bibel/Einheitsübersetztung_html/ot/Hld_1.html

43 lines
9.2 KiB
HTML
Raw Normal View History

<html><head>
<meta http-equiv="Content-Type" content="text/html;charset=utf-8" />
<title>Hld 1 &ndash; Das Hohelied &ndash; Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift (1980) [Quadro-Bibel 5.0]</title>
<script type="text/javascript" src="../metadata.js"></script>
<script type="text/javascript" src="../script.js"></script>
<style type="text/css">div.v { display:inline; } /*changed dynamically*/</style>
<link rel="stylesheet" type="text/css" href="../style.css">
</head>
<body onload="showNavbar('Hld', 1);">
<div id="navbar"><a href="../index.html">Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift (1980) [Quadro-Bibel 5.0]</a> &ndash; <b>Das Hohelied</b> &ndash; <b>1</b> <a href="Hld_2.html">2</a> <a href="Hld_3.html">3</a> ... <a href="Hld_8.html">8</a> </div><hr>
<h1>Hld 1</h1>
<!-- PARSED BELOW; EDITING MAY BREAK PARSER -->
<div class="biblehtmlcontent prolog">
Das Hohelied, wörtlich übersetzt »Das Lied der Lieder«, d. h. »Das schönste Lied«, besingt in einer Folge von Gedichten die Liebe von Mann und Frau, die sich verbinden, sich verlieren, sich suchen und finden. Ähnlich wie das Buch der Sprichwörter und Kohelet gehört es zur Weisheitsliteratur und wird nach der Überlieferung König Salomo zugeschrieben. In der jüdischen Liturgie wurde es die Festrolle für das Paschafest (vgl. die Einleitung zu Rut). Als im 1. Jahrhundert n. Chr. in jüdischen Kreisen Zweifel an seiner kanonischen Geltung erhoben wurden, löste man sie durch die Berufung auf die Tradition. Die Kirche hat das Hohelied immer als Teil der Heiligen Schrift betrachtet.<span class="br-p"><br><br></span>Bei keinem alttestamentlichen Buch klaffen die Auslegungen so weit auseinander wie hier. Neben der neuen Meinung, das Hohelied entstamme dem Kult der Fruchtbarkeitsgöttin Astarte und übertrage den im Alten Orient weit verbreiteten Ritus der heiligen Hochzeit auf die Jahwe-Verehrung, nimmt die Auffassung zu, es handle sich bei diesem Buch um eine realistische Darstellung und Verherrlichung der ehelichen Liebe (vgl. die Aussage von Gen 2,24). Der »Sitz im Leben« wäre dann eine israelitische Hochzeitsfeier. Dafür sprechen die sogenannten Beschreibungslieder (4,1-7; 5,10-16; 7,2-10), die die Schönheit von Braut und Bräutigam preisen.<span class="br-p"><br><br></span>Älter ist jedoch die allegorische Auslegung: Die Liebe Gottes zu seinem Volk wird dargestellt unter dem Bild der Liebe zwischen Eheleuten (vgl. Hos 1 - 3). Von den christlichen Schriftstellern wurde später das Hohelied auf die Verbindung Christi mit der Kirche oder auf die mystische Einheit der Seele mit Gott ausgedeutet.<span class="br-p"><br><br></span>Der Verfasser des Hohelieds verfügt über ursprüngliche dichterische Kraft und ist ein guter Kenner der Heiligen Schrift. Vielleicht ist die Form seiner Lieder von Ägypten her beeinflusst. Ähnlich wie in den ägyptischen Liebesliedern ist kein Aufbauplan festzustellen. Wegen sprachlicher Eigentümlichkeiten (Aramaismen, ein persisches Wort in 4,13, ein griechisches Wort in 3,9) ist wohl an nachexilische Abfassungszeit in Palästina zu denken. Mit Blick auf die biblische Theologie ist neben der Deutung auf die gottgewollte eheliche Gemeinschaft die Auslegung auf die Verbindung Christus und Kirche durchaus zu rechtfertigen. Dafür spricht vor allem das Gewicht der Tradition.<span class="br-p"><br><br></span>
</div>
<div class="biblehtmlcontent verses" id="verses">
<div class="v" id="v1"><span class="vn">1</span> Das Hohelied Salomos.<span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v2"><span class="vn">2</span> Mit Küssen seines Mundes bedecke er mich. /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>Süßer als Wein ist deine Liebe. <sup class="fnm"><a name="fnm1" href="#fn1">1</a></sup><span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v3"><span class="vn">3</span> Köstlich ist der Duft deiner Salben, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>dein Name hingegossenes Salböl; /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>darum lieben dich die Mädchen.<span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v4"><span class="vn">4</span> Zieh mich her hinter dir! Lass uns eilen! /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>Der König führt mich in seine Gemächer. Jauchzen lasst uns, deiner uns freuen, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>deine Liebe höher rühmen als Wein. /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>Dich liebt man zu Recht. <sup class="fnm"><a name="fnm2" href="#fn2">2</a></sup><span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v5"><span class="vn">5</span> Braun bin ich, doch schön, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>ihr Töchter Jerusalems, wie die Zelte von Kedar, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>wie Salomos Decken. <sup class="fnm"><a name="fnm3" href="#fn3">3</a></sup><span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v6"><span class="vn">6</span> Schaut mich nicht so an, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>weil ich gebräunt bin. /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>Die Sonne hat mich verbrannt. Meiner Mutter Söhne waren mir böse, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>ließen mich Weinberge hüten; /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>den eigenen Weinberg konnte ich nicht hüten.<span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v7"><span class="vn">7</span> Du, den meine Seele liebt, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>sag mir: Wo weidest du die Herde? /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>Wo lagerst du am Mittag? Wozu soll ich erst umherirren /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>bei den Herden deiner Gefährten? <sup class="fnm"><a name="fnm4" href="#fn4">4</a></sup><span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v8"><span class="vn">8</span> Wenn du das nicht weißt, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>du schönste der Frauen, dann folge den Spuren der Schafe, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>dann weide deine Zicklein /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>dort, wo die Hirten lagern.<span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v9"><span class="vn">9</span> Mit der Stute an Pharaos Wagen /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>vergleiche ich dich, meine Freundin.<span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v10"><span class="vn">10</span> Schön sind deine Wangen zwischen den Kettchen, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>dein Hals in der Perlenschnur.<span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v11"><span class="vn">11</span> Machen wir dir noch goldene Kettchen, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>kleine Silberkugeln daran.<span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v12"><span class="vn">12</span> Solange der König an der Tafel liegt, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>gibt meine Narde ihren Duft. <sup class="fnm"><a name="fnm5" href="#fn5">5</a></sup><span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v13"><span class="vn">13</span> Mein Geliebter ruht wie ein Beutel mit Myrrhe /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>an meiner Brust.<span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v14"><span class="vn">14</span> Eine Hennablüte ist mein Geliebter mir /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>aus den Weinbergen von En-Gedi.<span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v15"><span class="vn">15</span> Schön bist du, meine Freundin, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>ja, du bist schön. /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>Zwei Tauben sind deine Augen.<span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v16"><span class="vn">16</span> Schön bist du, mein Geliebter, verlockend. /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>Frisches Grün ist unser Lager,<span class="br-p"><br><br></span></div>
<div class="v" id="v17"><span class="vn">17</span> Zedern sind die Balken unseres Hauses, /<span class="br-ind"><br><span class="indent">&nbsp;</span></span>Zypressen die Wände.<span class="br-p"><br><br></span></div>
</div>
<div class="biblehtmlcontent footnotes">
<div class="fn"><sup class="fnt"><a name="fn1" href="#fnm1">1</a></sup> ℘ 4,10</div>
<div class="fn"><sup class="fnt"><a name="fn2" href="#fnm2">2</a></sup> ℘ 4,10</div>
<div class="fn"><sup class="fnt"><a name="fn3" href="#fnm3">3</a></sup> 5d: wie Salomos Decken, andere Lesart: wie die Decken von Schalma (nordarabischer Beduinenstamm).</div>
<div class="fn"><sup class="fnt"><a name="fn4" href="#fnm4">4</a></sup> 7d: umherirren: Text korr.; H: wie eine verhüllte Frau.</div>
<div class="fn"><sup class="fnt"><a name="fn5" href="#fnm5">5</a></sup> ℘ 1,3</div>
</div>
<!-- PARSED ABOVE; EDITING MAY BREAK PARSER -->
</body></html>