit Weish 27 14 21 Der Welt ist dies zum Verhängnis geworden: Die Menschen haben, unter dem Druck von Unglück oder Herrschermacht, Stein und Holz den Namen beigelegt, der mit niemand geteilt werden kann. +Weisheit Weish 27 14 22 Als ob es nicht genug wäre, in der Erkenntnis Gottes zu irren, nennen sie in dem heftigen Zwiespalt, den die Unwissenheit in ihr Leben bringt, so große Übel auch noch Frieden. +Weisheit Weish 27 14 23 Bei kindermörderischen Festbräuchen, heimlichen Kulten oder wilden Gelagen mit fremdartigen Sitten +Weisheit Weish 27 14 24 halten sie weder Leben noch Ehe rein, sondern einer tötet heimtückisch den andern oder beleidigt ihn durch Ehebruch. +Weisheit Weish 27 14 25 Alles ist ein wirres Gemisch von Blut und Mord, Diebstahl und Betrug, Verdorbenheit, Untreue, Aufruhr und Meineid; +Weisheit Weish 27 14 26 es herrscht Umkehrung der Werte, undankbare Vergesslichkeit, Befleckung der Seelen, widernatürliche Unzucht, Zerrüttung der Ehen, Ehebruch und Zügellosigkeit. +Weisheit Weish 27 14 27 Die Verehrung der namenlosen Götzenbilder ist aller Übel Anfang, Ursache und Höhepunkt. +Weisheit Weish 27 14 28 Sie rasen im Freudentaumel, weissagen Lügen, leben in Ungerechtigkeit oder schwören leichthin einen Meineid. +Weisheit Weish 27 14 29 Im Vertrauen auf leblose Götzen fürchten sie nicht, dass ihre Meineide ihnen schaden könnten. +Weisheit Weish 27 14 30 Jedoch für beides wird sie die gerechte Strafe treffen: dass sie sich von Gott eine verkehrte Vorstellung machten, indem sie Götzenbilder verehrten, und dass sie unter Missachtung der Heiligkeit des Eides hinterlistig und ungerecht schworen. +Weisheit Weish 27 14 31 Es ist nie die Macht derer, bei denen sie schworen, sondern immer die den Sündern gebührende Strafe, die die Vergehen der Frevler verfolgt. +Weisheit Weish 27 15 1 Du aber, unser Gott, bist gütig, wahrhaftig und langmütig; voll Erbarmen durchwaltest du das All. +Weisheit Weish 27 15 2 Auch wenn wir sündigen, gehören wir dir, da wir deine Stärke kennen; doch wir wollen nicht sündigen, da wir wissen, dass wir dein Eigentum sind. +Weisheit Weish 27 15 3 Denn es ist vollendete Gerechtigkeit, dich zu verstehen; und deine Stärke zu kennen ist die Wurzel der Unsterblichkeit. +Weisheit Weish 27 15 4 Die arglistige Erfindung der Menschen hat uns nicht verführt, die unfruchtbare Arbeit der Maler, eine mit bunten Farben besudelte Gestalt. +Weisheit Weish 27 15 5 Ihr Anblick erregt die Sehnsucht der Toren und weckt in ihnen das Verlangen nach der leblosen Gestalt eines toten Bildes. +Weisheit Weish 27 15 6 Liebhaber des Bösen und solcher Hoffnungen würdig sind alle, die es anfertigen, die nach ihm verlangen und die es anbeten. +Weisheit Weish 27 15 7 Der Töpfer knetet mühsam den weichen Ton, um daraus Gefäße zu unserem Gebrauch zu formen. Aus dem gleichen Lehm bildet er solche, die sauberen Zwecken dienen, und solche für das Gegenteil, alle in gleicher Weise; über den Gebrauch eines jeden entscheidet der Töpfer. +Weisheit Weish 27 15 8 Aus dem gleichen Lehm formt er in verkehrter Mühe auch einen nichtigen Gott, er, der vor kurzem aus Erde entstand und bald dorthin zurückkehrt, woher er genommen ist, wenn seine Seele, das ihm anvertraute Darlehen, zurückgefordert wird. +Weisheit Weish 27 15 9 Doch es kümmert ihn nicht, dass er dahinschwinden wird und nur ein kurzes Leben hat. Er wetteifert mit Goldschmieden und Silbergießern, er ahmt Kupferschmiede nach und sieht seinen Ruhm darin, Trugbilder zu formen. +Weisheit Weish 27 15 10 Asche ist sein Herz, noch weniger wert als Erdenstaub seine Hoffnung, und sein Leben ist wertloser als Lehm. +Weisheit Weish 27 15 11 Seinen eigenen Bildner hat er nämlich nicht erkannt, den, der ihm eine wirkende Seele eingehaucht und Lebensatem eingeblasen hat. +Weisheit Weish 27 15 12 Nein, er hält unser Leben für ein Kinderspiel, das Dasein für einen einträglichen Jahrmarkt; er sagt, man müsse aus allem, auch aus Schlechtem, Gewinn ziehen. +Weisheit Weish 27 15 13 Denn er weiß besser als alle, dass er sündigt, wenn er aus dem gleichen Erdenstoff nicht nur zerbrechliche Gefäße, sondern auch Götzenbilder fertigt. +Weisheit Weish 27 15 14 Ganz unverständig aber und ärmer als eines Kindes Seele waren die Feinde, die dein Volk knechteten. +Weisheit Weish 27 15 15 Sie hielten alle Götzen der Völker für Götter, Götter, die weder ihre Augen gebrauchen können, um zu sehen, noch ihre Nase, um die Luft zu atmen, noch ihre Ohren, um zu hören, noch die Finger ihrer Hände, um zu tasten, und deren Füße nicht gehen können. +Weisheit Weish 27 15 16 Ein Mensch hat sie gemacht, einer, dem der Geist nur geliehen ist, hat sie gebildet; kein Mensch hat die Kraft, einen Gott zu bilden, der auch nur ihm selber ähnlich wäre. +Weisheit Weish 27 15 17 Als Sterblicher schafft er mit frevelhaften Händen nur Totes. Er ist besser als seine angebeteten Gebilde; denn er bekam einmal Leben, diese aber nie. +Weisheit Weish 27 15 18 Sie verehren sogar die widerlichsten Tiere, die dümmsten im Vergleich mit den anderen, +Weisheit Weish 27 15 19 solche, die nicht einmal schön sind, sodass man an ihnen Gefallen finden könnte, soweit das beim Anblick von Tieren möglich ist, die zudem Gottes Lob und seinen Segen verloren haben. +Weisheit Weish 27 16 1 Darum wurden sie mit Recht durch ähnliche Tiere gezüchtigt und durch eine Menge von Ungeziefer gequält. +Weisheit Weish 27 16 2 Während sie auf solche Weise gezüchtigt wurden, hast du deinem Volk eine Wohltat erwiesen und mit den Wachteln seinem heftigen Verlangen eine fremdartige Nahrung gegeben. +Weisheit Weish 27 16 3 Während jenen in ihrem Hunger die Esslust verging wegen der Hässlichkeit der gegen sie gesandten Tiere, bekamen diese nach nur kurzer Entbehrung sogar eine fremdartige Speise. +Weisheit Weish 27 16 4 Über jene Unterdrücker sollte unabwendbarer Hunger kommen; diese aber sollten nur kurz spüren, wie ihre Feinde gequält wurden. +Weisheit Weish 27 16 5 Auch damals, als die schreckliche Wut wilder Tiere über sie hereinbrach und sie durch die Bisse tückischer Schlangen umkamen, dauerte dein Zorn nicht bis ans Ende. +Weisheit Weish 27 16 6 Zur Warnung wurden sie nur kurz in Schrecken versetzt und bekamen ein Rettungszeichen, damit sie sich an die Vorschrift deines Gesetzes erinnerten. +Weisheit Weish 27 16 7 Wer sich dorthin wandte, wurde nicht durch das gerettet, was er anschaute, sondern durch dich, den Retter aller. +Weisheit Weish 27 16 8 Dadurch hast du unsere Feinde überzeugt, dass du es bist, der aus allem Übel erlöst. +Weisheit Weish 27 16 9 Denn sie wurden durch die Bisse der Heuschrecken und der Stechfliegen getötet, ohne dass es ein Heilmittel für sie gab; sie verdienten es ja, durch solches Ungeziefer gezüchtigt zu werden. +Weisheit Weish 27 16 10 Deine Söhne aber wurden nicht einmal durch die Zähne Gift spritzender Schlangen überwältigt; denn dein Erbarmen kam ihnen zu Hilfe und heilte sie. +Weisheit Weish 27 16 11 Sie wurden gebissen, aber schnell wieder gerettet, damit sie sich an deine Worte erinnerten; denn sie sollten nicht in tiefes Vergessen versinken, sondern sich ungehindert deiner Wohltaten erfreuen. +Weisheit Weish 27 16 12 Weder Kraut noch Wundpflaster machte sie gesund, sondern dein Wort, Herr, das alles heilt. +Weisheit Weish 27 16 13 Du hast Gewalt über Leben und Tod; du führst zu den Toren der Unterwelt hinab und wieder herauf. +Weisheit Weish 27 16 14 Ein Mensch kann zwar in seiner Schlechtigkeit töten; doch den entschwundenen Geist holt er nicht zurück und die weggenommene Seele kann er nicht befreien. +Weisheit Weish 27 16 15 Unmöglich ist es, deiner Hand zu entfliehen. +Weisheit Weish 27 16 16 Denn die Frevler, die behaupten, dich nicht zu kennen, wurden durch die Kraft deines Armes gezüchtigt: Ungewöhnliche Regengüsse, Hagelschauer und schreckliche Wolkenbrüche peitschten auf sie nieder und Feuer verzehrte sie. +Weisheit Weish 27 16 17 Das Seltsamste war, dass das Wasser, das sonst alles löscht, die Kraft des Feuers noch verstärkte; denn die Natur kämpft für die Gerechten. +Weisheit Weish 27 16 18 Das eine Mal wurde die Flamme gezähmt, damit sie nicht die Tiere verzehrte, die gegen die Ruchlosen gesandt waren; diese sollten sehen und erkennen, dass sie von Gottes Strafe verfolgt wurden. +Weisheit Weish 27 16 19 Das andere Mal brannte die Flamme mit ungewöhnlicher Kraft mitten im Wasser, um die Erzeugnisse des schuldbeladenen Landes zu vernichten. +Weisheit Weish 27 16 20 Dein Volk dagegen nährtest du mit der Speise der Engel und unermüdlich gabst du ihm fertiges Brot vom Himmel. Deine Gabe gewährte jeden Genuss und entsprach jedem Geschmack; +Weisheit Weish 27 16 21 sie offenbarte deine zarte Liebe zu deinen Kindern. Sie erfüllte das Verlangen eines jeden, der sie genoss, und verwandelte sich in alles, was einer wollte. +Weisheit Weish 27 16 22 Schnee und Eis hielten dem Feuer stand und schmolzen nicht. Deine Kinder sollten erkennen, dass nur die Früchte der Feinde vom Feuer vernichtet wurden, das im Hagel brannte und in den Regengüssen blitzte, +Weisheit Weish 27 16 23 und dass es umgekehrt sogar seine eigene Kraft vergaß, damit die Gerechten Nahrung hätten. +Weisheit Weish 27 16 24 Denn die Schöpfung, die dir, ihrem Schöpfer, dient, steigert ihre Kräfte, um die Schuldigen zu bestrafen, und hält sie zurück, um denen Gutes zu tun, die auf dich vertrauen. +Weisheit Weish 27 16 25 Darum diente sie auch damals deinem Geschenk, das alle ernährte, und verwandelte sich in alles, was die Bittenden wünschten. +Weisheit Weish 27 16 26 Deine geliebten Söhne, Herr, sollten daraus lernen: Nicht die verschiedenartigen Früchte ernähren den Menschen, sondern dein Wort erhält alle, die dir vertrauen. +Weisheit Weish 27 16 27 Denn dasselbe, das vom Feuer nicht vernichtet wurde, schmolz sogleich, wenn es ein flüchtiger Sonnenstrahl erwärmte. +Weisheit Weish 27 16 28 So sollte man erkennen, dass man, um dir zu danken, der Sonne zuvorkommen und sich noch vor dem Aufgang des Lichtes an dich wenden muss. +Weisheit Weish 27 16 29 Denn die Hoffnung des Undankbaren schmilzt wie winterlicher Reif und verrinnt wie unnützes Wasser. +Weisheit Weish 27 17 1 Groß und nicht zu ergründen sind deine Entscheide; darum verfiel in Irrtum, wer sich nicht belehren ließ. +Weisheit Weish 27 17 2 Denn die Frevler meinten, das heilige Volk knechten zu können; und jetzt lagen sie da, Gefangene der Finsternis, Gefesselte einer langen Nacht, eingeschlossen in den Häusern, von der ewigen Vorsehung verbannt. +Weisheit Weish 27 17 3 Sie glaubten, mit ihren geheimen Sünden unter der dunklen Decke der Vergessenheit verborgen zu sein; da packte sie furchtbares Entsetzen. Sie wurden durch Trugbilder aufgeschreckt und auseinander gejagt. +Weisheit Weish 27 17 4 Auch der geheimste Winkel, in den sie sich flüchteten, konnte sie nicht vor Furcht bewahren; Schrecken erregendes Getöse umbrauste sie, und düstere Gespenster mit finsteren Mienen tauchten auf. +Weisheit Weish 27 17 5 Keine Kraft irgendeines Feuers war stark genug, Licht zu bringen; nicht einmal der strahlende Glanz der Gestirne vermochte es, diese entsetzliche Nacht zu erhellen. +Weisheit Weish 27 17 6 Nur einen schaurigen Feuerherd, der sich von selbst entzündet hatte, sahen sie aufglühen; verschwand die Erscheinung, so hielten sie, außer sich vor Entsetzen, die Dinge, die sie sahen, für noch schlimmer. +Weisheit Weish 27 17 7 Da versagten die Gaukeleien der Zauberkunst und die Probe auf das prahlerische Wissen fiel schmählich aus. +Weisheit Weish 27 17 8 Jene, die immer versprachen, Furcht und Verwirrung von der kranken Seele zu bannen, krankten nun selber an einer lächerlichen Angst. +Weisheit Weish 27 17 9 Auch wenn nichts Schreckliches sie ängstigte, wurden sie durch raschelndes Getier und zischelnde Schlangen aufgescheucht und vergingen vor Furcht. Nicht einmal in die Luft wollten sie blicken, der man doch nirgends entfliehen kann. +Weisheit Weish 27 17 10 Denn die Schlechtigkeit bezeugt selbst ihr feiges Wesen, wenn sie gestraft wird. Unter dem Druck des Gewissens befürchtet sie immer das Schlimmste. +Weisheit Weish 27 17 11 Furcht ist ja nichts anderes als der Verzicht auf die von der Vernunft angebotene Hilfe. +Weisheit Weish 27 17 12 Je weniger man solche Hilfe erwartet, umso schlimmer erscheint es, die Ursache der Qual nicht zu kennen. +Weisheit Weish 27 17 13 In Wahrheit hatte jene Nacht keine Gewalt; aus den Tiefen der machtlosen Totenwelt war sie heraufgestiegen. Sie aber, die wie sonst schlafen wollten, +Weisheit Weish 27 17 14 wurden bald durch Schreckgespenster aufgescheucht, bald durch Mutlosigkeit gelähmt; denn plötzliche und unerwartete Furcht hatte sie befallen. +Weisheit Weish 27 17 15 So wurde jeder dort, wo er zu Boden sank, ein Gefangener, der in einen Kerker ohne Eisenfesseln eingeschlossen war. +Weisheit Weish 27 17 16 Ob Bauer oder Hirt oder ein Taglöhner, der einsam arbeitete, alle wurden überrascht und mussten sich dem unentrinnbaren Zwang fügen, alle wurden durch die gleiche Kette der Finsternis gefesselt. +Weisheit Weish 27 17 17 Das Pfeifen des Windes, der wohlklingende Gesang der Vögel auf den Zweigen der Bäume, das Rauschen ungestüm strömender Wasser, das wilde Donnern stürzender Felsen, +Weisheit Weish 27 17 18 das Laufen hüpfender Tiere, die man nicht sehen konnte, das laute Gebrüll wilder Raubtiere, das aus den Schluchten der Berge zurückgeworfene Echo: alles und jedes jagte ihnen lähmende Furcht ein. +Weisheit Weish 27 17 19 Die ganze Welt stand in strahlendem Licht und alle gingen ungehindert ihrer Arbeit nach. +Weisheit Weish 27 17 20 Nur über jene breitete sich drückende Nacht aus, Bild der Finsternis, die sie dereinst aufnehmen sollte. Doch mehr als unter der Finsternis litten sie unter ihrer eigenen Angst. +Weisheit Weish 27 18 1 Deinen Heiligen dagegen strahlte hellstes Licht. Die anderen hörten ihre Stimme, ohne sie selbst zu sehen, und priesen sie glücklich, mochten diese vorher noch so viel erduldet haben. +Weisheit Weish 27 18 2 Sie dankten ihnen, dass sie für das früher erlittene Unrecht keine Rache nahmen, und baten um Verzeihung für ihr feindliches Verhalten. +Weisheit Weish 27 18 3 Statt jener Finsternis gabst du den Deinen eine flammende Feuersäule als Führerin auf unbekanntem Weg, als freundliche Sonne auf ihrer ruhmvollen Wanderung. +Weisheit Weish 27 18 4 Jene hingegen hatten es verdient, des Lichtes beraubt und in Finsternis gefangen zu sein, weil sie einst deine Söhne eingeschlossen und gefangen hielten, durch die das unvergängliche Licht des Gesetzes der Welt gegeben werden sollte. +Weisheit Weish 27 18 5 Sie hatten beschlossen, die Kinder der Heiligen zu töten, und nur ein einziges Kind wurde ausgesetzt und gerettet. Zur Strafe hast du ihnen viele ihrer eigenen Kinder weggenommen und sie alle auf einmal in gewaltiger Wasserflut vernichtet. +Weisheit Weish 27 18 6 Jene Nacht wurde unseren Vätern vorher angekündigt; denn sie sollten zuversichtlich sein und sicher wissen, welchen eidlichen Zusagen sie vertrauen konnten. +Weisheit Weish 27 18 7 So erwartete dein Volk die Rettung der Gerechten und den Untergang der Feinde. +Weisheit Weish 27 18 8 Während du die Gegner straftest, hast du uns zu dir gerufen und verherrlicht. +Weisheit Weish 27 18 9 Denn im Verborgenen feierten die frommen Söhne der Guten ihr Opferfest; sie verpflichteten sich einmütig auf das göttliche Gesetz, dass die Heiligen in gleicher Weise Güter wie Gefahren teilen sollten, und sangen schon im Voraus die Loblieder der Väter. +Weisheit Weish 27 18 10 Da hallte ihnen das wirre Geschrei der Feinde entgegen und sie hörten die laute Klage über die toten Kinder. +Weisheit Weish 27 18 11 Das gleiche Urteil traf Herrn und Knecht; der Mann aus dem Volk und der König hatten das gleiche Leid zu tragen. +Weisheit Weish 27 18 12 Durch die gleiche Todesart hatten alle zusammen unzählige Tote. Es waren nicht genügend Lebende da, um sie zu begraben; denn mit einem Schlag waren die besten Nachkommen vernichtet worden. +Weisheit Weish 27 18 13 Bisher waren sie durch die Künste ihrer Zauberer ungläubig geblieben; jetzt aber mussten sie beim Untergang der Erstgeborenen bekennen: Dieses Volk ist Gottes Sohn. +Weisheit Weish 27 18 14 Als tiefes Schweigen das All umfing und die Nacht bis zur Mitte gelangt war, +Weisheit Weish 27 18 15 da sprang dein allmächtiges Wort vom Himmel, vom königlichen Thron herab als harter Krieger mitten in das dem Verderben geweihte Land. +Weisheit Weish 27 18 16 Es trug das scharfe Schwert deines unerbittlichen Befehls, trat hin und erfüllte alles mit Tod; es berührte den Himmel und stand auf der Erde. +Weisheit Weish 27 18 17 Plötzlich schreckten sie furchtbare Traumgesichte auf und ungeahnte Ängste überfielen sie. +Weisheit Weish 27 18 18 Einer stürzte hier, ein anderer dort halb tot zu Boden und bekannte, aus welchem Grund er sterben musste. +Weisheit Weish 27 18 19 Denn die erschreckenden Träume hatten es ihnen vorausgesagt; sie sollten nicht umkommen, ohne zu wissen, warum sie so Schlimmes erlitten. +Weisheit Weish 27 18 20 Auch die Gerechten lernten eine Probe des Todes kennen: Eine große Anzahl wurde in der Wüste dahingerafft; doch der Zorn hielt nicht lange an. +Weisheit Weish 27 18 21 Ein Mann ohne Tadel sprang als Vorkämpfer ein mit der Waffe seines heiligen Dienstes, mit Gebet und sühnendem Räucherwerk. Er trat dem Zorn entgegen, machte dem Unheil ein Ende und zeigte so, dass er dein Diener war. +Weisheit Weish 27 18 22 Er überwand die Not nicht durch Körperkraft und nicht durch Waffengewalt, sondern durch das Wort bezwang er den Strafenden, indem er ihn an die eidlich bekräftigten Bündnisse mit den Vätern erinnerte. +Weisheit Weish 27 18 23 Denn als die Toten sich schon häuften, trat er dazwischen, hielt seinen Ansturm auf und schnitt ihm den Weg zu den Lebenden ab. +Weisheit Weish 27 18 24 Auf seinem langen Gewand war die ganze Welt dargestellt, auf den vier Reihen der Edelsteine waren die ruhmreichen Namen der Väter eingeschnitten und auf seinem Stirnband dein hoheitsvoller Name. +Weisheit Weish 27 18 25 Davor wich der Verderber voll Furcht zurück; denn es genügte schon diese Probe des Zornes. +Weisheit Weish 27 19 1 Über die Frevler kam erbarmungsloser Zorn, bis sie vernichtet waren; denn Gott wusste im Voraus, wie sie sich verhalten würden: +Weisheit Weish 27 19 2 Sie selbst hatten den Abzug der Gerechten gestattet und sie sogar dazu gedrängt; dann aber änderten sie ihren Sinn und verfolgten sie. +Weisheit Weish 27 19 3 Sie waren noch mit der Bestattung der Toten beschäftigt und klagten an ihren Gräbern, als sie in ihrer Torheit einen anderen Entschluss fassten und denen wie Entlaufenen nachsetzten, denen sie flehentlich zugeredet hatten wegzugehen. +Weisheit Weish 27 19 4 Das selbst verschuldete Verhängnis trieb sie in diesen Untergang und ließ sie alles vergessen, was geschehen war; denn sie sollten über die bisherigen Plagen hinaus die äußerste Strafe erleiden. +Weisheit Weish 27 19 5 Deinem Volk aber sollte sich ein unerwarteter Weg eröffnen, während jene einen ungewöhnlichen Tod fanden. +Weisheit Weish 27 19 6 Das Wesen der ganzen Schöpfung wurde neu gestaltet; sie gehorchte deinen Befehlen, damit deine Kinder unversehrt bewahrt blieben. +Weisheit Weish 27 19 7 Man sah die Wolke, die das Lager überschattete, trockenes Land tauchte auf, wo zuvor Wasser war; es zeigte sich ein Weg ohne Hindernisse durch das Rote Meer, eine grüne Ebene stieg aus der gewaltigen Flut. +Weisheit Weish 27 19 8 Von deiner Hand behütet, zogen sie vollzählig hindurch und sahen staunenswerte Wunder. +Weisheit Weish 27 19 9 Sie weideten wie Rosse, hüpften wie Lämmer und lobten dich, Herr, ihren Retter. +Weisheit Weish 27 19 10 Denn sie dachten zudem auch an das, was im fremden Land geschehen war: wie Mücken nicht von Tieren, sondern von der Erde hervorgebracht wurden und wie der Fluss nicht Wassertiere, sondern eine Menge Frösche auswarf. +Weisheit Weish 27 19 11 Schließlich sahen sie auch Vögel auf eine neue Weise entstehen, als sie, um ihre Gier zu befriedigen, nach üppigen Speisen verlangten. +Weisheit Weish 27 19 12 Zu ihrem Trost entstiegen nämlich Wachteln dem Meer. +Weisheit Weish 27 19 13 Die Strafen kamen über die Sünder nicht ohne Warnung durch wuchtige Blitze. Mit Recht mussten sie für ihre bösen Taten leiden, weil sie einen so schlimmen Fremdenhass gezeigt hatten. +Weisheit Weish 27 19 14 Während andere die Unbekannten, die zu ihnen kamen, nicht aufnahmen, machten diese sogar Gäste, die ihre Wohltäter waren, zu Sklaven. +Weisheit Weish 27 19 15 Noch mehr: Gewiss wird auch jene eine Strafe treffen, weil sie Fremde feindselig empfangen hatten; +Weisheit Weish 27 19 16 diese aber haben Gäste, die sie festlich aufgenommen hatten und die schon die gleichen Bürgerrechte genossen, mit schwerem Frondienst geplagt. +Weisheit Weish 27 19 17 Wie jene an der Türe des Gerechten mit Blindheit geschlagen wurden, so auch diese, als sie von dichter Finsternis umgeben waren und jeder versuchte, seine Türe zu finden. +Weisheit Weish 27 19 18 Die Elemente verändern sich untereinander, wie auf einer Harfe die Töne den Rhythmus ändern und doch den gleichen Klang behalten. Dies lässt sich aus der Betrachtung der Geschehnisse deutlich erkennen. +Weisheit Weish 27 19 19 Landtiere verwandelten sich in Wassertiere und schwimmende Tiere stiegen ans Land. +Weisheit Weish 27 19 20 Das Feuer steigerte im Wasser die ihm eigene Kraft und das Wasser vergaß seine löschende Wirkung. +Weisheit Weish 27 19 21 Flammen verzehrten nicht das Fleisch der hinfälligen Tiere, die hineingerieten, noch schmolz im Feuer die eisartige, leicht schmelzende himmlische Speise. +Weisheit Weish 27 19 22 In allem hast du, Herr, dein Volk groß gemacht und verherrlicht; du hast es nicht im Stich gelassen, sondern bist ihm immer und überall beigestanden. Sir 1:1 [1//5] Vieles und Großes ist uns durch das Gesetz, die Propheten und die anderen Schriften, die ihnen folgen, geschenkt worden. Dafür ist Israel zu loben wegen seiner Bildung und Weisheit. Doch soll jeder, der sie zu lesen versteht, nicht nur sich selbst daran bilden, sondern die Gelehrten sollen auch imstande sein, andere durch Wort und Schrift zu fördern. [1//6] So befasste sich mein Großvater Jesus sorgfältig mit dem Gesetz, mit den Propheten und mit den anderen von den Vätern überkommenen Schriften. Er verschaffte sich eine gründliche Kenntnis von ihnen und fühlte sich dann gedrängt, auch selbst etwas zu schreiben, um dadurch Bildung und Weisheit zu fördern. Wer es sich mit Liebe aneignet, wird es in einem gesetzestreuen Leben noch vermehren. Ihr seid nun aufgefordert, mit Wohlwollen und Aufmerksamkeit zu lesen. Doch mögt ihr Nachsicht üben, wenn wir vielleicht einige der schwer zu übersetzenden Ausdrücke unbefriedigend wiedergegeben haben. Es ist ja nicht gleich, ob man etwas in der hebräischen Grundsprache liest oder ob es in eine andere Sprache übertragen wird. Nicht nur dieses Buch, sondern auch das Gesetz, die Propheten und die übrigen Schriften weisen keinen geringen Unterschied auf, wenn man sie in der Grundsprache liest. [1//7] Ich kam im achtunddreißigsten Jahr des Königs Euergetes nach Ägypten und hielt mich dort eine Zeit lang auf. Da ich dort eine ähnlich hohe Bildung vorfand, habe ich es für notwendig gehalten, auch selbst Fleiß und Mühe aufzuwenden, um dieses Buch zu übersetzen. Inzwischen habe ich mit rastlosem Eifer und mit Sachkenntnis das Werk abgeschlossen, um es für jene herauszugeben, die sich auch in der Fremde weiterbilden wollen und sich vorgenommen haben, nach dem Gesetz zu leben. Sir 1:2 [1] Alle Weisheit stammt vom Herrn /und ewig ist sie bei ihm. Sir 1:3 Die Höhe des Himmels, die Breite der Erde /und die Tiefe des Meeres, wer hat sie gemessen?